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Die RingCon ist tot, es lebe die MagicCon! In Bonn trafen sich Fantasy-Freunde zu einer Veranstaltung, auf der alles neu und doch irgendwie altvertraut war. Ob die MagicCon 2017 an den Erfolg ihrer Vorgänger anknüpfen konnte, und ob ihr das neue Gewand steht, erfahrt ihr bei uns.

Über viele Jahre holte die RingCon die Stars beliebter Filme und Serien nach Bonn ins Maritim Hotel. Im Zentrum standen, wie der Name verrät, die Herr der Ringe-Filme. Später kam die HobbitCon dazu, zu der die Stars der Hobbit-Filme stets in großer Zahl kamen. Doch vor allem auf der RingCon nahm im Laufe der Jahre der Anteil von Stargästen zu, die nichts mit den Filmen von Peter Jackson zu tun hatten. Die Organisatoren zogen daraus ihre Konsequenzen und beendeten die beiden Tolkien-Conreihen. An ihre Stelle tritt nun die MagicCon, die aktuelle Fantasy-Filme, Serien und Bücher gleichermaßen bedienen soll. Was hat sich also geändert? Und was ist gleich geblieben?

Die Location

Die MagicCon 2017 fand, wie auch vorher sowohl RingCon als auch HobbitCon, im Maritim Hotel Bonn statt. Im Foyer fanden Stände und Aktionsflächen, sowie Anstell- und Kassenbereich Platz. Der große Hauptsaal und diverse Tagungsräume im ersten Stock des Gebäudes beherbergten Panels, Workshops und die Stargast-Bereiche für Autogramm- und Photosessions. Der Außenbereich ist recht klein und war im hinteren Bereich hauptsächlich durch Essensstände und dazugehörige Sitzgelegenheiten belegt.

Die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist dank einer nahen Straßenbahnstation unproblematisch. Die Anreise mit dem Auto erweist sich leider als schwierig. Die Tiefgarage des Hotels war schnell voll und die Parksituation im Regierungsviertel um das Maritim ist recht schwierig. Eine zeitgleich stattfindende Veranstaltung in der Bonner Aue hatte leider dicht zugeparkte Straßen und bisweilen weite Laufwege zur Veranstaltung als Konsequenz.

Organisation und Aufbau

Hier haben sich die Organisatoren nur wenige Experimente erlaubt. Wozu auch? Nach fast zwanzig Conventions mit Fantasy-Thematik wissen sie und die Besucher, was wo sein sollte. Händlerstände, Autogrammsessions und Vorträge waren im Großen und Ganzen an den gewohnten Orten zu finden. Selbst die Dekoration war teilweise von den Vorgängerveranstaltungen übernommen worden, wie etwa die Banner im Lichthof, die jeder Besucher der Ring- und HobbitCons mittlerweile kennt. Die Umstellung auf das neue Con-Konzept war bei einem Rundgang über das Gelände nur schwer zu erkennen.

Das Erdgeschoss war oft ziemlich überlaufen. Hier gab es mehrere Stände für das leibliche Wohl im Hotelfoyer, Händler im Treppenhausbereich und die Durchgänge zu den zwei relativ kleinen Händlerräumen und dem großen Hauptsaal. Wer hier durch wollte, musste sich durch ein buntes Gedränge arbeiten und dabei aufpassen, Elben nicht auf ihre Schleppen zu treten oder mit Teilen der Dekoration zu kollidieren. Das Helferteam war gut erkennbar in rot gekleidet, gut gebrieft und immer zur Stelle, wenn man es benötigte. Auch gegenüber übereifrigen Fans oder hartnäckigen Autogrammjägern blieben sie steht ruhig und professionell. Bei Fragen, die sie nicht beantworten konnten, verwiesen sie flott an den jeweiligen Zuständigen, der auch tatsächlich auffindbar war.

An vielen Stellen regelten Absperrungen den Besucherverkehr und verhinderten, dass Wartende vor einem Saal zum Hindernis wurden. An den recht ausgeklügelten Wartesystemen in Blockabfertigung erkannte man, dass dies hier nicht zum ersten Mal gemacht wurde. Der Ablauf während des Wartens lief reibungslos solange man den Anfang der Schlange fand. Aufgrund des mangelnden Platzes und des verwinkelten Aufbaus des Hotels waren jedoch leider trotz aller Bemühungen vor allem die Wartebereiche das größte Hindernis für die restlichen Besucher.

Etwas gewöhnungsbedürftig für Erstbesucher dürften die verschiedenen Ticketkategorien sein, die einem teilweise verschiedene Rechte einräumten. So durften die Inhaber von Wochenendtickets sich zum Beispiel vor Tagesticketbesitzern für Autogramme und Fotosessions mit Stargästen einreihen. Im großen Saal gab es ebenfalls bestimmte Sitzbereiche für verschiedene Ticketkategorien. Inhaber von Silber- oder Goldtickets hatten hier zum Beispiel eigens reservierte Sitzplätze. Man bekommt hier also etwas für sein Geld, um es zusammenfassend auszudrücken. Jedoch wertet dies Besucher verschiedener Kategorien nicht ab. Für sie ist dennoch jeder Bereich der Veranstaltung offen und auch die Helfer benehmen sich keinesfalls anders oder herabwertend. Diese Verfahren sind vor allem auf Veranstaltungen in den USA Gang und Gäbe und werden hierzulande teilweise von den verschiedenen ComicCons ebenfalls aufgegriffen.

Wer war da?

Das Line-up der Stargäste las sich ein wenig anders wie das einer typischen RingCon: Fans der Tolkien-Filme bekamen vier der Zwergen-Darsteller zu sehen – nicht zu vergessen die Zeremonienmeister Mark Ferguson und Lori Dungey! Jedoch wurde auch hier das Angebot etwas breiter gefächert: Wer Game of Thrones mag, konnte Tom Wlaschiha (Jaqen H‘ghar) sehen, der sich gewaltig darüber freute, auf einer Con einmal Deutsch sprechen zu können. Aber auch einzelne Stars anderer aktueller Serien wie Vampire Diaries, Once Upon A Time, Sherlock, Black Sails und sogar Outlander waren unter anderem vertreten und zogen einen großen Teil der Fans an. Vor allem die Panels und Photoshootings von Ian Somerhalder, der aus Lost und Vampire Diaries bekannt ist, waren mehr als nur gut besucht und verursachten einige zeitliche wie platztechnische Probleme.

Genug Tolkien für alle!

Das Thema Tolkien ist mit dem Ende von Ring- und HobbitCon natürlich nicht sang- und klanglos von der Bühne verschwunden. Die Deutsche Tolkien-Gesellschaft e. V. war wie gewohnt stark vertreten und hatte ihren eigenen Raum im ersten Stock, der massenermüdete Conbesucher zu einer ruhigen Auszeit im Kreis von Büchern und Fantasyfreunden einlud. „Ohne Tolkien keine Fantasy!“ war das DTG-Motto dieses Wochenendes, und der Verein bot eine Anzahl an Vorträgen zu Tolkiens Werk und seinem Einfluss auf das Genre an.

Nicht nur ihre Mitglieder boten eine Auswahl an Vorträgen an, die sich mit unterschiedlichen Elementen von Tolkiens Werk befassten. Das Werk des Altmeisters wurde in mehreren Vorträgen mit dem eines zeitgenössischen Kollegen verglichen: George R. R. Martin. So beleuchtete zum Beispiel Anja Stürzer Tolkiens und Martins jeweilige Verarbeitung der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt, vor dem Hintergrund der Industrialisierung und der gegenwärtigen Klimawandel-Debatte. Und auch sonst war das Ring-Epos überall: bei den Händlern und Künstlern, und nicht zuletzt in Form der unzähligen Cosplayer, die als Elben, Zwerge, Ringgeister und Waldläufer gekommen waren.

Panels und Vorträge

Für diejenigen, die gerne wissen wollten, wie man Magie möglich macht, gab es einige Angebote. Sowohl im großen Hauptsaal als auch in kleinen Räumen im ersten Stock des Hotels wurde ein volles Programm verschiedenster Vorträge neben den üblichen Q&A Panels mit den Stargästen  angeboten.

Am Samstag hielt zum Beispiel Jan Fiedler von Pixomondo, einer Firma, die unter anderem für Game of Thrones und die Shannara Chronicles Spezialeffekte und CG-Kreaturen erstellt hat, direkt zwei Panels. Mit viel Anschauungsmaterial und Humor erläuterte er, in welchen Schritten ein phantastischer Ort oder eine Kreatur Gestalt annimmt, vom ersten Konzept bis zum fertigen Drachen oder Changeling. Dabei erläuterte er detailliert den Workflow mit dem Kunden, also dem Sender, und gab einen spannenden Einblick in diesen wichtigen Zweig der heutigen Fernseh- und Filmindustrie.

In einem ganz anderen Programmpunkt plauderten Werner Fuchs, einer der Väter von DSA, und Sam Feuerbach, Autor der erfolgreichen Krosann-Saga, aus dem Nähkästchen. Werner Fuchs, Mitbegründer von FanPro und einer der Wegbereiter des deutschen Rollenspiels, führte das Publikum zurück in die siebziger Jahre, als er einen damals noch recht unbekannten Autor namens George R. R. Martin kennenlernte, und in die achtziger Jahre, als er dabei half, das Hobby Rollenspiel in Deutschland zu etablieren. Sam Feuerbach, der seine ersten Bücher per Selfpublishing veröffentlichte, gab dem Publikum einen Einblick in seinen Einstieg ins Schreiben und Veröffentlichen, und wie er eine Geschichte im Discovery-Stil aufbaut.

Doch auch in den kleinen Räumen wurde über vieles, nicht minder wichtiges gesprochen. Die Damen vom Blog Hipster Fangirl Fashion gaben am Samstag einen Überblick darüber, wie man sein erstes Cosplay bestreiten kann, auf was zu achten ist und wie man sich im Überangebot an Materialien und Möglichkeiten zurecht findet.

Workshops

Neben Panels und Vorträgen gab es auch über das gesamte Wochenende verteilt diverse Workshops, die zum aktiven Mitmachen einluden. Hier konnten sich Interessierte unter anderem im Buchbinden, in verschiedenen Kampftechniken oder in Tänzen üben. Wie jedes Jahr war auch der Chorworkshop wieder ein fester Teil des Programms, und der RingChoir (oder ist es jetzt der MagicChoir?) verabschiedete die Gäste zur Closing Ceremony mit drei Gesangstücken. Das einzige Manko dieser tollen Angebote ist lediglich, dass man sich für die meisten im Vorfeld online anmelden musste, was auf der Website der MagicCon leider recht schwierig zu finden war. Ein paar Glückliche konnten vor Ort spontan das Angebot wahrnehmen, wenn angemeldete Teilnehmer nicht auftauchten, doch hielt sich diese Möglichkeit sehr in Grenzen.

Sonstiges

Neben spaßigen Frage-Antwort-Runden mit Ehrengästen, Workshops und Vorträgen gibt es noch einige andere Aktivitäten, die man auf der MagicCon wahrnehmen kann. Im Foyer wurde zum Beispiel immer wieder ein Mittelalter-Tanzworkshop angeboten, bei dem man sich einfach einklinken konnte. Wer darauf keine Lust hatte, konnte abends bei der großen Party im Foyer nach Herzenslust tanzen, mit anderen Besuchern plauschen oder mit Glück auch einen Plausch mit dem ein oder anderen mutigen Stargast, der sich aus seinem Zimmer wagte, halten. Generell konnte man hin und an ein kurzes Gespräch mit manchem Schauspieler führen, wenn sie außerhalb von Photosession, Autogrammstunde oder Panels über die Veranstaltung stromerten.

Kostüme

Wer denkt, die MagicCon sei eine der Cosplay-Veranstaltungen schlechthin, muss ein wenig umdenken. Im Verhältnis zur Besucheranzahl war die Anzahl der klassischen Cosplayer eher gering und beschränkte sich fast ausschließlich auf Figuren der Serien und Filme deren Schauspieler zu Gast waren. Herr der Ringe, Hobbit, Outlander und ein großer Anteil an Figuren aus dem Harry Potter-Universum gehörten zu den üblichen Verdächtigen. Doch gab es noch viele weitere Themenkostüme. Ob Mittelalter, Rokoko oder Steampunk – sie alle mischten sich mit zivilen Besuchern oder Cosplayern. Auf der MagicCon wird jegliche Art von Kostüm wertgeschätzt und gerne gesehen sowie fotografiert. Anders als auf anderen Conventions gab es hier auch keine Cosplay-Ehrengäste, wobei der ein oder andere als normaler Besucher unterwegs war. Der Fokus liegt also nicht auf Cosplay oder Kostümen an sich, sondern auf der gemeinsamen Freude an Phantastik und Fantum. Der Kostümwettbewerb am Samstagabend hatte ebenfalls keine Regularien zu den Ursprüngen der Kostüme. Eigenkreation oder Cosplay – hier durfte sich jeder präsentieren.

Fazit

Es hat sich eigentlich nichts geändert, außer dass nun offiziell ist, was seit Jahren ungesagt im Raum stand: Die RingCon ist zu einer Convention für Fantasy im Allgemeinen geworden, nicht nur für Tolkiens Werke und die Herr der Ringe-Filme. Aber das ist auch nicht schlimm, und es ist in gewisser Weise ein konsequenter Schritt. Wer die RingCon und die HobbitCon mochte, der wird auf der MagicCon auch auf seine Kosten kommen. Wer befürchtet, dass Mittelerde nun zugunsten von Westeros und Hogwarts in den Hintergrund rückt, der kann beruhigt aufatmen. Master of Ceremonies Mark Ferguson sagte es in der Closing Ceremony: „Wir haben die essentiellen Elemente, die diese Conreihe ausmachen, nicht verloren.“ Das spiegelt sich im Aufgebot der Stargäste, den Händlern, der Location, und natürlich in den Gästen und ihren Interessen wider.

Hat die MagicCon also eine Zukunft? Klar! Auf der Closing Ceremony kündigte Mark Ferguson schon die MagicCon 2018 an – vom 31. März bis 02. April 2018, natürlich im Maritim Hotel Bonn.

Artikelbild: FedCon GmbH
Bilder: ©Laura Birnabum/Telzeithelden

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