Geschätzte Lesezeit: 15 Minuten

Bei dem Wort Inquisitor denkt man häufig an grausame Foltermethoden, Scheiterhaufen und brachial-radikalen Hass auf alles Fremde. Nicht verwunderlich also, dass dieser Charaktertyp sehr kontrovers betrachtet und nicht selten für destruktives Spiel verantwortlich gemacht wird. Hat er diesen Ruf zu Recht? Ein Blick auf eines der umstrittensten Stereotype.

Ebenfalls erschienen in der Serie „Stereotypen im LARP“:

inquisitio, von lat. inquirere, aufsuchen, untersuchen

„Gestehe, Hexe. Gestehe!“ Die Stimme von Johann Eisenfaust droht zu überschlagen. Seit vier Stunden verhört der Inquisitor nun schon die rothaarige junge Frau und bedeutet mit einem Nicken, die Daumenschrauben noch einmal anzuziehen. Ein lauter Schrei durchfährt den modrigen Raum, als das Fleisch aufplatzt. Hartnäckig ist sie ja, das muss Johann anerkennen. Aber er würde sie brechen, wie er jede vor ihr gebrochen hat und auch jede nach ihr brechen wird, so Gott will.

Zehn Minuten später hat er dann auch das Geständnis und lässt die Frau abführen. Morgen um diese Zeit wird nur noch Asche an sie erinnern. Zufrieden schließt er seine Kladde.

Solche oder ähnliche Geschichten werden vermutlich von vielen Menschen, so auch von LARPern, mit dem Begriff Inquisitor assoziiert. Folter, Scheiterhaufen, Hexenjagd, Xenophobie und Intoleranz sind weitere Begriffe, die damit gerne in einem Atemzug genannt werden. Geprägt ist dieser Eindruck durch – teils verzerrte – Vorstellungen von historischen Ereignissen, aber vor allem durch die Umsetzung dieses Charaktertypus in bekannten Fantasy- aber auch Science-Fiction-Settings. Wie kein zweites System dürfte dabei Warhammer prägend gewesen sein. Inquisitoren aus diesem düsteren Setting gelten selten als lebensbejahend. Aber auch andere Hintergründe kennen diese radikalen Glaubensstreiter. Ob Praioten aus DSA oder Kinder des Lichts aus dem Rad der Zeit, die Wappenfarben sind vielfältig, die Charaktereigenschaften eher identisch.

Aber woher kommt dieser Eindruck, spiegelt er tatsächlich die Realität wider, und welche Umsetzungsmöglichkeiten gibt es im Rollenspiel?

Inquisitoren in der Realität und im Rollenspiel

Um ein Verständnis für die Entwicklung dieses Typus im Rollenspiel zu bekommen, lohnt sich hier ein Blick in die reale Vergangenheit. Sowohl in der Literatur als auch im Rollenspiel werden wichtige geschichtliche Erkenntnisse ausgeblendet, um ein spezielles, meist grausames, Bild zu zeichnen.

Ein Blick in die reale Vergangenheit – Niemand erwartet die Inquisition!

Zunächst ist festzuhalten: „Die Inquisition“ gab es nie. Aufgaben, Handlungsfelder, Befugnisse und Vorgehen unterschieden sich von Region zu Region und auch von Zeit zu Zeit. So kann man nur bedingt die Inquisition in Spanien mit der im deutschsprachigen Raum oder in Frankreich vergleichen, wenngleich es natürlich Schnittmengen gab.

Wie alles begann …

Die Anfänge kann man bis in frühe Mittelalter zu Zeiten der Karolinger verfolgen und waren geradezu revolutionär. Das damalige Rechtssystem sah im Grunde nur Akkusationsprozesse vor. Hier wurde der Souverän nur tätig, wenn ein Bürger Beschuldigungen gegen einen anderen erhob. Eine Ermittlung durch Amtsträger von sich aus war im Grunde nicht vorgesehen. Doch die Kirche etablierte bereits in dieser Zeit ein Verfahren, das zur internen Ermittlung gegen den Klerus gedacht war: das sogenannte Infamationsverfahren, abgeleitet vom lateinischen fama (Ruf, Leumund). Hier sollten die zuständigen Ortsbischöfe nach eigenem Ermessen Untersuchungen gegen Mitglieder des Klerus in ihrer Gemeinde anstrengen, wenn diese mutmaßlich gegen Kirchendogmen verstießen oder ihre Stellung missbrauchten. Das war in zweierlei Hinsicht revolutionär: Zum einen wurde hier erstmalig in Europa die Ermittlung von Amts wegen, wie wir sie bis heute in den meisten modernen Rechtssystemen kennen, eingeführt. Zum anderen institutionalisierte diese Verfahrensform wohl die erste Interne Revision. Aus diesem Infamationsverfahren entwickelte sich dann Anfang des 13. Jahrhunderts das Inquisitionsverfahren. 1206 weitete Papst Innozenz III. die Ermittlungsbefugnis auf päpstliche Legaten aus. Damit wurde dann die Grundlage für Inquisitoren gelegt, die nicht gleichzeitig Ortsbischöfe waren.

Man kann also festhalten, dass die Ursprünge der Inquisition teils hehre Absichten verfolgte und ihr Augenmerk auf kircheninterne Ermittlungen legte. Sie wurde also mitnichten als Instrument der Angst geschaffen. Doch das sollte sich schnell ändern, vor allem aus politischen Gründen.

Die Verflechtung von Kirche und Politik ist bis heute manchmal schwer zu durchschauen. Damals setzte sich eine fatale Wechselwirkung in Gang, die das Bild der Inquisition bis heute prägt.

Ketzerverfolgung und Hexerei

Die ersten Ermittlungen jenseits des Klerus trafen nicht jene, die der Hexerei verdächtigt wurden, sondern sogenannte Ketzer.

Die erste große Ermittlung gegen Ketzer oder Häretiker fand in Frankreich im Jahre 1022 statt. Hier deckte man in Orléans eine Gemeinschaft aus Adligen und hohen Geistlichen auf, die unter anderem die menschliche Natur von Jesus Christus leugneten und die Wirksamkeit kirchlicher Sakramente in Frage stellten. Aus heutiger Sicht gnostische Anwandlungen, aus damaliger Sicht Häresie, denn es widersprach der Kirchenlehre. Natürlich stellten die Ketzer auch eine immense Gefahr für die Macht der Kirche dar: Wenn die Sakramente nicht wirkten, verlor die Kirche eine ihrer Legitimationen. Alle Mitglieder wurden nach einem Prozess in der ersten dokumentierten Ketzerverbrennung hingerichtet. Dabei ist wichtig, dass die Schuldfrage zwar durch eine Synode in Form eines Inquisitionsprozesses geklärt wurde, das Strafmaß und die Vollstreckung jedoch ausschließlich weltlichen Obrigkeiten oblag. So war es bis zum Ende der Inquisition auch stets geregelt.

Größere Ausmaße nahm die Ketzerverfolgung erst rund 100 Jahre später an. Fast 500 Jahre vor Martin Luther gab es schon einmal Reformationsbewegungen in der Kirche. Bedeutsam waren hier vor allem die Waldenser, die von Südfrankreich nach Italien und das heutige Süddeutschland wirkten, und die Katharer, die ebenfalls in Frankreich und im Rheinland aktiv waren. Von Letzteren leitet sich auch das Wort Ketzer ab.

Zunächst sollten die Bischöfe nur mit Aufklärung und Predigt gegen diese Bewegungen vorgehen, doch dies erwies sich schnell als ineffektiv gegen die attraktiven Glaubensangebote der Häretiker. Also wurde eine härtere Gangart eingelegt. Überführte Häretiker sollten dem Anathema (Kirchenbann) anheimfallen, also dem Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinde und damit die Verwehrung des Seelenheils nach dem Tode. Auch das führte nur bedingt zum Erfolg, also setzte man einen drauf: Mithilfe weltlicher Fürsten wurde der Warenhandel mit Häretikern unter Strafe gestellt und Häretiker aus ihrer Heimat verbannt. Später wurde Häresie sogar mit Verbrechen gegen die Krone gleichgesetzt, was drastische körperliche Strafen nach sich zog. Dies führte wiederum zu gewaltsamem Widerstand, besonders durch die Katharer. Doch dieses aufständische Vorgehen wurde nun auch zu einer Gefahr für die Landesherren, die sich insbesondere in Frankreich fortan intensiv der Unterstützung der Kirche widmeten und im ganzen Land Scheiterhaufen brennen ließen. In den deutschen Gebieten hingegen waren die Bischöfe eher nachlässig mit der Ketzerverfolgung, sodass sich der Papst gezwungen sah, seine Glaubensbrüder streng zu ermahnen. Aber so wirklich in Gang kam die Ketzerverfolgung in Deutschland nie. Interessanterweise wurde erst 1252, also acht Jahre nachdem die letzte große Katharerbastion fiel, durch Innozenz IV. Folter als Mittel der Inquisition zugelassen. Damit war immerhin die Einschränkung verbunden, dass Geständnisse unter Folter nicht verwertet werden dürfen und eine Wiederholung nach der Folter für eine Verurteilung erforderlich ist. Das beweist: Es war schon früh klar, dass man unter Folter sagt, was der Folternde hören will.

Hexenjagd!

Für die Betrachtung der Inquisition im LARP-Kontext sind die nachfolgenden Jahre nicht relevant. Erst das ausgehende 15. Jahrhundert spielt für die Prägung des Stereotyps wieder eine Rolle.

Die Verfolgung von Magie war bis dahin quasi bedeutungslos. Lehnte die Kirche doch den Glauben an durch Menschen gewirkte Magie ab, denn andernfalls hätte sie eingestanden, dass auch Menschen göttliche Macht haben könnten. Mit dem Canon episcopi verurteilte die Kirche sogar den Glauben an Magie.

Doch in einigen Ketzerprozessen bedienten sich übereifrige Richter dennoch gerne dieser Anschuldigung – mit einem Kniff: Aus einer wirren Mischung aus Aberglauben und Teufelsbuhlschaft (Pakt durch Beischlaf mit dem Teufel) konstruierten sie Anschuldigungen, wenn man dem Delinquenten die Häresie anderweitig nicht nachweisen konnte, es aber dringend wollte. Teufelsbuhlschaft war durch die Kirche nämlich sehr wohl sanktioniert. Dies rückte im einfachen abergläubischen Volk den Glauben an Hexerei wieder in den Fokus. In Zeiten der Unsicherheit, geprägt von Kriegen, der Pest und später auch die Umbrüche der Reformation fiel der Hexenglaube auf fruchtbaren Boden. Irgendwer musste doch schuld sein. Zudem waren Ketzerprozesse den herrschenden Eliten eine willkommene Gelegenheit, unliebsame Gegner aus dem Weg zu räumen oder auch mal die Finanzen aufzubessern. Hexerei geht immer. Nur sehr halbherzig änderte daher Papst Innozenz VIII. seine Meinung über durch Menschen gewirkte Magie. Damit legte er aber den Grundstein für den Erfolg eines anderen Mannes: Heinrich Kramer.

Der Dominikanerpater und Inquisitor machte in Deutschland mit seinem Hexenhammer auf sich aufmerksam. In dem wirren Werk gibt er Anleitung zur Hexenverfolgung, ebenso wie er eine abstruse Theorie über Hexerei ausbreitet und ausschweifenden Frauenhass beweist. Im Grunde war Kramer ein Außenseiter, der sogar mehrfach von anderen Bischöfen in hohem Bogen aus ihren Bistümern geworfen wurde, und die Mehrheit der Kirchenoberen hielt sein Werk für baren Unsinn. Doch tat Kramer alles, um sein Werk vermeintlich zu legitimieren. Es ist sogar strittig, ob der Inquisitor Jakob Sprenger überhaupt sein Mitautor war, galt dieser doch als moderat und nicht gerade als glühender Hexenjäger, sondern hatte einen ausgezeichneten Ruf.

Dennoch fand Kramers Werk reißenden Absatz bei weltlichen Hexenjägern, die meist im Namen von Städten oder auch unautorisiert gegen Hexerei vorgingen. Bis ins 17. Jahrhundert war der Hexenhammer weltlichen Autoritäten ein wichtiges Werk zur Hexenverfolgung. Ein ganz erheblicher Teil der rund 110.000 Hexenprozesse in Europa im Zeitraum von 1450-1700 wurde dabei sogar unautorisiert durchgeführt. Bei diesen wurden auch die meisten Hinrichtungen verzeichnet. Insgesamt, so schätzt man, fielen wohl um die 60.000 Menschen dem Hexenwahn zum Opfer. Besonders eifrig waren Hexenjäger dabei in evangelischen und anglikanischen Gebieten, wie zum Beispiel die Hexenprozesse von Salem, aber auch von Esslingen am Neckar oder Coburg zeigten. Kirchliche Exzesse gegen Hexen, wie in Bamberg und Würzburg, sollten Ausnahmen bleiben.

Dabei gab es auch viele Inquisitoren, die sich diesem Wahn entgegenstellten. Eine Streitschrift wider die Hexenverfolgung verfasste zum Beispiel Friedrich von Spee im Jahre 1631 mit der Cautio criminalis.

Und in Spanien?

In Spanien waren Inquisitoren zwar auch Kirchenmänner, doch die Institution an sich war eine staatliche Einrichtung. Der Papst hatte quasi keinen Einfluss. Dafür war die Behörde straff organisiert und füllte ganze Archive mit Ermittlungsakten. Nie zuvor wurde so präzise ermittelt und protokolliert, und weite Teile der heutigen westlichen Strafverfolgung basieren auf dieser Entwicklung. Die spanische Inquisition war aber auch zentralisiert und nicht so dezentral organisiert wie in der übrigen Welt. Hexenverfolgung spielte dabei keine Rolle, denn sie verfolgte ausschließlich zum Christentum konvertierte Juden und Muslime. Man sagte diesen beiden Konvertitengruppen insgeheim nach, sie praktizierten weiter ihre verbotenen Riten. Darin sah das Königshaus eine innenpolitische Gefahr, die gebannt werden musste. Außerdem gab es erneut handfeste wirtschaftliche Interessen: Denn im Zuge einer Verurteilung wurde stets das Vermögen dieser häufig auch wohlhabenden Menschen konfisziert.

Unter Napoleon wurde schließlich die Inquisition aufgelöst und nach seiner Herrschaft durch die Kongregation für die Glaubenslehre ersetzt, die ausschließlich die Predigt als Mittel nutzen durfte.

Inquisitoren in der Literatur und Rollenspiel

Bücher, Filme oder Rollenspiele bedienen sich bei ihren Inquisitoren in der Regel einer Mischung der verschiedenen Konzepte. Radikalität und Hass entstammen meist den Werken von Heinrich Kramer und seinem Hexenhammer, der Organisationsgrad und das Vorgehen sind eindeutig von der spanischen Inquisition inspiriert. Als Stereotypen dienen dabei häufig Heinrich Kramer und der Spanier Tomás de Torquemada. Fast ausnahmslos sind Inquisitoren in der Literatur radikal und lebensverachtend. Selbst die Moderaten unter ihnen wirken nach heutigen Ethikvorstellungen grausam. In DSA sind dies Praios-Inquisitoren, in Warhammer die Sigmar-Inquisitoren, im Rad der Zeit die Kinder des Lichts und im Science-Fiction-Universum von Andromeda die Ritter der genetischen Reinheit. Ihnen allen ist gemein, dass sie einen Absolutheitsanspruch auf ihre Lehre erheben, diese oft mit Gewalt durchsetzen und Magie, anderen Glauben und meist auch anderen Rassen skeptisch bis feindlich gesinnt sind.

Relativ nah an reale Hintergründe kommt vor allem die Inquisition aus Warhammer 40.000. Zwar ist auch diese eine Mischung aus spanischer Inquisition und Gedanken des Hexenhammers von Kramer, aber sie ist auch in viele, teils entgegengesetzte, Strömungen unterteilt. Damit bietet sie nicht nur optisch eine beliebte Inspirationsquelle für Rollenspiel und LARP, sondern auch inhaltlich.

Moderat bis radikal – Mit Wort und Feuer gegen Häresie

Die Geschichte, aber auch die Literatur bieten verschiedene Ansätze, einen Inquisitor darzustellen. Welchen man wählt, hängt maßgeblich vom bespielten Setting ab. Manch ein Typus passt nicht zu einem bestimmten Setting, und das kann zu Frust auf allen Seiten führen.

Der Radikale

Der radikale Inquisitor ist wohl das Stereotyp eines Inquisitors schlechthin. Es gibt keine abweichende Meinung, zumindest nachdem er seine Arbeit getan hat. Radikale Konzepte, wie zum Beispiel Praioten oder Sigmar-Inquisitoren, sind in offenen Settings nur schwer zu spielen. Letztere müssten jeden unsanktionierten Magier einsammeln oder erlösen, Erstere dürften bei jedem Glauben außer dem an die Zwölfgötter Amok laufen. Zumindest wenn sie glaubhaft nach ihrer Herkunft agieren wollen. Sie eignen sich also eher für geschlossene Settings oder Lager. Auf dem ConQuest oder DrachenFest wird es bei der Vielfalt in den Lagern für den Radikalen eher schwer, seine Linie zu halten. Auch auf einem generischen Abenteuercon in einer offenen Welt wird man die Linie kaum durchhalten können, ohne schnell alle anderen gegen sich zu haben. Auf Dauer produziert das Frust und führt eher selten zu schönen Spielerlebnissen. Auf PvP-Cons mit geschlossenen Lagerkonzepten, wie dem Epic Empires, kann das radikale Konzept wiederum wunderbar funktionieren.

 

Der Moderate

Moderate Inquisitoren können vor allem auf zwei Weisen ihre Wirkung entfalten. Zum einen könnten sie in ihren Ansichten durchaus radikal sein, aber sich aufgrund ihrer Ideale an das Recht des Landes halten, in das sie reisen bzw. ihre Kompetenzen nur auf die eigene Religion und ihre Mitglieder beziehen. So schafft man eine plausible Gratwanderung, ohne sein Konzept zu verbiegen, bietet aber dennoch einiges an Reibungspunkten, die zu reichlich Spiel führen können.

Alternativ kann man sich auch als Friedrich von Spee des LARPs versuchen, also durchaus kritisch gegenüber Radikalität auftreten und auch mal ein Auge zudrücken. Hier besteht natürlich die Gefahr, beliebig zu werden. Die eigene Linie sollte durch Handlungen und in Gesprächen dennoch immer klar herausstechen.

 

Der Hexen- und Monsterjäger

Gerade in Vampire: Die Maskerade wird es vorgemacht. Die Inquisition bekämpft Monster und Magie. Glücklicherweise findet sich auf jeder Con ein Antagonist, meist in Form eines NSC, den man zur Strecke bringen kann, ohne dabei in Konflikte mit anderen Spielern zu geraten. Gefährlich wird es, wenn das Setting so offen ist, dass auch „Monster“ auf Seiten der Spieler sind. Hier sollte mit Bedacht die mögliche Konfliktfähigkeit im Vorfeld geprüft werden.

 

Der Innenrevisor

Wer mal ein recht unbespieltes Konzept als Inquisitor testen möchte, kann sich an den Ursprüngen der Inquisition orientieren. Handlungsbefugnisse erstrecken sich nur auf den eigenen Klerus.

Was zunächst vielleicht nach einem langweiligen Konzept klingt, hat jedoch grade in offenen Settings viel Potential. Man ist nicht durch die eigene Doktrin gezwungen, ständig gegen alles und jeden vorzugehen, kann sich aber doch mit dem Nimbus eines bedrohlichen Stereotypen umgeben und gleichzeitig seine Fähigkeiten als Ermittler in verschiedenen Situationen einbringen.

Der Inquisitor im Spiel

… am Spieltisch

Hier sind alle Varianten denkbar, durch das geschlossene Setting ist man kaum eingegrenzt und es ist eher eine Frage der Gruppendynamik und ob sie einen radikalen Inquisitor verkraftet.

… im LARP

Wie bereits erwähnt, gilt es hier genau zu prüfen, ob das eigene Konzept zur Con passt. Dabei ist das Setting zweitrangig. Science-Fiction und Endzeit vertragen Inquisitoren genauso wie Fantasy oder Vampire. Überall, wo es eine Glaubenslehre gibt, ist dieser Stereotyp passend. Es stellt sich eher die Frage nach der Konsensfähigkeit und bedachtem Konfliktspiel. Gerade in offenen Settings will nicht jeder Magier oder jede Fremdrasse ständig mit Konfliktspiel bedacht werden. Konflikte sind die Würze, aber nicht zwingend die Essenz einer Con (explizite PvP-Cons einmal ausgenommen). Wenn der Magier also keine Lust hat, in einen Konflikt einzutreten, sollte das Konzept es auch zulassen, an dieser Stelle einen Ausstieg zu finden. Im Gegenzug sollte zu große Konsensbereitschaft aber auch nicht dazu führen, dass das Konzept an Glaubwürdigkeit verliert.

Praxistipps

Gewandung

Egal ob radikal, moderat oder der Innenrevisor, ein Inquisitor sollte als solcher zu erkennen sein.

Als Basis bietet sich daher ein Ordens- oder Kirchenornat an, um die kirchliche Herkunft zu veranschaulichen. Diese kann dann um deutliche Accessoires erweitert werden. Passend sind Segnungen und Reinheitssiegel ebenso wie Pflöcke, Amtsringe oder Amtsketten.

Gefolge

Inquisitoren reisen mitunter auch allein oder mit wenig Entourage, meistens wird ihnen vor Ort alles gestellt. Als Gefolge bieten sich aber bewaffnete Knechte und Folterknechte ebenso an wie Protokollanten, Notare (um Urteile und Aussagen zu beglaubigen) oder Azubis.

Ausrüstung

Stift und Papier sind die wichtigsten Werkzeuge, noch vor Zunder und Holz. Aussagen wollen protokolliert, Skizzen angefertigt und Namen gesammelt werden. Bürokratie macht einen guten Teil des Geschäfts aus.

Darüber hinaus macht sich ein dickes Buch mit der Glaubenslehre und Verhörtechniken am Gürtel genauso gut wie die Flasche Weihwasser. Auch eine Tasche oder Truhe mit Fragewerkzeugen kann das Bild abrunden. Beim Einsatz von Folter sollte aber im Vorfeld eine enge Abstimmung mit dem Opfer erfolgen. Nicht jeder mag diese Spielart, und sie hat, konsequent gespielt, einen starken Einfluss auf den Charakter.

Gedanken zum Schluss

Der Inquisitor genießt vermutlich zu Unrecht einen schlechten Ruf, ist er doch vor allem durch die geschichtsverzerrende Literatur geprägt. Dennoch ist er ein Charaktertyp, der mit Bedacht gespielt werden sollte und zum Setting passen muss. Findet man hier den richtigen Weg, ist er ein Charakter, der Interaktion mit anderen Spielern und Gruppen befördert, Reibungspunkte bietet und einem Glaubenskonzept erheblich Profilschärfe verleihen kann.

Artikelbilder: ©Nabil Hanano, sonst wie ausgewiesen

LARP-Basar, das Einkaufsportal für Liverollenspieler im Internet

3 Kommentare

  1. Ich habe bisher zwei Inquisitorinnen gespielt – die erste (NSC) war die Großinquisitorin einer Kirche, sollte einen Bürgerkrieg anfangen, Leute foltern usw. Der Fanatismus in Person halt. Viele Leute haben sie IT so gehasst, dass ich mich danach OT erkundigt habe, ob sie mich OT noch mögen xD Die zweite (SC) entstand am Samstag Abend nach dem Plot, war eine einfache Novizin bei der Inquisition und viel mehr Jura Studentin als radikale Xenophobin. Sie ist jetzt mein Hauptcharakter und kommt gut an, zumal sie als tolerante und objektive Person als eine Hoffnung für eine bessere Zukunft ihrer Kirche betrachtet wird.
    Viele sehen die Inquisition als die SS des Mittelalters, das heißt aber längst nicht, dass sie das sein sollte. Im Spiel versuche ich immer, die Mitspieler zu überzeugen, dass die Aufgabe eines Inquisitors darin besteht, Angeklagten ein gerechtes Gerichtsprozess zu ermöglichen, statt Unschuldige zu verbrennen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein