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Shef hat sein eigenes Königreich errichtet, doch eine Allianz seiner Feinde bedroht es. Er begibt sich auf die Reise, um ein Bündnis zu schmieden, jedoch ist ihm sein Feind immer einen Schritt voraus. Nur eine fantastische Entdeckung vermag seinen Truppen noch zum Sieg zu verhelfen.

Hammer of the North führt den Leser in das frühmittelalterliche Europa. Dieses historische Setting des Romans ist jedoch nur der Startpunkt für die Story, und schon in den vergangenen beiden Bänden nahm die Geschichte Europas einen völlig anderen, alternativen Verlauf. Der Begriff alternative history, oder auch alternate history, scheint für Hammer of the North passend gewählt. Als etwas sperriger Begriff könnte auch die Bezeichnung Alternativweltgeschichte verwendet werden. Diese Begriffe bezeichnen allesamt ein Sub-Genre der Science-Fiction, was sich aufgrund der mittelalterlichen Kulisse allerdings nicht richtig anzufühlen scheint. Die Genres historische Romane oder Fantasy-Romane erscheinen jedoch noch weniger treffsicher. Es bleibt abzuwarten, womit der Leser stattdessen rechnen muss.

Story

Seine Männer nennen ihn den einen König, und doch regiert er zusammen mit seinem Partner und Mitkönig, dem Sachsen Alfred.

Spoiler

Hammer of the North – Die Söhne des Wanderers

Im Jahr 865 ist England in viele schwache Königreiche zerfallen, welche sich gegenseitig bekriegen. Mächtige Bischöfe lenken das Land und füllen ihre Kammern mit Gold. Niemand wagt es, sich der Kirche zu widersetzen. Doch es droht eine neue Gefahr, denn die Nordmänner fallen in das Land ein und überziehen es mit Krieg. Shef ist der Sohn einer Engländerin, welche von einem Wikinger vergewaltigt wurde. Am Hof seines Stiefvaters ist er nur geduldet. Er ist als Christ getauft, fühlt jedoch immer stärker eine Verbundenheit mit den germanischen Göttern. Shef muss sich entscheiden, für welche Seite er in den Krieg zieht – in einen Krieg, in welchem er zu einem Spielball der Mächtigen wird. Doch während Engländer gegen Nordmänner kämpfen, verfolgen auch die Herren auf dem europäischen Kontinent ihre eigenen Ziele und wollen das Inselreich erobern. Letztendlich lernt Shef Alfred kennen, einen jungen Prinzen, der eine Vision hat, der auch Shef zu folgen vermag.

Hammer of the North – Der Weg des Königs

England im Jahr 867: Die Invasionen der Nordmänner und der Franken wurden zurückgeschlagen. Das Land kommt jedoch weiterhin nicht zur Ruhe. Shef ist inzwischen ein mächtiger Krieger, doch er muss an zwei Fronten kämpfen. Sowohl die Kirche als auch die Wikinger stellen sich ihm entgegen. Zudem erfährt Shef, dass seine Jugendliebe Godive mit seinem Erzfeind verheiratet werden soll. Er begibt sich auf eine gefahrvolle Reise zu einer ihm unbekannten Küste im hohen Norden und durchquert unzählige Länder, um seine Bestimmung zu finden. Währenddessen haben die christlichen Bischöfe den Papst und den König der Franken gestürzt und wollen ihren Machtbereich vergrößern. Hierzu soll der Anspruch auf den Thron mittels einer Reliquie gesichert werden, welche sich im hohen Norden befindet. Diakon Erkenbert soll die Reliquie mit Kriegern des Lanzenordens erlangen und zurückbringen. Shef kehrt siegreich zurück und ist fortan Mitkönig von England, verliert jedoch die Reliquie an den Lanzenorden.

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Shef hat begonnen sein Reich zu organisieren, es herrscht Frieden. Die englische Flotte sorgt für Sicherheit in der Nordsee und im Ärmelkanal. Sein Königreich beginnt zu erblühen, doch der Frieden ist trügerisch. Im Süden formiert sich eine feindliche Allianz, die machtvoll genug sein könnte, den Norden erneut mit Krieg zu überziehen. Als er von dieser neuen Bedrohung erfährt, muss sich Shef erneut auf die Reise begeben, um eine Allianz einzugehen, welche vielleicht den vereinten Kräften seiner Feinde standhalten kann. Doch seine Feinde verfügen über machtvolle Waffen und sind ihm immer einen Schritt voraus. Nur eine fantastische Entdeckung könnte den drohenden Untergang noch abwenden. Doch trotz aller Pläne und Entdeckungen scheint der Sieg ungewiss, und Shef muss sich seinem Feind stellen.

Bevor der Leser in die Geschichte eintauchen kann, beginnt der Roman mit einer mehreren Seiten langen Einleitung vor dem ersten Kapitel. Der Leser erfährt etwas über die Vergangenheit und Gegenwart, aber auch über das Reich von Shef, dem Protagonisten. Dadurch kann der Roman jedoch nicht so richtig Fahrt aufnehmen. Erst im ersten Kapitel wird der Leser für den Protagonisten (wieder) eingenommen. Insgesamt merkt man dem Roman an, dass die Autoren eine durchgängige Idee mit der Geschichte verfolgen, jedoch ordnen sich Handlung, Charaktere und der Fortgang der Geschichte dieser Idee unter. So scheinen Charaktere wie Statisten aufzutauchen, spielen ihre Rolle für den Fortgang der Ereignisse und verschwinden wieder. Technische Entwicklungen bei Belagerungsmaschinen verlaufen rasend schnell, um dann die ihnen zugewiesenen Plotaufgaben zu erledigen.

Den Großteil der Geschichte erfährt der Leser aus der Sicht von Shef, die Erzählperspektive wechselt jedoch zwischen verschiedenen Charakteren. So gibt es Passagen, die aus der Sicht Kaiser Brunos, seinem Widersacher, geschildert werden, oder auch von Admirälen beider Seiten. Der Leser erfährt somit viel über die Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven, was eine durchaus reizvolle Komponente darstellt. Hierbei sind die Handlungsstränge sinnvoll miteinander verknüpft, jedoch bleiben die weiteren Akteure weitestgehend farblos und wirken wie Archetypen. Die Geschichte entwickelt sich trotz verschiedener Handlungsstränge sehr geradlinig. Der Roman vermag den Leser dennoch mit einer schönen Abenteuergeschichte zu unterhalten und dabei über manch weniger spannende Passage zu führen.

Schreibstil

Der Roman ist in der personalen Erzählperspektive geschrieben. Ein guter Teil des Romans ist hierbei aus der Sicht von Shef dargestellt. Perspektivenwechsel sind deutlich zu erkennen und bereiten keine Schwierigkeiten. Der Roman ist durchgängig flüssig zu lesen, die Ausdrucksweise ist klar und angemessen. Die verschiedenen Erzählperspektiven zeichnen ein insgesamt stimmiges Weltbild und unterschiedliche Sichtweisen, die sich harmonisch zusammenfügen.

Die alternative, ans Frühmittelalter angelehnte Welt vermag zu überzeugen, würde jedoch bei einem strengen Maßstab an die Authentizität vermutlich scheitern. Die Kombination von grob an historische Sachverhalte angelegten Fakten, verbunden mit der Abenteuergeschichte der Autoren um Shef, findet im dritten Band der Hammer of the North Trilogie einen lesbaren Abschluss.

Die Autoren

Der Roman stammt aus der Feder der Autoren Harry Harrison und John Holm. Bei beiden Namen handelt es sich um Pseudonyme der beiden beteiligten Romanautoren.

Harry Harrison ist ein Pseudonym von Henry Maxwell Dempsey, welcher am 12. März 1925 in Stamford Connecticut geboren wurde und am 15. August 2012 in Crowborough, East Sussex, England verstarb. Er veröffentlichte weitere Werke unter Pseudonymen wie Hank Dempsey, Felix Boyd und Leslie Charteris. Harry Harrison ist Preisträger des Hugo- und des Nebula Awards. Die Trilogie Hammer of the North, im Englischen als The Hammer and the Cross bezeichnet, ist nur eines seiner Werke unter vielen. Daneben finden sich weitere Zyklen wie der Stahlratten-Zyklus, Bill, der galaktische Held oder die Trilogie Zu den Sternen und Eden.

John Holm ist ein Pseudonym von Thomas Alan Shippey, unter welchem er als Co-Autor der Hammer of the North Trilogie auftrat. Der Autor wurde am 09. September 1943 in Kalkutta, Britisch-Indien geboren. Er veröffentlichte zwei weitere Geschichten unter dem Pseudonym Tom Allen. Thomas Alan Shippey ist emeritierter Professor für altenglische Sprache und Literatur des English Department der Saint Louis University. Er publizierte insbesondere Werke zur Lehre und Forschung der Altenglischen Literatur, zum Werk von J.R.R. Tolkien sowie zu moderner Fantasy und Science-Fiction.

Erscheinungsbild

Das Cover ist in Grün und Schwarz gehalten, oben prangen die Namen der beiden Autoren, in der Mitte ist der Titel des Romans angegeben. Umgeben ist der im Prägedruck aufgebrachte Schriftzug von Ornamenten, welche durchaus stimmig wirken. Layout und Satz geben keinen Grund zur Beanstandung. Lediglich dem Korrektorat ist der ein oder andere Fehler durchgegangen, über die meisten Fehler kann man noch hinweglesen, jedoch gibt es auch Stellen, an denen der Lesefluss gestört werden kann.

Der umfangreiche Roman liegt angenehm schwer in der Hand. Die Schriftgröße ist gut gewählt und leicht lesbar, ohne zu groß oder zu klein auszufallen. Der Druck wurde nicht zu sehr in die Ränder gezogen und das Papier ist dick genug.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Mantikore Verlag
  • Autor(en): Harry Harrison, John Holm
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch (Übersetzung) / Englisch (Original)
  • Format: Taschenbuch
  • Seitenanzahl: 600
  • ISBN: 978-3945493465
  • Preis: 14,95 EUR
  • Bezugsquelle Amazon deutschAmazon englisch

 

Fazit

Die Trilogie beschließt mit Hammer of the North – Herrscher und Eroberer die Abenteuer des Protagonisten Shef. Der Roman ist eine durchaus lesbare und unterhaltsame Abenteuergeschichte, welche in einer alternativen, frühmittelalterlichen Welt spielt. In dieser Welt ist die Geschichte so ganz anders verlaufen, als wir es in der Schule gelernt haben. Der Roman lässt sich weitestgehend der alternative history zurechnen, ohne jedoch hohe Maßstäbe an die Authentizität zu legen. Insgesamt ist der Roman kein Feuerwerk an Spannung und Überraschung, kleinere Schwächen sind vorhanden, jedoch nicht so gravierend, dass sie den Lesespaß trüben würden. Wer darüber hinwegsehen kann, darf sich auf eine interessante und deutlich über Mittelmaß liegende Geschichte freuen.

Das Taschenbuch ist für 14,95 EUR zu haben, das E-Book gar für 9,99 EUR, beides Preise, welche sich durchaus im normalen Rahmen bewegen und akzeptabel sind.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Mantikore Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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