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Nach der Entscheidung, was man cosplayt, steht die nächste Entscheidung vor der Tür: Wann und wo, zu welchem Anlass? Einfach so auf der Con, für einen Wettbewerb, oder soll es ein Fotoshooting sein? Ein paar Entscheidungshilfen und Tipps für die verschiedenen Optionen bieten wir euch hier an.

Die Entscheidung ist gefallen: Dieses Outfit von diesem Charakter aus der Serie wird das nächste Cosplay! Stoffe und Perücke sind bestellt, die ersten Bastelteile liegen schon herum. Aber –  zu welchem Anlass trägt man das am besten?

Cosplay auf der Con

Der Klassiker: Man sucht sich eine Con, einen Tag, und schon hat man die perfekte Gelegenheit, sein Cosplay anzuziehen und der Welt zu zeigen.

Was will man von der Con

Für die erfolgreiche Kombination von Con und Cosplay sollte man sich überlegen, was man will – und was nicht. Eine Con bietet ein vielfältiges Programm: Vom Bühnenprogramm mit Musik und Showgruppen im Saal über Händler und Aussteller, Zeichnerallee, Workshops und Panels bis hin zum Gamesroom ist vieles geboten. Nicht jedes dieser Angebote interessiert einen gleichermaßen. Und nicht jedes Angebot ist sinnvoll in jedem Cosplay wahrzunehmen. In einem großen Kleid mit Reifrock ist es schwer, Tanzspiele im Gamesroom zu spielen – und auch, sich bequem für Stunden in den Saal zu setzen. Manches Cosplay kann durch weite Ärmel oder Handschuhe hinderlich sein, wenn man bei einem Workshop mitmachen will.                  

Wenn man recht genau weiß, was man auf einer Con machen und nicht machen will, kann man sein Cosplay auch danach ausrichten. Es gibt durchaus Charaktere und Outfits, die keinerlei Hindernis darstellen, selbst wenn man stundenlang Dance Dance Revolution spielen will.

Was will man vom Cosplay

Die andere Frage ist aber auch: Was erhofft man sich davon, im Cosplay auf einer Con unterwegs zu sein?

Wenn man viele tolle Fotos haben will, ist das Congelände selbst meist nicht der einfachste Weg zu diesem Ziel – denn die meisten Fotografen tummeln sich lieber auf den Grünflächen der Umgebung, dort sind die Hintergründe meist attraktiver. Ohne weitere Planung in einem Cosplay auf der Con unterwegs zu sein, ist zudem kein Garant dafür, Fotos zu bekommen. Im Voraus einen Fotoshootingtermin mit einem Fotografen abzusprechen ist sehr sinnvoll, wenn man sichergehen will, mit ein paar guten Fotos nach Hause zu kommen.

Will man nur seine Liebe für den Charakter in die Welt tragen, muss man sich um solche Dinge nicht kümmern. Da hilft es mehr, sich eine Gruppe anderer Fans zu suchen, mit denen man ein paar entspannte Stunden gemeinsam verbringt und gemeinsam die Lieblingsserie zelebriert.

Wenn man sich dem größtmöglichen Publikum zeigen will, ist ein Auftritt auf der Bühne der beste Weg – sei es als Mitglied einer Showgruppe oder als Teilnehmer an einem Wettbewerb. Das erfordert natürlich etwas mehr Organisation im Vorfeld, dafür kann man sich auf der Bühne auch noch viel umfassender präsentieren als auf Fotos oder in einer kleinen Freundes- oder Fangruppe.

Impression vom zweiten Teilzeithelden-Fototreffen. Fotografie: Karsten Zingsheim

Hat man sich entschieden, was einem auf der kommenden Con besonders wichtig ist, so sollte man die notwendigen Weichen stellen, um auch die Erfahrung zu bekommen, die man sich von der Veranstaltung wünscht. Passt ein Cosplay so gar nicht zu dem, was man dort tun möchte, ist es sinnvoller, für diese Con auf dieses Cosplay zu verzichten und es lieber für ein Fotoshooting oder eine andere Gelegenheit zu tragen.

Fotoshootings auf Cons

Cosplay auf der RPC 2017. Fotografie: Fabian P. Gocht

Wer mit einem Stapel Fotos vom neuesten Meisterwerk nach Hause gehen möchte, sollte sich vor der Con schon darum bemühen, einen Fotografen oder eine Fotografin zu finden. Hierbei helfen diverse Social Media gerne weiter. In Facebook-Gruppen oder einfach über die Twitter-Timeline kann man Inserate schalten, an welchem Tag der Con man für welches Cosplay noch einen Fotografen sucht. Etwas seltener suchen auch Fotografen von sich aus noch Cosplayer für Shootings auf der nächsten Con. Manche Facebook-Gruppen haben Sammelposts für bestimmte Cons, auch auf Animexx kann man im Forum zum Event schauen, ob sich jemand finden lässt. Manchmal hat man Glück und findet spontan auf der Con jemanden, der sofort bereit ist, ein Fotoshooting zu bestreiten, aber darauf verlassen, dass man jemanden findet, kann man sich nie. Auf einer Con ein Cosplay zu tragen, ist schon seit Jahren kein Garant mehr dafür, dass man hinterher auch Fotos von diesem Cosplay hat.

Viele Fotografen werden auch direkt angefragt, ob sie auf dieser und jener Con Zeit und Lust hätten, bestimmte Cosplays und Cosplayer zu fotografieren. Gerade wer sich schon einen Namen gemacht hat, ist auf diese Weise schnell „ausgebucht“. Es kostet als Cosplayer natürlich Überwindung, einen Fotografen „unaufgefordert“ anzuschreiben, aber mehr als eine Absage kann man letztlich nicht riskieren, sodass es sich durchaus lohnt, es zu versuchen. Immer wieder betonen auch „bekannte“ Szene-Fotografen, dass sie auch für Anfragen von bisher unbekannten Cosplayern jederzeit offen sind.

Es hilft immens, wenn man sich in der Umgebung der Convention ein wenig auskennt und so eine genauere Vorstellung davon hat, an welchem Ort man sich für die Fotos treffen will. Ist man das erste Mal vor Ort, kann man nach Fotos von Vorjahren schauen, Freunde fragen oder auch per Google Street View schauen, ob es in der Umgebung schöne Ecken gibt. Einen Termin und Ort fest auszumachen und sich pünktlich dort zu befinden, ist dann das A und O. Je mehr man im Vorfeld mit dem Fotografen abspricht, desto befriedigender wird auch das Endergebnis. Dass man im Trubel der Convention aber nicht jedes Mal die Zeit hat, so lange weiterzumachen, bis man das perfekte Ergebnis erreicht hat, muss allen Beteiligten immer klar sein.

Casual Cosplay auf Cons

Cosplay-Impression. Fotografie: Michael Fuchs

Ist man eher darauf aus, mit Fans der gleichen Serie in Kontakt zu kommen, ist ein bequemes Cosplay aus der Serie ein guter Weg. Wenn man bereits eine kleine Freundesgruppe hat, die aktuell für dieselbe Serie schwärmt, ist der Weg zur erfolgreichen Con denkbar einfach: Man verabredet sich auf der Con, macht es sich auf der Wiese bequem und hat im Großen und Ganzen genau das Erlebnis, das man sich gewünscht hat!

Wer neu in der Szene ist, oder wessen Freunde gerade eher für andere Serien schwärmen, kann mit einem Cosplay aber auch schnell Leute anlocken und finden, die für dieselbe Serie zu begeistern sind. Gerade für diese Herangehensweise empfehlen sich aber noch ein paar Mitbringsel: Wer Essen mitbringt, ist gern gesehener Gast auf den Picknickdecken der Cosplayer weltweit.

Noch immer werden auch Fantreffen für bestimmte Serien ausgemacht, die meist aus Kennenlernen anderer Fans, geselligem Beisammensein und Cosplay-Gruppenfotos bestehen. Einzelne Conventions bieten die Möglichkeit, diese Treffen auf der Veranstaltungs-Webseite zu vermerken; meist finden sich die Termine aber auf Animexx oder werden über Social Media verbreitet. Wer zum Startzeitpunkt am Treffpunkt ist, wird meist andere Fans der Serie finden und erkennen – und damit ist das wichtigste Ziel des Fantreffens schon erreicht: Fans haben einander gefunden. Wie viel man dort mit den anderen Leuten interagiert, bleibt einem selber überlassen. Die eigene Schüchternheit zu überwinden, kann dann zu vielen neuen Freundschaften führen.

 

Wettbewerbe auf Cons

Impression vom WCS-Vorentscheid. Fotografie: Michael Fuchs

Wem das „Abhängen“ auf der Con zu wenig ist, wer sich im Rahmen der Con zeigen und beweisen möchte, dem stehen auf jeder Con auch die Cosplay-Wettbewerbe offen. Das Angebot ist inzwischen vielfältig, auch hier kann man sich einen Wettbewerb suchen, der zu den eigenen Vorlieben passt. Bei Catwalk-Contests zählt nur die kurze Präsentation des Kostüms, bei den meisten Wettbewerben ist eine kurze Performance erforderlich. Wie viel aber Auftritt und Kostüm jeweils für die Bewertung zählen, ist von Regelwerk zu Regelwerk sehr unterschiedlich.

Wettbewerbe ermöglichen es, sich einem großen Publikum auch mit schauspielerischen, sängerischen oder tänzerischen Qualitäten zu präsentieren. Dazu winken auch noch Preise für die Gewinner. Gleichzeitig erfordert ein Wettbewerb auch erhöhten Aufwand in der Vorbereitung: Für große Wettbewerbe muss man sich länger im Voraus bewerben oder anmelden, Kulissen und Accessoires für den Auftritt müssen gebaut und der Auftritt geprobt werden. Am Tag des Wettbewerbs ist man mit Kostümbewertung, gegebenenfalls Stellprobe und Auftritt zeitlich eingebunden und kann gerade nicht frei das Con-Programm genießen oder viel Zeit mit Freunden verbringen.

Unerlässlich ist es, sich im Vorfeld mit dem Regelwerk des Wettbewerbs zu befassen. Wann und wo muss man sich anmelden, welche Cosplays sind zugelassen, wie lang sind die Auftrittszeiten, gibt es bestimmte Vorgaben für Musik, Kulissen oder Accessoires. Ein Kostüm, mit dem man im Wettbewerb zufrieden ist, rechtzeitig fertig zu haben, ist ein oft unterschätzter Aufwand. Es ist auch für die Zuschauer enttäuschend, wenn Startplätze frei bleiben, weil Teilnehmer wegen nicht fertig gewordener Kostüme absagen müssen. Und man ärgert sich selbst am meisten, wenn man wegen durchgemachter Nächte in der Woche vor der Con nicht die Performance abliefern kann, die man wollte. Wer rechtzeitig anfängt, kann dann genau den Auftritt auf die Bühne bringen, den man sich vorgestellt hat. Und vielleicht reicht das dann auch für den großen Sieg beim Wettbewerb!

Fotoshooting außerhalb einer Con

Die ganz andere Option ist, sich einen Termin und einen Fotografen zu suchen und das Cosplay für ein Fotoshooting zu tragen.

Auch hier gelten viele der Grundregeln, die auch für Fotoshootings auf Conventions gelten: Die Kontaktaufnahme mit dem Fotografen muss man selber in Angriff nehmen. Je mehr man mit dem Fotografen abspricht, desto befriedigender sind im Nachhinein die Ergebnisse.

Man ist aber viel freier in der Gestaltung als auf einer Con. Die Fotolocation kann man sich frei aussuchen – an sich sogar weltweit. Solange ein Cosplayer und ein Fotograf an den Ort reisen und sich dort gleichzeitig aufhalten können, ist ein Fotoshooting möglich! Praktikabler als Südseeinseln sind natürlich Orte in der näheren Umgebung, aber es kann sich durchaus lohnen, etwas rauszufahren, um besondere Sehenswürdigkeiten oder Naturschauspiele als Kulisse zu nutzen. Neben variabler Kulisse bieten sich hier auch Möglichkeiten für Effekte, die auf einer Con kaum umsetzbar sind, weil sie zu viel Vorbereitung bedeuten würden. Sei das besonderes Licht- und Fotoequipment, das sich schwer transportieren lässt, oder Effekte wie Feuer, Rauch oder Nebel, die man besser in einer stärker kontrollierten Umgebung benutzen sollte. Und während Tiere auf einer Convention regelmäßig verboten sind, sind Fotos zu Pferde oder mit anderen tierischen Begleitern etwas Besonderes, was nur für ein Fotoshooting gut organisiert werden kann.

Es müssen auch nicht immer die großen Sehenswürdigkeiten oder Stadtparks sein, selbst Bäume am Straßenrand lassen sich mit der richtigen Perspektive toll als Kulisse nutzen. Für manchen Charakter ist die Betonwüste im nächsten Industriegebiet vielleicht passender als der Mannheimer Rosengarten. Und für ganz kontrollierte Umgebung kann man ein Fotostudio mieten oder seine eigene Wohnung mit etwas Licht-Equipment richtig in Szene setzen.

Cosplayer und Fotografen Titel
Ungewöhnliche Orte können auch mal nass sein

Um alle Vorteile, die ein Fotoshooting bietet, auch nutzen zu können, muss man hier aber zusammen mit dem Fotografen viel organisieren. Sich spontan helfen zu lassen ist schwer, wenn man der einzige Cosplayer in diesem Wald ist. Wenn man Helfer für Reflektoren oder Effekte (wie geworfene Haare oder Mäntel) braucht, muss man sie anwerben und mitnehmen. Regelmäßig sind bei einem Outdoor-Fotoshooting auch keine öffentlichen sanitären Anlagen in der näheren Umgebung, was nicht nur Toiletten, sondern auch Spiegel und Stromanschlüsse fehlen lässt. Wenn man ein paar Stunden mit dem Fotoshooting beschäftigt ist, sind Wasser und Verpflegung für alle Beteiligten auch wichtig.

Für die meisten Indoor-Kulissen, die nicht gerade das eigene Wohnzimmer sind, wird man eine Erlaubnis des Eigentümers brauchen, um dort Fotos machen zu dürfen. Das ist oft einfacher möglich, als man glaubt, braucht aber dennoch etwas Vorbereitung, wenn man zum Beispiel mit Betreibern von Schwimmbädern oder Eishallen verhandeln muss. Hier können oft Mietgebühren anfallen – wie viel einem das Fotoshooting finanziell wert ist, muss man immer selber entscheiden.

Gerade für effektvollere Fotos, die über die reine Abbildung des Cosplayers im Kostüm hinausgehen sollen, ist ein Fotoshooting aber ideal. Die meisten der faszinierenden Bilder, die man im Internet bewundert, sind auf gut organisierten Fotoshootings entstanden, mit viel Absprache zwischen Cosplayer und Fotograf. Doch schon der spontane Ausflug mit einem Freund und einer Kamera kann zu tollen Ergebnissen führen und die Lust wecken, größere Fotoshootings zu planen. 

Titelbild: Stephanie Winkler

 

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