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Das Weltall fasziniert viele Autoren. So auch Michael E. Campbell, der mit Untold Stories of a Galaxy sein Debüt wagt. Kämpfe, Verrat und Sex sind dabei die Leitkriterien der Reihe. Ein Kampf zwischen Unterweltfraktion und Weltkonzern entbrennt. Doch kann Campbell seine Leser überzeugen?

Bei Untold Stories of a Galaxy – Kysaek: der Anfang handelt es sich um den ersten Band von Michael E. Campbells Weltraum-Geschichte und ist gleichzeitig sein Debüt. Untold Stories of a Galaxy sind Kurzromane. Das bedeutet nicht nur, dass ihre Seitenzahl sehr begrenzt ist, sondern auch, dass ihre Handlung flüssig ineinander übergeht. Aus diesem Grund werden in dieser Rezension sowohl Band 1 Kysaek: der Anfang, als auch Band 2 Kysaek: die Jünger von Dealith besprochen. Eine klare Trennung der zwei Bände wird nur in solchen Fällen vorgenommen, in denen sie zwingend nötig ist, um Unterschiede hervorzuheben.

Story

Wie der Titel bereits vermuten lässt, handelt es sich bei Untold Stories of a Galaxy um einen Science-Fiction-Roman. Jedoch erfährt man nicht, in welcher Zeitrechnung man sich befindet, so dass eine zeitliche Einordnung für den Leser nahezu unmöglich wird. Dass sich der Roman jedoch auf unsere Welt und unser Sonnensystem bezieht, steht außer Frage. Der Autor bedient sich vieler Rückbezüge auf die weltlichen Religionen und anderer Dinge. USoaG, wie sich der Roman selbst abkürzt, spielt irgendwo im Weltall und hat keinen Story-relevanten Kontakt zur Erde.

In dieser recht undefinierten Welt begleitet der Leser die junge Elaine Kysaek, ehemalige Soldatin und nun Mitglied des Wachpersonals für den mächtigsten multigalaktischen Konzern PGI (Peeks Galactic Industries). Ihre tägliche Aufgabe besteht darin, in der Wachstation des in Ringen aufgebauten Gebäudes die Monitore zu überwachen. Kysaek und ihr Kollege Jim Baker arbeiten bereits seit einiger Zeit zusammen. Und während Kysaek sich langweilt, genießt Jim das leicht verdiente Geld. Eines Tages jedoch wird bei PGI eingebrochen. Unter Einsatz ihres Lebens und mehr Glück als Können schafft es ausgerechnet Kysaek, die wenigen Angreifer zurückzuschlagen. Doch ab diesem Moment ändert sich alles für sie.

Normalerweise würden nun noch einige weitere Angaben zum Inhalt folgen. Da es sich bei USoaG jedoch um Kurzromane handelt, kann nicht mehr geschrieben werden, was nicht bereits die komplette Handlung des ersten Teils verraten würde. In dieser Tatsache liegt auch ein großes Manko der Reihe. Band 1 Kysaek: der Anfang ist in etwa das, was man bei einem „normal“-langen Roman als Einleitung beziehungsweise Vorspann bezeichnen würde. Der Roman umfasst gerade einmal 81 Seiten und beginnt damit, den Anfang der Heldenreise aufzubauen: die Heldin wird in ihr Schicksal geworfen. Band 2 schließt auch ohne Umschweife direkt an die Ereignisse aus Band 1 an. Selbst die Kapitelnummerierung wird fortgeführt. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass der Leser am Ende des zweiten Bands vor einem riesen Cliffhanger steht. Band 2 kann man somit gut als Mittelteil eines „normalen“ Romans beschreiben. Leser, die also nicht vor unbeantworteten Fragen und mitten in der Story stehen bleiben möchten, sind gezwungen, sich alle drei Bände zu kaufen. Über diese Tatsache kann man theoretisch hinwegsehen, da die Romane mit 2,99 EUR sehr günstig sind und es sich um einen Amazon Selfpublisher handelt. Vorausgesetzt die Story ist spannend, die Charaktere glaubhaft und der Roman hat eine gute Orthographie sowie Zeichensetzung – leider sind diese Kriterien bei Untold Stories of a Galaxy gar nicht bis mäßig erfüllt.

Die Protagonistin Elaine Kysaek, die immer nur bei ihrem Nachnamen genannt wird, ist in vielen Punkten zu oberflächlich. Die Tatsache, dass sie früher einmal beim Militär gewesen war, dort aber nicht lange bleiben durfte, soll der Grundstein ihres Charakters sein. Viel mehr aus ihrer Vergangenheit erfährt der Leser auch nicht. Ihre Taten erzeugen das Bild einer zynischen jungen Frau, die in ihren Verhaltensmustern oftmals an das Klischee eines männlichen Draufgängers erinnert. Sie besitzt keine Tiefe und durchlebt große, nicht immer nachvollziehbare Charaktersprünge. Die anderen vorkommenden Charaktere sind sogar so flach, dass es schwer fällt, Beschreibungen für sie zu finden.

Passend zu Kysaeks recht klischeehaftem Verhalten, beschreibt der Autor in Band 2 eine Szene, die mir persönlich sauer aufgestoßen ist. Die Szene bedient sich einer so detailreichen und dabei plumpen pornographischen Sprache, dass ich persönlich für einen Augenblick das Buch angewidert zur Seite legen musste. In dieser Szene lässt der Autor Kysaek Sex mit zwei weiteren Frauen haben, bis hier hin kein Problem. Jedoch ist seine Wortwahl zum Beschreiben der Szene mit „glitschigen Lauten“, „feuchte Lusthöhle“ oder auch der Beschreibung des Orgasmus als „H-ha, eh, ah ah!“ so plump, dass ich die Seiten irgendwann nur noch überflog. Wenn er schon versucht eine vollkommen unpassende Sexszene einzubauen, dann sollte der Autor solche Wörter tunlichst vermeiden und die Szene nicht bis ins Detail beschreiben. Die Phantasie erschafft meist schönere Bilder, als das Lesen über „feuchte Schamlippen“ und Händen, die über „erigierte Venushügel“ streichen.

Des Weiteren enthalten die Romane hin und wieder Logiklücken oder es bleiben für den Leser offene Fragen bezüglich der Welt und Handlung. So wird bei vielen Alienrassen der Hintergrund nicht genauer erklärt. Ein Index am Ende des Buches, in dem der Leser nachschlagen kann, wäre sehr hilfreich. In einer bestimmten Szene, in der Kysaek einen aufdringlichen Kollegen in den Mitarbeiterduschen einsperrt, fragt man sich zudem, wieso sich Duschabriegelungen von außen an den Duschen befinden und wie besagter Kollege schließlich doch aus der Dusche entkam.

Dennoch muss angemerkt werden, dass die Grundidee der Story gut ist. Sie bietet ein gewisses Potenzial, das der Autor aus genannten Gründen nicht ausgeschöpft hat. Nach Band 1 wollte ich wissen, wie die Geschichte um Kysaek weitergeht. Nun nach Band 2 bin ich mir nicht mehr sicher.

Die Romane werden dauerhaft aus der Sicht eines auktorialen Erzählers geschildert, der immer wieder Einblicke in Kysaeks Gedanken ermöglicht.

Schreibstil

Das Erste, was mir an den Romanen auffiel, war nichts Positives. Sie strotzen geradezu von Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern. So nutzt der Autor dauerhaft die das-Schreibweise mit doppel-s. Jedes „das“ ist beim Michael E. Campbell ein „dass“. Ein Fehler, der jedem aufmerksamen Leser, egal ob Korrekturleser oder Freizeitleser, sofort ins Auge fällt. Hinzu kommt, dass er sehr häufig mitten im Satz einen Punkt setzt oder diesen am Ende eines Satzes vergisst. Auch seine Kommasetzung bedarf einer Überarbeitung. Alles in allem sind Orthographie und Zeichensetzung mehr als nur mangelhaft.

Die Sprache des Autors ist sehr plump und noch lange nicht ausgeformt, was in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um ein Debüt handelt, verzeihlich ist. Seine Charaktere bedienen sich einer sehr geläufigen Sprechart und klingen teilweise, als seien sie aus der Gosse entsprungen. Auch in Erzählsituationen ist der Schreibstil des Autors sehr umgangssprachlich. Der Autor begeht zudem einen ganz entscheidenden Fehler: er schreibt so, wie man sprechen würde. Er erzählt seinen Roman in der Art, wie man in mündlich erzählen würde. Dies erzeugt teilweise sehr abgehakte Sätze und wirkt für den Leser recht konfus. Viele seiner Sätze enthalten Einschübe, die in gesprochener Sprache vollkommen akzeptabel sind, in geschriebener Sprache jedoch den Lesefluss stören. Was mich persönlich am meisten gestört hat, ist, dass der Autor durch zu detaillierte Beschreibungen in speziellen Situationen dem Leser die Möglichkeit nimmt, seine eigene Phantasie spielen zu lassen.

Der Autor

Bei Michael E. Campbell handelt es sich um ein Pseudonym. Gibt man den Namen bei Google ein, so findet man die Seite Bloomberg, auf der Michael E. Campbell als Direktor der National Association of Manufacturers genannt wird. Davon sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Der Name Campbell könnte zudem noch einigen bekannt sein, die sich näher mit der Entstehung der Heldenreise beschäftigen. Joseph Campbells Ideen dienten nämlich zur Entstehung des Monomythos, auch Heldenreise genannt.

Laut Amazon wurde der Autor 1987 im Kurort Bad Nauheim geboren. Er arbeitet im Einzelhandel und nimmt laut eigenen Angaben von dort seine Erfahrungen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Untold Stories of a Galaxy um sein Debüt.

Erscheinungsbild

Je nachdem über welches Medium man sich die Bücher ansieht, erscheint das Cover entweder in einem nichtssagenden blauen Hintergrund oder als Zeichnung. Die Zeichnung zeigt einen schwarzen Hintergrund mit der Gestalt eines Jungen, bei dem es sich aber wahrscheinlich um die Protagonistin Kysaek handeln soll, und ein paar Planeten. Es kann bei weitem nicht mit professionell gestalteten Covern mithalten, aber für einen Selfpublisher ist es durchaus in Ordnung.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Selfpublisher – Amazon Publishing
  • Autor: Michael E. Campbell
  • Erscheinungsjahr: 2016 & 2017
  • Sprache: Deutsch (Original)
  • Format: Kindle Edition
  • Seitenanzahl: 81 & 98 Seiten
  • ISBN: nicht vorhanden
  • Preis: 2,99 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Band 1 enthält ein Nachwort, in dem der Autor seine Beweggründe zum Schreiben des Romans niederlegt und die eine oder andere Information preisgibt.

Fazit

Untold Stories of a Galaxy ist ein Debüt, aber ein schlechtes. Angefangen mit der grauenhaften Orthographie und Zeichensetzung bis hin zu flachen Charakteren. Dabei könnte die Storyidee so viel mehr bieten. Sie ist zwar nicht innovativ, aber das braucht eine Idee auch nicht immer sein. Der Autor verliert sich in den falschen Situationen in zu detaillierten Beschreibungen und lässt sie an benötigten Stellen aus. Hinzu kommt sein plumper und umgangssprachlicher Schreibstil, der definitiv noch ausbaufähig ist. Mit seiner Protagonistin wollte der Autor nach eigenen Angaben eine starke emanzipierte Frau erschaffen. Durch seine Beschreibung ist ihm dies jedoch nicht gelungen. Nach seinen Beschreibungen müsste sich eine starke Frau wie das Stereotyp eines harten Kerls verhalten.

Eine besonders wichtige Information ist, dass es sich bei Untold Stories of a Galaxy um Kurzromane handelt. Das bedeutet, dass die Handlungen bündig ineinander übergehen, selbst die Kapitelnummerierung wird beibehalten. Allerdings endet Band 1 nach einem gefühlten Vorspann und mit Cliffhanger, ebenso wie Band 2. Es handelt sich also nicht um die Fortsetzung einer abgeschlossenen Geschichte, sondern um die Weiterführung einer abgebrochenen Story. Wer also einen kompletten Roman lesen möchte, muss alle Teile lesen.

Alles in allem ist Untold Stories of a Galaxy in seinem jetzigen Zustand ein unterdurchschnittlicher Roman, dessen Storyidee jedoch grundsätzlich Interesse erzeugt. Ich bin zuversichtlich, dass der Autor mit einiger Übung und der Hilfe von Korrekturlesern in der Lage wäre, einen soliden Roman zu verfassen.

Mit Tendenz nach Unten

Artikelbild: Selfpublisher – Amazon Publishing
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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