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Der stets betrunkene und leicht tuckige Pirat Jack Sparrow ist zurück. Diesmal muss er sich gegen untote Piratenjäger wehren und Poseidons Dreizack finden. Es ist der bislang fünfte Teil der Reihe, die sowohl das Genre des Piratenfilms neu definiert hat, als auch Johnny Depp zur Paraderolle seiner Karriere verhalf.

Das Genre des Piratenfilms war tot und begraben, als Disney sich zusammen mit Jerry Bruckheimer daran machte, ihm zu neuem gespenstischem Leben zu verhelfen. Dabei war das Erfolgsrezept ganz einfach: Man nehme eine gute Prise Mantel und Degen, mische sie mit Geistergeschichten und Seefahrerlegenden und runde das Ganze mit einem genialen Johnny Depp als stets rumtrunkenen und verwirrten Captain ab. Heraus kam Fluch der Karibik, und dieser Film zog eine ganze Reihe von Filmen in wechselnder Qualität mit sich.

Es schien fast so, als weigere die Reihe sich, in das Reich der Toten einzugehen, genau wie Captain Jack Sparrow selbst. Jack erlöste verfluchte Geisterpiraten von ihrer Existenz als Untote, maß seine Kräfte mit den Tiefseepiraten der Flying Dutchman, segelte über den Rand der Welt oder rang an der Seite von Blackbeard um den Quell der ewigen Jugend. Immer mit dabei waren sein Freund und Rivale Barbossa, der stets in seiner Treue wankende Master Gibbs, der Kompass der Wünsche, die Black Pearl (das Schiff, das für Jack immer ein bißchen unerreichbar blieb) und natürlich Orlando Bloom als William Turner, der zuletzt das Kommando der Flying Dutchman übernahm und als Tiefseeschrecken die Meere kontrollierte.

Nun geht es also mit vollen Segeln und hart am Wind in ein neues, haarsträubendes Abenteuer. Und natürlich sind nicht nur die Gezeiten gegen unseren berühmten Captain.

Story

Henry Turner ist der Sohn von Will Turner, jenem jungen Mann, der sich in vorangegangenen Teilen der Filmreihe den Fluch der See auflud und nun mit der Flying Dutchman immer wieder in die Tiefe gezogen wird. Henry erträgt den Verlust seines Vaters nicht und möchte ihn retten. Dazu benötigt er aber den Dreizack des Poseidon. Um diesen zu finden, fährt er zur See auf der Suche nach Jack Sparrow, von dem er sich Hilfe erwartet. Doch sein unbeugsames Wesen bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten. Als der Piratenjäger, auf dem er zuletzt angeheuert hat, einen Piraten in das Dreieck des Teufels verfolgt, erwacht dort der untote Piratenjäger Salazar zu neuem Leben. Kaum hört diese fluch- und akzentbeladene Scheusslichkeit mit wehendem Haar und einer verbrannten Mannschaft den Namen Sparrow, erwacht in ihm der unerbittliche Rachedurst. Sein skelettiertes Geisterschiff fährt aus, um Piratenschiffe zu versenken und Jack aus seinem Versteck zu locken. Immer nur eine Person lässt er am Leben, um die Geschichte zu erzählen. Mit diesen Zügen gegen die Piraten kreuzt er die Pläne von Captain Barbossa, der sich, um seine Haut zu retten, scheinbar auf ein Bündnis mit Salazar einlässt.

Derweil ist Henry Turner in Gefangenschaft, aus der er in bester und klamaukigster Mantel-und-Degen-Manier flieht. Das tut er jedoch nicht allein, denn im Gefängnis trifft er endlich auf Sparrow, der so heruntergekommen ist wie noch nie in seiner Existenz, und das heißt schon etwas. Er sitzt dort wegen Bankraubes, denn er raubte wortwörtlich die gesamte Bank des Ortes. Aber ein Film lebt auch von einer weiblichen Hauptrolle, und so schließt sich ihnen die kluge und bezaubernd hübsche Forscherin Carina Smyth an, die aufgrund ihrer Kenntnis der Wissenschaft als Hexe verbrannt werden sollte. Wie William sucht auch sie ihren Vater, und wie es der Zufall will, besitzt sie die Karte, die kein Mann lesen kann. Diese Karte, die ihre Geheimnisse erst beim richtigen Mondlicht enthüllt, verrät den Weg zum Dreizack. Diese beiden Elemente erinnern übrigens stark an Tolkien: Mondbuchstaben und eine „Kein Mann“-Prophezeihung. Gemeinsam segelt das Trio aus, um den Dreizack zu finden, und natürlich entwickelt sich eine leichte Romanze zwischen Henry und Carina.

Salazar und Barbossa bleiben ihnen jedoch auf den Fersen, und so erreicht das Gespann die Insel des Dreizacks. Die Piratenjäger können kein Land betreten, und so bleibt Salazar nur, Barbossa zu vertrauen. Ein Fehler, denn Hector Barbossa ist natürlich ein treuer Freund von Captain Jack. Seite an Seite bergen sie in einem bombastischen Showdown den Dreizack, enthüllen dabei das Geheimnis um Carina Smyths Vater, und in einem Akt totaler Selbstaufopferung stürzt Barbossa dramatisch in die Tiefe. Auch diese Szene erinnert an den Herrn der Ringe und Gandalfs Sturz mit dem Balrog.

Mit dem Dreizack werden die Flüche der See gebrochen, die Black Pearl ist befreit, und schließlich kommt es auch endlich zu der Wiedervereinigung von Elisabeth Swann (Keira Knightley) und William Turner. Die Filmreihe ist abgerundet, und es bleibt zu hoffen, dass Jack Sparrow dieses würdige Ende nutzt, um sich zur Ruhe zu setzten.

Insgesamt wird wieder eine spannende und nette Geschichte erzählt, die die wichtigen Versatzstücke der Vorgängerfilme aufgreift. Allerdings ergeben sich, wie schon öfter in der Reihe, kleine logische Brüche in Bezug auf die Einordnung im Gesamtkosmos von Fluch der Karibik. Diese entstehen insbesondere dort, wo Salazar seine und Jacks Vorgeschichte erzählt und dabei behauptet wird, Jack wäre für eine Weile der einzige und letzte Pirat der Karibik gewesen. Was ist mit der Bruderschaft? Mit den wesentlich älteren Kapitänen, die wir im Lauf der Reihe schon zu sehen bekamen? Über solche Dinge muss der Zuschauer hinwegsehen können.

Darsteller

Johnny Depp brilliert erneut in seiner Glanzrolle. Diesmal ist Jack wieder bestens getroffen und das Tief, in dem er sich am Anfang des Films befindet, steht ihm gut. Der Charakter bekommt zwar keine völlig neuen Facetten, ist aber durchgängig sauber gespielt.

Brenton Thwaites und Kaya Scodelario machen sich in den Rollen von Henry Turner und Carina Smyth recht gut. Sie treten damit in große Fußstapfen, die sie ausfüllen können, zumal die Rollen an sich nicht vom allergrößten Tiefgang geprägt sind. Scodelario ist eine Augenweide und durchaus in der Lage, Keira Knightley in Sachen Schlagfertigkeit das Wasser zu reichen.

Auch Javier Bardem macht einen sehr ordentlichen Job. Es fällt leicht, sich vor Captain Salazar zu gruseln und ihn zu hassen. Er hat alles, was einen echten Schurken ausmacht. Sein Spiel ist natürlich stark unterstützt von Maske und CGI, aber diese Elemente sind gut in des Gesamtbild eingebettet.

Auch die Cameos von Orlando Bloom und Keira Knightley dürften die Fans erfreuen, verleihen sie dem Film doch dieses Gefühl von Abgeschlossenheit, als würdiges Endstück einer schönen Filmreihe. Aber besonders sticht natürlich wieder Geoffrey Rush als windiger Hector Barbossa hervor. Wunderbar zwiespältig, mal fast ekelerregend, mal charmant und gefühlvoll. Barbossa ist für viele Zuschauer zum Inbegriff des wahren Piraten geworden, und das völlig verdient. Ein kleines Bonbon ist der Gastauftritt von Paul McCartney als Onkel Jack. Diese Szene ist witzig und charmant, obwohl sie die Handlung nicht voranbringt.

Inszenierung

Salazars Rache lebt natürlich von den bekannten und neuen Gesichtern, aber auch von den aufwendigen CGI-Effekten. Die Gegner, mit denen Jack es zu tun bekommt, wären ohne Computertechnik nur halb so spannend. Das gilt für verbrannte Piraten genauso wie für halb verweste Zombiehaie, für die aufwendigen Schiffsschlachten genauso wie für die mystischen Elemente des Films. Es ist eben Piratenfantasy, die hier geschickt und realitätsfern in Szene gesetzt wird. Und wie immer wäre der Film nicht annähernd so eindringlich, wäre das nicht der geniale Soundtrack. Schwungvoll, heroisch und getragen spielt die Musik eine enorm wichtige Rolle bei der Inszenierung des Films. Hier wird saubere Qualität geboten.

Die harten Fakten:

  • Regie: Joachim Ronning, Espen Sandberg
  • Darsteller: Johnny Depp, Geoffrey Rush, Brenton Thwaites, Kaya Scodelario, Javier Bardem
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch

 

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Fazit

Jack Sparrow begibt sich mit Henry Turner und Carina Smyth auf die Suche nach dem Dreizack des Poseidon. Diese mächtige Waffe kann alle Flüche der See brechen und damit Jacks Freund und Henrys Vater William Turner von seinem Dasein als Schrecken der Tiefsee befreien. Doch auf den Fersen des ungleichen und charismatischen Gespanns ist Salazar, ein untoter Piratenjäger, den Captain Sparrow einst um Schiff und Mannschaft gebracht hat. Gemeinsam mit Barbossa, dem in erster Linie an der Rettung der eigenen Haut gelegen scheint, jagt er den Protagonisten nach. Es kommt zu einem Showdown mit spannenden Enthüllungen und tragischen Verlusten. Disney und Bruckheimer präsentieren eine atmosphärisch dichte Piratengeschichte, die spannend erzählt ist und das Publikum gut unterhalten kann.

Dieser Film ist sicherlich Entertainment ohne Langzeiteffekt, er wird die Zuschauer nicht allzu lange begleiten, denn es fehlt ihm die Innovation und das aufregende Gefühl des Neuen, das den ersten Teil der Reihe vor allen weiteren auszeichnete. Er stellt aber, sieht man von einigen Logikbrüchen ab, die die Reihe an sich nicht wie aus einem Guss erscheinen lassen, einen guten Abschluss der gesamten fünfteiligen Filmreihe dar. Wer die anderen Teile mochte, sollte diesen hier sehen.

 

Artikelbilder: Disney Pictures
Dieser Kinobesuch wurde aus den Einnahmen des Patreon-Projektes finanziert.

8 Kommentare

  1. Ich würde das mit dem „einziger Piratenkapitan der Karibik“ nicht unbedingt als Logikbruch sehen da ja, wie man im dritten Teil der Saga sieht, die Piraten aus aller Herren Länder (Afrika, Indien, China, Japan etc.) kommen, weswegen das ganze durchaus schon passen würde. Das einzige was da nicht so wirklich passt ist dass barbossa anfangs ja der erste maat war und dann doch in den Rang eines Kapitans erhoben wurde.

    • Ich glaube das bezog sich darauf, dass Jack ja eigentlich DER Piratenfürst der Karibik ist, nachdem sein Vater der Hüter des Kodex wurde. Vllt bezieht sich das darauf. Weil überleg mal: Wir haben Blackbeard gesehen und der war ja auch DER Kapitän der schlechthin. Aber er war im PotC-Universum kein Fürst.

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