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Dick Grayson war lange Zeit als Batmans erster Robin von der Seite des Dunklen Ritters nicht wegzudenken. Als Nightwing begann er, auf eigenen Füßen zu stehen, bis die New 52 Story ihn in einen Agenten und Spion verwandelte. Nun ist Nightwing zurück, und er trägt wieder blau!

Nightwing gehört zu den beliebtesten Figuren des DC Universums. Nach dem tragischen Tod seiner Eltern, der Flying Graysons, wurde der junge Dick von Bruce Wayne als Mündel aufgenommen, und kämpfte als erster Robin an der Seite von Batman gegen das Verbrechen in Gotham City. Doch er entwuchs dem Kostüm und machte sich als Nightwing einen Namen, wurde sogar Anführer der Teen Titans, und später einsamer Wächter über Blüdhaven. Bis der Rat der Eulen, eine verbrecherische Geheimgesellschaft, Druck auf den jungen Helden ausübte. Als Agent 37 versuchte Grayson, den Klauen der Eulen zu entkommen. Doch nun ist er zurück, als Nightwing, und es stehen ihm stürmische Zeiten bevor.

Handlung

Viele DC-Fans waren sehr glücklich, als es im Rahmen des Rebirth-Events hieß, dass Dick Grayson wieder als Nightwing zurückkehrt. Noch immer hat der Rat der Eulen seine Pläne mit dem jungen Nachtvogel. Für die verbrecherische Organisation soll er überall auf der Welt gefährliche Aufträge erfüllen, wie zum Beispiel ein Flüchtlingsschiff zu kapern, und die Passagiere zu Sklaven der Eulen zu machen. Unterstützt wird er dabei durch den sehr fragwürdigen Raptor, einen Kämpfer, der sich für wesentlich besser als Batman hält, weil ihn keine moralischen Grundsätze hemmen. Doch Raptor spielt ein doppeltes Spiel, und dient nicht nur den Eulen, sondern auch dem religiös-terroristischen Kobra-Kult. Und er arbeitet daran, Nightwing in eine Falle zu locken.

Die Story ist an sich spannend, und die moralischen Dilemmas, die sich ergeben, wirken sehr erwachsen und durchdacht. Dennoch bleibt ein fader Nachgeschmack, denn Nightwing ist zu schnell bereit, sich auf gefährliche Pfade zu begeben und fragwürdige Opfer zu bringen. Das ist für den Charakter nicht stimmig.

Auszug aus Nightwing #1 (c) Panini Comics
Auszug aus Nightwing #1 (c) Panini Comics

Charaktere

Um ehrlich zu sein, fällt es sehr schwer, den Nightwing in diesem Comic zu mögen. Er wirkt an vielen Stellen ungemein großmäulig, dann wieder sehr unsicher und innerlich schwach. Es ist, als hätte Autor Tim Seeley unbedingt eine Selbstfindungsgeschichte schreiben wollen, und der eigentliche Charakter, der im Zentrum stehen sollte, scheint ihm dabei egal zu sein. Da hilft auch die schier unglaubliche Anzahl von Cameo-Auftritten wie der des Midnighters, Batgirls, Batmans oder Damian Waynes wenig. Natürlich ist es schön, all diese Figuren in einem Band vereint zu sehen. Aber alle Charaktere machen einen überzeichneten, fast schon grotesken Eindruck. Das hinterlässt den Leser irritiert.

Zeichenstil

Javier Fernandez hat einen mehr als gewöhnungsbedürftigen Stil, der sofort Erinnerungen an die alten Vertigo-Serien der frühen 1990er Jahre erinnert. Seine Striche sind sehr dick, die Gesichter der Figuren wirken verzerrt und klobig. Was für Swampthing sicherlich einmal gut funktioniert hat, mag zu einer klassischen Superheldenreihe einfach nicht passen. Insbesondere die Zeichnungen von Damian Wayne muten grotesk an und lassen Damian als klotzigen Schlägertypen erscheinen. Fernandez arbeitet nicht schlecht, es ist nur einfach nicht sein Genre.

Erscheinungsbild

Am Gesamteindruck des Comics ist nichts auszusetzen. Wie üblich bietet Panini ein stabiles und griffiges Cover. Die Papierstärke ist angenehm, und das matte Papier unterstützt das Artwork von Fernandez. Wie immer fehlen die Anmerkungen der Redaktion nicht, die auch diesmal wieder sehr informativ ausgefallen sind.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini / DC
  • Autor(en): Tim Selley
  • Zeichner(in): Javier Fernandez
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Sonderband
  • Seitenanzahl: ca. 130
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics

 

Fazit

Der erste Band der neuen Nightwing-Reihe weiß leider nicht recht zu überzeugen. Der Charakter wirkt nicht stimmig, zu fahrig und uninspiriert. Hinzu kommt, dass er allzu leichtfertig die moralisch schwierigen Entscheidungen fällt, die dem Band seine Tiefe hätten geben können. So wird aus einem sehr erwachsenen Comic über die Selbstfindung eines Helden eine irgendwie überzeichnete Geschichte um eher unsympathische Figuren.

Das wird durch die grobschlächtigen Zeichnungen unterstützt, die zu einem Vertigo-Titel mit seiner Düsternis gut gepasst hätten, bei einem Superheldentitel aber unangebracht und verstörend wirken. Da helfen auch die vielen interessanten Gastauftritte nicht wirklich. Die Stärke des Bandes ist es, dass er es wagt, mit der Flüchtlingsproblematik und dem religiösen Fanatismus auch aktuelle politische Themen anzusprechen. Das reicht jedoch nicht aus, um aus diesem Band ein gelungenes Gesamtwerk zu machen.

Artikelbilder: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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