Geschätzte Lesezeit: 7 Minuten

Bereits zum dritten Mal fand die Oberhausener Comic und Manga Convention statt, eine von drei Veranstaltungen von BD-Events. Ganz im Kontrast zu Großevents wie den Comic Cons handelt es sich um weit kleinere, familiäre Veranstaltungen von Fans, ähnlich den klassischen Comicbörsen. Wir waren am Wochenende mal in Oberhausen zu Besuch.

Die insgesamt drei Events des Veranstalters in Oberhausen, Düsseldorf und Hamburg laufen alle unter dem Namen Comic und Manga Convention und stellen zum Teil inoffizielle Nachfolger von früheren Comicbörsen dar. Man sollte also auf gar keinen Fall eine Veranstaltung in Größe und Stil einer Comic Con in Dortmund, Stuttgart oder anderswo erwarten. Das wäre in etwa so, als würde man regionale Rollenspielcons wie Morpheus oder Padercon mit Großveranstaltungen wie der SPIEL oder der RPC vergleichen.

Stattdessen handelt es sich um lokale bis regionale Veranstaltungen, deren Fokus weniger auf Programm, Stars und Eventkultur liegt als auf lokalem Treffen, Zugänglichkeit für die ganze Familie und einer gemütlichen Atmosphäre. Zudem war der Eintritt mit nur 5 EUR nicht sonderlich hoch, so dass dieser für niemanden ein Hindernis darstellen sollte. Kinder durften die Convention außerdem kostenfrei besuchen. Nach Einladung ging es dann am 25. Februar in das Freizeithaus des Revierparks Vonderorts zur dritten Ausgabe des Oberhausener Ablegers, von dem zuvor noch niemand bei uns etwas gehört hatte.

Location

Das Freizeithaus ist vom Oberhausener Hauptbahnhof bequem zu erreichen. Es sind lediglich zehn Minuten Fahrt mit einem Bus, und an der Haltestelle steht man dann auch schon direkt davor. Dank des umliegenden Revierparks gab es auch ausreichend Parkplätze. Im Inneren fand sich dann ein relativ großer Vorraum, wo man sich anmelden beziehungsweise den Eintritt zahlen konnte und auch Platz zum Sitzen und Ausruhen war. In der Halle selbst war es dagegen ziemlich voll und warm. Hier merkte man leider, dass das Freizeithaus an seine Grenzen kommt, und gerade in der Mittagszeit war es doch unangenehm voll.

Es ist voll in den Gängen
Es ist voll in den Gängen

Im hinteren Bereich des Hauses gab es zudem ein Restaurant. Davon abgesehen gab es keine Optionen an etwas zu essen oder trinken zu gelangen, sofern man den Verkaufsstand mit japanischem Süßkram nicht mitzählt. Hier schlug – wie mittlerweile auf sehr vielen Veranstaltungen – die Hauspolitik ein, die ein eigenes Verpflegungsangebot untersagte.

Angebot

Durch die eingeschränkte Größe konnte das Angebot – je nach Perspektive – als enttäuschend wahrgenommen werden. Knapp die Hälfte der Halle wurde durch verschiedene Zeichner, Illustratoren und sonstige Künstler belegt, so dass es für Besucher, die am Independent-Bereich kein Interesse hatten, wenig spannendes vorzufinden gab, abgesehen von ein paar Verkaufsstände mit älteren Comics, Sammlersachen oder Merchandise vielleicht. So gab es leider einzelne Besucher, die die Veranstaltung nach wenigen Minuten frustriert wieder verließen.

Entspannte Stimmung in der großen Künstlermeile.
Entspannte Stimmung in der großen Künstlermeile.

Auf der Gegenseite konnte man dagegen sehr zufrieden sein: Nicht Verkauf dominierte, sondern die kreative Szene. Rund 50 Künstler fanden sich – eine stolze Menge, und eine wirklich gute Mischung. Wie zu erwarten, gab es viele Zeichner aus dem Manga-/Anime-Bereich, aber ebenso auch aus allen anderen Bereichen der Comic-Kultur bis hin zu Cartoons und Kinderbuchillustrationen. So konnte man sich nicht nur einiges ansehen, sondern auch viele Künstler kennenlernen und Gespräche führen, die auf Großveranstaltungen von der Hektik her einfach nicht möglich wären. Neben Illustrationen, Prints und Eigenveröffentlichungen gab es natürlich auch fast überall die Möglichkeit, sich für wenig Geld Zeichnungen anfertigen zu lassen. Zu entdecken gab es aber nicht nur Independent-Zeichner, sondern auch Profis, die inzwischen bei Verlagen veröffentlichen wie die Herausgeber des Magazins U-Comix oder den Romanautoren Joachim Sohn. Da hat der für diesen Bereich zuständige COMICZEICHNER äußerst gute Arbeit geleistet.

Künstler bei der Arbeit. Ohne völlige Manga-Dominanz.
Künstler bei der Arbeit. Ohne völlige Manga-Dominanz.

Wie gesagt, es kommt ganz auf die Perspektive an: In der bunten Mischung sollte eigentlich tatsächlich jeder etwas für seinen Geschmack finden können, sofern man nicht nur daran interessiert war, unzählige Verkaufsstände nach Raritäten und Schnäppchen zu durchsuchen, obwohl es hierfür natürlich auch den einen oder anderen Stand gab. Ein besonderes Highlight war die Anwesenheit von Philipp Dörr, der seine Werke und seine Künstleragentur mit einem Stand präsentierte. Hierbei handelt es sich längst nicht mehr um einen Independent-Zeichner, sondern einen hauptberuflichen, der unter anderem für Marvel, DC und vor allem Star Wars aktiv und weltweit vernetzt ist. Zu sehen gab es originale Variant-Cover und signierte Zeichnungen und Hefte, die sich auch erwerben ließen.

Cosplay

Von keiner Comic- und/oder Manga-Con mehr weg zu denken: Cosplay. Durch den Revierpark, mit Wald und See, boten sich natürlich potenziell tolle Locations an, womit die Veranstaltung auch etwas warb. In der Praxis war es allerdings nicht ganz so einfach. Für gute Hintergründe musste man auf der anderen Straßenseite in den Wald, oder hinter dem Veranstaltungshaus in den Park hinunter, was mitunter bedeutete junge Frauen davon überzeugen zu müssen mit ihnen von der Con weg und in den fast menschenleeren, weitläufigen Park/Wald zu gehen, wovon sonst aus gutem Grund eigentlich abzuraten ist.

Der Revierpark ist hübsch, aber auch nicht sehr gut besucht.
Der Revierpark ist hübsch, aber auch nicht sehr gut besucht.
m Vorraum auf der Treppe: Sephira als Annie aus League of Legends und ihre Schwester Yashinura als Rem aus Re:Zero.
Im Vorraum auf der Treppe: Sephira als Annie aus League of Legends und ihre Schwester Yashinura als Rem aus Re:Zero.

Hier wäre es für künftige Veranstaltungen vielleicht besser eine größere Zusammenkunft von Cosplayern und Fotografen zu organisieren, um in größeren Gruppen in den Park zu gehen. Davon abgesehen war es in der Haupthalle meist sehr voll und verhältnismäßig beengt. Für Bilder musste man also eigentlich draußen sein beziehungsweise im Vorraum. Dort gab es jedoch kein Programm oder Aussteller, so dass man dort zwar in Ruhe ausruhen und sich unterhalten konnte, aber den Großteil der Leute doch in der Halle fand. Dort Leute anzusprechen, die gerade Stände anschauen oder bummeln, und sie dort ganz raus zu holen, erscheint mir auch eher suboptimal. Womit wir ebenfalls wieder bei der vorherigen Idee wären.

Insgesamt war der Cosplay-Anteil niedriger als auf anderen Cons, was allerdings die anwesenden CosplayerInnen umso auffälliger machte. Da es keine Programmpunkte gab, war es auch wesentlich entspannter Bilder zu machen oder Kontakte zu knüpfen, da einfach mehr Zeit und Ruhe hierfür gegeben war.

Nekuma | Aponevee 

Fazit

Am Ende des kurzen Tages bin ich durchaus glücklich mit dem Erlebten. Zwar habe ich bei weitem nicht so viele Cosplay-Bilder gemacht, wie ich ursprünglich wollte, habe dafür aber einige sehr gute und interessante Gespräche mit tollen Leuten geführt. Die Convention ist zwar klein gewesen, so dass mein erster Eindruck etwas enttäuschend war, wenn man sich aber auf das Kennenlernen, gemütliche Unterhaltungen und familiäre Stimmung eingelassen hat, war es dann doch eine schöne Veranstaltung, auch wenn es noch Verbesserungspotenzial gibt. Ich hätte mir durchaus etwas mehr Aussteller gewünscht, genauso wie Workshops oder andere Programmpunkte, denn derartiges gab es leider gar nicht. Schade!

Andererseits war die Veranstaltung so schon „voll“, mehr Platz wäre, außer (eingeschränkt) im Vorraum vielleicht, gar nicht vorhanden gewesen. Ebenso würden mehr Besucher bei steigender Bekanntheit und besserer Werbung auch nur in geringem Maße passen. Zuweilen war es doch ziemlich voll und wirklich „leer“ war es gefühlt bis kurz vor dem Ende auch nie. Hier ist das Event leider sehr deutlich durch den Veranstaltungsort beschränkt und schon recht nah an seinen Grenzen angelangt. Besser sieht es da für die nächste Con des Veranstalters aus: Diese findet am 2. April in Düsseldorf statt, mit mehr Platz, einzelnen Workshops und einem Cosplay-Wettbewerb.

Außer Entspannung auch im Vorraum: Tanzbegeisterte Cosplayerinnen.
Außer Entspannung auch im Vorraum: Tanzbegeisterte Cosplayerinnen.

Fotografien: Michael Fuchs

 

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein