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Das Kind der 90er Jahre mit über 800 Episoden (!) war prädestiniert dazu, einen Reboot zu bekommen. Aber kann die Geschichte der intergalaktischen Beschützer im Jahr 2017 bestehen? Ja, an ungewohnten Orten, meint Chefredakteur Roger Lewin, und wieder gar nicht an Stellen, die die Serie eigentlich ausmachen.

Saban’s Power Rangers ist in manchen Kreisen echter Kult. Doch kann ein Remake im 2010er Gewand glänzen? Der Film versucht einen Spagat zwischen Teenager-Drama und Superhelden-Film und brilliert dabei an unerwarteten Stellen. Zugutezuhalten ist dem Film auch vor allem, dass er sowohl homosexuelle als auch autistische Heroen glänzen lassen kann. Das ist bislang in dieser Kombination einzigartig.

Story

Der Film beginnt mit einer Rückblende. Zordon, der Red Ranger, stirbt in tiefster Vergangenheit, besiegt von der Antagonistin Rita Repulsa. Er schafft es jedoch noch indirekt, seine Rangermünze in Sicherheit zu bringen.

Gegenwart: Fünf sehr unterschiedliche Teenager aus einem Kaff im mittelamerikanischen Nirgendwo werden vom Schicksal zusammengeführt. Dabei geht es nicht Knall auf Fall, wie man zuerst angesichts des Fokus des Films erwarten würde, sondern sehr behutsam. Ob nun die wütende Kimberly, die angesichts eines diskreditierenden Fotos eines Freundes Scham empfindet, die harte Trini, die von ihrem Elternhaus wegen ihrer Sexualität gescholten wird, oder auch vor allem Billy, der an sanftem Autismus leidet – alle werden mit entsprechender Intensität, aber leider auch mit Längen, eingeführt.

Der Schlüsselmoment geschieht, als die fünf kurz nach dem ersten gesamtheitlichen Treffen in einem Steinbruch die fünf Münzen der fünf verschiedenfarbigen Ranger finden. Danach entwickeln sie Superkräfte, die sie erst zu kontrollieren lernen müssen. So manches geht in dieser Phase zu Bruch.

Erst jetzt werden sie das mittlerweile unter vielen Tonnen Fels begrabene Schiff der Ranger aus der Prähistorie finden und dort auch auf Alpha-5, einen Roboterassistenten, treffen. Und genau hier verliert der Film auch an Qualität, aber gewinnt an CGI. Schade eigentlich, denn nun, wo die Bühne gebaut und die Charaktere geschrieben sind, sollte das Stück Fahrt aufnehmen.

Tut es auch und ist dabei voller Hommagen an die alte Serie, seien es nun die Zords, die mechanischen Läufer in Dinoform, oder auch die ersten Prügeleien mit Martial-Arts-Formationen wie damals gegen die Puttys, Ritas Handlanger.

Schade ist dabei vor allem, dass die Animationen zwar gut gelungen sind, auch wenn man sich offenbar an den Texturen aus Transformers bedient hat, aber das Pacing nicht mehr stimmt. Schnell? Ja. Actionreich? Ja. Zusammenhanglos? Ja, leider auch das.

Tatsächlich muss man sich an vielen Stellen auf die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit des Zuschauers einlassen, was den Zusammenhang angeht. Pluspunkt für mich alten Mecha-Fan: Mega-Zord in Aktion!

Am Ende ist Rita besiegt, die Helden stehen in Pose und der Zuschauer ist dankbar, dass es keine Fortsetzung gibt.

Darsteller

Dacre Montgomery (Jason Scott (rot)), Naomi Scott (Kimberly „Kim“ Hart (pink)), RJ Cyler (William „Billy“ Cranston (blau)), Becky G (Trini Kwan (gelb))) und Ludi Lin (Zack Taylor (schwarz)) geben alle kein schlechtes Bild ab, wenn es um das Bild des Teenager-goes-Superhero geht.

Gänzlich überzeugen können sie dennoch nicht, dafür wirken Reaktionen einmal zu oft aufgesetzt. Aber vielleicht bemühten sich die Filmemacher hier, das unruhige und wechselfreudige Leben eines Teenagers darzustellen.

Bryan Cranston (Zordon) und Elizabeth Banks (Rita Repulsa) machen leider nur einen geringfügig besseren Eindruck. Der unter anderem aus Breaking Bad und Malcom Mittendrin bekannte Schauspieler hat schlicht zu wenig Screentime, um zu überzeugen, und erscheint dann noch in einer Art morphendem Metall-Monitor.

Rita wirkt mehr wie aus einem Horrorfilm entsprungen und dabei zugleich auch noch extrem aufgesetzt. Dennoch ist ihr Kostüm besser als das einstige. Und das führt uns zu der …

Inszenierung

Hier kann der Film durchweg punkten, auch wenn die CGI-Crew sich mindestens stark von Transformers hat beeinflussen lassen. Das Innere des Schiffes und auch die Zords wirken wie aus jenem Franchise übernommen, nur bunter.

Die neuen Rüstungen der Ranger sind cool, anders kann man es nicht sagen, und auch die Effekte rund ums Geballer und von Explosionen sind state-of-the-art. 

Der große Endgegner jedoch, der aus purem Gold besteht, hätte ein glatteres Design gebraucht. Hier wirkt er eher wie ein Dämon aus braungoldener Glibbermasse, dessen Form beständig in Bewegung ist. Das sieht nicht beeindruckend, sondern ekelig aus.

Leider taucht der aus der 90er-Jahre-Serie bekannte Teamsong nur einmal auf und wird nicht im Hauptthema des Scores benutzt. Da wäre mehr gegangen.

Erzählstil

Der Großteil der Erzählung fokussiert sich auf die Protagonisten. Nur die Rückblende zu Beginn des Filmes und einige Greueltaten von Rita, die parallel erzählt werden, vervollständigen das Bild.

Leider sind es aber auch diese Zwischenszenen, die den Film zusammenhanglos anmuten lassen, auch wenn ein roter Faden erkennbar ist. Er hat nur Knoten … und Schlaufen …

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Erscheinungsbild/Umfang

Uns wurde ein Presse-Screener zur Verfügung gestellt, daher können wir keine Aussage zur restlichen Ausstattung treffen.

Die harten Fakten:

  • Regie: Dean Israelite
  • Darsteller: Kelli Jones, John Gatins, Martin Bernfeld, Andrew Menzies, John Papsidera, Matthew J. Lloyd, Marty Bowen, Dody Dorn, Brian Casentini, Wyck Godfrey, Haim Saban
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
  • Format: Blu-Ray
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Uns wurde kein Bonus zur Verfügung gestellt.

Fazit

Zugegeben, ich habe mir wenig erhofft von Saban’s Power Rangers, war ich doch als Kind auch kein Fan der sehr stumpfen Prügeleien und Super-Moves. Lediglich Mega-Zord konnte mich als Gundam-Fan der ersten Stunde überzeugen.

Der Film wusste mich jedoch an Stellen zu begeistern, die ich nicht erwartet habe. Die Charakterskizzen der recht unbekannten Darsteller und ihrer Rollen ist behutsam und hat ihre Längen aber gelingt durchweg.

Erst, als die jungen Heroen zu den Power Rangers werden, verliert der Film deutlich an Qualität. Sicher, es gibt mehr als eine Hommage an die alte Serie, aber das ganze Gekloppe hat kaum Fug und Sinn und erinnert an Versatzstücke der eher schlechten Transformers-Filme. Dabei wäre das Potential da, wenn sich die Macher nur getraut hätten, den Reboot eigenständig aufzustellen. So dient er zwar dem Vorbild, aber portiert die Geschichte nicht zureichend ins 21. Jahrhundert. Ob man dort zu ängstlich war, die Fans zu verschrecken? Nun sind alle enttäuscht.

In Summe ist Saban’s Power Rangers ein Film, den man sich ansehen kann, aber keinesfalls muss.  Er hat viele Stärken am Anfang und mehr Schwächen am Ende, auch wenn die neuen Kostüme cool sind.

Mit Tendenz nach Unten

Artikelbilder: Studiocanal
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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