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Im Rahmen der Phantastika 2017 wurde am 2. September der Deutsche Phantastik Preis 2017 in zehn Kategorien verliehen, die alle irgendwie mit dem geschriebenen Wort in Verbindung stehen. Die meisten Gewinner glänzten mit Abwesenheit, doch die anwesenden Sieger freuten sich dafür umso mehr. Aber die Bühnenshow …

Der Deutsche Phantastik Preis (DPP) wird bereits seit 1999 vergeben. Waren es in seiner Anfangszeit noch vier, so sind es heute bereits zehn Kategorien, in denen Sieger geehrt werden können. Dabei fokussiert sich der DPP auf die Veröffentlichungen des vergangenen Kalenderjahres. Um die Sieger der einzelnen Kategorien zu ermitteln, erstellt eine unabhängige Jury im Vorfeld zur Preisverleihung zu jeder Kategorie eine Longlist. Von Anfang März bis Mitte April 2017 lief die Nominierungsrunde, bei der mittels Online-Abstimmung jeweils fünf Nominierte pro Kategorie in die Endrunde gewählt werden konnten. So entstand die sogenannte Shortlist. Eine Besonderheit war, dass jeder Abstimmende zu diesem Zeitpunkt noch selbst einen Vorschlag einbringen konnte, wenn er das Gefühl hatte, die Liste sei nicht vollständig gewesen. Die Endabstimmung zwischen den fünf Nominierten jeder Kategorie fand vom 1. Mai bis 15. Juni 2017 statt. Dotiert ist jede Kategorie mit einem Preisgeld von 500,00 EUR.

Der Deutsche Phantastik Preis 2017

Der diesjährige DPP fand im Rahmen der Phantastika statt. Er wurde als Abendprogramm zur Messe angeboten, für welches Besucher jedoch 6,00 EUR Extraeintritt zahlen mussten. Dafür stand er allerdings jedem Besucher offen und war nicht nur dem Fachpublikum vorbehalten. Dementsprechend gab es auch keinen Dresscode. Der eigentlich als Gala ausgewiesene Abend entpuppte sich eher als bunte Mischung aus lockerer Abendgarderobe und gammeligen Kapuzenpullovern.

Die Preisverleihung fand im Saal Berlin des CongressCentrums Oberhausen statt. Seine Größe bot Platz für ca. 1400 Sitzplätze, doch waren vielleicht ein Drittel der Plätze belegt. Einige der Anwesenden schienen auch nicht wegen der Preisverleihung gekommen zu sein, sondern lediglich, um ihre Kinder als Bühnenact zu sehen. Alles in allem schien das Interesse eher mäßig zu sein. So fehlte nicht nur Publikum, auch die Hälfte der Gewinner war nicht anwesend, sodass deren Preise nun mit der Post geschickt werden müssen. 

Bitte nicht noch mehr Bühnenshow

Die Preisverleihung wurde mit einer Bühnenshow eingeleitet – einem Kinder- und Jugendchor. Der Anfang war zwar recht schief und die Bühnenshow erinnerte sehr an Ausdruckstanz, doch die Idee,  “Arwen’s Song” aus dem Herr der Ringe-OST zu singen, war für den Phantastikpreis sehr passend. Leider blieb es nicht dabei. Gefühlte 20 Minuten und vier Songs später (unter anderem nach Smash Mouth – “All Star”) wünschte man sich nur noch ein Ende des inzwischen wirklich nur noch schiefen Gesangs – lauter ist nicht gleich besser.

Während man sich bei der Choreinlage zu Anfang noch den Zusammenhang zur Phantastik denken konnte, war man an anderer Stelle überfragt. Herzlichen Glückwunsch an Dr. Dr. Gert Mittring für seinen Weltrekord im Wurzelziehen ohne Taschenrechner, aber was hat das mit dem Deutschen Phantastik Preis bzw. generell mit Phantastik zu tun? Da war der, leider recht kurze, Jedi-Laserschwert-Kampf von Saberproject wesentlich passender.

Jedis beim Deutschen Phantastik Preis
Jedis beim Deutschen Phantastik Preis

Die Preisverleihung

Abgesehen von den teilweise fragwürdigen Bühnenshows war das Programm der Preisverleihung nett anzusehen. Die Moderatoren des Abends, Luci van Org und Hermann Ritter, führten das Publikum mit einer kleinen vorgelesenen Geschichte durch den Abend. Die Geschichte handelte von einem kleinen Kind, das die Phantastik liebte und lernen wollte, selbst Geschichten zu schreiben.

Die einzelnen Kategorien hatten ihre eigenen Laudatoren, wie zum Beispiel Rebecca Hohlbein und Knödelbert in der Kategorie „Beste Anthologie“ oder Grit Richter und Tommy Krappweis in der Kategorie „Bester Grafiker“. Die Laudatoren machten ihre Arbeit in der Regel gut; das Publikum wurde auf die jeweilige Kategorie eingestimmt und zudem gut unterhalten. Recht ernüchternd war allerdings die Tatsache, dass die ersten vier Gewinner nicht anwesend waren, um ihre Preise entgegen zu nehmen. Diese Misere brach erst mit Markus Heitz, der einen Preis für seinen Comic Die Zwerge: Band 2. Der Thronanwärter erhielt. Bis auf einen weiteren Gewinner waren ab diesem Zeitpunkt alle Sieger anwesend.

Alles in allem habe ich von der Gala zur Verleihung des Deutschen Phantastik Preises mehr erwartet – mehr Gala, weniger Messe-Abendprogramm.

Kai Meyer erhält den Preis für den Besten deutschen Roman für Die Seiten der Welt, Blutbuch
Kai Meyer erhält den Preis für den Besten deutschen Roman für Die Seiten der Welt, Blutbuch

Die Shortlist der Nominierten und die Gewinner

1. Kategorie: Bester Internationaler Roman

Laudator: Andreas Brandhorst

  • Cassandra Clare, Sarah Rees Brennan u. a. | Die Legenden der Schattenjäger-Akademie | Arena
  • Cecelia Ahern | Flawed – Wie perfekt willst du sein? | FISCHER FJB
  • Cassandra Clare | Lady Midnight: Die Dunklen Mächte | Goldmann Verlag
  • Stephen King | Mind Control | Heyne Verlag
  • Mirjam H. Hüberli | Rebell: Gläserner Zorn | Drachenmond-Verlag (Gewinnerin)

 

2. Kategorie: Bestes Deutschsprachiges Hörspiel/Hörbuch

Laudatoren: Anne Künstler & René Wagner

  • Cornelia Funke | Drachenreiter – Die Feder eines Greifs | Atmende Bücher/Oetinger (Gewinnerin)
  • Andreas Suchanek | Heliosphere 2265 | Greenlight Press
  • Maya Shepherd | Märchenhaft erwählt | Maya Shepherd
  • Neil Gaiman | Niemalsland | Bastei Lübbe
  • Markus Heitz | Wédora – Staub und Blut | Audible GmbH

 

3. Kategorie: Bestes Deutschsprachiges Sekundärwerk

Laudator: Dirk van den Boom

  • Olivia Vieweg und Klaus Vieweg | Die Philosophie in Star Trek | Cross Cult
  • Markus May, Michael Baumann u. a. | Die Welt von »Game of Thrones«: Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf George R.R. Martins »A Song of Ice and Fire« | transcript (Gewinner)
  • Geek!-Magazin | Panini Verlags GmbH
  • Julian Eilmann | R. R. Tolkien – Romantiker und Lyriker | Oldib Verlag
  • phantastisch! neues aus anderen welten | Atlantis Verlag

 

4. Kategorie: Bester Deutschsprachiger Grafiker

Laudatoren: Grit Richter & Tommy Krappweis

  • Alexander Kopainski | Die Legenden von Karinth (Band 1) | Sternensand (Gewinner)
  • Arndt Drechsler | Die zweite Finsternis | Papierverzierer Verlag
  • Melanie Philippi | Rodinia – Die Rückkehr des Zauberers | Papierverzierer Verlag
  • Nadine Schäkel | Aventurischer Almanach | Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH
  • Timo Kümmel | Niemand – Mehr! | Fabylon

 

5. Kategorie: Bester Deutschsprachiger Comic

Laudatoren: Uwe Anton & Filipe Tavares

  • Markus Heitz, Che Rossié u. a. | Die Zwerge: Band 2. Der Thronanwärter | Splitter-Verlag (Gewinner)
  • Lian | Mechanical Princess | Selbstverlag
  • Michael Peinkofer, Peter Snejbjerg u. a. | Ork-Saga 1: Zwei Brüder | Cross Cult
  • Kai Hirdt, Marco Castiello u. a. | Perry Rhodan Comic 1: Die Kartografen der Unendlichkeit 1 | Cross Cult
  • Martin Fisher, Ingo Römling u. a. | Star Wars Rebels Comic: Bd. 1: Widerstand | Panini

 

6. Kategorie: Beste Deutschsprachige Serie

Laudatoren: Susan Schwartz & Ralf Boidt

  • Aurora | Papierverzierer Verlag
  • Das Erbe der Macht | Greenlight Press
  • Die Chroniken der Seelenwächter | Greenlight Press (Gewinner)
  • Die Phileasson Saga | Heyne Verlag
  • Wächter-Chroniken | Papierverzierer Verlag

 

7. Kategorie: Beste Deutschsprachige Anthologie/Kurzgeschichtensammlung

Laudatoren: Rebecca Hohlbein & Knödelbert

  • Andreas Gruber | Apocalypse Marseille: 13 utopische Geschichten | Luzifer-Verlag
  • Nadja Losbohm | Die Magie der Bücher | Selfpublisher
  • Ingrid Pointecker | Heimchen am Schwert: Femtasy mit starken Frauen | OHNEOHREN
  • Christian Handel | Hinter Dornenhecken und Zauberspiegeln | Drachenmond-Verlag (Gewinner)
  • Birgit Otten | Roter Mond – 9 fantastische Geschichten | BookRix

 

8. Kategorie: Beste Deutschsprachige Kurzgeschichte

Laudatoren: Ann-Kathrin Karschnik & Schemajah Schuppmann

  • Andreas Eschbach | Acapulco! Acapulco! | René Moreau (Gewinner)
  • Faye Hell | Cock Sucking Porno Vampires from hell | Eldur Verlag
  • Thomas Finn | Meister Calamitas‘ erstaunliche Kuriositäten | Briefgestöber
  • Nora Bendzko | Wolfssucht (Nora Bendzkos »Galgenmärchen« 1) | Selfpublisher
  • Jenny Wood | Zombie Zone Germany: Letzter Plan | Amrûn Verlag

 

9. Kategorie: Bestes Deutschsprachiges Romandebüt

Laudatoren: Katharina Seck & Markus Heitz

  • Nadine Erdmann | Cyberworld | Greenlight Press
  • Nicole Gozdek | Die Magie der Namen | ivi (Gewinnerin)
  • Matthias Teut | Erellgorh – Geheime Mächte | CreateSpace Independent Publishing Platform
  • Laurence Horn | Rodinia – Die Rückkehr des Zauberers | Papierverzierer Verlag
  • Jenny Karpe | Zwei Kontinente auf Reisen | neobooks

 

10. Kategorie: Bester Deutscher Roman

Laudator: Wolfgang Hohlbein

  • Kai Meyer | Die Seiten der Welt: Blutbuch | FISCHER FJB (Gewinner)
  • Katharina Seck | Die silberne Königin | Bastei Lübbe
  • Carina Zacharias | Emba – Magische Wahrheit: Band 2 | beBEYOND by Bastei Entertainment
  • Tommy Krappweis | Ghostsitter, Band 03: Hilfe, Zombie-Party! | Egmont Schneiderbuch
  • Markus Heitz | Wédora – Staub und Blut | Knaur HC

 

Die Shortlist wurde übernommen von der Seite des Deutschen Phantastik Preises.

Fotografien: Julia Weber

 

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