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Deadpool und Venom, eine Kombination, die von Vielen erwartet und gewünscht wurde. Die Miniserie Back In Black liegt nun auf Deutsch als Sammelband vor und enthüllt einen bisher unbekannten Teil von Venoms Vergangenheit. Vermutlich schämt sich der Symbiont für sein abgedrehtes Abenteuer als Deadpools zweite Haut.

Ansonsten hätte der Außerirdische doch vielleicht schon früher davon erzählt, oder Wade hätte damit angegeben. Doch wie so viele Nächte voller wilder Abenteuer und Leidenschaft, so birgt auch diese eine, erste und letzte, gemeinsame Nacht so viele peinliche Situationen, Enthüllungen und Geheimnisse, dass alle Beteiligten wohl letztendlich lieber schwiegen, als Anderen auf die Nasen zu binden, was in jenen Stunden geschah. Auch und gerade, weil Freund und Feind die schwarz-weiße, umherschwingende Gestalt verständlicherweise zunächst für den Wandkrabbler hielten. Ein sehr cleverer Schachzug des Autors.

Handlung

Peter Parker entfernt den unliebsamen, außerirdischen Symbionten mittels Kirchenglocken aus seinem Körper und seiner Psyche. Das geschundene Wesen schleppt sich in ein Versteck und kommt nur langsam wieder zu Kräften.

Doch die Ruhepause ist ihm nicht lange vergönnt, denn außerirdische Kopfgeldjäger sind ihm auf den Fersen. Mit knapper Not entkommen, begegnet es in einem Nachtclub mit „anregendem“ Namen dem Söldner mit der großen Klappe, und man hilft sich gegenseitig aus der Klemme. Deadpool ist von seinen neuen Fähigkeiten begeistert, und der Symbiont ist froh, einen Wirt gefunden zu haben, der eine ganz eigene Vorstellung von Moral und Anstand hat. Einzig in ihrer Meinung über Spider-Man sind sie uneins. Deadpool ist ein Fan des Wandkrabblers und versucht die ständigen Verwechslungen mit diesem aufzuklären, doch der Symbiont ist darauf aus, Spideys Ruf zu schädigen, und verweigert so auch mal die Mitarbeit, wenn Wade von diesem spricht. Dies kommt ganz besonders zum Tragen, als Black Cat sich an die Fersen ihres vermeintlichen Liebhabers heftet. Ja, zu jener Zeit waren Peter Parker und Felicia Hardy kurz ein Paar. Kurz, wohlgemerkt.

Und ebenso wie Spideys Liebesleben leidet auch dessen weitere Helden-Karriere unter den Folgen dieser Nacht. Craven der Jäger ist dem vermeintlichen Spinnentier ebenfalls auf der Spur und versucht einmal mehr, eine weitere Trophäe zu ergattern. Doch hat auch er die Rechnung ohne den Symbionten und Deadpool gemacht. Als er endlich merkt, dass er den Falschen jagt und der Außerirdische ihm die Leviten liest, scheint seine ohnehin angeschlagene Psyche den endgültigen Bruch zu erleiden.

Auch Deadpool hat ja bekanntermaßen Probleme, seine Psyche stabil zu halten, und eine weitere Stimme in seinem Kopf, die ihn noch dazu zu Handlungen zwingt, die er eigentlich nicht vollziehen möchte, deren Motivation er aber nur allzu gut versteht, lässt ihn schließlich zu einer schweren Entscheidung kommen.

Die Kids von Power Pack haben ebenfalls noch einen Gastauftritt, Obnoxio der Clown sowie einige Snark (Zn’rk)-Außerirdische, die Schurkin White Rabbit und die drei bereits erwähnten Kopfgeldjäger runden das Chaos sozusagen ab.

Charaktere

Es ist ziemlich cool zu lesen, wie sich Deadpools angeknackste Psyche und die noch junge Gefühlswelt des Außerirdischen ergänzen und der eine vom anderen lernt. Das Wesen hat Probleme, Gefühle zu begreifen, und Deadpool ist ein alter Hase darin, verletzt zu werden. Sowohl physisch als auch psychisch. Deadpool hingegen lernt von dem Außerirdischen, was es heißt, sich wie ein Held zu verhalten, was dieser wiederum von Spider-Man gelernt hatte. Der restliche Cast der Geschichte ist eine wilde Menagerie aus Helden und Schurken der 80er Jahre. Von A- bis C-Riege ist alles dabei.

Zeichenstil

Der Stil ist sehr sauber und klar. Ohne überzogene Perspektiven und wilde Schnörkel, oder den gerade in Comics, die voller Gewalt stecken, oft genutzten Minimalismus. Die Gewalt ist etwas cartoonig, ohne viel Blut dargestellt und die Kamera blendet sozusagen aus, wenn es zu heftig wird. Was mir besonders gefällt ist, dass manche Panels geradewegs aus bekannten Comics der Neunziger gegriffen zu sein scheinen und entweder mittels Deadpool parodiert werden oder direkt Hommage leisten, indem sie auf die Geschichten hindeuten, mit denen sie im größeren Spider-Universum verknüpft sind.

Erscheinungsbild

Deadpool, zur Hälfte bereits überzogen mit dem charakteristischen schwarz-weißen Muster des Venom Symbionten. Unter einem Titel, der zugleich ein Neunziger-Jahre-Klischee und eine Anspielung auf ein Rock-Album der Gruppe AC/DC ist. Liegt gut in der Hand, fester semi-flexibler Umschlag und nicht zu schwer. Wie immer, tolle Panini-Qualität.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Cullen Bunn
  • Zeichner(in): Salvador Espin
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Sammelband
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 12,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Panini Comics

 

Bonus/Downloadcontent

Die Original-Cover der sechs Miniserien-Teile zieren den Beginn der jeweiligen Kapitel.

Fazit

Wer sich schon immer gefragt hat, was eigentlich in jener Zeit passierte, bevor Eddie Brock auf den außerirdischen Symbionten traf, woher dieser seinen Namen hat und welcher Rasse das Wesen angehört, kommt voll auf seine Kosten. Außerdem erfährt der Leser noch einen der Gründe, weshalb Black Cat so wütend auf Spider-Man war, als sie die Beziehung der Beiden abbrach, und was Craven den Jäger zu seiner letzten Jagd aufbrechen ließ. Diese Miniserie ist vollgepackt mit cleveren Ideen und Eastereggs, die Fragen beantworten, die man sich nie bewusst stellte, welche aber das Unterbewusstsein eines jeden Marvel-Fans kitzelten. Einzig der Auftritt des Kinder-Heldenteams Power Pack passt für mich nicht ganz in das Bild. Das mag jedoch daran liegen, dass ich persönlich nie diese Serie verfolgt habe. Somit sind hier sicher auch Anspielungen verborgen, die mir entgangen sind, einem Fan der Kids jedoch auffallen werden.

Die Action im Sammelband ist sauber verteilt und reicht von skurril über witzig bis hin zu brutal und makaber. Erzählweise und Zeichenstil beschwören beide das Flair einer Neunziger-Jahre-Comicserie, und es finden sich einige Panels, die sowohl als Hommage als auch Parodie auf die großen Stories dieser Zeit gestaltet wurden. Zwei einsame, verwundete Seelen treffen aufeinander und ergänzen sich nahezu perfekt. In einem chaotischen Reigen tanzen sie durch die Nacht, auf dem Grat zwischen Verantwortung und Wahnsinn erleben sie eine einzige, gemeinsame wilde Nacht, die zu schön war, als dass sie hätte andauern können.

Dass der Titel der Serie, auch im Layout, noch dazu auf eines der erfolgreichsten Rock-Alben anspielt (AC/DC – Back In Black) und der Text des gleichnamigen Titels sehr gut zur Handlung des Comics passt, ist ein zusätzliches geniales Meta-Easteregg.

 

Artikelbild: Panini Comics
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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