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Jared lebt in einer Welt völliger Dunkelheit. Licht ist lediglich eine Legende. Bei seinem Versuch die Legenden zu ergründen übertritt er das Gesetz und entfesselt eine schreckliche Bedrohung. Fortan lauert etwas Neues in den Gängen und Menschen verschwinden. Kann Jared das Geheimnis lüften und seine Suche vollenden?

Es gibt eine unübersehbare Vielzahl an Romanen, die eine post-apokalyptische Vision zum Inhalt haben. In vielen davon ist die Menschheit in Anarchie versunken oder muss sich gegen mutierte Wesen zur Wehr setzen.

Dark Universe versprach eine andere Vision. Eine Vision jenseits des erhobenen Zeigefingers und auch abseits der gängigen Klischees dieses Genre. Der Roman versprach eine völlig unbekannte Welt, und da ich gerne Neues entdecke, war ich gespannt, ob mich der Roman tatsächlich in eine neue Welt führen würde.

Story

Vor Generationen löschte ein Krieg die menschliche Zivilisation aus und machte die Erde unbewohnbar. Die wenigen Überlebenden retteten sich in ein unterirdisches Höhlensystem. Erinnerungen an die alte Welt, selbst an Licht sind nur noch Legenden.

Jared gehört zu den Überlebenden. Seit Generationen leben seine Vorfahren in völliger Dunkelheit im Untergrund. Ihre Sinne haben sich perfekt an die Dunkelheit angepasst. Nur in den Legenden gibt es noch Erinnerungen an die alte Welt, selbst die Bedeutung von Licht ist in Vergessenheit geraten.

Jared will den Geschichten auf den Grund gehen. Er will die Dunkelheit suchen und dadurch das Licht finden. Bei seiner Suche verstößt er gegen das Gesetz, indem er den riskanten Aufstieg wagt und die Barriere zur Ursprungswelt überschreitet.

Doch kaum in der Ursprungswelt trifft Jared auf ein Monster und kann diesem nur mit Mühe entkommen. Jared kehrt zurück und soll sich als Sohn des Obersten Überlebenden seiner Verantwortung stellen. Und auch seine Vereinigung, eine Heirat, haben sein Vater und die Ältesten bereits geplant, um die Überlebenden der oberen und unteren Ebene zu vereinen. Doch dies würde das Ende für Jareds Suche darstellen.

Zudem scheint sein Ausflug in die Ursprungswelt nicht folgenlos gewesen zu sein. Es verschwinden Menschen und etwas fremdartiges lauert in den Gängen. Ist dies die Strafe für seine Handlungen? Die Dinge spitzen sich zu, als der Hüter und Jareds Bruder sich gegen ihn wenden. Jared gilt fortan als Zivver und somit als Anderer der keinen Platz mehr in der Gruppe der Überlebenden hat.

Der Leser bekommt sehr schnell ein Gespür für den Protagonisten und auch der Einstieg in die Story gelingt mühelos. Schnell schlägt die Geschichte den Leser in ihren Bann und entlässt diesen erst auf der letzten Seite. Die geschilderte Welt ist faszinierend andersartig ohne dys- oder utopische Ansätze. Insbesondere die Gesellschaftsordnung wirkt stimmig und realistisch unperfekt.

Der Leser hat während der gesamten Geschichte einen vagen Wissensvorsprung gegenüber den Protagonisten. So kann sich der Leser herleiten, warum die Dämonen in den Legenden der Überlebenden die Namen radioaktiver Elemente tragen. Und auch den Gegenstand der Suche kennt der Leser im Gegensatz zu Jared. Die Spannung bleibt dennoch bis zur letzten Seite erhalten und auch das Ende vermag zu überzeugen.

Schreibstil

Dark Universe liest sich eingängig und leicht verständlich. Die Sätze sind – wie üblich in der Belletristik – kurz gehalten, wirken jedoch keineswegs simpel. Der Autor schafft es lebendige Bilder der Welt des Protagonisten im Kopf des Lesers entstehen zu lassen, ohne zu viel Raum für Beschreibungen zu verschwenden. Auf dem ersten Blick erscheint es widersprüchlich, jedoch gelingt es dem Autor plastische und eindrückliche Bilder einer völlig lichtlosen Welt zu zeichnen.

Die Geschichte ist durchgängig aus der Sicht des Protagonisten Jared in der personalen Erzählperspektive geschrieben. Jared kann den Leser schnell für sich einnehmen. Die Figur des Protagonisten ist glaubwürdig, der Charakter und dessen Motivation sind stimmig.

Naturgemäß ist es der Erzählperspektive geschuldet, dass der Leser über weitere Charaktere deutlich weniger erfährt. Jedoch fügen sich auch die anderen Charaktere harmonisch in die Geschichte ein ohne oberflächlich zu wirken.

Der Autor

Daniel Francis Galouye war ein Science-Fiction-Autor und US-amerikanischer Journalist. Er wurde am 11. Februar 1920 in New Orleans geboren und verstarb am 07. September 1976 ebenda. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Testpilot und Ausbilder in der US-Navy.

Er schrieb fünf Romane und eine Vielzahl von Kurzgeschichten, welche er teilweise unter dem Pseudonym Louis G. Daniels veröffentlichte. Seine erfolgreichsten Romane sind Dark Universe – welcher für den Hugo Award nominiert war – und Simulacron-3.

Im Jahre 2007 wurde der verstorbene Autor mit dem Cordwainer Smith Rediscovery Award geehrt. Die Jury zeichnet mit diesem Preis bereits verstorbene Autoren aus, deren Werke durch den heutigen Leser wiederentdeckt werden sollten.

Erscheinungsbild

Das Taschenbuch ist gut verarbeitet und fühlt sich wertig an. Das Papier der Seiten ist dick und der Roman liegt angenehm schwer in der Hand. Satz, Lektorat und Layout sind durchweg gut und insgesamt auf hohem Niveau. Die Schriftgröße wurde groß gewählt, jedoch insgesamt nicht zu groß und ist sehr gut lesbar.

Das Korrektorat ist gut und sehr wenige, kleinere Fehler konnten den Lesefluss nicht stören.

Das Cover Dark Universe – Der Aufbruch ist schwarz gehalten und zeigt das Bild einer totalen Sonnenfinsternis. Um den Mond herum ist die Korona der dahinterliegenden Sonne zu erkennen. Der Klappentext kann sehr gut auf den Roman einstimmen und verspricht eine spannende Geschichte.

Sowohl das Cover als auch der Klappentext passen zum Roman und vermitteln ein stimmiges Bild. Der Roman qualifiziert sich somit durchaus im Regal einer Buchhandlung für den zweiten Blick oder den Warenkorb.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore Verlag
  • Autor(en): Daniel F. Galouye
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 280
  • ISBN: 978-3945493847
  • Preis: 13,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Dark Universe wurde zu Zeiten des Kalten Krieges geschrieben, dennoch ist der Roman keine typische post-apokalyptische Geschichte.

Die Heimat der Überlebenden ist eine unterirdische Welt absoluter Dunkelheit, wohin ihre Vorfahren vor Jahrhunderten flohen. Zurück ließen sie die Ursprungswelt in welcher die Zwillingsteufel Kobalt und Strontium aus den Tiefen der Strahlung heraus ihr Unwesen treiben.
Die Überlebenden sind in drei Stämme aufgeteilt. Die Überlebenden der Oberen und Unteren Ebene orientieren sich in der Dunkelheit mithilfe ihres Gehörs und ihres Geruchssinns.

Die Zivver hingegen können Wärme wahrnehmen, was als zivven bezeichnet wird. Die Zivver wurden aus den anderen beiden Stämmen ausgestoßen, da sie als Andere gelten.

Der Roman verkommt jedoch glücklicherweise nicht zu einer Gesellschaftskritik, es findet sich auch nicht der erhobene Zeigefinger. Stattdessen begibt sich der Leser mit Jared auf dessen ereignisreichen Suche nach der Finsternis, dem Licht und dem Ursprung der Legenden. Dabei erfährt der Leser die Welt allerdings nicht durch die Augen des Protagonisten, sondern durch dessen Ohren.

Die andersartige Wahrnehmung der Umgebung nur mittels Gehör anstatt sie mit dem Auge zu erfassen, ist eine der faszinierenden Facetten der Geschichte. Dabei beschreibt der Roman menschliche Echoortung, obwohl diese in der Realität erst später von Daniel Kish entwickelt wurde.

Einen weiteren besonderen Reiz stellt die Tatsache dar, dass der Leser im Gegensatz zu Jared durchaus eine Vorstellung von Licht und Finsternis hat. Der Leser weiß somit, was das eigentliche Ziel der Suche ist und dennoch macht auch diese Tatsache die Story kein bisschen weniger spannend oder vorhersehbarer.

Für 13,95 EUR erhält der Leser einen durchgängig lesenswerten und fesselnden Roman als 280-seitiges Taschenbuch. Das E-Book ist gar für 9,99 EUR erhältlich.

Artikelbilder: Mantikore Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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