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Beide Seiten wollen doch das Eine: Ein tolles Bild machen oder bekommen. Dieser Artikel bespricht, wie man mit der anderen Seite spricht, und wie die Etikette zwischen Fotografen und Cosplayern funktionieren sollte. Tipps rund um den TFP-Vertrag ergänzen diesen Beitrag.

Hinweis: Der Lesbarkeit halber, spreche ich in diesem Artikel von „dem Fotografen“ (männlich) und „der Cosplayerin“, (weiblich). Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es mir bewusst ist, dass es hervorragende weibliche Fotografen und fantastische männliche Cosplayer gibt. Auch bin ich kein Jurist. Die juristisch relevanten Textpassagen wurden nach bestem Wissen recherchiert, sie ersetzen jedoch keine Rechtsberatung.

Es ist soweit, du hast dein erstes Cosplay gebastelt und willst es auf Facebook und Co. präsentieren. Du möchtest bewundert und für deine gute Arbeit gelobt werden. Doch wie findet man einen guten Cosplay-Fotografen, der einen angemessen in Szene setzen kann?

Du hast durch Zufall diese kreative Szene entdeckt und denkst, dass Cosplayer dein Fotografenportfolio immens erweitern können. Du möchtest ihr Fotograf sein, und ihren Kostümen die Bühne bieten, die sie verdienen. Doch wo findet man diese Menschen und wie sprichst du sie an?

Der erste Kontakt…

Über Facebook und einschlägigen Cosplay-Foren werden regelmäßig unverbindliche Cosplayer- und Fotografen-Treffen organisiert. Unter den Stichwörtern wie Cosplay + TFP + Shootingtreffen wird jeder fündig. Einfach in dieser Gruppe „Hallo“ sagen, Bescheid geben, dass man kommen möchte und man ist dabei. Die Welt kann einfach sein.

Grundsätzliche Verhaltensregeln und „No-Go‘s“

Ich habe viele Fotografen beobachten können, die Unsicherheit mit einem burschikosen Auftreten kompensieren. Leider habe ich die dazugehörigen Modelle kennengelernt, die mit einem „Was kann ich da schon machen?“ bei diesem Verhalten die Flinte ins Korn geworfen haben. Hier kann ich nur den Appell in den Raum geben: Begegnet einander mit Respekt und auf Augenhöhe. Sollte dies nicht geschehen, sagt klar „Nein“. Bei einem meiner ersten Treffen wusste ich nicht, wie ich mich zu verhalten hatte. Ich habe mich einer Fotografin angeschlossen, und ihr erst einmal für eine Stunde den Reflektor gehalten, und beobachtet wie sie mit den Modellen umgeht. Irgendwann hat sie mir den Reflektor aus der Hand genommen und gemeint: „Wie sieht es aus, möchtest du mal?“ Für mich der perfekte Einstieg.

Ehrlichkeit kommt immer gut an.

Für den Fotografen ist es selbstverständlich, dass das Modell vor dem Fotografieren um Erlaubnis gefragt wird. In Amerika haben es die Fotografen leicht, denn jeder Fotograf hat ausschließlich die Rechte an den von ihm gemachten Bildern. Das Modell besitzt da kaum Rechte. Gott sein Dank, sind wir nicht in den USA, und neben einer guten Etikette greift in Deutschland auch das Recht am eigenen Bild. Ohne eine explizite Einwilligung können Fotografen nichts mit den Bildern anstellen. Von daher rate ich zu einem TFP-Vertrag zum Schutze beider Seiten. Was das ist und was es da zu beachten gibt, dazu weiter unten mehr.
Für mich sind Rudelshootings das Unding und eines der größten Ärgernisse auf Fototreffen.

Wenn ich mich mit einem Modell zu einem Shooting auf der Location verabredet habe, dann bedeutet das, dass sie mir vertraut und für mich da ist. Wir haben die Kontaktdaten ausgetauscht und uns vorher über das Wo und Wie unterhalten. Ich habe mit dem Modell eine Vertrauensbasis aufgebaut, vielleicht habe ich sogar als Fotograf drei Stunden geduldig gewartet um meine Chance zu bekommen. Wenn eine fremde dritte Partei mit einem Superzoomobjektiv aus der zweiten Reihe ebenfalls das Modell fotografiert, dann empfinde ich das als respektlos. Zum einen dem Fotografen gegenüber, der sich zur Location und den Posen etwas gedacht hat und ihm in diesem Fall seine Idee gestohlen wird. Zum anderen auch dem Modell gegenüber.

Als Modell habe ich einfach das Recht darauf, zu bestimmen, wer mich gerade fotografiert (Recht am eigenen Bild) und was anschließend mit meinen Bildern geschieht. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass es bei der Fotografie aus der zweiten Reihe um eine Straftat handelt, da in diesem Fall das Einverständnis des Modells nicht eingeholt wurde. Daher liebe Fotografen: Sind Modell und Fotograf gerade „im Flow“ und ihr wollt euch einklinken – wartet, bis ihr bemerkt werdet, und fragt, ob ihr auch Bilder machen dürft (Ein fragender Blick und ein Wink mit der Kamera reicht da oft schon. Das Modell kann dann schnell einen Daumen hoch oder runter anzeigen, wie es dazu steht und wann es ihr zu viel wird). Viele Fotografen sind bei ihrer Arbeit so sehr auf ihr Modell konzentriert, dass sie nicht mitbekommen was links und rechts um sie passiert. Sollte also jemand Bilder von euch machen, die nicht abgesprochen waren, so gebt eurem Fotografen ein Zeichen und klärt die Situation. Störungen sollten am besten sofort besprochen werden.

Es ist eine gute Idee, noch vor dem Shooting die Kontaktdaten auszutauschen, sollten sie nicht sowieso auf den TFP-Verträgen stehen. Wenn ihr einmal im Flow seid, kann das nämlich auch schon einmal schnell in Vergessenheit geraten. Hier mein Tipp: Viele Cosplayer haben Visitenkarten von sich. Fotografiert die Visitenkarte mit dem TFP-Vertrag, dann habt ihr direkt eine Art Deckblatt, wer auf den nächsten Bildern von euch abgelichtet wurde. So findet ihr euch auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen schnell wieder. Solltet ihr oder das Modell nur noch eine letzte Visitenkarte haben, so gebt diese nicht aus der Hand, sondern bittet euer Gegenüber ein Foto davon zu machen. Viele Modelle besitzen ein Smartphone, das reicht aus, um die Kontaktdaten festzuhalten.

Wie spreche ich sie an?

Grundlegend sollte dir als Fotograf eines immer bewusst sein. Vor dir steht ein Mensch. Das klingt jetzt erst einmal banal, wird aber von vielen Fotografen scheinbar oft vergessen. Diese Menschen haben Stunden an ihrem Kostüm gebastelt und sind aufgeregt, wie es wohl ankommen mag. Einige haben vielleicht noch keine Kameraerfahrung und sind einfach schüchtern, auch wenn ihr Cosplay etwas Anderes sagt. Also verhalte dich wie ein Profi. Sätze wie: „Mir gefällt dein Cos, magst du mir verraten, was du darstellst, ich kenne mich da nicht so gut aus…“ sind ehrlich und kommen gut an. „Ich würde gerne mit dir zusammenarbeiten, darf ich dir mein Portfolio zeigen?“

Dies ist auch eine sehr gute und offene Möglichkeit die Cosplayerin deiner Wahl für dich zu begeistern. Bist du vielleicht Anfänger in der Fotografie, so ist das keine Schande. Auch da hilft eine charmant offene und ehrliche Haltung. „Hallo, ich bin der Karsten und das ist mein erstes Cosplay-Treffen. Ich mag deinen Stil und würde mich sehr freuen, wenn du mir zehn Minuten deiner Zeit schenken magst. Da ich Anfänger bin, kann ich jedoch nicht versprechen, dass alle Bilder gut werden…“. Wenn du von vornherein mit offenen Karten spielst, kann niemand enttäuscht werden. Fotografen, die einen auf dicke Hose machen, aber nichts können, bekommen schnell innerhalb der Szene einen bestimmten Ruf, und letztendlich möchtest du den ja nicht haben.

Wie spreche ich ihn an?

Cosplay-Treffen sind keine Einbahnstraße und natürlich darfst und sollst du auch auf Fotografen zugehen und fragen, ob sie Lust haben, dich in Szene zu setzen. Der Haken hier ist natürlich, dass der Fotograf sieht, was er bekommt, du jedoch nicht. Erst einmal: Ein guter Fotograf hat ein kleines Portfolio dabei, wo du seinen Stil erkunden kannst. Das können ein paar ausgedruckte Fotografien, oder gar ein aufwendiges Fotobuch sein. Manchmal muss auch ein Blick aufs Handy reichen, aber auch das kann O.K. sein. Auch hier ist es für den Fotografen hilfreich, wenn du anhand seines Portfolios Hinweise gibst, in welche Richtung du dir vorstellen kannst, abgelichtet zu werden, und vor allem in welche Richtung nicht. Auch Fotografen sind nur Menschen, und freuen sich über ein ehrliches Lob und Anerkennung für ihre Arbeit.

Wie sage ich „Nein“?

Manchmal passt es nicht, und dann ist es für beide Seiten sinnvoll „Nein“ zu sagen. Niemand möchte Bilder sehen, auf denen das Modell zwar professionell posiert, aber nicht der besondere Funke überspringt, und niemand möchte Bilder sehen, in denen der Fotograf nicht wirklich das Letzte aus seinem Fotografen-Feng Shui gezaubert hat, und das Modell irgendwo im Raum verhungern lässt. Eigentlich ist „Nein“ sagen ganz einfach. Du sagst einfach „Nein, danke – ich möchte nicht.“ Damit wäre eigentlich schon alles gesagt, aber leider sind Fotografen und Cosplayer Künstler, und Künstlerseelen sind manchmal nicht so einfach. Folgende Formulierungen können ein „Nein“ nett verpacken: – Ich suche gerade nach etwas anderem für mein Portfolio, – Dein Stil ist gut, aber ich denke er passt nicht zu meinem Portfolio, – Ich weiß nicht, wie ich dich angemessen in Szene setzen soll, – Ich habe das Gefühl, dass dein Fotostil nicht zu meinem Kostüm passt… usw.

Der Umgang mit dem „Nein“

Ein „Nein“ hört niemand gerne und viele haben nicht gelernt, damit umzugehen. Viel zu schnell wird es dann persönlich. Erst einmal: Ein Nein bedarf keiner Begründung oder Rechtfertigung.

Niemand mag es sich rechtfertigen zu müssen. Die Frage: „warum“ mag im ersten Augenblick harmlos erscheinen, doch setzt sie den Gefragten unter Rechtfertigungsdruck. Niemand weiß was in dem Kopf des Gegenübers vorgeht. Vielleicht ist der Gefragte einfach nur müde, hungrig, hat gerade eine schlechte Nachricht bekommen. Bei einem „Nein“ geht es nicht um dich persönlich. Die andere Person kennt dich ja nicht. Das „Nein“ bezieht sich nur auf diesen Augenblick und sollte sachlich betrachtet werden. Ein Kostüm oder ein Foto ist letztendlich auch immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Was mir gefällt, darf anderen nicht gefallen. Wie wir alle wissen, lässt sich über Geschmack nun mal nicht streiten.

Minderjährige vor der Linse

Überraschenderweise ist das bloße Ablichten von Modellen unter achtzehn Jahren relativ unproblematisch. Jedoch bedarf die Veröffentlichung das Einverständnis eines Erziehungsberechtigten. Strafbar wird es, wenn das minderjährige Modell mit einem sexuellen Bezug abgelichtet wird. Geregelt ist das in § 184b und c des Strafgesetzbuchs. So ergibt es Sinn, sich nach einem Shooting mit den Eltern oder anderen Erziehungsberechtigten zusammenzusetzen und für jedes Bild, das man veröffentlichen möchte, sich ein schriftliches Einverständnis einzuholen. Am einfachsten ist es natürlich, wenn ein Erziehungsberechtigter direkt mit vor Ort ist, und den TFP-Vertrag mitunterschreibt.

Wichtig zu wissen: Habe ich als jugendliches Modell, mit meinen Erziehungsberechtigten, das Einverständnis zur Veröffentlichung eines Bildes einmal gegeben, so müssen schwerwiegende Gründe vorliegen, wenn ich als Erwachsene diese Entscheidung wieder rückgängig machen möchte. Hier muss ich mich auf die Fairness des Fotografen verlassen.

Oh mein Gott – Sie/Er hat „Ja“ gesagt…

Herzlichen Glückwunsch, ihr seid euch einig geworden, dass ihr gemeinsam arbeiten wollt. Es gibt nur noch kleine Hürden zu überwinden, bevor es dann losgehen kann.

Ob mit oder ohne TFP-Vertrag, ist eine Frage des Vertrauens. Für mich ist ein TFP-Vertrag mittlerweile nicht nur eine rechtliche Absicherung, sondern auch ein Zeichen von einem professionellen Rahmen.

Was heißt TFP überhaupt?

Die Bezeichnung Time for Prints (englisch, kurz: TFP, auch time for pictures) steht in der Fotografie für eine Vereinbarung zwischen einem Fotomodell und einem Fotografen, bei der das Modell nicht mit einer Gage, sondern mit den Resultaten der Fotoaufnahmen entlohnt wird. Aber auch hier sollte, wie in allen anderen Belangen auch, klar kommuniziert werden, wie man den Vertrag gemeinsam gestalten mag.

TFP und die Nutzungsrechte

TFP bedeutet nicht automatisch einen Ausschluss von kommerziellen Nutzungsmöglichkeiten. Hier sollte man sich überlegen, ob man sich nicht gegenseitig doch die kommerzielle Nutzung erlauben sollte. Ein Fotograf, der auf seiner Webseite die Bilder hochladen möchte, aber dort auch Pay-Shooting anbietet, z.B. Hochzeitsfotografie, nutzt die Bilder für Werbezwecke und damit kommerziell. Ein Modell, das vielleicht irgendwann einmal für ein Pay-Shooting angeworben werden möchte, und die Bilder auf einem Portal veröffentlicht, um auf sich aufmerksam zu machen, nutzt diese in diesem Moment ebenfalls kommerziell. Also, schließt eine kommerzielle Nutzung nicht kategorisch aus. Durch den Verkauf von Bildern ist noch selten ein Fotograf oder eine Cosplayerin reich geworden.

TFP und die Veröffentlichung

Jeder Vertrag (ob TFP oder Pay) beinhaltet ein Model Release, es ist das Kernelement eines Vertrags. In diesem Vertragsabschnitt wird geregelt, dass das Modell dem Fotografen das Recht einräumt, die Bilder zu veröffentlichen. Hierzu muss das Modell auf das sogenannte „Recht am eigenen Bild“ verzichten. Dieses Recht verbietet eine Veröffentlichung von Bildern, auf denen eine Person zu erkennen ist, solange keine Einverständniserklärung des Abgebildeten vorliegt. Damit der Fotograf nicht in jedem Einzelfall eine Einverständniserklärung vom Modell einholen muss, wird ein Vertrag (Model Release) aufgesetzt, in dem das Modell die Einverständniserklärung für alle gemachten Bilder erteilt.
Ich für meinen Teil, hole mir das Einverständnis für jedes Bild, das ich veröffentlichen möchte, im Vorfeld vom Modell. Rechtlich gesprochen, ist das mit einem TFP-Vertrag hinfällig, da hier die Release-Klausel pauschal für alle gemachten Bilder gilt. Das Einverständnis für jedes Bild einzuholen, ist meine persönliche Einstellung zu dem Verhältnis zwischen mir und dem Modell, und ist eher die Ausnahme als die Regel. Und ja, ich habe schon Bilder stundenlang bearbeitet und das Modell wollte in der von mir vorgeschlagenen Form keine Veröffentlichung. Dem habe ich mich dann gebeugt. Jedoch steht es jedem Fotografen frei, das anders zu handhaben. Es ist übrigens ein Irrglaube, dass das Modell keine Einverständniserklärung für die Veröffentlichung der Bilder benötigt. Aussagen wie „aber da bin ja schließlich ich drauf auf den Bildern – dann darf ich sie natürlich auch veröffentlichen“ sind rechtlich nichtig. Dem steht nämlich das Urheberrecht des Fotografen entgegen – und das lässt sich auch nicht aushebeln! Deswegen ist es auch für das Modell wichtig, dass zwischen Fotograf und Modell ein Vertrag gemacht wird – in diesem Vertrag räumt nämlich der Fotograf dem Modell die Nutzungsrechte ein. Der Umfang dieser Nutzungsrechte ist Verhandlungssache, aber in jedem Fall sollte das Modell mindestens das Recht auf eine Veröffentlichung der Bilder zur Eigenwerbung haben.

Und nochmal (weil es wirklich wichtig ist): Liegt bei einem TFP-Shooting kein Vertrag vor, hat streng genommen keine der beiden Parteien ein Nutzungsrecht an den Bildern! Wenn ein (sinnvoller) Vertrag gemacht wird, ist geregelt, dass Fotograf und Modell die Bilder nutzen (veröffentlichen) dürfen.

Ich hoffe, dass euch diese ersten einfachen Tipps helfen, eure ersten Schritte auf Fototreffen zu machen. Viel Spaß!

Titelbild: Michael Fuchs

8 Kommentare

  1. Hallo, erst einmal danke für diesen interessanten und informativen Artikel! Ich habe allerdings eine konkrete Frage: Vergangenes Wochenende wurde ich von einem Fotographen fotographiert, ohne dass ich mich im Vorfeld besonders damit auseinandergesetzt hatte, was er mit den Bildern machen möchte, was natürlich mein Fehler war, allerdings ist er auch sehr schnell gewesen und hat mir nicht wirklich Zeit gelassen, die Situation zu durchdenken. Nach den Fotos wollte er dann aber meine Unterschrift auf einer Liste, die ihm das Recht gibt, diese Fotos für so ziemlich alle Zwecke, die keine Weitergabe einschließen, zu verwenden. Als ich zögerte, diese Liste zu unterschreiben, sagte er mir allerdings, dass er eigentlich gar keine Unterschrift von mir bräuchte, da er „anerkannter Künstler“ sei.
    Meine Frage ist nun also: Inwiefern stimmt diese Aussage? Was hat es mit „anerkannten“ Künstlern auf sich? Habe ich in dieser Situation überhaupt noch ein Recht am eigenen Bild? Hat damit jemand Erfahrungen?

    • Hallo Colin,
      danke das du deine Erfahrung mit uns teilst. Ich bin der Author des obrigen Textes und ich möchte deine Fragen so gut wie ich kann beantworten. Ich verstehe nicht ganz was mit „alle Zwecke, die keine Weitergabe einschließt“ gemeint ist.
      Ich deute es so, dass er mit deinen Bildern Werbung für sich machen kann, diese auch auf verschiedener – auch pornografischer Web-Seiten publizieren, (in meinen Verträgen ist dieser Punkt explizit ausgeschlossen) – die Bilder jedoch nicht verkaufen bzw. weitergeben darf. Das Problem ist, das einmal hochgeladen, jeder diese Bilder ungefragt herunterladen kann. Damit wäre die Weitergabe schon umgangen.
      Die Geschichte mit dem „anerkannten Künstler“ ist großer Schwachsinn, und sollte wohl nur dazu dienen, dich dazu zu bewegen die Unterschrift zu setzen. Wer sollte ihn anerkennen, die Bundeszentrale für geprüfte Künstler? Also, nein!
      So ein Verhalten ist mehr als unseriös. Ich kann nur hoffen das du die Liste nicht unterschrieben hast.

      Solltest du die Liste nicht unterschrieben haben so ist jede Veröffentlichung der Bilder ohne dein Einverständnis eine Straftat, da dein Recht am eigenen Bild gebrochen wurde.
      Dies kannst und solltest du dann,wenn du keine Möglichkeit der Kontaktaufname, hast zur Anzeige bringen.

      Solltest du die Liste unterschrieben haben, wird es schwierig. Wenn du eine Visitenkarte oder so hast, könntest du erst einmal die Unterschrift schriftlich widerrufen, du könntest angeben das du zur Unterschrift dich genötigt gefühlt hast.
      Des Weiteren die Löschung der Bilder verlangen. Das sollte relativ zeitnah geschehen und ggf. solltest du deine Eltern zur Unterstützung hinzuziehen (ja, auch wenn du volljährig bist).
      Eine Chance kann noch sein wenn die Unterschriftenliste auf einem anderen Papier als der Vertrag war, damit ist die Liste nämlich rechtlich ungültig. Niemand kann prüfen auf welches Original sich die Liste bezieht.

      Final tut es mir sehr leid das du dieses Erlebnis hattest und ich hoffe das du noch viele tolle Fotografen triffst.
      Ich würde mich freuen wenn du mich auf dem Laufenden hälst, was sich so ergeben hat, was passiert.
      Wichtig: Ich bin kein Anwalt und kann dir keine Rechtsberatung geben!

      Liebe Grüße
      Karsten

  2. Hallo Karsten,

    ich habe gerade auch ein bisschen ein Problem mit einem Hobby-Fotografen…
    Vor über einem Jahr wurden von mir und einer Freundin Cosplay-Fotos gemacht, die mir teilweise so gar nicht gefallen und auf Facebook veröffentlicht. Wir waren totale Cosplay-Anfänger und es gab keinen Vertrag. Meine Freundin ist noch immer relativ zufrieden, auch wenn wir beide in manchmal sehr ungünstigen Posen nicht gerade schmeichelhaft aussehen (sieht sie nicht so, obwohl es ziemlich offensichtlich ist) und mir sein Bearbeitungsstil gar nicht gefällt.
    Ich habe das dem Fotografen damals möglichst schonend versucht beizubringen, aber ich glaube, er war beleidigt und hat irgendwann nicht mehr auf meine Nachrichten reagiert.
    Ich dachte, okay, was soll’s und habe es dabei belassen. Dass er meinen Instagram-Namen aber unter den Bildern verlinkt hat, führt dazu, dass diese Bilder immer in der Google-Suche erscheinen und das ärgert mich schon ein wenig, ich habe mich aber damit getröstet, dass neuere und bessere Bilder diese langsam immer mehr „verdecken“ werden – zumindest, wenn man nicht lange nach ihnen sucht.
    Jetzt plötzlich folgt mir dieser Fotograf auf einem dieser sozialen Netzwerken und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Seit er mir damals nicht mehr geantwortet hat, besteht kein Kontakt mehr zu ihm und ich habe Bedenken, dass er nun diese alten Bilder auf diesem Netzwerk hochladen wird. Mir wäre das sehr unangenehm, aber ich möchte keinen Streit mit ihm beginnen und ihn auch nicht kränken.
    Kannst du mir einen Tipp geben, wie ich mich ihm gegenüber möglichst höflich und professionell verhalten kann?
    Ich will ihm beispielsweise nicht zurückfolgen, da er das sonst als ein „Okay“ zum Hochladen der Bilder missverstehen könnte, aber ihn verärgern und kränken möchte ich auch nicht.

    Liebe Grüße
    Denise

    • Hallo Denise,

      Danke erst einmal für dein Vertrauen mit deiner Frage sich an mich zu richten.
      Ich bitte um Entschuldigung, dass ich mich jetzt erst bei dir melden kann. Das Leben – you know ;-)

      Fotografen, wie auch Cosplayer sind Künstlerseelen und können daher durchaus etwas emotionaler reagieren, als es vielleicht angemessen ist. Vielleicht hilft es dir, wenn ich die Situation erst ein wenig beleuchte und dir dann konkrete Tipps gebe:
      Rein rechtlich, bist du auf der richtigen Seite. Du hast das Recht am eigenen Bild und kein Urheberrecht kann dagegen anstinken (es ist ja kein Geld geflossen). Wenn du die Löschung der Bilder konsequent verlangst, müsste der Fotograf das tun und ja, du könntest das auch einklagen.
      Das ist die rechtliche Seite – kommen wir zur moralischen. Ein TFP-Shooting ist immer Teamwork und beide sollen mit einem Gewinn daraus hervorgehen. Wenn du als dein Recht geltend machst, dann hast du die, in seinen Augen, schönen Bilder von dir und er darf sie nicht zeigen – darf keine Werbung damit machen. (Ob sie wirklich eine Werbung für seine Fähigkeiten sind, sei mal dahingestellt). Das wäre durchaus als Unfair zu interpretieren. (Aus diesem Grund lasse ich mir immer eine Freigabe für jedes Bild von meinen Modellen geben und wenn sie diese zurückziehen steht in meinem Vertrag, war es kein TFP mehr, sondern ein Paid-Shoot und ich möchte für meinen Aufwand bezahlt werden) – Gut, das habt ihr nicht….
      Kommen wir zu Kommunikation:
      Erstens: Du könntest dem Fotografen sagen, das dir die Bilder nicht mehr gefallen und ihm für die Löschung eine Kompensation anbieten. (Steinige mich nicht, es ist eine von vielen Möglichkeiten)
      Zweitens: Du könntest dem Fotografen anbieten, das du noch einmal mit ihm auf TFP arbeiten würdest, da du jetzt viel erfahrener bist und die alten Bilder mit den neuen ersetzt werden. Gfg. ist er auch besser geworden – win win :)
      Oder aber drittens – und das empfinde ich als die eleganteste Lösung – sollten die Bilder auf dem Netzwerk auftauchen, könntest du unter die Bilder etwas Ähnliches wie: „Oh lol, die guten alten Zeiten. Damals war ich echt noch unerfahren im posieren. Heute sieht das schon viel besser aus. Guckt doch mal auf mein Profil und hinterlasst einen Kommentar“, schreiben. Damit greifst du den Fotografen nicht an, du kritisierst ja dich selbst, deine Posen und nicht die Fähigkeiten von ihm. Du lockst Leute auf dein Profil – so können sie sich davon überzeugen das du besser geworden bist. Du zeigst den Leuten das du Sinn für Humor hast und schlechte Bilder locker nimmst.

      Ich hoffe das dir meine Ideen und Anregungen helfen konnten.

      Liebe Grüße Karsten

  3. Hallo Karsten,

    hab vielen Dank für deine ausführliche Antwort!
    Inzwischen ist leider eingetroffen, was ich befürchtet habe, er hat ein paar Bilder hochgeladen, die ich nicht gut finde. Es sind zwar nicht die ganz katastrophalen, aber mir trotzdem unangenehm.
    Im Moment mache ich nichts. Sollte er aber Bilder hochladen, die meine Schmerzgrenze überschreiten, werde ich ihm sagen, dass sie mir nicht gefallen und er sie löschen soll.
    Jemanden derartig zu kritisieren fällt mir immer schwer, deswegen warte ich meistens ab, bis ich wirklich nicht mehr anders damit leben will.
    Da ein Ausgleichsshooting vermutlich nicht in Frage kommt, da wir mittlerweile zu weit auseinander leben, wollte ich dich fragen, was für dich eine geeignete Kompensation wäre?
    Also wie viel müsste ich dem Fotografen etwa bezahlen, damit es fair ist?
    Leider bin ich nicht so cool, dass ich so locker damit umgehen könnte, wie du es in deinem dritten Tipp beschreibst.
    Wenn ich die Bilder sehe, ärgere ich mich einfach nur.
    Vor allem, weil die Bilder ja auch in der Google-Bilder-Suche auftauchen, wenn man meinen Namen dort eingibt.
    Ich finde es wirklich schade, dass er diese Bilder unbedingt hochladen musste, er hat ja auch andere Modelle als Alternative.
    Es ist ja einige Zeit vergangen und damals war ich wirklich nur ein blutiger Anfänger.
    Wenn ich Fotograf wäre, würde ich nach so einer langen Zeit vermutlich den Cosplayer fragen, ob das Okay zum Upload noch besteht. Zumindest würde ich schauen, wie sich der Cosplayer selbst präsentiert und ob mein Beabeitungsstil und der des Cosplayers überhaupt zusammenpassen.

    Liebe Grüße
    Denise

  4. Hallo Karsten,
    ich bin selbst Hobbyfotografin und danke dir erstmal für den guten Artikel hier. Ich bin hierauf gestoßen, da ich mein Portfolio gerne erweitern würde und überlege demnächst auf ein Cosplaytreffen in meiner Nähe zu gehen. Ich wollte wissen, ob es vielleicht eine einfachere Möglichkeit gibt, eine Art TFP Vertrag zu haben, ohne dass jeder immer so einen 2 seitigen Vertrag dann hat. Wenn ich von einigen Cosplayern vor Ort dann je so ca 5-10 Bilder mache wäre das zum einen großer Aufwand, zum anderen viel Papier.
    Gibt es da tatsächlich die Möglichkeit einer Liste mit Vor- und Nachname, E-Mail Adresse, Geburtstag (bzgl Ü18) und Unterschrift?

  5. Hi Carmen,
    Eher – Nein. Denn wenn eine Unterschriftenliste existiert, kann niemand garantieren dass das Ursprungsdokument nicht verändert wurde. Ich bin dazu über gegangen das ich den Modellen das Original mitgebe und vorher das Modell mit dem unterschriebenen Vertrag fotografiere. Die RAW Datei ist hier wichtig. So habe ich auch optische Übergänge wo ein Shooting beginnt bzw aufhört und ich kann nach einem Event cosplayer direkt mit einem Namen und einer E-Mail verbinden. LG karsten

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