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Im Jahre 1925 verschwanden der bekannte Abenteurer Colonel Percy Fawcett, sein Sohn Jack und dessen bester Freund Raleigh Rimell spurlos im brasilianischen Amazonas. Sie waren auf der Suche nach der alten, versunkenen Stadt einer vergessenen Hochkultur, die Fawcett schlicht „Z“ getauft hatte. Die Geschichte kommt dieses Jahr in die Kinos.

Projekt H.E.L.D. – Historische Ereignisse Legendär Definiert

Fawcett war für damalige Verhältnisse ein berühmter Mann und ein Indiana Jones des echten Lebens. Als erfahrener Reisender, Entdecker, Soldat und ehemaliger Spion hatte es ihm die Archäologie besonders angetan. Über diverse Reisen in das Amazonasbecken hinweg überzeugten ihn Geschichten und Sagen der Eingeborenen, dass es tief im Inneren des Dschungels eine wahrhaft mystische Stadt geben musste. Ein modernes El Dorado. Den Sitz einer vergessenen Hochkultur, die dereinst über weite Landstriche des unwegsamen Waldes geherrscht haben sollte. Zuvor war Fawcett bereits zwei Mal gescheitert, diesmal, so glaubte er zu wissen, würde er Erfolg haben.

Doch leider kam es anders.

Heutzutage wissen wir, dass es tatsächlich derartige Städte in dem Gebiet, das die kleine Expedition absuchte, gibt. Dank modernster Technologie wie Satelliten, und leider auch dank der unaufhaltsamen Rodung der Wälder, wurden diverse Ruinen von beeindruckenden Ausmaßen freigelegt.

Doch damals waren diese Entdeckungen noch umgeben vom Nebel des Mystischen und verborgen in den Tiefen des fürchterlichen Dschungels.

Worum geht es?

Das letzte Lebenszeichen der drei Männer waren Briefe, die sie ihren einheimischen Führern mit auf den Heimweg gegeben hatten. In diesen beteuern sie ihre gute Laune, ihre Zuversicht, etwas zu finden und vor allem voll Ruhm und Ehre nach England heimzukehren.

Vom 29. Mai 1925 an fehlt jegliche Spur von ihnen. Sie machten sich entgegen des Rates der Führer alleine auf, weiter ins unbekannte Dunkle des Dschungels hinein, und kehrten nie zurück.

Erst 1927 machten sich die ersten Expeditionen auf, die Vermissten zu suchen. Ohne Erfolg. In jenen Tagen war es allerdings nichts Ungewöhnliches, über lange Zeiträume hinweg nichts von Gruppen zu hören, die sich auf unerforschtes Territorium vorwagten, da jegliche Möglichkeit der Langstreckenkommunikation fehlte. Somit war es nicht außergewöhnlich, dass Jahre vergingen, ehe sich jemand Sorgen machte.

Was kann dazu geführt haben, dass die drei erfahrenen Männer nie aus dem Dickicht heimkehrten? Was haben sie gefunden, oder nicht? Hat jemand, oder etwas, sie gefunden? Niemand weiß es.

Wir begeben uns hier auf die etwas phantastischeren Pfade der Ideen und loten aus, inwieweit sich die abenteuerliche Geschichte als Hintergrund für ein Pen&Paper-Abenteuer nutzen lässt.

Was war passiert?

Es gibt einige plausible Erklärungen für das Verschwinden der drei Männer. Zunächst könnten sie feindlich gesinnten Eingeborenen zum Opfer gefallen sein. Auch könnte der Hunger oder Krankheiten sie dahingerafft haben. Ebenfalls sind Unfälle nicht auszuschließen, ebenso wie Raubtiere und Natureinflüsse, wie Sturzbäche, Stürme oder Überschwemmungen.

Da jedweder Anhaltspunkt fehlt, wurden über die Jahre die wildesten Theorien gesponnen, darunter der Tod durch Kannibalen, bis hin zum Aufstieg als Anführer eines Eingeborenenstammes.

Was könnte passiert sein?

Um einige spannende Plothooks für Rollenspiele zu erfinden, müssen wir natürlich etwas tiefer in die Kiste der grusligen und sagenumwobenen Geheimnisse greifen.

Etwas Verborgenes

Es existiert tatsächlich, tief in den Bergen und auf den legendären Hochplateaus, eine verborgene Zivilisation. In dieser sind die drei Männer freiwillig zu Gast, oder Gefangene der Einwohner. Diese wollen natürlich nicht, dass die Außenwelt von ihnen erfährt. Die dort Lebenden können gleichwohl einen höheren Zivilisationsprozess haben, oder einen niedrigeren als die westliche Weltbevölkerung der 1920er. Überlebende Inka sind ein herrlicher Hintergrund für ein typisches Pulp-Abenteuer.

Etwas von den Sternen

Schon lange wird darüber spekuliert, ob die Inka und Azteken Kontakt zu Außerirdischen hatten, die sie ihre Geheimnisse lehrten und Zivilisation überhaupt erst ermöglichten. Was nun, wenn eine außerirdische Zivilisation eine Kolonie im brasilianischen Dschungel angelegt hat? Die drei Abenteurer könnten einer Gruppe von außerirdischen Wissenschaftlern begegnet sein, die das Leben auf der Erde studierten, und die die armen Männer dann als Testobjekte mit sich nahmen.

Moderne Nachfolger der Expedition könnten ebenso mit diesen Wesen zusammenstoßen und vielleicht sogar eine Invasion verhindern.

Etwas von Gestern

Ein Mann stolpert in das Camp einer wissenschaftlichen Expedition. Er trägt nur noch Fetzen am Leib. Fieber plagt ihn, und er ist nahe dem Verhungern. Als er von den Wissenschaftlern, die den Regenwald studieren, aufgegriffen wird, pflegen sie ihn gesund und erleben eine Überraschung. Er spricht Englisch, ein wenig veraltet vielleicht, aber verständlich. Er sagt, er habe seinen Vater und seinen besten Freund erst vor ein paar Tagen im Dschungel verloren. Und er ist sehr verwundert über die technischen Geräte der Männer und besonders darüber, dass auch Frauen an der Expedition teilnehmen. Nach seinem Namen gefragt, antwortet er „Jack Fawcett“.

Etwas Altes

Unheimliche Schatten und Geräusche verfolgen die drei Männer seit Tagen. Immer wieder raschelt es im Dickicht um sie herum, und seltsame Rufe sind aus dem Zwielicht zu hören. Raleigh sagt, dass da etwas Jagd auf sie macht, fast wie Wölfe. Jack behauptet, er habe eine zweibeinige Echse gesehen, etwa so groß wie ein gebückt stehender Mann. Und grünlich braun gefleckt, fast perfekt getarnt in diesem Dickicht. Schwachsinn, wahrscheinlich setzt ihm nur die Hitze zu. Was war das? AAAARGH!

Etwas noch Älteres

In den undurchdringlichen Tiefen des grünen Meeres aus Blattwerk schlummert eine alte Gottheit. Ein stygisches Biest, welches lange vor Menschen und Dinosauriern auf der noch jungen Erde wandelte, und dessen beinahe unendlich langsamer Atem Ausdünstungen verbreitet, die den Geist zerfressen und die Sinne trüben. Dessen grausame Träume sich all jener bemächtigen, die sich in die grüne Hölle wagen und die seinem bewusstlosen Wesen zu nahekommen.

Wie kann dies im Rollenspiel genutzt werden?

Der wohl beste Ansatz zu dieser Art von Abenteuer wäre jener, dass die Charaktere selbst zu einer Expedition in dieses noch immer weitgehend unerforschte Gebiet des Amazonas aufbrechen und dort auf Spuren der verlorenen Expedition stoßen.

Natürlich könnte diese zu finden auch das explizite Ziel ihrer Reise sein. Ob sie nun zufällig oder mit Absicht auf die Spuren stoßen, zu diesen geführt werden oder durch Visionen aufmerksam werden, ist abhängig davon, wie viel und welche Art von Mysterium der Spielleiter in seine Runde einflechten will.

Ist vielleicht sogar einer der Charaktere, oder ein NSC, über das wirkliche Ziel der Expedition informiert?

Tappen sie alle im Dunkeln, bis sie dem Geheimnis langsam gemeinsam auf die Spur kommen?

Eine Saat wie diese kann in jeder modernen Zeitperiode angesiedelt werden. Ob die Charaktere nun Zeitgenossen der unglücklichen Abenteurer sind oder deren Nachfahren. Ob sie Abenteuerlust oder wissenschaftliche Neugier antreibt. Alles kann zu jeder Zeit verwendet werden.

Jede Zeitperiode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und ihren ganz eigenen Charme. Die urtümlichen Abenteuer der 20er und 30er Jahre gegen die präzise geplanten Einsätze der Moderne. Gegen Unglück sind sie jedoch beide nicht gefeit, und gegen die Natur und oder das Übernatürliche kommen beide nicht an. Oder doch?

Wir wünschen euch viel Spaß!

Artikelbild: Amazon Studios & Bleecker Street, Aidan Monaghan

 

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