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Die Queste nach der Krone der Könige geht in ihre beschwerlichste Etappe. Der Weg zur Feste des Erzmagiers von Mampang führt durch die Ödnis von Karkhabad mit ihren gesetzlosen Bewohnern. Zudem gilt es sieben magische Schlangen aufzuhalten, bevor sie den Bösewicht vor dem Helden warnen.

Seit 2015 legt der Frankfurter Mantikore-Verlag die einstmals als Die Analand Saga bekannte Serie von Spielbuchlegende Steve Jackson erneut auf. Unter dem Originaltitel Sorcery! erscheinen insgesamt vier Bände, die eine zusammenhängende Geschichte erzählen. Nach Band 1: Die Shamutanti-Hügel (Rezension) und Band 2 Die Fallen von Kharé (Rezension) ist seit der RPC 2017 nun auch die Fortsetzung Die Sieben Schlangen erhältlich.

Handlung

Die Krone der Könige, die den Regenten von Analand Weisheit und Rechtsgefühl verlieh, wurde vom Hexer von Mampang gestohlen. Damit dieser nicht damit die wilden Kreaturen des gesetzlosen Karkhabad unter seiner Herrschaft eint, muss der Leser als freiwilliger Recke die Krone zurückerobern. In den ersten beiden Bänden hat dieser bereits die Wildnis der Shamutanti-Hügel bewältigt und das Nordtor der Stadt Kharé mit einem magischen Spruch geöffnet, um sich nun der dahinter liegenden Ödnis von Karkhabad zu stellen.

Gleichzeitig sind aber auch andere Kreaturen auf dem Weg nach Mampang: die sieben Schlangen aus dem Buchtitel, mächtige Diener des Erzmagiers, geschaffen aus den abgetrennten Köpfen einer Hydra. Sie wollen ihrem Herrn von der Mission des Helden berichten, also muss der Leser möglichst viele dieser Ungeheuer auf seinem Weg finden und vernichten.

Jede Schlange wurde mit einer besonderen Kraft versehen; so verfügen sie über die Macht von Sonne und Mond, Feuer, Wasser, Erde und Wind sowie der Zeit. Jeder Diener hat aber auch eine bestimmte Schwäche, die es herauszufinden gilt und die den Kampf gegen die Schlange wesentlich einfacher macht.

Die Reise durch die Ödlande und Suche nach den Schlangen nimmt insgesamt 498 Abschnitte ein, auf denen der Held das Gebiet in grober nordwestlicher Richtung gen Mampang durchquert. Den größten Teil der Reise machen die staubigen Ebenen von Badda-Buk und die Steppe von Klatta-Bak aus, erst danach stößt man mit dem Wald der Snatta, dem Ilklala-See und dem Vischlami-Sumpf auf fruchtbareres Gebiet.

Wie bei einer gesetzlosen Gegend wie Karkhabad nicht anders zu erwarten, trifft der Leser auf seinem Weg auf eine abwechslungsreiche Mischung von Geschöpfen. Neben wilden Monstern auf der Jagd begegnet man auch zahlreichen Bewohnern, nicht wenige davon nur auf den ersten Blick wohlgesonnen. Tatsächlich muss der Leser sehr aufpassen, wem er vertrauen möchte – einige Hinterhalte führen zu einem raschen Ableben, andererseits kann aber ein Gespräch mit dem richtigen Gegenüber die rettenden Tipps für das Gefecht mit einer der sieben Schlangen geben.

Eine wirkliche Spurensuche entwickelt sich dabei aber nicht: Mit etwas Pech kann der Leser bei seinem gewählten Pfad ganz schnell an Hinweisgebern und auch den Schlangen vorbeiziehen, ohne es zu merken. Verbringt man dabei den meisten Teil der Reise in den Ebenen und der Steppe mit zahlreichen Abzweigungen, so wird der Verlauf gegen Ende wesentlich knapper und stringenter. Tatsächlich werden dem Leser kurz vor Schluss einige Begegnungen aufgezwungen, und hat man nicht im Vorfeld einige entscheidende Hinweise und Ausrüstungsgegenstände erhalten, kann die Lektüre an diesen Stellen ganz unvermittelt enden. Bedenkt man, wie scheinbar willkürlich diese Hilfen auf die Abschnitte des Buchs verteilt sind, kann dies gerade zum Ende des Buchs für einigen Frust sorgen.

Dabei fängt die wilde Mischung von Einzelbegegnungen die Vielseitigkeit von Karkhabad eigentlich gut ein. Wie schon in Band 1 Die Shamutanti-Hügel passt dies gut zu einem unzivilisierten Ödland, während es mich in Band 2 Die Fallen von Kharé merklich gestört hat.

Hat der Held aber letztlich Karkhabad erfolgreich hinter sich gelassen, so trumpft noch einmal das Konzept der großen zusammenhängenden Geschichte der Sorcery!-Bücher auf. Je nachdem wie viele der sieben Schlangen man auf dem Weg zu ihrem Herrn aufhalten konnte, erhält der Abenteurer zusätzliche Attributsboni oder –mali. Besonders erfolgreiche Leser dürfen ihre Erkundung der Feste von Mampang, Handlungsort des abschließenden vierten Bands Die Krone der Könige, sogar an anderer Stelle beginnen.

Regeln

Die Regeln sind über die gesamte Sorcery!-Reihe identisch, so dass ich sie an dieser Stelle nur kurz zusammenfasse. Eine etwas detailliertere Fassung ist in der Rezension zu Band 1 Die Shamutanti-Hügel zu finden.

Ein neuer Abenteurer beginnt das Spiel mit den Attributen Ausdauer 12, Glück W6+6 und Gewandtheit W6+6 bei Kämpfern bzw. W6+4 bei Magiern. In Kämpfen würfelt man für den Helden und den Gegner jeweils 2W6 plus den Gewandtheitswert, der Unterlegene verliert zwei Punkte Ausdauer. Dies geht so lange weiter, bis die Ausdauer eines der Kontrahenten auf 0 gesunken ist.

Zusätzlich verliert man Ausdauer, wenn man nicht regelmäßig Nahrung zu sich nimmt oder rastet. Und die Ödlande von Karhkabad verdienen ihren Namen: Viel Nachschub findet man auf der Reise nicht. Hier und da mag man vielleicht auf einen gewogenen Händler treffen, aber ansonsten muss der Abenteurer seine Vorräte gut einteilen.

Wird der Leser im Spielverlauf aufgefordert, sein Glück zu versuchen, so darf man mit 2W6 nicht den aktuellen Wert übertreffen. Sonst hat man Pech und die Geschichte nimmt eine ungünstige Wendung. Hat man hingegen Glück, so sinkt das Attribut im Ausgleich um 1 und macht den nächsten Wurf schwerer. Im Kampf kann Glück helfen, Schaden zu modifizieren.

Genau einmal im Verlauf des Buchs darf man die Göttin Libra um Hilfe anflehen, die gerade im dritten Teil der Reise als letzte Rettung in ausweglosen Situationen eingreifen kann. Aber Vorsicht: Je nachdem, welchen Weg der eigene Abenteurer durch Karkhabad einschlägt, ist in Die Sieben Schlangen sogar möglich, der eigenen Göttin abzuschwören – mit allen Konsequenzen…

Kern der Sorcery!-Reihe ist natürlich die namensgebende Magie. Jeder der insgesamt 48 Zauber besteht aus einer Kombination von drei Buchstaben und kostet bei Anwendung bis zu fünf Punkte Ausdauer. Gibt das Buch dem Helden die Möglichkeit, einen Spruch zu wirken, so hat man fünf Abkürzungen zur Auswahl, von denen auch einige gar keine richtigen Zauber sind und nur Ausdauer kosten. Sechs grundlegende Sprüche werden auf einer einführenden Seite erklärt, aber je mehr Abkürzungen man sich merken kann, umso besser – denn während der Lektüre darf man nicht mehr im Anhang nachgucken.

In Teil 3 der Serie zeigt sich inzwischen aber, dass der Autor von einem erfahrenen Helden ausgeht, der bereits vorige Abenteuer erlebt hat. Sehr oft benötigen die in einem Abschnitt zur Auswahl stehenden Zauber nämlich noch ein Hilfsmittel wie eine Perücke, ein Juwel oder ein Goldstück. Will man also nicht unnötig Ausdauer verlieren, nur weil man ein Requisit vergessen hat, sollte der Leser die verfügbaren Zauber mittlerweile sehr gut kennen. Auch reicht das Standardrepertoire der sechs grundlegenden Sprüche für die Bewältigung von Die Sieben Schlangen nicht aus; der Leser sollte auf jeden Fall mehr als nur diese beherrschen.

Schreibstil

Wie schon in den beiden Vorgängern beweist sich Autor Steve Jackson in Die Sieben Schlangen als Veteran der Abenteuerspielbücher. Die einzelnen Abschnitte sprühen vor originellen Ideen über, die abwechslungsreichen Bewohner der Ödlande lassen den Leser ständig auf der Hut sein, wem man denn wohl trauen kann. Besonders gefallen haben mir die Momente, in denen man völlig unerwartet auf eine der sieben Schlangen trifft und sich dieses mächtigen Gegners und dessen einzigartiger Kräfte erwehren muss.

Erscheinungsbild

Auch Teil 3 der Sorcery!-Reihe erscheint im klassischen Taschenbuchformat. So liegt es gut in der Hand und verträgt das für Spielbücher typische Blättern sehr gut.

Die Aufteilung der Kapitel ist wie im Vorgänger Die Shamutanti-Hügel: Auf die detaillierten Regeln, den Charakterbogen und die kurze Vorgeschichte um die Krone der Könige folgt das eigentliche Abenteuer mit seinen 498 Abschnitten. Eine Übersichtskarte von Karkhabad gibt eine sehr grobe Orientierungshilfe, allerdings fehlen in der kargen Steppe deutliche Landschaftsmerkmale wie Gebirge oder Wälder. Bei der eigentlichen Wegfindung im Verlauf der Lektüre leistet sie damit also nur wenig Hilfe.

Im Anhang werden die 48 verschiedenen Zaubersprüche beschrieben, jeder mit einer einzelnen Seite und eigener Illustration von Zeichner John Blanche. Dessen seitenfüllende Illustrationen und Vignetten verleihen der gesamten Sorcery!-Reihe einen durchgängigen Zusammenhalt und ein einzigartiges Flair durch ihren ziselierten und verdrehten Strich.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore-Verlag
  • Autor: Steve Jackson
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: broschiert
  • Seitenanzahl: 280
  • ISBN: 978-3-945493-92-2
  • Preis: 12,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus-/Downloadcontent

Der Mantikore-Verlag stellt eine separate Download-Seite zur Sorcery!-Reihe zur Verfügung. Zum jetzigen Zeitpunkt im Juli 2017 ist dort nur eine Sammlung von Materialien zum ersten Teil zu finden. Darunter ist aber auch der für Leser von Band 3 nützliche Charakterbogen.

Fazit

Die Sieben Schlangen führt die vierteilige Sorcery!-Reihe gelungen auf ihren Höhepunkt zu. Die Reise durch die Ödlande von Karkhabad lässt den Leser dauernd auf der Hut sein, welchen ihrer abwechslungsreichen Bewohnern man sein Vertrauen schenken möchte. Die Jagd nach den titelgebenden Schlangen und Hinweisen, wie man diese besiegen kann, erhöht dabei zusätzlich die Spannung.

Allerdings entfaltet sich dabei niemals eine zusammenhängende Spurensuche, die geschicktes Vorgehen mit den rettenden Ratschlägen belohnt. Die Begegnungen mit den Bewohnern von Karkhabad sind letztlich eine Aneinanderreihung von originellen, aber unzusammenhängenden Ereignissen, in das die Kämpfe mit den einzelnen Schlangen eher überraschend eingestreut sind.

Zum Glück passt diese wilde Mischung aber sehr gut zu der gesetzlosen Ödnis, der der Leser sich stellen muss. Dadurch, dass Erfahrung und Ausrüstung aus den Vorgängerbänden zusätzliche Hilfe geben, hat man am Ende dieses schwierigen dritten Teils der Reise durchaus das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Der Höhepunkt im Finale Die Krone der Könige kann also kommen!

Artikelbilder: Mantikore Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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