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Doctor Strange hat vor einigen Monaten durch seinen Kinofilm einen Bekanntheitsgrad erreicht, der ihm bislang fehlte. Ein guter Moment also, mit einer neuen Comicreihe diese Bekanntheit auch in schriftlicher Form zu nutzen. Ist die Geschichte ohne Vorkenntnisse verständlich? Taugt sie überhaupt etwas?

Schon in den 1960er und 70er Jahren gelangte Doctor Stephen Strange in den Comics von Marvel zu großer Bekanntheit. Seine Abenteuer spielten in einer farbenfrohen, teils psychedelischen Welt und wurden schnell Teil der Jugendkultur jener Zeit. Doch danach war es lange relativ ruhig um den Meistermagier des Marvel-Universums.

Er spielte ab und zu noch eine wichtige Rolle, hatte aber seit 1996 keine eigene laufende Serie mehr. Aber all das änderte sich in den USA bereits 2015. Vermutlich in Erwartung einer größeren Nachfrage nach dem Kinofilm Doctor Strange im Jahr 2016, wurde dem Zauberer wieder eine neue Reihe spendiert. Von dieser sind nun die ersten fünf Ausgaben als deutscher Sammelband erschienen.

Handlung

Der Sammelband beginnt mit einer einzigen Seite, auf der kurz die Geschichte von Doctor Strange angerissen wird. Danach stürzt uns die Geschichte direkt in die Action. In einer Welt mit riesigen Teddybären kämpft der Doctor gegen einen nicht näher bezeichneten Feind, wirkt einen Zauber, der Teile der Gegner in Blüten verwandelt. Erschlägt mit einem magischen Schwert einen seelenfressenden Unhold. Und knutscht dann mit der Königin, die hinter dem Angriff steckt. Oder, wie er selbst es nennt: ein ganz normaler Dienstag.

Nachdem diese Episode vorüber ist, schlendert der Leser gemeinsam mit Doctor Strange durch New York und erlebt es aus dem Blickwinkel eines Magiers. Überall wimmelt es nur so vor Parasiten, Ungeziefer und Geistern, die jedoch alle gar nicht weiter schlimm und für normale Menschen auch noch komplett unsichtbar sind.

Diese kurzen Szenen dienen als Einführung in die wirklich seltsame Welt, in der sich Doctor Strange bewegt, und in der vieles nicht so ist, wie es den Anschein hat. Und sie funktioniert in dieser Hinsicht sehr gut. Selbst Leser, die wenig oder keine Ahnung von der magischen Seite des Marvel-Universums haben, gewinnen so schnell einen Einblick in das, was sie zu erwarten haben.

Danach geht es langsam mit der eigentlichen Geschichte los. Diese nimmt ihren Lauf, als die junge Bibliothekarin Zelma Stanton Hilfe bei Doctor Strange sucht, da sie ein Geschwür auf dem Kopf hat, das mehr als nur ein bloßes Geschwür ist. Natürlich kann der Doctor ihr helfen und gewinnt sie sogar als neue Bibliothekarin für seine eigene, reichlich unordentliche, Bibliothek. Aber er gelangt hierdurch auch auf die Spur von etwas viel Größerem. Etwas, das droht, die Magie selbst anzugreifen. Die Empirikul.

Die Geschichte ist insgesamt ziemlich losgelöst von allem anderen, was in der Welt von Marvel geschieht. Es kommen so gut wie keine anderen Figuren vor, die erklärt werden müssten, und auch die Geschichte selbst erfordert keine größeren Hintergrundkenntnisse. Und auch Spannung und Humor sind reichlich vorhanden. Perfekt also als Start für neue Leser.

Charaktere

Neben dem Protagonisten selbst sind lediglich dessen Diener Wong und seine neue Helferin Zelma Stanton als Figuren wichtig für die Geschichte. Wong wird hierbei, genau wie Strange selbst, mit kurzen und klaren Worten erklärt, und so auch für neue Leser schnell verständlich. Zelma Stanton, die erst im Laufe der Geschichte mit der Welt er Magie in Berührung kommt, ist ein neuer Charakter und wird in diesem Band erst eingeführt. Was sich aus ihr entwickeln wird, muss die Zeit zeigen. Aber aktuell ist sie gut geeignet, um als Neuling zu erfordern, dass Dinge erklärt werden, die auch neue Leser erklärt haben wollen.

Im späteren Verlauf der Geschichte kommen ein paar neue Figuren in die Handlung, und diese werden überhaupt nicht eingeführt. Dr. Voodoo ist dem geneigten Comicleser vielleicht noch ein Begriff, war er doch selbst einst oberster Zauberer der Erde. Aber Mahatma Doom, Professor Xu und El Medico Mistico? Hier wären vielleicht etwas mehr Hintergrundinformationen, und wenn auch nur als Zusammenfassung auf einer Seite, wünschenswert gewesen.

Die Empirikul als Gegner werden in diesem Band das erste Mal eingeführt. Entsprechend mysteriös sind sie zu diesem Zeitpunkt noch. Ihre Agenda ist schnell klar – die Vernichtung aller Magie. Aber warum? Diese Frage bleibt in diesem Band noch komplett offen.

Zeichenstil

Der Zeichenstil von Chris Bachalo ist bunt, dynamisch und verwirrend. Viele Panels sind erst beim zweiten Anblick komplett verständlich. Aber das ist bei der Geschichte nur angemessen und sicherlich Absicht. Die Welt der Magie ist eben verwirrend und nicht sofort offensichtlich.

Erscheinungsbild

Die 128 Seiten sind vollfarbig gestaltet, die Farben strahlen, und die Schrift ist stets gut lesbar. Zum Papier kann ich nichts sagen, da ich die digitale Version gelesen habe.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Jason Aaron
  • Zeichner(in): Chris Bachalo, Kevin Nowlan
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover / Sammelband
  • Seitenanzahl: 128
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Keiner

Fazit

Doctor Strange Volume 1 ist ein gelungener Auftakt zu einer neuen Reihe über den obersten Zauberer der Erde. Da es seit 20 Jahren keine solche mehr gab, kann man davon ausgehen, dass die Reihe viele relative Neulinge unter den Lesern haben wird. Dessen sind sich die Macher offenbar bewusst, und entsprechend gut ist die Zugänglichkeit auch für neue Leser. Die wichtigsten Figuren werden effektiv eingeführt, neue Figuren sorgen dafür, dass an sich bekannte Dinge noch einmal erklärt werden müssen – den neuen Figuren und den Lesern gleichermaßen. Und ein komplett neuer Gegner sorgt dafür, dass auch an diesem Ende keine Vorkenntnisse erforderlich sind. Einzig ein paar Nebenfiguren bleiben etwas obskur, und hätten besser erklärt werden können und sollen.

Die Geschichte an sich ist spannend und sprüht nur so vor Skurrilitäten und Humor. Durchweg ein gelungener Band.

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

 

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