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Die größten Helden des DC Universums kommen zusammen, um die Welt vor einer schier unüberwindlichen Gefahr zu schützen: Das ist seit jeher das Konzept hinter der Justice League. Doch diesmal treten Wonder Woman, Batman, Flash und Co nicht nur gegen einen mächtigen Schurken an, sondern auch gegen das schwere Erbe des DC-Film-Franchise.

Die Justice League gehört seit Jahrzehnten zu den Flaggschiffen von DC Entertainment. In diesem Team sammeln sich die größten Helden des Verlages. Da ist es nur natürlich, dass DC nach den großen Erfolgen der Avengers des Konkurrenten Marvel sein Super-Team in die Schlacht um die Publikumsgunst an den Kinokassen schickt. Im Vorfeld hat dieser Film aber bereits mit schweren Bürden zu kämpfen gehabt. Die Kinofilme von DC wollten nicht so recht die Gunst der Zuschauer gewinnen. Zudem gab es Gerüchte, dass DC/Warner mitten in der Produktion die Richtung des Films verändert habe. Und dann sprang auch noch Regisseur Zack Snyder wegen einer persönlichen Tragödie während des Entstehungsprozesses ab.

Der Film muss sich also gegen eine große Zahl an Schwierigkeiten und Vorverurteilungen durchsetzen. Dies kann aber nur mit einem wirklich genialen Streifen gelingen. Hat Justice League die Kraft für diesen schweren Kampf?

Story

Die Geschichte ist so einfach wie die meisten Storylines der Justice-League-(JL)-Comics. Ein mächtiger Schurke, in diesem Fall Steppenwolf, möchte mittels mächtiger Artefakte die Welt unterwerfen und mit seinen Schergen überfluten. Nur ein Zusammenschluss entschlossener Helden kann das scheinbar Unvermeidliche vielleicht noch verhindern. Dazu bedarf es verzweifelter Maßnahmen. Soweit klingt die Geschichte etwas abgedroschen, doch die Art und Weise, wie sie erzählt und in Szene gesetzt wird, ist spannend und fesselnd. Das zeigt sich bereits in der Eingangsszene, wo zu den Klängen einer sehr interessanten Interpretation von „Everybody knows“ ein düsteres Bild des unverkennbar trumpschen Amerika gezeichnet wird.

Szenen der Gewalt, des Rassismus, der sozialen Armut und des religiösen Fanatismus werden gegen das Bild eines verstorbenen Superman inszeniert. Das ist mutig und absolut zeitgemäß. Außerdem laufen Handlungsfäden aus den bisherigen Streifen des neuen DC-Filmuniversums in diesem Film zusammen. Ohne diese Filme zu kennen, wird der Zuschauer sich in vielen Szenen verloren und orientierungslos fühlen. Insbesondere Batman v Superman – Dawn of Justice ist Pflicht.

Darsteller

Die eigentliche Stärke des Films liegt in der Darstellung der Hauptcharaktere. Wirkt die Story streckenweise sehr generisch, ist es die Interaktion der Helden und ihre Teamfindungsphase, die JL zu einem wirklich guten und bemerkenswerten Film macht. Ben Afflecks Batman ist längst nicht mehr so dunkel wie zuvor, sondern eine durchaus sympathische Figur, der man gerne durch die Geschichte folgt. Gal Gadot kann problemlos an ihre sehr gute Darstellung von Wonder Woman anknüpfen. Und selbst Cyborg wirkt in dem Film wesentlich lebendiger und interessanter, als er es jemals in den Comics tat. Humor bringt das Dreamteam aus Flash (Ezra Miller) und Aquaman (Jason Momoa) auf die Leinwand.

Miller spielt seinen Flash schlaksig und frisch. Der Kontrast zu seiner Rolle in Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zeigt das gewaltige Talent des gelernten Opernsängers. Momoas Aquaman bricht deutlich mit der Comicfigur und ist der rockige Rebell des Teams, eine Rolle, die Momoa perfekt auszufüllen weiß.

Inszenierung

Die Inszenierung des Films ist insgesamt gelungen. JL schafft die Gradwanderung zwischen der typischen Düsternis von Batmans Welt und dem nötigen Humor. Auch der Regiewechsel wird für den Zuschauer nicht wirklich sichtbar. Dennoch gibt es deutliche Schwächen. Die CGI ist zum Teil sehr schlecht und zu einfach zu erkennen. Steppenwolf wirkt, als wäre er einem Konsolenspiel entlaufen, und bei Cyborg sehen die Actionfiguren im Handel manchmal echter aus als die Filmfigur auf der Leinwand. Auch auf der Insel der Amazonen wirkt die CGI, als habe sie die Entwicklung der letzten zwölf Jahre schlicht verschlafen. Das darf in einem für das Franchise so wichtigen Film einfach nicht passieren.

Erzählstil

Wie oben bereits angedeutet, wagt der Film einen Bruch mit der bisherigen Erzählweise der DC-Streifen. Man hat Lehren aus den Erfahrungen der Vergangenheit gezogen. Die extreme und für manche Kinogänger unerträgliche Düsternis und Langatmigkeit von Batman v Superman und Man of Steel wurde zugunsten eines intelligenten Galgenhumors durchbrochen. Das tut dem Film gut und macht ihn geeigneter für das Massenpublikum.

Die harten Fakten:

  • Regie: Zack Snyder, Joss Whedon
  • Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Jason Momoa, Ezra Miller
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: 3D

Fazit

JL ist ein unterhaltsamer Superheldenfilm mit einigen Schwächen. Der Film eignet sich nicht für den Neueinsteiger in den Kinokosmos der DC-Verfilmungen. Zu viel Wissen aus den Vorgängerfilmen wird schlichtweg vorausgesetzt. Hinzu kommt eine eher generische Handlung von Gut gegen Böse, die in ähnlicher Form vor allem in den letzten Jahren schon zu häufig auf der Leinwand zu sehen war. Außerdem trübt eine zum Teil sehr schlechte CGI den Spaß am Zuschauen. Insbesondere Steppenwolf und Cyborg wirken hierdurch unecht und nicht zeitgemäß.

Dennoch kann der Film punkten. Denn das Charakterspiel ist großartig. Der Humor kommt nicht zu kurz. Und endlich hat DC sich von der völligen Düsternis seiner Filme verabschiedet. Das erfrischt und macht den Film zu einem guten Stück Unterhaltungskino.

 

 

Fan-Fazit

Die filmische Umsetzung von JL ist für viele Fans die Erfüllung eines lange gehegten Traumes. Die Diskussionen im Vorfeld deuteten jedoch an, dass sich dieser Traum in einen Albtraum verwandeln könnte. Der Albtraum blieb aus, und es entstand ein Film, der zu überzeugen weiß. Natürlich wird auch der Fan die Schwächen des Films nicht übersehen können, aber allein die Interaktion der geliebten Charaktere entschädigt für Vieles. Auch einige unerwartete Gestalten im Film (hier soll nicht weiter gespoilert werden) werden Fanherzen höher schlagen lassen und deuten auf zukünftige filmische Möglichkeiten hin.

Hier gilt es, auch die After-Credit-Szenen abzuwarten. Besonders angetan hat es mir der Soundtrack. Danny Elfman erweckt hier musikalische Motive aus mehreren Jahrzehnten DC-Film zum Leben. Alles in allem ist JL ein Film geworden, der Hoffnungen schürt. Er macht Lust auf mehr. Und er verbindet Storyelemente, die nun endlich zielstrebig auf ein größeres Ganzes zulaufen.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbilder: Warner Bros

 

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