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Die DoKomi fand dieses Jahr erstmals vollständig in Messehallen statt, was weiteres Wachstum ermöglichte und rund 40.000 Besucher in jene Hallen brachte. Mit dem Nordpark in der Nähe, zwei Bühnen, vielen Zeichnern und internationalen Gästen wollte man sich erneut zum Vorjahr steigern, vergrößern und verbessern. Ob das gelungen ist?

Um es kurz zu machen: ja und nein. Es gab Änderungen mit Vor- und Nachteilen, es gab Verbesserungen, aber nicht alles was besser werden sollte, wurde es auch. Dabei war die Veranstaltung an sich durchaus gelungen.

Location

War man in den letzten Jahren im Congress Center Düsseldorf (CCD) der Messe Düsseldorf beheimatet (zuzüglich einer Messehalle im letzten Jahr), ging es in diesem Jahr komplett in Messehallen. Dies ist zwar auch darin begründet, dass das CCD umgebaut wird – allerdings muss man auch zugeben, dass es dort im letzten Jahr unangenehm voll war und die Con lange vorher ausverkauft war und sich an den Tageskassen Menschen lange anstellten, in der Hoffnung noch eine der begehrten Karten zu bekommen. Mit mehr Platz (50.000 qm) in den Messehallen sollte das nun besser werden, und es sollte niemand mehr leer ausgehen beim Kartenkauf. Und tatsächlich: Rund 40.000 Besucher sollen es gewesen sein, und es war dennoch angenehm, sich in den Hallen zu bewegen.

Vor der Halle. Fotografie: Michael Fuchs
Vor der Halle. Fotografie: Michael Fuchs

Die Aufteilung sah dabei folgendermaßen aus: Einlass und Garderobe/Waffencheck bei Halle 15, in der sich Händler tummelten, benachbart dazu Halle 14, in der neben Trading Cards, Videospielen und Autos mit Anime-Motiven vor allem Fanstände zu finden waren, wobei ganz klar Zeichner dominierten – mit Absicht. Daneben folgte Halle 13, in der neben Hüpfburgen und Ähnlichem auch die Workshopräume und der Bring & Buy angesiedelt waren. Hiernach folgte Halle 12, die ausschließlich einem Zweck diente: die Hauptbühne zu beherbergen. Durch das große Außengelände konnte dort entspannter Zeit verbracht werden, zudem waren von dort alle Hallen sowie das ebenfalls genutzte CCD Ost mit Dating und Cosplaybühne zu erreichen.

Während es bei den Händlern teils recht voll war, war es in Halle 13 ziemlich leer. Generell konnte man sich aber überall noch in gemächlichem Schritttempo bewegen, ohne zu schieben oder in Kontakt mit anderen Personen zu kommen – durchaus angenehm und weit besser als im Vorjahr oder auf einigen anderen Events. Die relative Ruhe/Leere in Halle 13 war dabei auch nicht unbedingt schlecht – schließlich waren dort fünf Workshopräume untergebracht. Und mit Räumen sind typische Messeaufbauten aus Trennwänden gemeint. So war die Abschirmung gegen den teils doch noch vorhandenen Messelärm nur mäßig vorhanden, und Lautsprecher aus Nebenräumen und Lautsprecherdurchsagen störten das ein oder andere Mal – das war im letzten Jahr besser.

Generell war es zwar im letzten Jahr teils zu voll, verwinkelt, unübersichtlich und suboptimal beschildert – aber es hatte Flair: Convention-Flair. In diesem Jahr gab es auch Flair, aber eben einen anderen: Messe-Flair. Karge Messehallen, die eben überall recht gleich aussehen. Massen an Ständen, die massenhaft aneinandergereiht Gänge bilden in den großen Hallen. Der frühere Charme konnte so nicht mehr eingefangen werden – andererseits dürfte es aber eben auch keine andere Lösung geben für die Besuchermenge, und man hat noch Raum für weiteres Wachstum. Insofern ist es zwar in gewisser Weise schade, aber unumgänglich. Passend dazu nennt sich die DoKomi auch selbst nicht mehr Convention, sondern Expo: „Deutschlands größte Anime- und Japan-Expo“.

Programm

Ganz im Sinne der offiziellen Bezeichnung wollte man sich nicht nur auf die Themen Anime, Manga und Cosplay beschränken, sondern weit umfassender die ganze Bandbreite japanischer Populärkultur darbieten. Als Höhepunkt war dabei die japanische Musikgruppe Tempura Kidz gedacht, die sowohl Samstag als auch Sonntag auftraten und trotz weniger Publikum als beispielsweise die Cosplay-Wettbewerbe eine unglaubliche Stimmung erzeugten und simpel gesagt einfach gute Laune beim Publikum erzeugten.

Doch auch das übrige Bühnenprogramm konnte unterhalten und bot eine gute Mischung aus Gesang, Showacts, Karaoke, Comedy, Tanzwettbewerben, Panels oder einer Lolita-Modenschau. Die Bühnentechnik konnte dabei überzeugen, besonders der Ton über die Boxen war hervorragend.

Auch die Schlangenproblematik war dieses Jahr zumindest bei der Hauptbühne kein Thema mehr: Eine vollständige Halle wurde jener gewidmet, und so musste niemand mehr anstehen – Ziel erreicht. Demgegenüber geht allerdings auch das Probleme einher, dass Messehallen ebenerdig sind – hintere Reihen sitzen auf der gleichen Höhe wie die vorderen, und so konnte die Sicht mitunter erschwert sein. Auf der wesentlich kleineren Cosplay-Bühne im CCD Ost war dies aufgrund der deutlich geringeren aber ausreichenden Größe naturgemäß kein Problem.

Ein Blick in einer der Workshops. Fotografie: Karsten Zingsheim
Ein Blick in einer der Workshops. Fotografie: Karsten Zingsheim

Wer es etwas ruhiger und informativer haben wollte, konnte eine breite Auswahl an Workshops vorfinden. Satte fünf Räume standen hierfür zur Verfügung, was die Auswahl durchaus schwierig lassen werden konnte – gerade hinsichtlich beliebter Themen wie Cosplay, wo mehrere Workshops parallel stattfanden – da musste man schon überlegen, welche genaue Subthematik einen am ehesten interessierte. Insgesamt fanden sich an den zwei Tagen stolze 51 Programmpunkte in den fünf Räumen, zuzüglich vier Tanzkursen im CCD Süd am Samstag, wo am Abend auch der Cosplayball stattfand – die wohl beliebteste Veranstaltung des Events: Die 1.400 Plätze waren innerhalb von Minuten nach Beginn des Vorverkaufs ausverkauft. Die Kurse und Vorträge in den fünf regulären Räumen – Messeaufbauten innerhalb der Halle – boten ein üppiges Spektrum. Angefangen mit Cosplay (von allgemeineren Themen wie Cosplay-Make-Up bis hin zu spezielleren Themen wie dem Einsatz von LED’s in Kostümen), über Schreib-, Manga- und Japanischkurse bis hin zu Origami, Videospielen oder Bento-Boxen. Wer auch nur etwas Interesse an kreativer Arbeit und/oder japanischer Populärkultur hatte, dürfte wohl kaum nichts gefunden haben, was ihn anspricht.

Aussteller und Angebot

Trotz vieler toller Aussteller wie hier bei den Fanständen herrschte eine Messeatmosphäre. Fotografie: Karsten Zingsheim
Trotz vieler toller Aussteller wie hier bei den Fanständen herrschte eine Messeatmosphäre. Fotografie: Karsten Zingsheim

Auch die Menge an Ausstellern konnte sich sehen lassen. Schaut man in die Übersicht, so sind dort über 500 (!) gelistet – Rekord für die DoKomi und wohl auch für das ganze Segment in Deutschland. Die Auswahl war dabei recht abwechslungsreich und insbesondere für die pure Menge an Fanständen mit Zeichnern, Dojinshis und Kreativen muss man den Veranstaltern Lob aussprechen. Während die Händler mehr oder weniger abwechslungsreich waren – viele Händler und deren Waren kennt man ebenso von anderen Veranstaltungen – waren dort so viele kleine Stände mit Schwerpunkt auf Zeichnern, dass man wohl alleine damit beide Tage verbringen konnte, wollte man alles in Ruhe ansehen. Durch die Anwesenheit von Dojinshi-Zeichnern aus Japan und anderen Ländern konnte man dabei auch einiges sehen, was man hier sonst eher nicht geboten bekommt – und selbst professionelle Manga-Zeichner wie Satoshi Shiki (Attack on Titan – Before the Fall und andere) waren anwesend und gaben auch Workshops.

Ergänzt wurde das Angebot um einen an Takeshi’s Castle angelehnten Hindernisparcours namens Creamy’s Castle, das bereits aus Vorjahren bekannte Bällebad, Videospiele, einen Trading Card-Bereich und natürlich auch wieder das Maid Cafe Lucky Chocolate sowie den Host Club Sweet Spice. Leider ist gerade das Maid Cafe noch immer nicht soweit gewachsen, dass es dem Ansturm gewachsen wäre – erneut sind viele Besucher leer ausgegangen und konnten nicht dorthin. Obwohl immerhin rund 40 Maids dort im Einsatz waren.

Thema Essen und Trinken – hier gab es neben Eis und Pommes auch einige japanische Spezialitäten. Generell waren die Preise für Essen und Trinken messetypisch hoch, und es wäre schön gewesen, wenn es mehr Anbieter gegeben hätte. Der Anblick der Schlangen war ein gutes Argument gegen Verpflegung vor Ort.

Cosplay

Wenig verwunderlich fand sich auch sehr viel Cosplay auf dem Event. Nicht nur die verschiedenen Workshops, sondern auch einige Stände widmeten sich dem Thema, und so ließ sich Baumaterial ebenso erwerben wie fertige Kostüme. Im Bereich der Fanstände fanden sich zudem einzelne Cosplay-Stände, an denen sich Cosplayer präsentierten – allerdings verhältnismäßig wenig. Auf der RPC waren es dann gefühlt doch mehr. Internationale Gäste gab es allerdings auch hier: Geheichou und Ayuru aus Spanien, Kong aus Korea, Ely aus Taiwan und Ameno Kitarou aus Australien.

Auch gab es insgesamt drei Cosplay-Wettbewerbe, die allesamt mit hohem Niveau aufwarteten: am Samstag einen Vorentscheid zur Deutschen Cosplaymeisterschaft (DCM), am Sonntag in einem gemeinsamen Block die deutschen Vorentscheide zur International Cosplay League (ICL) und zum EuroCosplay (EC). Den Wettbewerben haben wir übrigens schon einen eigenen, bilderlastigen Artikel gewidmet, weswegen wir uns hier auf die Sieger beschränken:

DCM 1. Platz: Jessica „Revy“ D. und Nicoletta „Usagay“ M.
DCM 2. Platz: Ashley „ilunaneko“van der L. und Eva „HeartDice“ H.
DCM
3. Platz: Juliane „-Yuki-sama“ P. und Charlotte „Motte“ K.
ICL Siegerin: RehabGnaked Cosplay
EC Siegerin: Katily
EC „Runner Up“: Couzalotus Cosplay
EC 3. Platz: Laverna

Gute Kostüme gab es aber nicht nur auf der Bühne. Auch in den Hallen, dem Außengelände und vor der Messe gab es unzählige Cosplays zu sehen, von denen wir leider nur eine kleine Auswahl eingefangen haben. Es ist wohl nicht zu hoch gegriffen, wenn man feststellt, dass die Cosplays für viele das wahre Highlight eines solchen Events sind – angesichts der Bandbreite und Qualität absolut zu recht. Dass der frei zugängliche Nordpark mit japanischem Garten in der Nähe liegt, kommt dem Gebotenen dabei zusätzlich zugute, bietet sich so doch eine wundervolle Fotolocation, die rege genutzt wurde – viele Cosplayer und Fotografen hielten sich sogar nur dort auf, wenngleich es auf der Messe selbst natürlich auch viele Cosplays und Fotografen mit oder ohne Studio gab.

Kritik

Während die Veranstaltung innen einen durchaus ziemlich guten Eindruck machte (trotz längeren Schlangen zu Getränken und Essen sowie unumgänglichen Kritikpunkten bezüglich Atmosphäre und Bühnen-Sichtbarkeit), gab es gerade am Samstag wohl vor der Halle einige Probleme. Die guten Ansätze und Überlegungen sind leider weitgehend gescheitert. Erneut berichten nicht wenige Besucher über lange Schlangen, Unübersichtlichkeit und bis zu stundenlangen Wartezeiten, mitunter zuzüglich langen Schlangen und Wartezeiten zum Waffencheck. Dabei wollte man genau das alles in diesem Jahr in den Griff bekommen und die Einlasszeit auf 30 bis maximal 60 Minuten reduzieren können, wofür 18 Einlassslots mit Scannern bereitstanden – 12.000 Besucher in 30 Minuten sollten so geschafft werden können, nach Aussage der DoKomi.

Rund eine Stunde vor Beginn ist es noch relativ ruhig und geordnet vor den Hallen. Fotografie: Michael Fuchs
Rund eine Stunde vor Beginn ist es noch relativ ruhig und geordnet vor den Hallen. Fotografie: Michael Fuchs

Tatsächlich ist dies nicht gelungen – die Veranstaltung hat sich aber immerhin schon öffentlich hierzu geäußert. Als Hauptproblem wird hier die externe Security gesehen, die mal mehr, mal weniger gründliche Taschenkontrollen machte und es so verhinderte, dass überhaupt so viele Besucher zum Eingang konnten, wie man hätte einlassen können. Zudem räumt man ein, dass der Andrang zum Waffencheck unterschätzt wurde. Hieraus will man im Hinblick auf das nächste Jahr lernen. Gut so, denn die teils chaotischen Zustände haben durchaus einigen Besuchern die Laune verdorben – mindestens jenen, die beim Warten in der Sonne kollabierten. Getränke gab es vor der Halle im Gegensatz zum Vorjahr leider nicht zu erwerben. Die Zahl der Sanitätereinsätze soll sich insgesamt jedoch in einem im Verhältnis zur Besucherzahl normalen Rahmen bewegt haben.

Erst gegen 14 Uhr soll der Einlass soweit geleert gewesen sein, dass ein zügiger Einlass möglich war. Am Sonntag soll es nach Besucherrückmeldungen wiederum wesentlich besser gelaufen sein – was durchaus dafür spricht, dass Probleme erkannt und bearbeitet werden. Auch auf die Anwesenheit von Dieben, die zu zweit agierten (einer lenkt ab, der andere klaut) und unter anderen einigen Fanzeichnern die Einnahmen klauten, wurde noch während der Messe mit einer Meldung über Facebook reagiert – zwar erst Stunden nachdem sich das bei vielen rumgesprochen hatte, aber immerhin: Nicht jede Veranstaltung geht so offen mit solchen Themen um.

Messetypisch wurden hier und da auch viele andere Punkte wie Toilettenfindung (als Unisex deklariert), Beschilderungen oder Parkplatzzuweisungen kritisiert – Punkte, die wiederum von anderen als sehr gut hervorgehoben werden. Hier kommt es wohl ganz auf das persönliche Empfinden an.

Fazit

Meine zweite DoKomi ist vorüber, und sie hat sich ganz anders angefühlt als letztes Jahr.

Ob SPIEL, RPC oder DoKomi: Der erste Eindruck, die Art des Aufbaus ist gleich. Es sind Messehallen mit allen Vor- und Nachteilen. Insgesamt konnten Programm und Angebot sehr überzeugen, und die Besuchermenge von rund 40.000 war im Verhältnis zum Platzangebot von über 50.000 qm sehr gut gelungen – angenehm voll, aber ausreichend leer, um sich nicht beengt zu fühlen. Für viele Interessen wurde etwas geboten, zeitlich konnte man seine Pläne weitestgehend einhalten, und gerade die vielen Fanstände und internationalen Gäste boten etwas, was man sonst nicht geboten bekommt.

Einschränken muss man das positive Resümee jedoch durch die Kritik am Einlass und den Wartezeiten hierfür. Wenn die DoKomi dieses Problem im nächsten Jahr gelöst bekommt bei gleichwertigem Angebot kann man wohl getrost sagen, dass man es mit einer nahezu uneingeschränkt empfehlenswerten Messe (keiner Convention) für Fans von Cosplay, Anime und moderner japanischer Kultur zu tun hat. Bis dahin muss man für dieses Jahr festhalten: im Kern toll, einiges verbessert, wenn auch mit einhergehenden Negativpunkten, nur leider für viele mit einem schlechten und ärgerlichen Beginn vor der Halle – der sonst überwiegend sehr gute Eindruck wird so leider geschmälert.

Fotografien: Karsten Zingsheim, Michael Fuchs

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