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Der Weltraum – Unendliche Weiten … Nein, das ist kein Roman zu Raumschiff Enterprise, aber unendlich weit ist auch diese Welt. Andreas Brandhorst entführt seine Leser ein weiteres Mal in sein Omniversum. Mit Das Arkonadia-Rätsel ersann er eine Fortsetzung seines Romans Omni, die auch für Neuleser geeignet ist.

Über Andreas Brandhorst haben wir bei den Teilzeithelden nun schon relativ häufig berichtet. Redakteurin Marie schrieb 2015 über sein Werk Das Schiff und ich widmete mich 2016 seinem Roman Omni. Sein neuester Roman Das Arkonadia-Rätsel schließt an die Ereignisse aus Omni an, und entführt seine Leser noch einmal in eine weit entfernte Galaxis.

Story

Jasper und Jasmin hießen nicht immer so. Früher, bevor sie Reisende im Dienste Omnis wurden, kannte man sie als Vinzent Akurian Forrester und Isdina-Iaschu, genannt Zinnober. 30 Jahre ist es her, dass Omni sie biologisch veränderte. Die Superzivilisationen machten Jasper und Jasmin zu ihren Botschaftern. Aurelius, der Zehntausendjährige, ebenfalls Reisender in den Diensten von Omni, hatte sie eigens für diese Aufgabe ausgewählt. Doch war es die richtige Entscheidung? In Jasmin rühren sich Zweifel an der Aufrichtigkeit Omnis. Wieso behalten sie so viele, wichtige Informationen für sich? Wieso helfen sie nicht denen, die es nötig haben?

Jasper macht sich Sorgen um Jasmin. Ihre Zweifel haben die Aufmerksamkeit Omnis auf sie gezogen. Thrako, der Inper, Jasmins und Jaspers Kontaktperson zu Omni, weiß um Jasmins Zweifel. In Omnis Namen schickt er Jasmin und Jasper auf eine gefährliche Mission. Sie sollen das Rätsel um Arkonadia lösen und die verschollene Reisende Samantha finden. Viel steht für Jasmin auf dem Spiel. Denn wenn sie ihren Glauben nicht wiederfindet, ist dies ihre letzte Mission in den Diensten von Omni.

Arkonadia ist ein entfernter Planet, auf dem die Macht Omnis noch nicht zu spüren ist. In dieser anderen Galaxis, fernab der Milchstraße, gehen eigenartige Dinge vor sich. Alle vierhundertdreiundfünfzig Jahre wird der Planet von einer technologischen Inhibition heimgesucht, ausgelöst vom Nerox. Das Nerox scheint ein riesiges Labyrinth zu sein. In ihm lauert eine Gefahr nach der nächsten. Doch wer sich bewährt und bis zum Kern des Nerox vordringt, der wird mit unermesslicher Macht belohnt und ist fortan der Herrscher von Arkonadia. Doch dies ist bisher erst zwei Personen gelungen.

Auf Arkonadia lebt der Werkzeugmacher Zirzo. Er ist alt und krank. Seine Arbeit mit dem wertvollen Material Supra hat ihm ein schleichendes Fieber beschert. Doch Zirzo ist der beste Werkzeugmacher auf ganz Arkonadia. Mit den Werkzeugen seiner Vorfahren haben es die letzten Herrscher Arkonadias in das Innere des Nerox geschafft. Dies ist auch der Grund, warum er eines Tages von General Tailos, einem Jannaschi, aufgesucht wird. Er nimmt ihn in seine Dienste, damit Zirzo für seinen Sohn das beste Werkzeug anfertigt. Allerdings darf er in dieser Zeit für niemand anderen arbeiten und muss sie auf ihrem Weg zum Nerox begleiten. Denn General Tailos meint zu wissen, wo es das nächste Mal erscheinen wird. Doch Tailos ist nicht der Einzige, der auf der Jagd nach dem Nerox ist …

Wie es das Schicksal so will, sind die Geschichten von Jasper, Jasmin, Zirzo und der Reisenden Samantha eng miteinander verwoben. Im Roman beginnt Zirzos Geschichte vier Jahre vor dem Erscheinen des Nerox, wohingegen Jasmin und Jasper erst zwei Monate vor dem Erscheinen ihren Auftrag erhalten. Durch die gesamte Geschichte zieht sich das Bild einer schlanken Frau, ohne typische weibliche Merkmale. Zirzo fertigt von ihr eine Skulptur aus Supra. Jasmin sieht sie in einer Krypta und spürt ihren uralten Schmerz. Selbst im letzten Roman Omni hatte diese Figur ihren Auftritt. Ganz zu Beginn der Geschichte steht der Reisende Aurelius neben einer solchen Figur und fragt sich, wer sie dort wohl aufgestellt hat. Das Rätsel um diese Figur, die eng mit Arkonadia verbunden ist, wird erst gegen Ende des Romans gelüftet. Ebenso wie das Rätsel um Arkonadia und den Nerox.

Die Story ist in sich schlüssig und die einzelnen Etappen bauen aufeinander auf. Allerdings war im Vergleich zu Omni nicht sofort eine allumfassende Spannung vorhanden. Mit den Ausflügen zu Zirzo, die sich dem Leser erst später erschließen, wurde viel Erzähl-Vorarbeit geleistet, was die Geschichte insgesamt allerdings entschleunigt. Generell ist die Geschichte zwar interessant und gegen Ende auch spannender, da sie an Geschwindigkeit zunimmt, im Gesamten ist sie allerdings eher ruhig. Es finden keine nennenswerten Schlachten oder Kämpfe statt. Auseinandersetzungen werden hauptsächlich mit Worten anstatt mit Fäusten geregelt. Genau diese Tatsache spiegelt allerdings die Charakterentwicklung von Jasper und Jasmin wider. Im Roman Omni waren die beiden aufbrausend und kämpften sich durchs Leben. Im Roman Das Arkonadia-Rätsel sind sie gefestigter in ihrem Sein, besonders Jasper. Leser beider Romane spüren regelrecht eine Veränderung der Charaktere.

Besonders leserfreundlich ist die Einführung in den Roman. Sie schafft eine Überleitung von Omni zu Das Arkonadia-Rätsel und ermöglicht es so Neulesern, direkt in die Geschichte einzusteigen. Das Lesen von Omni ist also nicht zwingend erforderlich, allerdings empfehlenswert. Schade finde ich, dass einige Rassen nicht näher beschrieben werden. So weiß ich immer noch nicht, wie Jannaschi aussehen, mit der Ausnahme, dass sie einen Nasenrüssel haben.

Schreibstil

Bereits bei Omni ist mir Andreas Brandhorsts Faible für lange, komplizierte Schachtelsätze aufgefallen. Dies hat sich in diesem Roman verständlicherweise nicht geändert. Ich muss gestehen, dass ich beim Lesen am Abend oftmals eingeschlafen bin. Nicht etwa, weil die Geschichte langweilig war, sondern einfach aufgrund der umständlichen Art zu schreiben.

Ansonsten ist der Roman flüssig zu lesen. Seine Geschichte erzählt er entweder aus der Sicht von Jasper, Jasmin oder Zirzo.

Der Autor

Andreas Brandhorst startete seine schriftstellerische Karriere 1983 mit dem Sci-Fi-Roman Der Netzparasit. Außerdem schrieb er für die Heftromanserie Perry Rhodan. Inzwischen hat er über 30 Romane verfasst. Besonders wohl fühlt er sich in der Welt der Science-Fiction und beweist sein Können unter anderem mit Bestsellern wie Das Artefakt und Kinder der Ewigkeit. Sein letzter Roman Das Schiff war ebenfalls ein voller Erfolg und gewann den Deutschen Science-Fiction-Preis 2016.

Heute lebt Andreas Brandhorst in Norddeutschland und arbeitet als freiberuflicher Autor und Übersetzer. In dieser Tätigkeit übersetzte er auch viele der Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett.

Erscheinungsbild

Zur Druckqualität kann ich leider nichts sagen, da ich den Roman als E-Book gelesen habe. Allerdings hat das Lektorat nicht fehlerfrei gearbeitet. Für einen 500-Seiten Roman ist die Fehlerquote aber in Ordnung.

Vergleicht man die Cover von Brandhorsts letzten drei Romanen im Piper-Verlag (Das Schiff, Omni und Das Arkonadia-Rätsel) so fällt einem unweigerlich ein Muster auf – Weltall im Hintergrund, Planet in einer Ecke, Raumschiff im Vordergrund. Es ist zwar simpel, aber auch ästhetisch. Außerdem dient das Cover auf diese Weise zugleich zur Genre-Eingrenzung.

Falls man beim Lesen mal den Überblick über all die Begrifflichkeiten und Zivilisationen verlieren sollte, was durchaus passieren kann, so befindet sich auf den letzten Seiten ein umfangreiches Glossar sowie eine Chronologie. Die Chronologie fasst alle Ereignisse seit dem Jahr 2049 bis zum Zeitpunkt der Geschichte kurz zusammen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Piper
  • Autor: Andreas Brandhorst
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Broschur
  • Seitenanzahl: 544
  • ISBN: 978-3-492-70426-7
  • Preis: 15 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

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Fazit

Das Arkonadia-Rätsel ist kurz gesagt ein entschleunigter Sci-Fi-Roman. Anstatt gewaltige Weltraumschlachten zu verfolgen, muss sich der Leser durch ein Netz aus Lügen kämpfen, um zusammen mit Jasmin die Wahrheit zu finden. Leser des Romans Omni kennen die beiden Hauptcharaktere Jasmin und Jasper bereits und können beim Lesen eine Charakterentwicklung feststellen. Insgesamt fand ich die Story nicht so packend wie bei Omni. Man rätselt zwar mit und möchte wissen wie es ausgeht, allerdings findet mit der Geschichte um den Werkzeugmacher Zirzo zu viel Vorgeplänkel statt.

Hinzukommt wieder Andreas Brandhorsts unnötig komplizierter Schreibstil. Sein Faible für Schachtelsätze erschwert den Lesefluss, so dass man als Leser oftmals neu ansetzen muss.

Alles in allem ist die Story gut, wenn auch nicht mitreißend. Es ist ein grundsolider Roman, den man aufgrund seines Schreibstils allerdings nicht im Bett lesen sollte – Einschlafgefahr.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbild: Piper Fantasy
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

2 Kommentare

  1. Ähem, wo auch immer man schaut, überall läuft „Der Netzparasit“ unter Andreas Brandhorst; kein Wunder, ist ja auch einer und kein Perry Rhodan-Taschenbuch bzw. -Heftroman. (Oder sollte das eine Reminiszenz an die alte Geschichte mit der Bücherwerbung für den „Erfolgsautor Perry Rhodan“ sein

    Allerdings zur Ehrenrettung der Artikelautorin: Brandhorst hat tatsächlich auch an Perry Rhodan mitgewirkt: im Rahmen des LEMURIA-Zyklus (Heyne-Verlag) und dem Nachfolger PAN-THAU-RA.

    • Es ist nett, dass du meine Ehre retten möchtest, aber nicht nötig ?
      Danke, dass du mich auf den Fehler aufmerksam gemacht hast. Da bin ich beim recherchieren ganz einfach in der Zeile verrutscht. Ich werde es schnellstmöglich berichtigen.

      Viele Grüße, die Artikelautorin

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