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DC Comics hat mit seinen Animationsfilmen schon so manchen Comic-Klassiker mit neuem Leben erfüllt. Diesmal trifft es Marv Wolfmans große Teen Titans-Erzählung Der Judas-Auftrag. Wolfman erzählt eine Geschichte um Verrat, Vertrauen und den Wert einer Familie und bringt dabei neben den Titans auch den beliebten Auftragskiller Deathstroke ins Spiel.

Marv Wolfman ist eine altbekannte Größe unter den DC-Autoren. Er hat nicht nur lange die Abenteuer der Teen Titans erzählt, er ist auch der Schöpfer der Figur Deathstroke. In Teen Titans – Der Judas-Auftrag hatte Wolfman einmal mehr die Gelegenheit, diese Figuren gegeneinander antreten zu lassen. Entstanden ist eine atemberaubend dichte Geschichte um Familie und Freundschaft, die aber auch vor sehr erwachsenen Themen wie religiösem Fanatismus oder sogar der psycho-sexuellen Ausbeutung eines minderjährigen Teenagers zum Zweck der Instrumentalisierung nicht haltmacht.

Story

Teen Titans – Der Judas-Auftrag gehört längst zu den Klassikern unter den Storybögen der Comicserie. Der Film erzählt die Geschichte leicht verkürzt, wird aber allen Ereignissen im Wesentlichen gerecht.

Ein religiöser Eiferer namens Brother Blood (für Comic-Leser ein sehr alter Bekannter) erschüttert mit seinen Machenschaften die USA. Er will einen Staat frei von Sünde, mit gereinigten Menschen erschaffen. Dabei versprechen seine Reinigungen auch die Verleihung außergewöhnlicher Kräfte. Ihm stehen dabei jedoch die Teen Titans im Weg, und so heuert er Deathstroke an, um diese möglichst zügig zu beseitigen. Deathstroke ist gewitzt und hat wie ein perfekter Spieler seine Schachfiguren bereits in Position gebracht. Denn es befindet sich in dem Team aus Beast Boy, Raven, Nightwing, Terra, Starfire, Blue Beetle und Robin ein Verräter, den Deathstroke schon weit in der Vergangenheit manipuliert und an sich gebunden hat. Auch Brother Blood spielt ein noch weitaus gefährlicheres Spiel, als es zunächst den Anschein hat. Denn er will sich selbst die Gaben und Fähigkeiten der Teen Titans einverleiben und seine Apotheose einleiten. Er will ein Gott unter seinen Jüngern werden.

Zwischen diesen dramatischen Ereignissen erzählt der Film aber auch viel über die Verhältnisse, aus denen die Teen Titans stammen, ihre sehr verschiedenen Hintergründe und ihre Motivation, in diesem Team nach einer neuen Familie zu suchen.

Hinzu kommen eine ganze Menge Teenager-Probleme, überwiegend um junge Liebe und die Suche nach Halt. Besonders Beast Boy hat es hier schwer, denn er hat sich unsterblich in die dynamische Terra verliebt, die aber zunächst unempfindlich für sein Werben scheint.

Darsteller

Nachdem Justice League vs. Teen Titans durch hölzerne Dialoge und unnötig viel Action abschreckte, kann sich Teen Titans – Der Judas-Auftrag wieder sehen lassen. Die Sprecher sprechen ihre Rollen sowohl im Original als auch in der deutschen Synchronisierung frisch und lebendig und verleihen ihren Charakteren die Tiefe, die sie verdient haben. Besonders begeistert wieder die Synchronstimme von Damian Wayne / Robin. Die Arroganz der Figur trifft der junge Stuart Allan genauso wie sein deutsches Synchro-Pendant. Deathstroke wird im Englischen nicht mehr von Ron Perlman, sondern von Miguel Ferrer gesprochen, der einen ausgezeichneten Job macht.

Terra hat im Englischen mit Christina Ricci eine prominente Stimme erhalten, der man den jugendlichen Trotz sehr gerne abkauft.

Zeichnungen

Der Zeichenstil entspricht der hohen Qualität, die man aus Batman vs. Robin und Robin Son of Batman gewohnt ist. Der Film scheint sich nahtlos in die zu dieser Saga gehörenden Filme einzureihen. Die Dynamik der Actionszenen ist sehr schön getroffen und wirkt nicht verwaschen, wie es in einigen früheren Filmen der Fall war.

Erzählstil

Der Film kommt für einen Teen Titans-Film sehr erwachsen daher. Das heißt nicht, dass es ihm an jugendlichem Enthusiasmus, Witz oder Teenage-Charm fehlen würde. Vielmehr wagt er es, unter dem Mantel des typischen „Titans-GO!-Gefühls“ einige sehr ernste Themen anzuschneiden und bietet damit eine große Tiefe. Der Stoff, der hier filmisch umgesetzt wurde, bietet also einige interessante Themen, an denen auch und vor allem der erwachsene Zuschauer ins Nachdenken kommt. Der Film eignet sich nicht für die ganz jungen DC-Fans, die Freigabe ab zwölf Jahren ist völlig gerechtfertigt.

Erscheinungsbild/Umfang

Der Film präsentiert sich in einem düsteren Design, das sich im Regal neben den anderen DC-Titeln sehr gut macht. Leider besitzt die DVD kein Wendecover, sodass man mit dem hässlich grünen FSK-Flatschen wohl oder übel leben muss. Auch ist die DVD-Ausstattung etwas spärlich geraten, wie bei DC/Warner üblich. Außer dem 81-minütigen Hauptfilm enthält die DVD ausschließlich eine kleine Vorschau auf Batman & Harley Quinn sowie Vorschauen zu Superman/Batman: Public Enemy und Justice League: Flashpoint. Ein Making-Of, Hintergründe zur Comic-Version der Geschichte oder zu den Charakteren sucht man wie immer vergebens.

Die harten Fakten:

  • Regie: Sam Liu
  • Darsteller: Stuart Allan, Miguel Ferrer, Christina Ricci
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch/Englisch
  • Format: DVD/Bluray
  • Preis:7,99 EUR (DVD) / 11,49 EUR (Bluray)
  • Bezugsquelle: Amazon

 

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Fazit

Teen Titans – Der Judas-Auftrag bietet erneut die gewohnt hohe Qualität der DC-Animationsfilme. Dabei übertrifft der Film den Ausreißer Justice League vs. Teen Titans glücklicherweise um Längen. Auf den ersten Blick scheint der Film ein nettes Unterhaltungsstück mit interessanten Schurken und einer sehr eindringlichen Story zu sein. Doch wenn man genauer hinschaut, offenbart sich der Mut hinter Marv Wolfmans Erzählung. Denn in den Reden von Brother Blood schwingt ein kaum erträglicher religiöser Fanatismus mit, der gerade in dieser Zeit in seiner Boshaftigkeit entlarvt sein will. Und Deathstrokes Manipulationen an den Gefühlen eines Teenagers haben eine sehr düstere, fast schon perverse Seite an sich, über die der Zuschauer einmal nachdenken sollte.

Natürlich wird nichts davon so explizit dargestellt, dass es zuschauende Teenager verstören könnte. Doch sollten diese Themen zum Nachdenken anregen und, sofern man den Film mit dem Nachwuchs schaut, auch zum Gespräch einladen.

Die eigentlichen Kernthemen sind jedoch Vertrauen, Verlust, Identität und Familie. Die Teen Titans zeigen, dass Familie nicht nur durch das Blut bestimmt, aber auf jeden Fall durch Vertrauen geprägt sein muss. Denn die wahre Stärke zeigt sich in Zeiten der Krise, und da möchte man nicht alleinstehen.

Artikelbilder: Warner Home Video
Dieses Produkt wurde privat finanziert.

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