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Der Mai ist gekommen, die Schurken schlagen aus. “ So oder ähnlich hätte das Kinderlied zum vergangenen DC-Monat lauten müssen. Denn mit den erschienenen Titeln wurde ein Monat bombastischer Action eingeleitet, der manchmal allerdings die Schmerzgrenze zu überschreiten drohte. Highlight oder Flop – wir haben es uns für euch angesehen.

Zweite Teile haben es in der Regel schwer, das wissen wir von Filmen. Und dieses Gesetz gilt ähnlich auch für Comics. Im letzten Monat hatten wir ein Feuerwerk neuer Serienstarts, die uns mit ihrem neuen, frischen Charme begeistern konnten. Da wurden Charaktere ausgebreitet, neue Plotlinien präsentiert und Überraschungsmomente ausgenutzt. Der Mai hatte es nicht ganz so leicht. Auf den nun eröffneten Pfaden müssen die Heftserien beweisen, dass sie auch auf lange Sicht zu fesseln vermögen. In vielen Fällen ist das durchaus gelungen, aber es gibt auch Schwachstellen.

Haupthandlung/Metaplot

Das Rebirth-Ereignis ist mittlerweile sehr erfolgreich angerollt. Der Leser weiß bereits, dass sich das Zeitgefüge verschoben hat und nichts mehr so ist, wie wir es bisher kannten. Neue Allianzen wurden geschmiedet und eine ganze Reihe von Charakteren anders als gewohnt interpretiert. Und natürlich bahnt sich ein Ereignis an, das erneut das Gefüge des DCU erschüttern dürfte, denn es verdichten sich die Vorzeichen einer Begegnung mit dem düsteren Universum der Watchmen. Immer öfter begegnen wir Hinweisen auf den mysteriösen Mr. Oz und natürlich dem noch geheimnisvolleren Smiley-Button, der massiv auf die Watchmen hindeutet. Wie Sherlock Holmes sagen würde: „Der Plot verdichtet sich.“

Suicide Squad 2: Die Stählerne Gruft

Suicide Squad beginnt sich leider zur schwächsten Reihe des Rebirth-Events zu entwickeln. Die Charaktere erhalten kaum Raum zur Entfaltung, denn leider scheint die Serie auf ein einziges großes Metzel-Epos hinauszulaufen. Im letzten Band verließ der Leser die Charaktere in einer russischen Militärbasis, wo sie General Zod aus der Phantomzone befreiten. In Band 2 wütet der megalomane Kryptonier mit brennendem Zorn in der Einrichtung herum und bringt Harley, Katana und ihr Team in arge Bedrängnis. Doch damit nicht genug, es mischt sich auch noch ein militärisches Sonderkommando in das Geschehen ein. Und um die Lage noch einmal zu erschweren, taucht auch noch eine Reihe russischer Superhelden mit seltsamen Namen wie Tunguska, Gulag, Tankograd und Cosmonut auf. Diese Annihilation Brigade sorgt für weitere Schwierigkeiten. So metzeln sich unsere übertrieben sprücheklopfenden Antihelden durch die Basis, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Dabei bleibt alle Spannung in den sehr unnötigen und flachen Witzen von Harley Quinn hängen. Gerade 

dieser Charakter, der so viel Potential besitzt, droht zum absoluten Stimmungstöter der Serie zu werden. Alles erinnert an Marvel-Prügeleien der späten 80er Jahre.

Leider kann auch der überragende Zeichenstil von Jim Lee hier nicht viel retten. Lee ist ein Meister seines Fachs und versteht es natürlich, Action gekonnt in Szene zu setzen. Der Comic ist eine Augenweide, aber das rettet das Gesamtpaket leider nicht.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Rob Williams
  • Zeichner(in): Jim Lee
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Superman 2: Pfad zur Verdammnis

Auch in Superman 2 wird reichlich gekämpft, denn Superman, Lex Luthor und Clark Kent befinden sich immer noch in einem tödlichen Konflikt mit Doomsday. Während der Großteil des Heftes knallharte Action bietet, ist es Dan Jurgens hier gelungen, auch emotionale Tiefe in den Band zu legen. Denn immer wieder schwenkt die Handlung zu Lois und ihrem Sohn Jon, die am Fernseher mit ansehen müssen, wie Superman einen scheinbar aussichtslosen Kampf ausficht. Dabei ist Lois durchaus bewusst, dass Superman schon einmal gegen Doomsday verlor und diese Begegnung mit dem Leben bezahlte. Hier werden vor allem Altleser bedient, die sich noch an das Mega-Ereignis Der Tod von Superman erinnern können. Auch ein Auftritt von Wonder Woman fehlt in dieser Story nicht, und so wird dem Leser hier epische DC-Action vom Feinsten geboten.

Tyler Kirkham ist einer der Zeichner, die sich der neuen Superman-Serie annehmen dürfen, und er tut dies mit Bravour. Seine Zeichnungen besitzen Tiefe und Emotionalität und vermögen es, den Leser tief in die Story hineinzuziehen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Jurgens
  • Zeichner(in): Tyler Kirkham
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • BezugsquellePanini Comics, Amazon

 

Justice League 2: Die Auslöschungs-Maschine

Bei Justice League sind erfahrene Leser bereits daran gewöhnt, dass hier die ganz großen Geschütze aufgefahren werden und meist nichts Geringeres als das Schicksal der Erde auf dem Spiel steht. In Band 1 wurden wir Zeugen einer gigantischen Alien-Invasion. Die Aliens drohen, die Erde zu vernichten, wie sie es mit unzähligen Planeten zuvor getan haben. Doch diesmal ist etwas anders, denn die Justice League stellt sich ihnen in den Weg. Während der größte Teil des Teams sich gegen die anstürmenden Aliens zur Wehr setzt, erforscht ein kleinerer Teil um Wonder Woman und Aquaman den seltsamen Gesang der Vorläufer, uralter Wesen, die durch ihre Musik die Welt schützen könnten. Doch ihre Gabe erfordert einen Preis.

Die Zeichnungen von Tony S. Daniels sind alles in allem sehr gelungen und werden dieser besonderen Science-Fiction-Story voll gerecht. Manchmal wirken mir seine Gesichter zu kantig und seine Linienführung zu oberflächlich, aber dies mag Geschmackssache sein.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Bryan Hitch
  • Zeichner(in): Tony S. Daniels
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon 

 

Batman 2: Ich bin Gotham

In Batman 2 wird die Geschichte um den neuen Helden Gotham und seine Schwester Gotham Girl weiter vertieft. Dabei bedient sich der Comic in seiner Erzählweise einiger Stilmittel, die ihm ein angenehmes Film-Noir-Gefühl verpassen. Die Stadt Gotham wird in all ihrem Schmutz, ihrer Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit dargestellt, und die Frage bleibt offen, warum jemand so etwas beschützen sollte. 

Diese Frage treibt auch den Helden Gotham um, bis er in die Fänge von Dr. Strange gerät und seine Weltsicht verändert wird. Ein heißer Konflikt zwischen ihm und Batman entbrennt.

Die Zeichnungen von David Finch sind echte Kunst. Sie verstärken, unterstützt durch die genialen Farben von Jordie Bellaire, das Gefühl, es mit einem alten Gangster-Film zu tun zu haben. Man nimmt den Band gerne zur Hand, um ihn nur aufgrund der gelungenen Zeichenkunst durchzublättern.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Tom King
  • Zeichner(in): David Finch
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis:4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Detective Comics 2: Gesprengte Ketten (Highlight des Monats)

Ausgerechnet der Einzelkämpfer Batman hat es im ersten Band der Reihe Detective Comics auf sich genommen, eine Taskforce zu seiner Unterstützung aufzubauen. Dabei geriet er in die Gefangenschaft der Armee, insbesondere in die Hände von Batwomans Vater. Der hat Batman studiert und seine Technik analysiert. Damit hat er seine eigene Anti-Terror-Truppe aufgebaut und auf den Kampf gegen die Liga der Schatten vorbereitet. Da Batman einer solchen Truppe niemals zustimmen noch sie anführen würde, rechnet Colonel Kane fest damit, seiner Tochter die Führung zu übergeben. Und dazu muss Batman verschwinden. Batwoman muss sich zwischen ihrem Vater und ihrer neuen Wahlfamilie entscheiden. Der Band bietet alles, was ich von einem sehr guten Comic erwarte: emotionale Momente, geschickt platzierte Action, ausgefeilte und liebevoll entwickelte Charaktere, die sich treu bleiben, und ein moralisches Dilemma.

Hinzu kommen die ungewöhnlich klaren und scharfen Zeichnungen von Alvaro Martinez, dem es auch diesmal wieder gelingt, den Charakteren allein in den Posen und Körperhaltungen Persönlichkeit zu verleihen. Der Comic liest und sieht sich an wie ein guter Actionfilm.

Die harten Fakten

  • Autor(en): James Tynion
  • Zeichner(in): Alvaro Martinez
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon 

 

Fazit des Monats

Der Mai war ein Action-Monat in der Welt der DC-Serien. Manchen Serien ist es gut gelungen, die Balance zwischen Handlung und Action zu halten, andere, und hier zuvorderst Suicide Squad, glitten leider allzu sehr in ein reines Spektakel ab, dem es an inhaltlicher Tiefe mangelte. Besonderer Tiefgang zeichnet die beiden Batman-Serien aus, die sich an Qualität kaum unterscheiden und durchweg als sehr lesenswert bezeichnet werden dürfen. Auch Superman weiß zu überzeugen. Hier stechen die Familienmomente der Kents besonders hervor, die den Abenteuern des Kryptoniers eine weitere, tiefere Dimension verleihen und eine neue Emotionalität in das DC-Universum tragen.

Insgesamt überzeugen die Rebirth-Reihen bisher. Der Metaplot hält sich in den Heftserien derzeit noch in Grenzen, aber es zeichnen sich langsam größere Dinge ab. Erfreulich ist, dass sich Panini auch bei diesen sehr regelmäßig erscheinenden Reihen Zeit für Anmerkungen der Redaktion nimmt. So erfährt der Leser wichtige Hintergründe über Zeichner und Autoren. Zudem verpasst er die kleinen Details nicht, die auf die größeren Entwicklungen der Hauptplots hindeuten. Die Qualität der Heftserien weiß zu überzeugen.

Artikelbild: Panini Comics
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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