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In den 1980er Jahren startete DC mit den Teen Titans eine sehr erfolgreiche Comicreihe für junge Leser. Die Sidekicks der Justice League vereinigten sich zu einem starken, dynamischen und jungen Team. Nun sind die Titans zurück … aber es ist alles anders.

Für mich waren dieTeen Titans, auch die „jungen Giganten“ genannt, in den 1980er Jahren eine der Einstiegsdrogen in die Comicleidenschaft. Die Geschichten um Robin und sein Team aus ungewöhnlichen Helden wie Cyborg, Starfire, Changeling und Raven vermochten mich damals sehr zu fesseln. Nun sind die Titans zurück, aber sie sind nicht mehr das Team von früher. Vieles ist anders, und doch …

Handlung

Steht Dan Abnett als verantwortlicher Autor auf einem Comic-Cover, kann der Leser sich in aller Regel auf eine packende Storyline freuen. Abnett, der für Titel wie Guardians of the Galaxy genauso verantwortlich ist wie für eine ganze Reihe von Warhammer-Publikationen, garantiert fast immer spannende Unterhaltung mit ungewöhnlichen Wendungen. So natürlich auch in Titans Hunt.

Dick Grayson, früher Robin und Nightwing, heute Agent 37, und Roy Harper, auch bekannt als Speedy und Arsenal, werden in eine Reihe verwirrender Ereignisse verwickelt, in denen sie ihre Kräfte mit ungewöhnlichen Metawesen messen müssen. Unter ihnen finden sich illustre Gestalten wie ein Atlanter, ein Höhlenmensch, eine Amazone, und andere eigenartige Wesen. Nach und nach zeigt sich, dass sie alle etwas mit Grayson und Harper verbindet. Eine gemeinsame Vergangenheit, umwittert von Geheimnis und Verhängnis, scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Aber wie ist das möglich? Und was hat der unheimliche Mister Twister damit zu tun? Es ist eine Story voller Geheimnisse und interessanter Wendungen, die den Leser erwartet. Dabei zeigt sich erzählerisch leider auch eine kleine Schwäche, denn wie allzu oft bei neuen Team-Ups werden die Protagonisten erst einmal gegeneinander gehetzt, damit der Leser ihre Kräfte vergleichen kann. Obwohl dieser Aspekt sicherlich auf den ersten Blick etwas abgedroschen erscheint, gelingt es Abnett dennoch, so viel Würze und Eigenständigkeit in die Erzählweise zu bringen, dass das Lesevergnügen nicht ernsthaft getrübt wird.

Der Band ist lesbar für völlige Neueinsteiger, aber nur eingefleischte DC-Fans werden mit diesem nostalgischen Gefühl die Seiten des Comics wenden können, das mich selbst beim Lesen beschlich. Vieles wirkt seltsam vertraut, anderes völlig verändert und fremd. Und es gibt ein Wiedersehen mit einigen unerwarteten alten Bekannten.  

Charaktere

Da es sich bei diesem Band um ein klassisches Team-Up handelt, wird den Charakteren natürlich viel Raum gelassen. So lernt man die einzelnen Helden des neuen Teams kennen, ohne dass bereits zu viel über ihre Hintergründe und Motivationen verraten wird. Die neuen Titans setzen sich zusammen aus Dick Grayson und Roy Harper, also Robin/Nightwing und Speedy/Arsenal, die durch ihre Beliebtheit den Aufhänger des Comics bilden. Hinzu kommen die Amazone Donna Troy und Aqualad, der übellaunige Atlanter, sowie Hawk und Dove, die Altlesern der DC-Reihen durchaus ein Begriff sein dürften. Lilith, ein telepathisches Orakel, und der Steinzeitjäger Caveboy bilden den Abschluss; zumindest fürs Erste. Die Charaktere wirken konturiert und ausdrucksstark, ohne aufdringlich zu sein. Für mich war es ein kleines Schmankerl, Dick Grayson wieder in allen drei seiner berühmten Kostüme zu sehen, also als Robin, Agent 37, und natürlich Nightwing.

Zeichenstil

Ähnlich wie die Charaktere und die Story hat sich auch der Zeichenstil der Titans seit den Anfängen deutlich emanzipiert. Der Leser findet hier hohe Zeichenqualität mit klassischer Superhelden-Optik, klar und naturalistisch. Dabei sind Kostüme und Szenerien im Allgemeinen düsterer, als früher bei den Teen Titans üblich, und erwachsener. Ein klein wenig verärgert dürfte aber sein, wer auf das optisch tolle, inhaltlich aber irreführende Cover hereingefallen ist, und seine klassischen Titans von früher erwartet. Die werden nämlich in diesem Band definitiv nicht geboten.

Erscheinungsbild

Panini kann Comics, soviel ist klar. Titans Hunt ist optisch wie haptisch einwandfrei, in einem schönen, griffigen Softcover mit glänzendem Papier, das nicht abfärbt, und auch bei Illustrationen mit starkem Schwarz-Anteil nicht direkt mit Fingerabdrücken bedeckt  ist. Es erwarten den Leser etwa 190 Seiten anständige Comic-Action zu einem fairen Preis von 19,90 EUR.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics / DC Comics
  • Autor(en): Dan Abnett
  • Zeichner(in): Geraldo Borges / Paulo Siqueira
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 190
  • Preis: 19,99 EUR
  • BezugsquelleAmazon

 

Fazit

Die Teen Titans sind erwachsen geworden. Den Leser erwartet ein atmosphärisch dichter Comicband, der die Miniserie um die Neugruppierung der Titans in sich vereint. Dabei erzählt Dan Abnett eine spannende Geschichte voller Geheimnisse und Rätsel, die Dick Grayson und Roy Harper zunächst mit einer Schar seltsamer Metawesen konfrontiert. Doch dahinter zeichnen sich düsterere Schatten ab, denn der sinistere Mr. Twister scheint die Fäden zu ziehen. Titans Hunt belebt das DC-Universum und sorgt für die Wiederauferstehung eines großartigen Superheldenteams. Doch viele Dinge sind anders, als gerade Altleser sie vielleicht gewohnt sind.

Wer also Mut hat, sich auf etwas Neues einzulassen, und dabei gleichzeitig Geistern der Vergangenheit zu begegnen, wird von diesem soliden 190-Seiten-Band nicht enttäuscht werden. Und als besonderes Schmankerl erwartet den Leser Dick Grayson sowohl als Robin, als auch als Nightwing und Agent 37. Der Band ist stimmig illustriert. Da ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis völlig in Ordnung.

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

2 Kommentare

  1. Schöner Artikel.
    Die Titans waren auch für mich immer schon ziemlich spannend. Als Teenager konnte man sich hervorragend mit ihnen identifizieren.
    Was mich später allerdings etwas gestört hat, war die extreme übersexualisierung mancher Charaktere. Starfire … *hust*
    Das hat sich zwar mittlerweile gegeben, aber irgendwie fehlt mir bei all der Wiedesehensfreude nun die Originaität. Irgendwie hat man all die „neuen“ Helden schon gesehen, nur halt etwas anders. Wirklich neue Heldenkonzepte sind allerdings auch schwer zu finden. Es wurde halt alles schon mal irgendwie gemacht. Und wenn ich mich als Mitt-Zwanziger immernoch „Aqualad“ nennen müsste, währe ich auch nicht gut gelaunt. ?

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