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Die Menschen glauben, sie wären allein im Universum, doch als Flugobjekte vom Mars auf der Erde einschlagen, erweist sich diese Annahme als falsch. Die Marsianer sind den Menschen technisch weit überlegen, und es entbrennt ein Krieg, bei dem das Überleben der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht.

Der Roman Krieg der Welten gilt als Klassiker, und die Geschichte dürfte nahezu jedem in Grundzügen bekannt sein. Selbst wenn man den Roman noch nicht gelesen hat, ist es beinahe ausgeschlossen, dass man mit der Geschichte nicht bereits in Berührung gekommen ist. Sei es, dass man das Hörspiel kennt, eine Zusammenfassung irgendwo gelesen hat oder einen der Filme geschaut hat, welche auf dem Roman basieren bzw. davon inspiriert wurden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob der Roman, welcher 1898 erschienen ist, auch heute noch den Leser zu begeistern vermag.

Story

Mit dem Protagonisten, dessen Namen der Leser nicht erfährt, steigt man schnell in die Handlung des Romans ein. Wir wissen vom Hauptcharakter nur, dass er Schriftsteller und Philosoph ist. Er ist ein gebildeter Mann, der verheiratet ist und ein angenehmes Leben führt. Er verfasst wissenschaftliche Texte für Zeitungen und ist auch Hobbyastronom. Durch einen Zufall verfolgt er sogar den Start der Marsianer auf dem Mars, ohne seine Beobachtung jedoch zuordnen zu können. Der Protagonist wirkt insgesamt glaubhaft und seine Motive sind nachvollziehbar.

Ganz in der Nähe des Hauses des Protagonisten schlägt ein zylindrisches Objekt ein, welches vom Mars stammt. Aus dem Inneren sind Geräusche zu vernehmen, doch noch können sich der Protagonist und die Menschen nicht vorstellen, dass sie es mit einer außerirdischen Intelligenz zu tun haben. Selbst als sich die Hinweise verdichten, können oder wollen die Menschen nicht erkennen in welcher Gefahr sie sich befinden. Erst als sich der erste Zylinder öffnet und ein schwerfälliger Marsianer den Zylinder verlässt, lässt sich diese Tatsache nicht mehr leugnen. Aufgrund der höheren Schwerkraft der Erde verglichen zum Mars glauben die Menschen, dass die Marsianer auf der Erde hilflos sind, doch hier werden die Marsianer unterschätzt.

Schnell wird klar, dass die Marsianer nicht in Frieden gekommen sind. Mithilfe dreibeiniger Kriegsmaschinen und Hitzestrahler schlagen sie gegen die Menschheit los. Noch glauben die Menschen daran, dass das Militär dem Treiben der Invasoren schnell ein Ende bereiten wird. Es zeigt sich jedoch sehr schnell, dass – nach einem anfänglichen Erfolg – auch die Kanonen der britischen Artillerie den Kriegsmaschinen der Marsianer nichts entgegen zu setzen haben.

Es entbrennt ein Krieg in der es um nicht weniger als die Existenz der Menschheit geht. Für den Protagonisten hingegen geht es um das eigene Überleben und seine Flucht vor den Marsianern, wobei der Leser hautnah dabei ist. Zudem berichtet der Hauptcharakter auch über die Flucht seines Bruders aus London und dessen Erlebnisse.

Die verschiedenen Charaktere, denen der Protagonist und sein Bruder begegnen, wirken stimmig und lebendig. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar, und die Nebencharaktere verblassen nicht zu reinen Statisten.

Die Story ist durchdacht und liest sich durchgehend spannend. Selbst Leser, die den Handlungsverlauf der Geschichte bereits kennen, können sich auf fesselnden Lesestoff freuen. Der Lesespaß ist ungebrochen, zumal die Tiefe der Geschichte von den meisten Adaptionen des Romanstoffes nicht erreicht wird.

Schreibstil

Die Geschichte wird weitestgehend in der ersten Person aus Sicht des Protagonisten erzählt. Der Leser durchlebt aufgrund der Ich-Perspektive die Geschehnisse des Hauptcharakters sehr eindrücklich. Durchbrochen wird diese Erzählperspektive lediglich als der Protagonist über die Flucht seines Bruders berichtet. Hier schildert der Protagonist als personaler Erzähler die Geschehnisse, die sich um seinen Bruder bei dessen Flucht aus London zugetragen haben. Dieser Wechsel der Erzählperspektive gelingt jedoch mühelos.

Die Story insgesamt ist flüssig lesbar. Der Ausdrucksweise des Autors merkt man es an, dass der Roman vor etwas mehr als hundert Jahren geschrieben wurde. Für Belletristik eher unüblich finden sich durchaus längere Sätze, teilweise mit Einschüben und insgesamt komplexere Satzkonstruktionen. Der Roman ist jedoch weit davon entfernt, antiquiert zu wirken, und dem Textverständnis ist dies insgesamt nicht abträglich. Dem Autor gelingt es Landschaften, Marsianer und die Kriegsmaschinen derselben vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen zu lassen, ohne sich in erschöpfenden Beschreibungen zu ergehen. Der Krieg und die Technik sind jedoch überhaupt nicht der Fokus der Geschichte, auch wenn man dies aufgrund einer Vielzahl von Adaptionen, welche genau dies aufgegriffen haben, vermuten könnte.

Der Autor

Herbert George Wells wurde am 21. September 1866 in Bromley geboren, er starb am 13. August 1946 in London. Der britische Autor H.G. Wells gilt neben dem französischen Autor Jules Verne als einer der Väter der modernen Science-Fiction. Von seinen, von ihm selbst scientific romances genannten, Science-Fiction-Romanen waren Die Zeitmaschine und Der Krieg der Welten die erfolgreichsten. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit war Wells auch Historiker und Soziologe. Der Autor hat eine Vielzahl von Romanen und Erzählungen sowie Sachbücher veröffentlicht. Im deutschsprachigen Raum sind es vorwiegend seine Science-Fiction-Romane, die Bekanntheit erlangt haben, im englischen Sprachraum sind auch seine zahlreichen, realistischen Romane sehr populär. Wells wurde viermal für den Literaturnobelpreis nominiert.

Erscheinungsbild

Das Cover ist in roter Farbe gehalten. Eine dreibeinige, marsianische Kriegsmaschine ist in weißer und schwarzer Farbe abgebildet. Im Vordergrund ist in schwarzer Farbe ein Mensch sowie dessen Schattenwurf zu sehen. Im Gegensatz zur Kriegsmaschine wirkt dieser Mensch zwergenhaft, wodurch erst die Größenverhältnisse deutlich werden.

Das Taschenbuch ist wertig verarbeitet, die Seiten sind nicht zu dünn, und insgesamt ist der Roman angenehm schwer. Die Schrift ist sehr gut lesbar und nicht zu groß gewählt. Das Schriftbild ist nicht zu sehr in die Seitenränder gezogen. Die gelungene, neue Übersetzung wurde gut lektoriert und korrigiert. Kleinere Fehler, die übersehen wurden, können den Lesefluss kaum unterbrechen. Die Illustrationen im Buch sind passend ausgewählt und hinterlassen einen stimmigen Eindruck.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore-Verlag
  • Autor(en): H.G. Wells
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch, neue Übersetzung
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 320 Seiten
  • ISBN: 978-3945493861
  • Preis: EUR 14,95
  • Bezugsquelle Amazon, deutsch und Amazon, englisch

 

Bonus

Dem Taschenbuch liegen sechs Postkarten bei, auf denen das Cover des Romans und weitere fünf alternative Entwürfe für das Cover zu sehen sind.

Fazit

Mit der Einleitung wurde die Frage aufgeworfen, ob ein Roman von 1898 den heutigen Leser noch zu begeistern vermag – auch vor dem Hintergrund, dass Vielen die Geschichte des Romans zumindest in groben Zügen bekannt sein dürfte. Dem ein oder anderen Leser mögen die Ausdrucksweise des Autors, die langen Sätze und Einschübe gewöhnungsbedürftig vorkommen, antiquiert ist diese jedoch keineswegs. Insofern man sich auf die Erzählung einlassen kann, hat der Roman nichts von seiner Anziehungskraft verloren und wird zurecht als Meisterwerk betrachtet.

Das gelungene Vorwort, welches vom Verlag dem Werk hinzugefügt wurde, schärft zudem den Blick des Lesers für die Vielschichtigkeit und Tiefe dieser großartigen Science-Fiction-Geschichte. So kann man nachvollziehen, dass sie geeignet war, der damaligen Gesellschaft tatsächlich einen Spiegel vorzuhalten. Auch die erschreckenden Parallelen zwischen den monströsen Marsianern und menschlichem Verhalten scheinen augenfällig und haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Der Roman unterhält nicht nur mit einer spannenden Geschichte über einen Krieg zwischen Menschen und Marsianern, er regt vielmehr auch zum nachdenken an.

Für 14,95 EUR erhält man ein spannendes und unterhaltsames Buch. Das E-Book ist gar für 9,99 EUR erhältlich. Hierfür erhält man einen Roman, welcher selbst dann nichts von seiner Faszination einbüßt, wenn man den Ausgang der Geschichte schon sehr genau kennt.

Mit Tendenz nach Unten

Artikelbild: Mantikore Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

 

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