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Während Assassin’s Creed sein Debut auf der Kinoleinwand gab, erschien das Buch zum Film beim Zauberfeder Verlag. 160 Seiten geben Einblick in die Hintergründe der Filmhandlung und die Produktion des Filmes. Es stellt Schauspieler und Sets vor und verspricht manchen Blick hinter die Kulissen. Doch wie informativ ist das Buch wirklich?

Schon im Vorfeld des Filmes wurde bekannt, dass das Team verstärkt auf echte Drehs gesetzt hat, statt Stunts durch CGI zu ersetzen. Das Stunt-Team um Damien Walters hat sich nicht gescheut, auch komplexe Parkour-Szenen oder den aus den Spielen bekannten „Todessprung“ real auszuführen. Dies alles schürt auch Erwartungen an das Hintergrundbuch zum Film: Hier erwartete ich Informationen zu Kostümen und Abläufen, gespickt mit schönen Set-Fotos – ich wurde nicht enttäuscht.

Dazu kommt noch ein Vorwort von Gérard Guillemont, dem CEO von Ubisoft Motion Pictures und Bruder von Ubisoft-CEO Yves Guillemont.

Worum geht es?

Ubisoft hat es gewagt, eine weitere Computerspielverfilmung anzugehen, und mit der inzwischen fast zehn Jahre alten Action-Adventure-Serie Assassin’s Creed den Sprung auf die Leinwand gewagt. (Eine Besprechung des Filmes findet Ihr hier.)

Zusätzlich zur Produktion des eigentlichen Filmes selbst wurde Ian Nathan gewonnen, um ein offizielles Buch zum Film zu verfassen. In diesem wird die komplexe Welt des Filmes näher beleuchtet, das Zusammenspiel der Faktionen erklärt und der Zusammenhang zwischen den zwei Hauptfiguren erläutert. Die gelieferten Erklärungen sollen zum Verständnis des Filmes beitragen und zeigen, wie viel Aufwand und Recherche in die Produktion eingeflossen sind. Dazu gibt es noch zahlreiche Zusatzinfos und Konzept-Zeichnungen.

Darüber hinaus beschreibt Assassin’s Creed – In den Animus auch die Entstehung des Filmes in Interviews mit den wichtigsten Schauspielern, dem Regisseur sowie dem Stunt- und Kreativteam.  Set-Fotos und Detailaufnahmen von Kostümen und Waffen im Film zeugen von dem Detailreichtum der Sets. Fotos von den Stunt-Sets zeigen, wie viel der Action auf der Leinwand tatsächlich gedreht wurde, statt alles mit CGI zu lösen. Auch das Konzept des neuen Animus wird vorgestellt und begründet.

Apropos Detailreichtum: Das Buch zeigt auch, mit welcher Genauigkeit Regisseur Justin Kurzel und sein Team versucht haben, auch kleinste Details richtig wiederzugeben.

Das Buch richtet sich somit an verschiedene Zielgruppen: von Filmfreunden, die ein solides Making-of erwarten, bis zu Fans der Serie, die erfahren möchten, wie ihre Spielwelt umgesetzt wurde. Von Filmtechnik-Interessierten, die mehr Informationen zu den Stunts haben möchten, bis hin zu Cosplayern, die Detailfotos für Kostümen zu schätzen wissen.

Doch wird Assassin’s Creed – In den Animus diesen Zielen auch gerecht? Werfen wir mal einen Blick in die einzelnen Kapitel.

Kapitel Eins: Aufstieg des Assassinen

Das erste Kapitel widmet sich der Frage, wie man ein komplexes Computerspiel wie Assassin’s Creed für die Leinwand adaptiert. Des Weiteren werden die beiden Hauptdarsteller, Michael Fassbender und Marion Cotillard, sowie Regisseur Justin Kurzel, in Interviews vorgestellt.

Hier zeigt sich schon der Detailgrad, durch den der Film sich von den meisten Computerspiel-Adaptionen unterscheidet. In enger Zusammenarbeit mit Ubisoft wurde versucht, das Spiel-Erlebnis auf die Leinwand zu bringen, und diese Bemühungen wurden im ersten Kapitel dokumentiert.

Kapitel Zwei: Abstergo

Jedes Spiel der Assassin’s Creed-Reihe spielt in zwei Zeiten: zum einen in einem historischen Kontext, zum anderen in der heutigen Zeit. Auch der Film hat diese zwei Zeitebenen übernommen.

Das zweite Kapitel stellt die heutige Zeit in der Filmwelt dar. Es geht um die Organisation der Templer, um den Konzern Abstergo, und vor allem um dessen Forschungszentrum, in dem ein Großteil der Handlung spielt.

Im Film sind für die Fans der Reihe viele Easter-Eggs versteckt, und dieses Kapitel beleuchtet einige von ihnen, um die Suche zu erleichtern. Auf der einen Seite durchaus interessant, andererseits ist ein Teil des Spaßes bei Easter-Eggs aber, sie selbst zu finden.

Ein doppelseitiges „Luftbild“ des Forschungskomplexes rundet das Kapitel ab.

Kapitel Drei: Der Animus

Der Animus ist die Verbindung zwischen den Zeitebenen, und damit ein zentrales Element der Assassin’s Creed-Reihe. Deshalb wird der titelgebenden Maschine ein eigenes Kapitel gewidmet.

Dieses erläutert unter anderem, warum der Animus im Film so anders dargestellt wird als in den Computerspielen. Die Design-Sprache hinter dem neuen Animus zu kennen, ist auf jeden Fall interessant, allerdings muss jeder selbst entscheiden, ob sich das Gerät dadurch „richtiger“ anfühlt.

Das Animus-Kapitel auch im Buch zwischen den Zeitebenen zu platzieren, ist eine geschickte Design-Entscheidung, die aber auch aus Liebe zum Detail geschehen sein kann.

Kapitel Vier: Die Inquisition

Die eigentliche Handlung der Spiele, und zum Teil auch des Filmes, findet in der historischen Zeitebene statt. Deshalb waren Fans auch vor allem an dieser Zeitebene des Filmes interessiert.

Dieses Kapitel bietet hier zahlreiche Skizzen, vom Storyboard über das Set-Design bis hin zur Stunt-Planung. Leser, die den Film noch nicht kennen, bekommen hier schon beim Ansehen und Lesen Lust auf den Film. Ist der Film schon bekannt, halten die Skizzen interessante Details bereit.

Dazu kommen technische Details von den Dreharbeiten, sowie Hintergrundwissen zum Aufbau von Story und Einzelsequenzen. Insgesamt bietet das Kapitel eine gelungene Mischung aus geschichtlichem und technischem Hintergrundwissen.

Kapitel Fünf: Kostüme und Waffen

Als Letztes stellt das Buch die Ausstattung des Filmes vor. Details von Kostümen und Waffen sind nicht nur informativ, sondern auch für Cosplayer oder Fans eine unschätzbare Ressource. Und gerade wenn man sich selbst schon einmal an LARP-Gewandungen oder Cosplays versucht hat, muss man bei den Absätzen der Kostüm-Schneider zu Kapuzen, und wie selbige da bleiben, wo man sie haben möchte, unwillkürlich schmunzeln.

Es ist allerdings erstaunlich, wie viel der Atmosphäre des Filmes bei genauerer Betrachtung vor allem über die Kostüme und die Ausstattung der Charaktere transportiert wird. Die enorme Detailverliebtheit der Prop-Bauer wird beim einfachen Zuschauen nicht so deutlich wie in diesem Buch.

Kapitel Sechs: Das Artefakt

Die meisten dürften den Film schon gesehen haben, trotzdem möchte ich hier keine Spoiler einbringen. Ich hätte dem Artefakt wahrscheinlich auch kein eigenes Kapitel gewidmet, finde es aber trotzdem überraschend informativ. Es enthält mehr Informationen, als ich nach dem Lesen der Überschrift erwartet hätte, nicht nur zum Artefakt selbst, sondern auch zur Philosophie hinter dem Film und dem Konflikt der Assassinen und Templer.

Die Extras

Das Buch enthält vier herausnehmbare Extras:

  • Die Visitenkarte von Alan Rikkin
  • Die detaillierte Ablauf-Skizze eines der Parkour-Stunts
  • Einen Analyse-Bericht der Animus-Experimente mit Callum Lynch
  • Ein kleines Heftchen in altertümlichen Stil und in verschiedenen Sprachen (unter anderem Latein und Spanisch) geschrieben.

 

Bis auf die Stunt-Skizze waren all diese Extras für mich nicht mehr als Gimmicks, allerdings zeigen sie, mit wie viel Herzblut dieses Buch erstellt wurde.

Der Autor

Ian Nathan war Chefredakteur des Empire-Magazins, einer bedeutenden monatlichen Filmzeitschrift im englischsprachigen Raum, und schreibt auch heute noch gelegentlich für das Magazin. Heute schreibt er Hintergrundbücher zu Filmen. Seine bekanntesten Werke sind Terminator Vault und Alien Vault, die einen kompetenten Überblick über die jeweilige Reihe bieten. Auch das Buch zu Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind stammt aus seiner Feder.

Erscheinungsbild

Eine angenehme Überraschung für mich war die Menge an Text in diesem Buch. Es handelt sich keineswegs um ein lieblos zusammengepuzzeltes Fotobuch, sondern wirklich um fundierte Hintergrundinformationen.

Die immer noch zahlreichen Fotos im Buch sind qualitativ sehr gut und passen inhaltlich zu den Texten. Es handelt sich weder um eine Sammlung von Screenshots aus dem Film, noch um „nebenbei“ am Set geschossene Bilder. Hier waren Fotographen am Werk, die wussten, was sie tun.

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass Assassin’s Creed – In den Animus nicht einfach nur ein Fotobuch oder ein Buch zum Film ist: Der Autor liefert ein ausführliches Making-of-Buch ab.

Das DIN-A4-große Buch ist in ein stabiles Hardcover gebunden, und auf hochwertigem Hochglanzpapier gedruckt. Dies verleiht ihm ein relativ hohes Gewicht, und macht einen sehr wertigen Eindruck.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Zauberfeder Verlag
  • Autor: Ian Nathan
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: A4, Hardcover
  • Seitenanzahl: 160, vier Beilagen
  • ISBN: 978-3938922736
  • Preis: 39,90 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Zauberfeder Verlag

 

Fazit

Man merkt, dass In den Animus Lust auf den Film machen soll. Leider ist die deutsche Übersetzung erst am 21. Dezember veröffentlicht worden (Englische Version: 27. Dezember), dadurch dürften viele Käufer es erst nach dem Sehen des Filmes gelesen haben. Durch die hohe Informationsdichte verliert das Buch dadurch aber nicht an Interessantheit. Ian Nathan hat viele Fakten rund um den Film recherchiert und präsentiert diese in gelungenen Texten.

Braucht man das Buch, um den Film zu verstehen? Sicherlich nicht. Liefert das Buch erhellende Einblicke hinter die Kulissen? Das auf jeden Fall. Alles in allem bietet der Zauberfeder Verlag hier ein rundes Gesamtpaket „von Fans für Fans“ ab. Durch die gelungene Mischung aus imposanten Bildern und informativen Hintergrund-Texten kommen sowohl Serien-Fans, als auch Cineasten oder Cosplayer auf ihre Kosten.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Zauberfeder Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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