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Die Oktober-Titel von DC Comics/Panini warten mit einem bunten Mix aus knallharter Action und Story-Tiefgang auf, der für jeden Leser etwas zu bieten hat. Insbesondere Fans von Batwoman werden auf ihre Kosten kommen, aber auch Superman, Batman, die Suicide Squad und Lobo sind wieder mit von der Partie.

Was für ein Monat im Rebirth-Universum! Diesmal steht ganz klar nicht die knüppelharte Action im Vordergrund, obwohl Fans auch hier voll auf ihre Kosten kommen werden. Doch der Fokus der Oktober-Ausgaben liegt auf den Geschichten, dem Beleuchten einzelner Charaktere und deren Motivation und Interaktion. Das zeigt sich besonders deutlich bei Batman: Detective Comics, das sich diesmal in einer abgeschlossenen Story ganz um Batwoman und ihre Hintergründe dreht. Auch bei Batman erwarten den Leser erstaunliche Einblicke und selbst Justice League hat den Tiefgang für sich entdeckt. Lediglich Justice League vs. Suicide Squad sprengt das Thema völlig und bietet ein gewaltiges Gemetzel zwischen gleich drei Super-Teams.

Haupthandlung/Metaplot

In Bezug auf den großen Plot hinter Rebirth bringt der Oktober wenig Neues. Natürlich bleibt man dem Gesamtkonzept treu, belebt traditionelle Handlungslinien und Figuren neu und verknüpft sie mit modernen Interpretationen. Doch über Mister Oz und seine Machenschaften, den berühmten Watchmen-Button oder die Ursachen des Rebirth-Events erfahren wir diesmal wenig. So kann man sich in Ruhe auf die einzelnen Figuren und deren Entwicklung konzentrieren.

Justice League vs. Suicide Squad 2

Beginnen wir gleich mit unserem Ausreißer. Justice League vs. SuicideSquad wird tatsächlich zu dem Action-Event, das sich im ersten Heft bereits abzeichnete. Die Justice League war zuletzt im Kampf der Suicide Squad unterlegen. Jetzt aber bittet Amanda Waller die größten Helden der Erde um ihre Hilfe, denn es gilt, das Team um Maxwell Lord, Lobo und Konsorten zu stoppen, ein Team, das Amanda Waller selbst zusammengeschweißt hat. Denn dieses Team war die erste Suicide Squad. 

Zunächst funktioniert das Bündnis von Helden und Antihelden recht gut, doch überraschende Wendungen bedrohen die Zusammenarbeit. Actiongeladene Kämpfe stehen bevor.

Das Heft ist rasant erzählt und sehr dynamisch gezeichnet. Obwohl gleich eine ganze Reihe von Zeichnern am Gesamtwerk beteiligt sind, gelingt es ihnen, einen durchgängigen und wiedererkennbaren Stil zu prägen. Die Action selbst wirkt leider teilweise überfrachtet und einzelne Panels sind unübersichtlich, dem Gesamteindruck schadet das aber kaum. Es ist wie bei einem hoch stilisierten Actionfilm, bei dem die Schnitte einander jagen und den Zuschauer manchmal regelrecht mit sich reißen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Joshua Williamson
  • Zeichner(in): Jesus Merino et. alt.
  • Seitenanzahl: 76
  • Preis: 5,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Superman 6: Wenn Stahl auf Stahl trifft…

Bei Superman kehrt so langsam wieder Ordnung ein und die Handlung wird überschaubarer. Das wird viele Leser freuen, die sich über die Verwirrung mit den mehreren Männern aus Stahl gewundert haben. Übrig bleiben Superman und Lex Luthor, die beide das Symbol des Hauses El für sich beanspruchen. Lex gefällt sich in der Heldenrolle, doch niemand mag sie ihm so richtig glauben. Dies gilt auch für L`Call den Gottschlächter und seinen Gefährten Zade, die nach Metropolis kommen, um Luthor zu töten.

Sie haben eine Vision der Zukunft gesehen, in der Lex den Thron von Darkseid besteigt und das Universum ins Verderben stürzt. Hier wird an die Handlung von Justice League – Der Darkseid-Krieg angeknüpft. Superman muss sich entscheiden. Soll er Lex Luthor zu der Bedrohung für die Galaxis heranwachsen lassen, die er sein könnte?

Superman bleibt trotz der ernsten Themen des Heftes die familienfreundliche Serie des Rebirth-Universums, was am Zusammenspiel zwischen Superman, seinem Sohn und Lois Lane liegt. Sehr gelungene Jokes über Unterhosen lockern den Ton des Heftes immer wieder auf. Zeichnerisch präsentiert sich das Heft sehr hochwertig und detailliert. Insbesondere das Highlighting und die Kolorierung sind ausgezeichnet gelungen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Dan Jurgens
  • Zeichner(in): Tyler Kirkham
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Justice League 6: Die Wiedergeburt des Maxwell Lord

Justice League 6 ist ein Band, der mich beim Bewerten etwas ratlos macht. Denn auf der einen Seite findet sich auf den Seiten dieses Heftes das dürftig illustrierte Finale der Geschichte um den Supercomputer Fee. Diese Geschichte hat schon in den letzten Heften nicht überzeugen können, und das Final bildet hier leider keine Ausnahme. Die Action wirkt sinnentleert, der pädagogische Holzhammer schwebt über dem Geschehen. Dies ist keine Story, die den Leser länger begleiten wird.

Auf der anderen Seite aber steht der Rebirth-Special für Maxwell Lord, der den zweiten Teil des Heftes ausmacht. Hier gewinnt der Leser Einblicke in eine hoch faszinierende Figur, die insbesondere für das Justice League vs. Suicide Squad – Crossover von größter Wichtigkeit ist. Lord sitzt in einem Verhör mit Amanda Waller, während seine Männer eine Befreiungsaktion durchführen, die letztlich in Lords Befreiung endet. Bis dahin erfahren wir aber aus dem Verhör viele interessante Details über den Werdegang des Schurken und natürlich seine Motivation.

Damit wird Lord zu einem plastischen Charakter mit Ecken und Kanten. Genau diese Charaktertiefe war immer das große Gütesiegel von DC Entertainment (Anmerkung: Der Leser nehme zur Kenntnis, dass sich DC Comics kürzlich umbenannt hat.). Hier stimmt dann auch wieder der Zeichenstil und das Schlusspanel ist schon fast ikonisch. Während ich den ersten Teil also mit 2 bewerten muss, gebe ich dem zweiten Teil eine 4, was insgesamt einen Schnitt von 3 von 5 Punkten ergibt.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Bryan Hitch, Tim Seeley
  • Zeichner(in): Neil Edwards, Christian Duce
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Batman: Detective Comics 6: Batwomans Seelenstrip

Manchmal fällt es sehr schwer, das Highlight des Monats festzulegen, und diesmal war die Wahl wieder irrsinnig schwer. Denn mit Batman: Detective Comics 6 hat DC ein ganz starkes Heft an den Start geschickt. Dieser Band bietet gleich drei Besonderheiten. Er umfasst eine abgeschlossene Geschichte in einem Heft, er ist zeichnerisch unvergleichlich sensibel und ansprechend und er bietet eine Geschichte mit echtem Tiefgang. Das Heft greift auf Geschehnisse aus Die Batman-Armee und Batman: Die Nacht der Monster-Menschen zurück.

Wir lernten im Verlauf dieser Geschichten bereits Jacob Kane, Batwomans Vater und Leiter der Batman-Armee kennen. Dieses Heft stellt die Frage, was für ein Mensch Kane ist, welches Verhältnis seine Tochter zu ihm hat und was diese fatale Beziehung aus ihr macht. Das Heft ist ein kleines Epos, fein durchdacht und mit viel Pathos erzählt.

Betrachtet man die Zeichnungen, die Ben Oliver für dieses Heft erschaffen hat, so muss dem bildverliebten Comicfan bereits beim Cover ein gehauchtes „Wow!“ entfahren. Was wir hier geboten bekommen, ist ganz große Comic-Kunst. Sensibel und einfühlsam bis ins kleinste Detail gelingt es dem Zeichner, den Gesichtern eine atemberaubende Tiefe zu verleihen.

Auch wird sofort klar, dass hier der Künstler die Kolorierung nur selbst vorgenommen haben kann. Die Farben wirken wie gehaucht, das Gesamtbild ist eine stimmige Einheit. Wahrscheinlich tue ich diesem Band Unrecht, dass ich ihn nicht zum Highlight des Monats erhoben habe. Doch dieser Platz gebührt diesmal einem anderen Heft…

Die harten Fakten

  • Autor(en): James Tynion IV, Marguerite Bennett
  • Zeichner(in): Ben Oliver
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Batman 6: When Bat loves Cat

Batman: Detective Comics 6 ist hauchdünn am Titel „Highlight des Monats“ vorbeigerutscht. Aber der Titel bleibt bei Gothams Dunklem Ritter. Denn Batman 6 ist ein Comic der ganz besonderen Art. Zum einen schließt er vorerst die Geschichte um Batmans eigenes Selbstmordteam und deren Einbruch in Banes Festungsinsel Santa Prisca fulminant und spannend ab. Dabei bleibt er dem Rebirth-Konzept treu und bindet altbekannte Charaktere wie den Bauchredner wieder ins Geschehen ein, interpretiert aber auch Figuren wie etwa Bane selbst neu. Und dann ist da natürlich noch die andere Seite, der zweite Teil des Heftes. Dieser zweite Teil ist ein ausführliches und äußerst romantisches Gespräch zwischen Batman und Catwoman.

Es ist nicht viel mehr als das, denn Catwoman erbittet von Batman nicht mehr als eine Nacht, bevor sie wieder ins Gefängnis einfährt. Doch dieses Gespräch, dieser kleine nächtliche Schwank, ist feinfühlig, sanft, und dennoch so tiefgründig und endgültig. Hier tut sich etwas sehr Nachhaltiges in der Beziehung der beiden Figuren. Es wird klar, dass hier nicht nur auf besondere Weise eine anrührende Liebesgeschichte erzählt wird, sondern dass gleichzeitig beide Charaktere scharf definiert und neu ausgerichtet werden. Die Nachwirkungen dieser Nacht werden mit großer Sicherheit noch im DC Universum zu spüren sein.

Der Zeichenstil knüpft an die Hochzeiten des Fledermausmannes an, an jene Zeit, in der Geschichten wie Batman: Shaman oder Batman: Year One entstanden. Die Linienführung wirkt rau und ein wenig rauchig, es entsteht dieses „Film Noir“-Gefühl, das den Batman-Comics so gut zu Gesicht steht. Diese Nacht wird dem Leser in Erinnerung bleiben. Tipp: Man sollte diesen Comic abends oder eben nachts genießen.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Tom King
  • Zeichner(in): Mikel Jan, Mitch Gerads
  • Seitenanzahl: 52
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics, Amazon

 

Fazit des Monats

Der Oktober ist ein ausgezeichneter Monat für DC-Fans. Selten kamen so viele spannende und vor allem mutige und tiefgreifende Geschichten gleichzeitig in die Comic-Läden. Natürlich peitscht das Action-Crossover Justice League vs. Suicide Squad wie ein Orkan aus Fäusten und Superkräften durch das Gesamtbild, doch grundsätzlich nimmt man sich im Hause DC Entertainment endlich einmal wieder Zeit für die leiseren Töne.

So rettet zum Beispiel das sehr ruhig erzählte Rebirth-Special zu Maxwell Lord ein ansonsten unsägliches Justice League 6 vor dem Desaster. Superman muss sich endlich einmal den Gedanken stellen, die Batman in Bezug auf den Joker immer wieder umtreiben: Geht das Wohl vieler Menschen über das Leben eines einzelnen Schurken? Oder hat Lex eine Chance verdient? Aber die echten Highlights sind diesmal die Batman-Titel. Beide sind sehr einfühlsam geschrieben und in ihrer jeweiligen Art meisterlich gezeichnet.

Die Hefte werden den Leser lange beschäftigen und prägen und definieren ihre jeweiligen Protagonisten. Batman 6 hat nur minimal die Nase vorn und ist damit das Highlight des Monats. Denn Batmans Nacht mit Catwoman ist eine Nacht, an die man sich noch lange erinnern wird.

 

Artikelbild: Panini Comics
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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