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Unsere Romanredakteurin Marie hat sich auf den Weg zur Buchmesse in Leipzig gemacht. Sie konnte dort vor lauter Familien kaum die Bücher sehen und traf verschiedene Autoren. Von einem von diesen konnte sie eine besondere Einschätzung der zukünftigen Fantasyliteratur bekommen.

Die Buchmesse in Leipzig ist nach der Frankfurter Buchmesse das größte Buchbranchentreffen Deutschlands. Nach mehreren abschlägig beschiedenen Fragen, ob unsere Romanredakteurin Marie auch kommen würde, war es ihr dieses Jahr endlich möglich, die Messe zu besuchen.

In Frankfurt wurden im Oktober 2016 rund 277.000 Besucher gezählt, in Leipzig 2017 laut den Veranstaltern 208.000. Auf beiden Veranstaltungen sind Blogger als Pressevertreter zugelassen, und wir als Webmagazin natürlich auch.

Unterschiede zwischen den Messen

Es gibt eine Reihe von Unterschieden zwischen den beiden Messen, die sie beide auf ihre Art für Phantastikfreunde attraktiv machen. Der sofort auffälligste Unterschied ist das Publikum: In Leipzig ist die Messe die ganzen Tage auch für das nicht-fachliche Publikum geöffnet, das die Bücher nicht nur ansehen, sondern auch kaufen darf, während in Frankfurt bis auf das Wochenende Verleger, Agenten, Autoren und die Presse unter sich bleiben, und auch der Verkauf seit Jahren immer weiteren Einschränkungen unterliegt, und üblicherweise auf die letzten Öffnungsstunden am Sonntag beschränkt ist. Voll ist es jedoch immer auf beiden Messen.

Zur Messe pilgernde Massen
Zur Messe pilgernde Massen

Schon bei der Anreise zeichneten sich die Unterschiede zwischen den beiden Buchmessen ab: Bereits in der Bahn begegneten mir die ersten Buchmenschen, Buchenthusiasten und Cosplayer auf dem Weg zur Messe, zu denen sich spätestens am Bahnhof Leipzig Messe Schulklassen und Familien gesellten, um in großer Zahl zum Messegelände zu strömen. Dieser Eindruck hielt sich im Inneren der Hallen auch weiterhin, bis abends waren immer überall Cosplayer und gruppenweise Kinder in verschiedenstem Alter zu sehen.

Dazu wurde gekauft, was die Stände hergaben. Nur auf der Spiel in Essen sind die Tüten, mit denen Besucher die Hallen verlassen, größer. Dadurch kam es auf allen Ständen zu großem Gedränge, was es leider unmöglich machte, einen guten Überblick über Trends und Neuerscheinungen zu erhalten. Für diese Informationen ist ganz klar die Messe in Frankfurt die bessere Entscheidung. Wer hier also auf die aktuellsten Trends gehofft hat, muss leider bis zum Herbst warten.

Leipzig ist dagegen die bessere Wahl für den Besuch von genrespezifischen Lesungen; für die Fantasy gab es, ebenso wie für Kinderbücher und andere Themen, jeweils eine eigene Lesebühne, Leseinsel genannt, wo jeden Tag zahlreiche, verschiedenste Autoren aus ihren Büchern vorlasen. Eine kleine Kuriosität am Rande ist hier das Schild, das in der Eingangshalle auf die Fantasy-Leseinsel verwies, dabei jedoch auf die Außenwand zeigte. Gefunden wurde sie letztlich doch, neben den Ständen zahlreicher kleinerer Verlage, die allesamt im phantastischen Bereich aktiv sind, wie zum Beispiel Edition Roter Drache. Generell ist die Gruppierung der Stände nach Themengebieten der Verlage noch deutlicher ausgeprägt als in Frankfurt, dafür ist die Veranstaltung weniger international als die Frankfurter Messe; nicht-deutschsprachige Autoren und fremdsprachige Verlage sind hier weitaus seltener anzutreffen.

Phantastische Menschen

Warnschild an der PAN-Lounge
Warnschild an der PAN-Lounge

Zwischen den Phantastikverlagen war auch die Autorenlounge von PAN zu finden. Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich das Phantastik-Autoren-Netzwerk, das für die Stärkung des Genres und seiner Autoren eintritt. Als ich an der liebevoll ausgestatteten und dekorierten Lounge ankam, wurde ich nicht nur freundlich an dem Warnschild vorbei hineingebeten, sondern konnte auch im weiteren Messeverlauf dort immer wieder Zuflucht finden, um ein paar Minuten meine Füße auszuruhen, einen Keks zu knabbern und einen Plausch mit aktuell anwesenden Autoren zu halten. Ganz herzlichen Dank an PAN für diesen Austauschort und die Gastfreundschaft!

Selfietime mit Lena Falkenhagen.
Selfietime mit Lena Falkenhagen.

Von hier war es auch hin und wieder möglich, eine Nachricht per Twitter ins Internet hinauszuschicken. Leider war dies jedoch nicht in dem Umfang möglich wie gehofft, da das Netz bereits ab dem Vormittag immer wieder wegen Überlastung nicht erreichbar war. Aber immerhin ist es mir gelungen, ein Selfie mit Lena Falkenhagen zu schießen.

Auch vom phasenweise unerreichbaren Internet abgesehen, ist die Leipziger Messe ohnehin eher der Ort, um sich unter die Leute zu mischen und zu plaudern. Es wird weniger von einem Termin zum nächsten geeilt, und beim Plaudern wie Signieren ist allerseits mehr Zeit. So haben Susanne Kasper von Literaturschock und ich diesmal die Zeit gefunden, uns auszutauschen, nachdem wir im Oktober in Frankfurt uns zwar mehrfach gesehen hatten, aber mindestens eine von uns immer auf dem Weg zu einem Termin war. Die Autoren stellten sich ebenfalls auf das andere Tempo ein, alle hatten Zeit für einen Plausch im Gepäck, und teilweise, wie Bernhard Hennen, auch gleich die eigene Familie.

Meet & Greet mit Brandon Sanderson

Brandon Sanderson
Brandon Sanderson

Ähnlich wie im Herbst hatte uns der Piper Verlag eingeladen, an einem Treffen mit einem ihrer Autoren teilzunehmen. Der entsprechende Stargast auf der Leipziger Buchmesse war der US-Amerikaner Brandon Sanderson, dessen neues Buch Schatten über Elantel erst zur Messe auf Deutsch erschienen ist. Sanderson wurde unter anderem damit bekannt, dass er die Rad der Zeit-Reihe nach dem Tod des Autors Robert Jordan fertiggestellt hat. Bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe habe ihm unter anderem das von Jordan hinterlassene Ende sehr geholfen, äußerte sich Sanderson während des Meet & Greets.

Bei diesem hatten verschiedene Blogger und Journalisten in gemütlicher Runde im Kongresszentrum abseits der Öffentlichkeit die Möglichkeit, mit Sanderson über seine Bücher zu sprechen. Weitere Themen waren seine Arbeitsweise (nachts am Kamin, im ehemaligen Stillsessel seiner Frau) und seine Einschätzung zur Zukunft der phantastischen Literatur. Für diese nimmt er an, dass wir mit einer zunehmenden Diversität an Stilen, Genres und Zeiten zu rechnen haben. Aber, so räumte er mit einem Lächeln ein, letztlich wüssten es selbst Experten wie er nicht. Es bleibt also abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Phantastik in Zukunft entwickelt, und ob sie weg von der mittelalterlich inspirierten High Fantasy geht oder nicht.

Cosplay und Preise

Auch auf der Leipziger Buchmesse dürfen Cosplayer nicht fehlen, sie haben mit der Manga-Comic-Con sogar eine eigene parallele Convention und mehrere Wettbewerbe. Die Manga-Comic-Con hat, mitsamt der auch auf der Messe anwesenden Cosplayer, den Unmut des Kulturredakteurs Carsten Otte vom SWR auf sich gezogen, was die Cosplay-Szene zu einem Shitstorm animierte. Teilzeithelden-Cosplayredakteurin Laura hat sich an dieser Stelle bereits zu dem Thema geäußert und kommt zu einer Einschätzung, der ich mich nur anschließen kann: Die Cosplayer in Masse sind keineswegs unangenehm aufgefallen, sondern haben durch ihre Anwesenheit zu der familiären Atmosphäre ebenso beigetragen wie die Schulklassen, die mit auszufüllenden Fragebögen über die Messe wuselten.

Es ist bedauerlich, dass eine ansonsten doch schöne und angenehm familiäre Messe am Ende durch eine so unschöne Debatte eingetrübt wird.

Bedauerlicherweise war es uns nicht möglich, live von der Verleihung des Seraphs, eines Jurypreises für deutschsprachige Phantastik, zu berichten, aber der Preis ging an:

Bestes Buch: Katharina Seck: Die Silberne Königin

Bestes Debüt: Julia Lange: Irrlichtfeuer

Wir gratulieren den beiden Preisträgerinnen ganz herzlich!

Außerdem freuen wir uns auf das nächste Treffen der Phantastikfamilie mitsamt der Cosplayer, alias die Buchmesse in Leipzig im nächsten Jahr!

Artikelbilder: Marie Mönkemeyer

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