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Die Hauptfrage dieses Fantasy Graphic Novels aus dem Hause Splitter ist eindeutig: Wie weit ist man bereit zu gehen, um die eigene Liebste von den Toten zurückzuholen? Galkiddek – Die Gefangene bildet den Auftakt eines dunklen Fantasy-Epos rund um Gewalt, Intrigen und dunkler Magie.

Galkiddek – Die Gefangene von Frank Giroud (Text) und Paolo Grella (Zeichnungen & Farben) ist der erste Eintrag in der Galkiddek-Trilogie des Splitter Verlags. Band 2 (Der Magier) folgt im September 2017, Band 3 (Der Übergang) hat noch kein bestätigtes Veröffentlichungsdatum. Doch was ist eigentlich die Ausgangslage dieses Werks?

Handlung

Kaum erblickt er das Antlitz der Statue entweicht ein Schrei voller Schmerz und Zorn Sir Galohan von Galkiddek. Wie kann dieses Gesindel es wagen, ein Bildnis seiner geliebten Éloée in ihrer Kirche aufzustellen? Außer sich vor Wut vollführt er einen Schwertstreich. Dieser trennt sogleich dem nächststehenden Diener Gottes den lästerlichen Kopf von den Schultern…

Deutlicher kann gar nicht gezeigt werden, wie sehr Sir Galohan der tragische Verlust seiner Frau Éloée antreibt. Dadurch hat sich sein gesamtes Dasein auf seine Trauer und Wut fokussiert. Hier kommt nun der Magier Alcantor ins Spiel. Dieser kann angeblich die Wiederauferstehung von Galohans geliebter Gattin ermöglichen. So etwas erfolgt jedoch natürlich nicht ohne einen gewissen Preis. Doch hierzu ist Galohan in seiner Verzweiflung mehr als bereit!

Als erste Handlung folgt er der Spur des Bildhauers, welcher seine Gattin in der Kirche als Statue verewigt hat. Meinte Alcantor nicht, dessen Talente können bei der Wiederbelebung nützlich sein? Jedoch befindet sich der Künstler in der freien Stadt Ram, welche aufgrund ihrer mächtigen Festung außerordentlich gut geschützt ist. Doch durch eine Intrige gelingt es Galohan Unterstützung für einen Angriff zu finden und die Stadt einzunehmen.

Die dafür geopferten Menschenleben sind ihm scheinbar gleichgültig. Eines von diesen ist auch der Herrscher der Stadt Ram, dessen Tod von der eigenen Tochter, der titelgebenden Gefangenen Lillewyn, miterlebt werden muss. Zwar wird ihr eigenes Leben verschont, doch fortan muss sie das Schicksal als Gefangene von Galohan hinnehmen. Doch die starrsinnige Frau ist keineswegs bereit ihr Los einfach hinzunehmen und schmiedet bereits einen Flucht- und Racheplan…

Der Fokus von Galkiddek – Die Gefangene liegt auf der Einführung der Charaktere und der Ausgangssituation. Spezifisch betrachtet wird hierbei der Hintergrund von Galohan und Éloée. Kein Wunder, nachdem diese Beziehung und deren tragisches Ende die ganze Geschichte zu tragen scheint.

Insgesamt ist die dargestellte Fantasy-Welt brutal und düster. Das Schicksal vieler liegt in den Händen weniger. Und diese verfolgen in der Regel nur ihren eigenen Vorteil. So darf es auch niemanden wundern, dass bereits einige Leben im Laufe von Galohans Mission beendet wurden und sogar ganze Kriege angezettelt wurden.

An einigen Stellen dieses Bandes fällt es dem Leser jedoch schwer, dem Erzählstrang der Geschichte mühelos zu folgen. Mitunter weisen Szenen deutliche räumliche und zeitliche Sprünge auf. Dadurch muss man als Leser sehr aufmerksam mitdenken, um das Gesamtbild der Geschichte zu begreifen. Außerdem kann die Vielzahl an neuen Namen und Orten auf den ersten Seiten etwas abschreckend wirken. Sobald man allerdings diese ersten Hindernisse überwunden hat, steht einem angenehmen Lesefluss nichts im Wege.

Für die gesamte Lektüre des Bandes kann man etwa eine Stunde einplanen. Langeweile kommt hierbei zu keinem Zeitpunkt auf. In beinahe jedem Panel passiert etwas Entscheidendes für den Verlauf der Handlung. Reine „Lückenfüller“ finden sich damit glücklicherweise gar nicht.

Charaktere

Wie vorab bereits erwähnt, liegt der Fokus dieses Bandes auf der Einführung der Hauptcharaktere. Dies sind neben Galohan und Éloée allen voran der Magier Alcantor und Lillewyn, welche als Resultat von Alcantors Machenschaften in die gesamte Geschichte einbezogen wird. Letztgenannte und der verzweifelte Galohan haben in diesem Band sehr simple Motivationen. Dies erlaubt ein schnelleres Verständnis, macht die Charaktere aber auch eindimensional und in einigen Szenen uninteressant. Hier darf man gespannt sein, welche Entwicklung sie in den Folgebänden aufweisen. Besonders bei Lillewyn findet sich ein enormes Potenzial, da sie gegen Ende des Bandes bereits ersten Einfallsreichtum hinsichtlich ihrer Rache aufzeigt.

Das Paradebeispiel für interessante Charaktere ist jedoch der Magier Alcantor. Über den gesamten Band und seine 48 Seiten hinweg kann sich der Leser kein klares Bild von ihm erlauben. Dazu liegt noch zu viel der Figur im Dunkeln und man erfährt nur wenig über seine Vergangenheit. Was sind außerdem seine Motivationen? Was genau plant er für Galohan? Welche Rolle soll Lillewyn hierbei spielen? Damit dient diese Figur als gelungenes Beispiel eines stereotypischen mysteriösen Magiers und weckt die Neugier des Lesers.

Ein weiterer interessanter Charakter ist der Bildhauer Jabath, welcher über mehrere Wege mit Galohans Schicksal verbunden ist. Zwar tritt er in diesem Band eher selten in Erscheinung, doch die wenigen Szenen mit ihm sind storytechnisch äußerst relevant. Leider lässt sich aktuell schwer einschätzen, ob das wirklich an der Figur selbst liegt oder ob einfach nur ein Katalysator für die Handlung benötigt wurde. Auch hier wird sich in den Folgebänden zeigen, ob das schlummernde Potential noch genutzt werden kann.

Natürlich gibt es innerhalb der Geschichte darüber hinaus noch weitere Charaktere, die von einfachen Soldaten, bis hin zu Lillewyns Vertrauter reichen. Diese fügen sich harmonisch in die Geschichte ein und lenken nicht unnötig von den Hauptcharakteren oder der Rahmenhandlung ab.

Zeichenstil

Generell kann man die Zeichnungen von Grella nur positiv hervorheben. Der Fokus jedes Bildes liegt deutlich auf den elementaren Dingen der Handlung. Hintergründe dienen der Unterstützung und lenken nicht vom Geschehen ab. Besonders ein großes Panoramabild der belagerten Stadt Ram (welches fast über die ganze Seite geht) bleibt dem Leser bei diesem Band in Erinnerung.

Doch auch actionlastige Szenen kommen zur Geltung. Hierbei wird dann auch nicht mit blutigen Details gegeizt. Somit sieht man einige Körperteile an Stellen herumfliegen, wo sie es eigentlich nicht sollten. Der Fokus liegt hierbei aber auf kleineren Scharmützeln und Gefechten, da große Schlachten in wenigen Panels eher angedeutet werden.

Die Zeichnungen von Paolo Grella werden hierbei dominiert von Farben wie Grau, Braun oder Rot. Gerade letztgenanntes scheint eine besondere Bedeutung zu haben. Viele entscheidende Szenen dieses Bandes werden durch die Farbe Rot begleitet. Am deutlichsten stechen dabei die Rückblicke über das Schicksal der Éloée hervor.

Auch die einzelnen Charaktere sind sehr markant gezeichnet. Hier hebt sich wieder der Magier Alacantor mit seiner Narbe deutlich ab. Als sehr schön empfand ich ebenfalls die Darstellung von Kleidung und Rüstungen. Die Kulturen und Einflüsse der unterschiedlichen Gegenden spiegeln sich in diesen deutlich wider. Das erhöht die Glaubwürdigkeit und Authentizität der geschaffenen Welt.

Erscheinungsbild

Die Rezension des Erscheinungsbilds bezieht sich auf die Hardcover-Variante. Diese ist etwas größer als DIN A4 Format und stabil. Das verwendete Papier weist eine angenehme Dicke auf und ist damit auch für den intensiveren Gebrauch problemlos geeignet. Insgesamt liegt das Buch einem beim Lesen gut in der Hand und spricht für die Qualität des Splitter Verlags.

Das Artwork auf dem Cover besticht ebenfalls durch die hohe Qualität der Zeichnungen. Zu sehen sind hierauf Galohan und das Abbild seiner Geliebten. Was besonders auffällt, ist der starke Kontrast zwischen den beiden Personen. Während um Éloée Licht und helle Farben dominieren scheint Galohan die Dunkelheit zu sich zu ziehen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Splitter Verlag
  • Autor(en): Frank Giroud
  • Zeichner(in):Paolo Grella
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Hardcover
  • Seitenanzahl: 48
  • Preis: 14,80 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Auch wenn es keine Innovation hinsichtlich des Erzählstils oder Settings liefert: Galkiddek – die Gefangene bildet einen würdigen Auftakt der Trilogie und versteht es, die Neugier auf den weiteren Verlauf der Geschichte zu wecken. Hierzu trägt besonders die Komposition der Charaktere, allen voran der mysteriöse Magier Alcantor, bei. Ein Kritikpunkt des Bandes ist lediglich der Erzählfluss der Handlung, welcher in einigen Abschnitten zu sprunghaft ist und damit einen Bruch beim Tempo der Geschichte liefert. Der Fokus liegt erkenntlich auf der Einführung verschiedener Charaktere.

Das markanteste Merkmal des Bandes ist der qualitativ hochwertige Zeichenstil von Paolo Grella. Dieser besticht durch seinen markanten Gebrauch von Farben zur Hervorhebung geschichtlich relevanter Szenen. Ebenfalls überzeugen Charaktere und einzelne Kulturen durch glaubwürdige Darstellung und Detailverliebtheit.

Insgesamt kann dieser Band allen Lesern empfohlen werden, welche ein Interesse an klassischer und düsterer Fantasy haben. Da es sich um einen Einstiegsband handelt, sollte man etwas Geduld mitbringen, weil die Handlung erst etabliert werden muss. Außerdem hat das zur Folge, dass innerhalb des Bandes der Charakterfokus wechselt und man dadurch viele Sichtweisen präsentiert bekommt. Dies ermöglicht die Etablierung eines breiteren Settings, könnte für Freunde von tiefen Charakteren aber für Verstimmung sorgen.

Artikelbild: Splitter Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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