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Stop-Motion jenseits von Shaun das Schaf ist eher selten, steigt aber immer mal wieder in der Beliebtheit der Zuschauer. Der letzte Fall in der Phantastik war unter anderem The Boxtrolls. Nun schickt sich das gleiche Studio mit einer fernöstlichen Mär an, die Herzen der Zuschauer zu erobern.

Mutmaßlich zuerst ein Underdog, belehrten die begeisterten Kritiken aus der Szene die hadernden Kinogänger eines Besseren. Kubo – Der tapfere Samurai (engl. Kubo and the two strings) ist ein wundervoller Familienfilm (mit bitte nicht zu jungen kindlichen Zuschauern!), der fernöstliche Mystik und Mythologie mit lehrsamen Episoden in ein spannendes Kleid hüllt.

Das Studio Laika aus Portland, Oregon, hat in diesem Animationsgenre tiefgehende Erfahrung, haben sie doch auch Coraline, ParaNorman, Boxtrolls und nun Kubo produziert. Dass sie dabei von den Vorgängern gelernt haben, lässt einen der Film an vielen Stellen spüren.

Story

Der jugendliche Kubo lebt mit seiner apathischen Mutter in einer Höhle inmitten einer japanisch-mittelalterlich anmutenden Welt. Erst bei Nacht erwacht die Mutter aus ihrer Lethargie und erzählt ihrem Sohn spannende Geschichten von einem tapferen Samurai, der gegen den bösen Mondkönig kämpft.

Diese Geschichten spornen den Jungen immer wieder an, und er erzählt diese spannenden Erlebnisse im nahe gelegenen Dorf. Mit den Dankesgaben sorgt er für Nahrung für die kleine Familie. Bei diesen Erzählungen offenbart sich die wahre Macht von Kubo, kann er doch durch das Spiel einer Shamisen Papier in Origami-artig anmutenden Faltereien zum Leben erwecken. Diese Magie hat er von seiner Mutter geerbt.

Er achtet darauf, immer zum Einbruch der Dunkelheit wieder in der Höhle zu sein – mutmaßt man zuerst, dass es ihm um seine Mutter geht, schleicht sich eine böse Wahrheit in die Geschichte. Etwas jagt den Jungen, hat ihm sogar als Kleinkind ein Auge geraubt. Etwas, dass nur in der Nacht existieren kann. So fügt sich leicht ein Stein in den anderen, und bald ist klar, dass dieser Samurai aus der Geschichte Kubos Vater ist, und der Mondkönig sein böser Großvater.

Als die durchaus unheimlich-finsteren Schwestern der Mutter dann doch kommen, da Kubo entgegen besseren Wissens in der Dunkelheit draußen bleibt, eskaliert die Situation schnell. Seine Mutter stirbt, und er ist alleine.

Doch gibt es dort diesen kleinen Holzaffen, den Kubo immer als Talisman bei sich trägt – als er aus der Ohnmacht nach der Flucht erwacht, hockt eine weiße Affendame neben ihm und umsorgt ihn. Die Mutter hat mittels ihrer Magie den Talisman zum Leben erweckt, so scheint es zumindest zuerst. Kubo lernt, dass die ganze Geschichte wahr ist.

Um den Mondkönig zu stoppen, begeben sie sich auf die Suche nach einer mystischen Rüstung, bestehend aus Schwert, Brustplatte und Helm. Zur weißen Affendame gesellt sich bald ein roter kleiner Origami-Samurai und ein humanoider Samurai, der jedoch mit dem Leib eines Käfers verflucht wurde.

Die folgende Reise ist spannend und gut inszeniert. Typische Martial-Arts-Wu-Xia-Action wird mit guter Animation gekoppelt an lehrreiche Episoden, die das Herz erwärmen und schmunzeln lassen. Die unausweichliche Konfrontation mit dem Mondkönig am Ende des Filmes führt zu einer unerwarteten Lösung, die jedoch sehr gut ins Gesamtgefüge passt.

Der Film wirkt von vorn bis hinten durchdacht, nur selten hatten wir den Eindruck, dass etwas fehlen würde.

Darsteller

Stop-Motion als Animationsmittel ist abseits von Kurzfilmen immer noch ein selten begangener Pfad. Wie gut also kann die Darstellung von Emotionen und Körpersprache in so einem Medium gelingen? Im Fall von Kubo – Der tapfere Samurai durchaus gut. Minenspiel wie Freude und Angst mögen noch plakativ und leicht zu formen sein, aber hier erweitert sich das Repertoire auf Sorge, Liebe, Entschlossenheit. Und es wird sogar noch auf verschiedene Gesichter gebracht, von dem Gesicht von Kubo, über seine apathische Mutter, bis zur Affendame, und selbst der rote Papiersamurai hat eine klar lesbare Mimik.

Die Synchronsprecher haben besonders in diesem Bereich, wo durch Stimme mehr erreicht und transportiert werden kann als bei Realfilmen, durchweg gute Leistung gebracht

Inszenierung

Asiatische Märchen im westlichen Kino zu erzählen, birgt immer die Gefahr der vollkommenen klischeehaften Überzeichnung. Das ist sicherlich hier auch der Fall, aber dennoch werden die Grenzen zur absoluten Übertreibung – immer im Kontext der Realität des Filmes – nie übertreten.

Dennoch ist viel „Buntes“, was hier absolut positiv gemeint ist, im Film angesiedelt. Ein riesiges Skelett mit feurigen Augen, handfeste Martial-Arts-Action auf sturmumtoster See auf einem Segelschiff aus Laub (!), cthulhoide Monster und zuletzt etwas, was mehr an einen Drachen oder eine fliegende gepanzerte Raupe – manchmal gar sogar an einen Leviathan der Chitauri aus Avengers I – erinnert. Hier sind auch die Szenen zu finden, die nicht für ganz junge Kinder geeignet sind. Rotglimmende Augen, riesige klaffende Mäuler und böse Hexen mit weißen kalten Masken sollten bewirken, dass die Kinder ein gewisses Mindestalter mitbringen.

Die Kampfszenen sind rasant geschnitten, die ruhigen Momente eindringlich und von der Farbgebung her einprägsam.

 

Erzählstil

Lediglich zu Anfang wird in einer kurzen Szene erzählt, wie Kubo als Baby mit seiner Mutter in die Höhle am Meer kam. Danach begleitet die Erzählung einige Jahre später die Hauptrollen auf Schritt und Tritt, weicht nie ab und erzählt nie parallele Stränge. Dabei kommt es sogar zu leisen Hommagen an die unvergessenen Filme von Studio Ghibli.

Lediglich eingangs genannte Geschichte rund um den roten Samurai und den Mondkönig dient als parallele Erzählung der Vergangenheit, ist aber nicht störend ins Gesamtgefüge eingebettet.

Erscheinungsbild/Umfang

Uns lag eine Pressekopie vor, damit können wir nichts zu der Verkaufsform sagen.

Die harten Fakten:

  • Regie: Studio Laika
  • Darsteller: –
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch, Englisch, et al.
  • Format: BluRay
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (erscheint am 2. März 2017)

 

Fazit

Kubo – Der tapfere Samurai ist ein magischer Film für eine Familie mit nicht zu jungen Kindern. Er erzählt die Geschichte eines Jungen, der auf der Suche nach magischen Artefakten im alten Japan ist, um eine alte Blutrache ein für alle Mal zu beenden. Eine Affendame, ein Papiersamurai und ein Käfersamurai helfen ihm dabei.

Dabei geht es das eine oder andere Mal heiß her, und unheimliche Gegner versuchen, den Jungen zu stoppen. Auch vor Verlust und Blut schreckt der Film nicht zurück, und so kommt es zu drei Todesfällen. Aus diesen Gründen sollten die Kinder eher acht bis zehn Jahre alt sein. Die Freigabe „ab 6“ können wir so nicht mittragen.

Nichtsdestotrotz hat der Film eine zauberhafte, ihm innewohnende Magie und erzählt seine Geschichte stets im richtigen Tempo, nimmt Fahrt auf bei Actionszenen, nimmt sich Zeit bei zu Herzen gehenden Momenten.

Kubo ist der neue Stop-Motion-Film aus dem Haus Laika, und wir raten jedem Fan der Phantastik mit einem Herz für asiatische Geschichten, einen Blick auf dieses Kleinod zu werfen.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Universal Pictures
Dieses Produkt wurde als Pressekopie zur Verfügung gestellt.

 

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