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Für alle, die schon einmal selbst einen Roman schreiben wollten, haben Mike Krzywik-Groß und Ralf Kurtsiefer einen Praxisleitfaden zur typischen Heldenreise herausgegeben. Mithilfe eines ausführlichen Romanbeispiels wird der Leser an die Hand genommen und an die Grundzüge einer Heldenreise herangeführt. Doch kann man mit dem Leitfaden wirklich arbeiten?

Die Heldformel ist kein Roman im klassischen Sinne. Vielmehr haben es sich die Herausgeber Mike Krzywik-Groß und Ralf Kurtsiefer zur Aufgabe gemacht, einen Leitfaden mit ausführlichem Praxisbeispiel zum Aufbau der Heldenreise zu verfassen. Anhand einer ca. 80-seitigen Geschichte, die eine Gruppenarbeit von sieben Autorinnen und Autoren ist, sollen Leser die Grundzüge der typischen Heldenreise kennen und einzusetzen lernen.

Die Roman-Handlung

Die Roman-Story handelt vom sechzehnjährigen Pahlek und seinem Werdegang zum Helden. Das Setting erinnert an das frühe Rom, durchmischt mit chinesischen Elementen: Arenakämpfe, Senatoren, Gottkaiser. Der junge Pahlek muss, als ältester Mann, seine Familie ernähren. Aus diesem Grund kauft er sich einen der begehrten Plätze als Arena-Ratte, die für die Beseitigung der Leichen zuständig sind. Doch wie das Schicksal so spielt, kann er keine der begehrten Leichen ergattern. Stattdessen begibt er sich verbotener Weise auf die Tribüne der Zuschauer, denn er ist sich sicher, dass dort oben etwas zu Essen steht. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf …

Die Story soll die idealtypische Reise eines Helden darstellen, und genau das tut sie auch. Die Vorgänge sind relativ vorhersehbar, aber da es sich hierbei mehr um ein Arbeitsbeispiel, als um eine spannende Geschichte handelt, ist dies kein Problem. Im Gegenteil, die Entwicklungen, die anhand dieser Geschichte verdeutlicht werden sollen, sind vom Prinzip gut nachvollziehbar.

Der Praxisleitfaden

Der Leitfaden selbst ist leider doch recht oberflächlich und verliert sich in Randthemen. Gerade am Anfang des Buchs schweifen die Herausgeber doch sehr ab, und behandeln lieber den aktuellen Gender-Diskurs. Viele Textstellen lesen sich wie pure Marketing-Hülsen: „fabelhafte Geschichte unserer Autorinnen und Autoren“, oder die Lobpreisung des Komponisten „Mit traumwandlerischer Sicherheit zeichnete er die einzelnen Stimmungen nach und traf sie präzise bis ins Mark“. Und auch die Argumentationsstruktur, die die Auswahl der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Diskurse begründen soll, wirkt doch sehr subjektiv und wenig fundiert. Ein ähnliches Bild präsentiert sich am Ende des Buchs, wo die Herausgeber ein weiteres Mal Themen ansprechen, die mit dem Schreiben einer Geschichte nur wenig zu tun haben. Es wirkt beinahe wie, „ich habe so viel recherchiert, das möchte ich jetzt aber noch unterbringen“. Im Epigraph nennen die Herausgeber ihre Ziele, die verschiedener kaum sein können. Einerseits wollen sie den Leser unterhalten und eine spannende Geschichte erzählen, andererseits wollen sie die „Wahrnehmung verschieben“ und nichts Geringeres tun als diese „nachhaltig zu verändern“. Zumindest Letzteres ist nicht haltbar.

Die wirklichen Aspekte der Heldenreise werden erst auf den letzten zehn Seiten behandelt. Dabei werden diese in einer Kürze an dem gegebenen Romanbeispiel heruntergerattert, dass man es sich beinahe hätte sparen können. Für jemanden, der überhaupt keine Ahnung von der Struktur der Heldenreise hat, ist es ein netter Einstieg. Wer jedoch sein Wissen anhand eines ausführlichen Praxisbeispiels vertieft haben möchte, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen. Denn obwohl das ausführliche Praxisbeispiel gegeben ist, fehlen die detaillierten Erklärungen.

Allgemeines zum Buch

Mike Krzywik-Groß ist Autor und insbesondere für seine Mitarbeit an DSA-Romanen und anderen Rollenspiel-Romanen bekannt. Während seiner Karriere gewann er bereits zweimal den Deutschen Phantastik Preis sowie zweimal den Goldenen Stephan.

Auch Ralf Kurtsiefer ist für seine Mitwirkung an DSA-Romanen bekannt, allerdings im Bereich der Musik. Als Musiker komponierte er Soundtracks zu vielen verschiedenen Rollenspielen, wie zum Beispiel Splittermond.

Dem Buch liegt eine CD von Ralf Kurtsiefer bei, die das richtige Gefühl beim Schreiben und Lesen erzeugen soll. Im Großen und Ganzen sind die Stücke recht bedrückend, aber übermitteln durchaus eine gewisse Stimmung.

Die harten Fakten:

  • Verlag: periplaneta
  • Herausgeber: Mike Krzywik-Groß, Ralf Kurtsiefer
  • Erscheinungsjahr: 2016
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 124
  • ISBN: 978-3-95996-028-1
  • Preis: 14,90 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Fazit

Leser, die ein Buch suchen, das ihnen die Grundlagen der typischen Heldenreise in wirklich rudimentären Grundzügen erklärt, und sie dabei noch ganz akzeptabel unterhält, können guten Gewissens zu Die Heldformel greifen.Wer allerdings fundiertes Wissen und ein ausführliches Praxisbeispiel mit detaillierten Erklärungen sucht, ist bei diesem Buch an der falschen Stelle.

So gut das Romanbeispiel auch ist, es fehlen einfach die ausführlichen Erklärungen. Die Herausgeber verlieren sich lieber in den, für dieses Thema, nichtigen Diskussionen um den aktuellen Gender-Diskurs und die Identifikation der Deutschen mit dem Begriff des Helden. Alles in allem bleibt das Buch weit hinter seinen Möglichkeiten. Die AutorInnen haben geliefert, die Herausgeber nicht.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder : periplaneta
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