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Sie ist noch recht neu unter den Schurken in Batmans Galerie des Bösen. In den 1990ern im Rahmen der Zeichentrickserie entstanden, hat Harley sich heute ins Herz vieler Fans gehämmert. Nun ist sie mit ihrer eigenen, regelmäßigen Comic-Reihe am Start.

Harley Quinn ist ein Charakter, der vor allem junge Frauen unglaublich anspricht. Die Psychologin hat sich vom Mauerblümchen zur frechen, wilden und sexuell attraktiven Psychopathin entwickelt. Dieses Konzept steht ihr gut, aber reicht das, um eine eigenständige Comic-Reihe zu füllen? Nachdem Harley bei Suicide Squad zu ungeahntem Ruhm und gewaltiger Beliebtheit gefunden hat, möchte man bei DC Comics diesen Schritt nun wagen.

Handlung

Die Handlung bei Harley Quinn 1 – Zombie-Attacke ist so quer und verwirrt wie Harleys Geist. Harley lebt mit Poison Ivy und einer Truppe Zirkusfreaks in relativem Frieden. Dieser wird aber gestört, als Alien-Kühe auf der Erde landen. Die außerirdischen Wiederkäuer landen in der Schlachterei und jeder, der von dem Fleisch isst, verwandelt sich in einen gierigen Zombie. Harley, ihr Hammer, die Freaks, Poison Ivy und der lächerlich schlechte Assassine Red Tool, der definitiv eine recht alberne Deadpool-Persiflage darstellt, stellen sich dem Kampf gegen diesen Rinderwahn.

Da spritzt das Blut, die Gedärme tropfen, Körperteile werden abgetrennt und der bittere Humorbogen ist bis zum Zerreißen gespannt. Es wird dem Leser schnell klar, welche Funktion dieser Comicreihe zukommen soll. Sie soll sich nämlich mit den Größen der bitteren Comicironie und den Bad Boys der Szene messen. Namen wie Lobo und Deadpool drängen sich auf. Dabei ist es nicht verkehrt, dass DC nun auch einmal eine weibliche Antiheldin zum Zuge kommen lässt. Die Geschichte ist frisch erzählt und nimmt sich selbst nicht sehr ernst. Jemandem, der atmosphärisch tiefgängige Superhelden-Action nach Batman-Art erwartet, ist aber dringend von dieser Story, die leicht an einen Drogentrip erinnert, abzuraten.

Charaktere

Harley und ihre Gang sprühen nur so vor Witz und Charme. Dabei wirkt aber mancher Witz ein wenig zu gezwungen, mancher Spruch krampfhaft herausgepresst. Die Beziehung zwischen Harley und Ivy ist recht spannend gestaltet und auch die Cameos von Wonder Woman, Batman und Flash haben ihre komischen Momente.

Für mich völlig unnötig ist allerdings der alberne Assassine Red Tool, ein Seitenhieb in Richtung Marvel. Hier fehlt mir der Witz und die eingeschlagene Richtung wirkt gnadenlos überreizt. Ich gebe zu, dass dies für manchen jüngeren Leser einen großen Teil des Charmes des Comics ausmachen wird. An mir geht dieser Humor jedoch vorbei.

Zeichenstil

Wenn die Story schon Elemente eines Drogentrips aufweist, dann wird dieser Eindruck durch die eigenwillige und starke Optik des Comics unterstützt. Der Stil wirkt bunt, poppig und durch die Art der Linienführung und Kolorierung stellenweise sehr jugendlich. Es sind Einflüsse von Manga zu erkennen, auch wenn der Gesamteindruck sehr amerikanisch wirkt. Ein interessanter Stil, der nicht jeden ansprechen wird, dennoch aber ausdrucksstark und einprägsam ist.

Erscheinungsbild

Panini hat mit diesem Band wieder einmal bewiesen, dass Comics durch die Qualität von Papier und Druck deutlich gewinnen. Der Druck ist sehr hochwertig, die Farben kommen kräftig heraus. Das gewählte matte Papier ist angenehm schwer und von hoher Wertigkeit. Eine Galerie der Original-Umschlagsillustrationen ist genauso enthalten wie die bei Panini üblichen und stets informativen Anmerkungen der Redaktion.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics (DC Comics)
  • Autor(en): Amanda Conner
  • Zeichner(in): Bret Blevins, Chad Hardin
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover
  • Seitenanzahl: 100
  • Preis: 9,90 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics

 

Fazit

Harley Quinn 1 erreicht die Ziele, die sich die Comicreihe gesetzt hat. Es ist ein Comic entstanden, der überwiegend eine Leserschaft aus jungen, weiblichen Erwachsenen mit schrägem Humor und dem Wunsch, ein böses Mädchen zu sein, ansprechen wird. Die Story ist mit ihren außerirdischen Kühen, Zombies und Diktatoren-Eiern nicht nur schräg, sondern regelrecht überdreht. Dies entspricht natürlich voll dem Wesen der Protagonistin. Auch die Cameos beliebter DC-Helden wie Batman, Wonder Woman und Flash fügen der Geschichte Würze hinzu. Wer also den schnellen Lacher sucht, den Witz um des Witzes Willen, könnte auf seine Kosten kommen. Wer Superhelden-Action mit Tiefgang und Atmosphäre möchte, wird enttäuscht.

Denn nicht zuletzt der abgedrehte Zeichenstil macht diesen Band zu einer Art Drogenrausch auf der Achterbahn. Seiner Zielgruppe wird der Comic also vollkommen gerecht. Überflüssig ist lediglich der Charakter Red Tool, der einfach nur eine Persiflage auf Deadpool darstellt. Er durchleidet in diesem Comic einige schreckliche Momente. Und er hat dabei mein Mitleid.

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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