Rezension: Titans 1 – Wally Wests seltsame Reise durch die Zeit (DC)

Mit der Miniserie Titans Hunt brachte Dan Abnett die Titans zurück in das DC Universum. Nun legt er nach und präsentiert den ersten Sammelband zu den Abenteuern des Teams um Nightwing. Titans 1 ist ein interessanter Comicband, der den Metaplot des Rebirth-Events entscheidend weiterführt und einige Rätsel und Enthüllungen bereithält.

Mit Titans Hunt hat Dan Abnett den Titans in der Tat ein fulminantes und würdiges Comeback beschert. Es blieben eine Menge offener Fragen, eine Menge Geheimnisse und der Wunsch, mehr über das liebenswerte Team zu lesen. Abnett setzt nun die Reihe in Titans 1 – Die Rückkehr des Wally West fort. Wie der Titel schon sagt, wird das Team um ein weiteres, wohlbekanntes Mitglied bereichert. Und auch ein altbekannter Gegner stellt sich den Titans entgegen. Dieser zwingt sie zum vielleicht herausforderndsten Kampf ihrer Karriere: dem Kampf gegen sich selbst.

Handlung

Als wir Wally West das letzte Mal in DC Rebirth Special und Flash 1 antrafen, kämpfte er gegen das Vergessen. Denn niemand in der neuen Zeitlinie, in der er sich wiederfand, schien sich seiner zu erinnern. Und das ist auch der Zeitpunkt, an dem Titans 1 ansetzt. Die Titans haben sich in Titans Hunt gerade erst wieder vereinigt und bemerkt, dass mit ihren Erinnerungen etwas nicht stimmt, ja, dass sie ihre gemeinsame Zeit als Teen Titans vergessen hatten. Da taucht plötzlich dieser neue Speedster auf, den sie nach einem kurzen Kampf und einer Berührung mit der Speed Force als Wally West, ihren alten Weggefährten, wiedererkennen. Wally hat es nicht verkraftet, dass seine Geliebte Linda Park ihn nicht mehr erkennt. Also macht er sich auf den Weg, diese ausfindig zu machen und mit der Hilfe seiner Teamkameraden wieder für sich zu gewinnen. Leider stellt sich ihnen dabei der wahnsinnige Magier Abra Kadabra in den Weg, der nichts Geringeres erstrebt, als Wally zu vernichten. Um die Titans aufzuhalten, schickt er Duplikate der Helden aus einer jüngeren Zeit in den Kampf. Die Titans kämpfen also gegen ihre eigene Vergangenheit.

Die Story eignet sich nicht für Leute, die nicht bereits Erfahrung mit dem Rebirth-Event haben. Zumindest die Lektüre der Bände Titans Hunt, Flash 1 und DC Rebirth Special 1 sind mehr als dringend zu empfehlen. Für diejenigen, die dem Event folgen, ist dieser Band aber ein zentrales Schlüsselstück, da er einiges über den Einfluss der Speedforce und die Hintergründe der Rebirth-Zeitlinie andeutet und auch einige Watchmen-Anspielungen nicht fehlen.

Charaktere

Dan Abnett hat die Charaktere dieses Teams bestens im Griff. Der Fokus liegt momentan auf dem Speedster Wally West, über den uns Abnett im Interview bereits verraten hat, dass es ihm Spaß macht, diesen Charakter zu schreiben. Und das merkt man. Wallys quirlige Art geht Abnett leicht von der Feder, und die liebenswerte Naivität des Charakters sticht hervor. Aber auch der Rest des Teams wird von Abnett sympathisch und klar erkennbar mit seinen Eigenheiten und Schwächen dargestellt.

Ob Lilith, die mit ihren mystischen Gedankenfähigkeiten sehr sensibel wirkt, die energische Amazone Donna Troy, der leicht schwermütige Atlanter Tempest oder der übercoole Arsenal, der auf eine schwierige Drogenvergangenheit zurückblickt, Abnett trifft sie alle. Besonders Nightwing kommt unter seiner Feder bestens zur Geltung. Diesen Charakter zeichnet Abnett sogar treffender und sympathischer als die Autoren seiner eigenen Heftreihe, und das tut gut, war Nightwing 1 doch ein sehr mittelmäßiger Titel.

Zeichenstil 

Die Zeichnungen von Brett Booth fangen die Charaktere lebendig und dynamisch ein. Booth hat einige Erfahrung im Zeichnen der Titans, hat er doch auch schon an den Teen Titans der New 52-Ära mitgearbeitet. Es gelingt ihm, mit seinen leichten stilistischen Übertreibungen und Überzeichnungen einen jugendlichen Geist in sein Werk zu legen, der gerade diesem Team ausgezeichnet zu Gesicht steht.

Erscheinungsbild

Panini bietet wieder 154 Seiten bester Comicqualität. Um das Artwork von Brett Booth und vor allem die strahlenden Farben zu unterstreichen, wurde ein glänzender Einband gewählt. Die Seiten im Inneren sind matt, obwohl auch hier glänzendes Papier vielleicht die Wirkung noch vertieft hätte. Die Anmerkungen der Redaktion weisen den Leser diesmal auf Schnipsel des Metaplots hin, die ansonsten leicht hätten übersehen werden können.

Die harten Fakten:

• Verlag: DC Comics / Panini
• Autor(en): Dan Abnett
• Zeichner(in): Brett Booth
• Erscheinungsjahr: 2017
• Sprache: Deutsch
• Format: Sammelband
• Seitenanzahl: 154
• Preis: 16,99 EUR
• Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

Fazit

Titans 1 – Die Rückkehr von Wally West ist kein ganz unkomplizierter Comic. Er wird sich in seiner vollen Bedeutung nur dem Leser erschließen, der dem Metaplot des Rebirth-Events schon von Beginn an folgt und ist ohne den Vorgängerband Titans Hunt nahezu unverständlich. Für denjenigen allerdings, der der Geschichte um die verschobenen Zeitlinien bis hierher bereits gefolgt ist, ist dieser Band ein wichtiger nächster Schritt in der großen Story. Dan Abnett hat sichtlich Spaß am Schreiben der Figuren und verleiht ihnen eine jugendliche Lebendigkeit, die durch den Stil von Brett Booth bestens unterstützt wird. Kleine, witzige Nebensequenzen und Geplänkel um die Gefühlswelt junger Erwachsener machen die Figuren liebenswert und verleihen Titans 1 eine fröhliche Leichtigkeit, die den Comic unterhaltsam und fesselnd machen.

Es tut sehr gut, Nightwing hier als Charakter wieder einmal so in Szene gesetzt zu sehen, wie man ihn mag und schätzt. Er ist ein charmanter Anführer mit Witz und Gefühl. Und auch die anderen Charaktere werden mit Tiefgang in Szene gesetzt. Titans 1 ist also eine schwungvolle Geschichte um Freundschaft, Liebe und die Macht des Zusammenhalts.

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.