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Die Frage, als was LARP offiziell eingestuft werden muss, Theater oder nicht, werden sich nun bald Richter und Anwälte in NRW stellen müssen. Denn nachdem nun alle Einsprüche der Broken Crown-Orga gegen ihren Steuerbescheid in Höhe von 19% vom Finanzamt Moers abgelehnt wurden, geht die Orga in die Offensive. Zusammen mit DLRV-Vorstand und Steuerfachwirt Daniel Pause, welcher sich bereits länger intensiv mit dem Thema befasst, reicht die Orga nun Klage gegen die Finanzverwaltung NRW ein. Aus ihrer Sicht ist LARP eindeutig als Theater zu sehen und damit mit 7% anstatt 19% zu besteuern. Die Erfolgsaussichten schätzt Daniel Pause als sehr hoch ein, da es mehr als genügend Facharbeiten gäbe, die LARP als Theater definieren. Ein Erfolg wäre für alle Orgas mit umsatzsteuerpflichtigen Cons positiv, da sie dadurch weniger Umsatzsteuer zahlen müssten und mehr Geld für eine gute Con zur Verfügung hätten. Damit kommt es aber auch allen Spielern zu Gute, die entweder von finanziell besser ausgestatteten Orgas oder günstigeren Conpreisen profitieren könnten.

Spannend wäre die Entscheidung auch über Steuerfragen hinaus, da es bisher keine rechtswirksame Definition von LARP gibt. Zuletzt hatte das LG Osnabrück 2016 (AZ: 4 O 1324/15), in einer Sache wegen Schadensersatz nach einer Augenverletzung durch ein Polsterschwert, LARP als sportähnliche Veranstaltung gewertet. Obgleich der aktuelle Prozess dann vor dem Finanzgericht Düsseldorf zu führen ist, könnte sich aus dem Urteil eine Richtung abzeichnen: Handelt es sich bei LARPs um kulturelle Veranstaltungen oder dienen sie rein dem Vergnügen?

Momentan sucht die Orga noch weitere Unterstützer, auch, um Prozesskosten zu teilen, die vermutlich in einem niedrigen vierstelligen Bereich liegen werden. Gerne kann auch direkt an den Deutschen-Liverollenspiel-Verband gespendet werden, um den Prozess zu unterstützen. Da die Spendensammlung allerdings nicht über einen gemeinnützigen Träger läuft, kann hierfür leider keine Spendenbescheinigung ausgestellt werden.

Die Bankverbindung lautet:
Deutscher Liverollenspiel-Verband e.V.
Commerzbank Düsseldorf
IBAN DE14300800000413829600
BIC DRESDEFF300
Verwendungszweck: Zweckgebundene Spende Broken Crown

Quelle: https://www.facebook.com/DLRV.eu/posts/1552419204819582 (17.08.2017)

Artikelbild: ©Justiz NRW

28 Kommentare

    • Das könnte man so sehen, aber ein klassisches Theaterstück ist auf die Vorführung vor Publikum ausgerichtet. Ein LARP für gewöhnlich nicht. Ich glaube, dass es bei der Steuerbewertung nicht auf die tatsächlichen Zuschauer ankommt, sondern auf die Intention.

    • Da müsste man sicher drüber debattieren. Dass Akteure – ob improvisiert oder nicht – zugleich die Charakteristika von Zuschauern aufweisen, wirkt auf mich etwas konstruiert. Ich habe zumindest bisher noch kein LARP erlebt, bei dem die Teilnehmer über längere Zeiträume passiv sind und das Geschehen zum Vergnügen beobachten.

    • Ich war jetzt nicht dabei, Carl, aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Zuschauer in den griechischen Theatern der Antike ebenfalls schon weitestgehend passiv waren – in Bezug auf die künstlerische Darstellung auf der Bühne.

      Und ich sehe Teilnehmer eines LARPs keineswegs als aktivierte Zuschauer, sondern ganz klar als Akteure ohne intentionale Zuschauerfunktiion.

      Klar, man kann LARP als Zuschauer aktivierendes Improvisationstheater sehen, wenn man will. Aber für eine Anerkennung als solches vor Behörden und Ämtern darf man traditionelle Definitionen (auch die mit Gewohnheitsrecht) nicht einfach negieren oder als unmodern bezeichnen.

    • Herbert Arp „sich vorstellen können“ und „Wissenschaftlich recherchiert“ stehen sich hier ja klärend gegenüber.

      Jeder normale Teilnehmer eines Larp hat dir Funktion allen Anderen und seinem Charakter zuzusehen.

      Ich würde es nicht als solches sehen sondern als eigene Form zeitgenössischer Kunst die dem Theater zuzurechnen wäre. Wenn man Begriffe wie „Improvisationstheater“ benutzt, darf man traditionelle und ordentliche Definitionen nicht vergessen.

      Allgemein… Wenn man sich an solchen Institutionen misst darf man nicht vergessen wie es sein sollte „und schon immer war“ bevor man sowas für alle öffnet……

      Oder um den Theaterwissenschaftsproffesor zu zitieren: Groß zu erklären das Larp Theater ist ist müßig, das ist offensichtlich.

    • Ich glaube, wissenschaftliche Recherche haben wir beide nicht zu Genüge angestellt, Carl. Ich nehme mal nicht an, dass Du mit diesem Hinweis versuchst, meine Aussagen zu diskreditieren.

      Und ja, da sind wir uns einig: LARP ist eine eigene Form der zeitgenössischen Kunst, auch wenn ich sie nicht dem klassischen Theater zuordnen würde. Vielleicht eher als Form der Performance Art.

      Aber um den Kunstprofessor zu zitieren: „Wer Grenzen zieht, wo Gedanken sich frei entfalten sollten, ist ein Banause an der Kunst.“

    • LARP ist EINDEUTIG Kultur. Natürlich kommt es auf die jeweils angelegte begriffsdefinition an, was für eine Art von Kultur aber LARP ist Subkultur, Geschichtskultur, beinhaltet kulturelle Schaffungsprozesse, ist kulturbildend und -bestätigend aber auch kulturkritisch, Es ist Theater im goffmanschen Sinne sozialer Interaktion, es ist eine moderne Form des Mitmachtheaters im Sinne einer interaktiven Performance Kunst und damit eindeutig eine Form von Performativität. Kultur ist nicht nur „In die Oper gehen“ oder „Ins Museum gehen“. LARP ist soviel mehr als ein „Freizeitvergnügen“

  1. Mich würde die Argumentation sehr interessieren… Ich kann mir da keine ernsthaften Erfolgschancen vorstellen.

    Der geminderte USt-Satz soll bestimmte förderungswürdige Dinge, wie Grundnahrungsmittel oder Kulturgüter verbilligen (ob das immer sinnvoll ist, sei mal dahingestellt). Ich sehe unter dem Gesichtspunkt keine guten Chancen für das Freizeitvergnügen LARP.

    Ich werde mal schauen, ob ich dazu mal mit Kollegen schnacken kann.
    Umsatzsteuer ist jetzt nicht mein Lieblingsgebiet.

    Ich hoffe, Broken Crown ist wirklich gut beraten.

    • Wenn jedes Buch, egal wie dämlich es ist (50 Shades…) mit 7% besteuert werden darf, weil es eben Kulturgut ist, Theater, Oper etc. ebenso…dann sehe ich nicht, warum das bei LARP und ganz speziell beim Broken Crown nicht der Fall sein sollte. Larp ist improvisationstheater, kein Theaterwissenschaftler wird da widersprechen. Ohne jetzt Steuerfachmann zu sein, sehe ich doch wesentlich mehr Argumente dafür das LARP als Kulturgut gezählt werden sollte als dagegen…
      aber ich kann im gegenzug auch nicht nachvollziehen, warum manche leute LARP als Sport sehen wollen…aber Schlachten sind für mich auch kein Rollenspiel…aber das ist ein anderes Thema.

  2. Puh. Das darf nicht schief gehen.. bei Eingruppierungen setzt das erste Urteil wichtige Zeichen. Die nachfolgenden Urteile werden sich hierauf berufen. Gefährliches Terrain. Für viele rechtliche Aspekte.

  3. Larp hat einen sehr hohen künstlerischen Stellenwert. Es bringt durch seinen Charakter als interaktives Theater mehr Leute zum Theater spielen und damit zur Kunst als das klassische Theater. Es deshalb als förderungsunwürdiges Freizeitvergnügen abzustempeln ist doch gerade gegen sinnvolle Kulturförderung.

  4. Larp ist so wenig Sport wie Schaukampf Sport ist !
    Oder E-Sport laut Olympia Komite
    Denn ob Bompfball oder Schnatz quatsch Pottern
    Keine „Moderne Sportkleidung “ sondern immer „Kostüme “
    Und keine Fans sondern Spieler die zusehen und dabei ihre Rolle Spielen während die anderen Sportler spielen
    oder ist schon einer auf die Idee gekommen bei schnatsQuiquatsch mit einem Speeder Bike aus Star wars mit zu spielen ? Wer braucht Staubsauger statt Besen
    ja es gibt sportliche Ausprägungen in Larps aber der Hauptteil bleibt wohl Schauspiel KUNST auf erweiterter Bühne und in manchen Bühnenbild ist halt eine Fitness Komponente mit bei .
    Und es gibt genug hientergründe die keine Fit anspielungen dabei haben

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