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Der Fürst hat die Magd geschlagen! Wie kann er nur! Nur weil der Schamane für die Götter spricht, heißt das noch lange nicht, dass wir ihm folgen müssen, oder? Kommt euch das bekannt vor? Wenn ein LARP-Setting auf die Moralvorstellungen des 21. Jahrhunderts trifft, ist dies oft mit Bauchschmerzen verbunden.

 Abseits der Schlammschlachten des Internets kann auch ein LARP für Spieler oder Organisatoren gleichermaßen gemeine Stolperfallen enthalten, die zwischen Political Correctness, Gender-Debatte und Blackfacing-Diskussionen wachsen und heimlich im Kopfgepäck mit auf eine Con schleichen. Je nach Setting kann es schnell passieren, dass man Topfschlagen im Minenfeld der Moral spielt, ohne sich dessen bewusst zu sein. Aber – muss das wirklich sein? Darf es im LARP keine religiösen Fanatiker, keine bösen Magier, keine folternden Orks, keine rassistischen Bauern mehr geben?

Nachtigall, ick hör’ dir trapsen.

Im LARP kannst du alles sein, was du willst, und ganz aus deiner Haut heraus. So hört man es oft im tiefen Brustton der Überzeugung verlautbart. Doch stimmt das wirklich? Natürlich – der Vielfalt an spielbaren Charakteren sind lediglich die Grenzen der Machbarkeit gesetzt. Ein breites Spektrum von Genres wird von vielen Orgateams bedient, und das erschaffene Ambiente der kleinen Metawelten lässt einen oft und gerne vergessen, wo man sich wirklich befindet. Doch gibt es oft Störfaktoren, die die sogenannte Immersion (das komplette Abtauchen in Welt und gespielten Charakter) stören. Sei es inkohärentes Charakterspiel, scheinbar unpassende Optiken oder das Einbringen von modernem Popkulturgut in die fiktive Spielwelt, in der wir doch alles außer der Realität erleben möchten. Allerdings gibt es noch etwas anderes, dass einen die Stirn kraus ziehen lässt und Dissonanz erschafft, auf die man nicht so recht den Finger legen kann. Wie unsichtbarer Schimmel unter schönen Ziertapeten kommt sie daher und findet sich oft im Widerspruch mit Setting und LARP-Charakter: die Moral. Die Grundzüge des gebildeten, aufgeklärten Seins des 21. Jahrhunderts stehen uns oft unbewusst im Wege und lassen uns nach Spielszenen und Cons, die nicht ganz so gelaufen sind, wie man es vorgehabt hatte, mal unzufrieden, mal irritiert in Debatten und Diskussionen über das Für und Wider zurück.

Moral und Ethik

Moral ist ein Wort, dem man fast täglich in digitalen Social-Media-Grabenkriegen begegnet. Eine Keule, die gerne und oft geschwungen wird, ohne dass groß darüber nachgedacht wird, ob auch Inhalt dahinter steckt. Als Moral bezeichnen wir heutzutage gesellschaftliche Normensysteme, die für menschliches Verhalten gelten. Sie gilt lediglich für vernunftbegabte Wesen, sprich Menschen, da diese solch komplexe Konzepte verstehen und nach ihnen leben wollen (moralbefähigte Wesen). Moralen sollen allgemeingültig sein und bilden den Gegensatz zu subjektiven Geschmacksurteilen.

Definition: Unter einer Moral versteht man ein Normensystem basierend auf Prinzipien, Werten oder Dispositionen, dessen Gegenstand das richtige Handeln von vernunftbegabten Lebewesen ist und für sich das Anrecht auf Allgemeingültigkeit erhebt.

Da Moralen, also die Normensysteme, durch verschiedene Prinzipien, Werte oder Dispositionen bestimmt werden, gibt es kein international allgemein gültiges Normensystem, keine offizielle „Moral der Menscheit“TM. Wo man von Moral spricht, fällt oft im gleichen Atemzug das Wort Ethik. Dazu sei gesagt, dass dies lediglich der Oberbegriff für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit allen koexistierenden Moralen ist und darauf bedacht, Normensysteme zu hinterfragen, philosophisch zu diskutieren, zu analysieren und zu reflektieren.

Oft werden Moral und Ethik als Begriffe fälschlicherweise zusammen in einen Topf geworfen. So hört man oft, dass sich jemand unethisch verhalten habe, wenn seine Handlungen rücksichtslos und vorteilsbedacht waren. Jedoch meint man viel mehr unmoralisches Handeln, da das Wort „ethisch“ aufgrund seiner Herkunft kein wertendes Adjektiv ist und der Sprachgebrauch so Begriff und Bedeutung auseinanderreißt.

Moral im LARP

Fast jeder, der in LARP involviert ist (Spieler, Organisatoren, NSC etc.), legt sicherlich automatisch die moralischen Richtlinien an, nach denen er tagtäglich lebt und handelt. Das wäre im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts etwas in Richtung: Mord, Polygamie, Raub, Rassismus, Diskriminierung etc. sind unmoralisch, also gesellschaftlich verwerflich. Dagegen stehen Ehe für Alle, Toleranz, Freundlichkeit und Religionsfreiheit hoch im Kurs des modernen Seins. Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurden Moralen immer wieder neu erfunden, definiert und umstrukturiert. Viele fiktive Werke in Film oder Buch sind natürlich davon inspiriert worden. Genauso ist es im LARP. Daher ist es im Grunde falsch, immer dieselbe, also die uns eigene, alltägliche moralische Messlatte anzulegen, egal um welches Genre oder Setting es sich handelt oder welchen Hintergrund ein Charakter oder eine Veranstaltung hat. Die eigene OT-Moral blockiert und verfälscht den IT-Blick. Dies kann leicht zu einem Problem werden, sobald das Handeln und Denken des SC die Diskrepanz zur Spielwelt aufgrund unterbewusster Entscheidungen fördert. Doch welche Art LARP ist für solcherlei Problematik anfällig? Das ist simpel: im Grunde jedes. Die augenscheinlich einfachsten Konzepte halten ihre eigenen Stolperfallen bereit, die man oft erst auf den dritten Blick erkennt.

Ein wenig LARP-Ethik

Religionen sind grundsätzlich heiße Themen. Glaubenskriege führt die Menschheit, seit Religion erfunden wurde. Doch wäre es ohne eifrige Verfechter einer Weltanschauung, zumindest im LARP, sehr langweilig. Den Regeln einer festen Gemeinschaft zu folgen, dazu zu gehören und immer den Kreis der Mitgläubigen um sich zu haben, kann ein erhebendes Gefühl sein. Obwohl Religion heutzutage eine eher rückläufige Bedeutung in unserem Alltagsgeschehen spielt, wenn man wiederkehrende Kirchenskandale oder terroristische Akte außen vor lässt, so ist das Thema auf Cons ein viel bespielter Bezugspunkt für Setting und Charaktere. Dies gilt nicht nur für Ceriden, die für das Licht in die Schlacht gegen Orks ziehen, oder Nordleute, die ihren Göttern huldigen. Auch Kulte der Chaosgötter aus dem Warhammer-Universum oder abergläubische Seefahrer sind hier zu berücksichtigen.

Die Grundzüge fiktiver Glaubenskonstrukte sind oft eng verzahnt mit denen real existierender oder ehemals existenter Religionen, Sekten oder Kulte und stehen so von vornherein schon für andere Normen und Regeln ein. Aus dieser Vielfalt an Normen- also Moralsystemen entwickelt sich im LARP eine weitflächige Dynamik, die man oft unterschätzt. Wo es Konfliktpotenzial und Spannungen, aber auch Bündnisse gibt, sind meist zu einem gewissen Grad miteinander vereinbare Ziele und Regeln zu finden. Jedoch ebenso die Antithesen und Gegensätze. Wo Licht ist, muss eben auch Schatten sein. Was wäre ein Hexenjäger ohne Hexen, die er jagen kann? Was wäre ein Gläubiger der Chaosgötter ohne korrumpierbare Opfer? Ein dichtes Geflecht greift so ineinander, ähnlich eines Uhrwerkes, das zwar knirscht und knarzt, wenn Rädchen die Richtung wechseln, doch nach wie vor das Spiel vorantreiben. Man muss an das Gesamtbild denken und verstehen, dass vor allem radikale und absolute Konzepte nur dann funktionieren, wenn sie ein Gegengewicht haben. Ohne dieses kommt das Gefüge aus dem Gleichgewicht, und das Konzept an sich wird so ertragreich wie die Geschäftsidee, in Death Valley Taucheranzüge zu verkaufen.

Kinder der Aufklärung

Schwierig wird es allerdings, wenn unsere modernen Wertvorstellungen mit den spielerischen Gegebenheiten kollidieren. Wenn zum Beispiel einem Dieb im Orientsetting ein Rechtsanwalt zur Seite gestellt wird, obwohl ihm die Hand abgeschlagen werden müsste, oder ein Warhammer-Hexenjäger vor einer Gift und Galle spuckenden Chaoshexe steht und sie verschont.

Oft ist man sich als aufgeklärter Spieler nicht bewusst, dass viele radikale Ansichten eben kein Pardon und keine Ausnahmen kannten und kennen sollten. Die folgenden Blicke der Zeugen solcherlei Szenen kann sich vermutlich jeder vorstellen. Auch andere scheinbar harmlose Situationen können mehr Folgen haben, als man denkt. Einige Konzepte leben davon, dass man ihre Regeln befolgt und sie ins Spiel einbindet. Ob es nun Feenwesen sind, vor denen gewisse abergläubische SC Ehrfurcht haben sollten oder ein Setting, in dem eine Gruppierung existiert, die als ungreifbare, geistgleiche Wesen zum Hintergrund gehören, sobald man sich entsinnt, dass man als rational denkender Mensch weder Angst vor Geistern, noch irgendwelchen Feenwesen hat, fallen einige Teile aus dem Getriebe, und das Spiel kommt ins Stottern. Daraus können Frust auf Spielerseite oder gar Probleme mit Plot oder dem gesamten Setting resultieren.

Hat er nicht gemacht!

Ein schönes Beispiel für einen Konflikt von Moral und Setting wäre auch das des Adelsmannes, der seine Magd schlug, da sie aus Versehen Wein in seinen Schoß goss. Das Setting orientierte sich stark am Mittelalter. Er war hohen Standes, sie war sein Besitz. Dadurch war es sein gutes Recht, sie zu züchtigen. Dessen waren sich beide Spieler bewusst, denn sie hatten diese Rollen gewählt. Allerdings wurde diese Szene weitergetragen, und am Ende wurde der Herr von vielen als Frauenschläger und Unmensch betitelt, bis jemand intervenierte und fragte, wie er denn, in diesem Lande, anders mit der unfähigen Dienstbotin hätte umgehen sollen. Danach löste sich das Thema schnell auf, und es wurde nicht mehr davon gesprochen. Ein schnell gelöstes Problem und eines, das vor Augen führt, wie schnell der Moraldetektor bei uns anspringen kann und zu Diskrepanzen mit der Spielwelt führt.

Ebenfalls spürt man häufig einige abschätzige Blicke, sobald man einen Charakter spielt, dessen Kodex mit der heutigen Moralausrichtung kollidiert, indem er zum Beispiel sehr rassistisch ist. Selbst wenn der Rassismus sich hier nur gegen eine erdachte Rasse wendet, springt nicht selten der Moralkompass des 21. Jahrhunderts an. Gelegentlich auch in dem Ausmaß, dass dem ausführenden Spieler OT-Rassismus vogeworfen wird.

Sei (k)ein schlechter Mensch.

Wir sind heute so sehr darauf trainiert, bei moralisch fragwürdigen Vorkommnissen sofort auf den Tisch zu springen, ohne vorher nachzufragen, ob es überhaupt einen gibt. Je öfter die Normenwerte der Realität durch die Mauer in die Fiktion brechen, desto mehr beginnt die Fiktion zu wackeln. Eine authentische Darstellung, die zur  stärkeren Immersion führt, ist nur mit einer gewissen Konsequenz und Tiefe möglich. Wenn wir uns für etwas entscheiden, sollten wir es auch konsequent durchziehen oder uns eine Möglichkeit überlegen, bestimmte wunde Punkte geschickt zu umschiffen.Wir müssen bedenken, was die vorherrschende Moral der Welt ist, in die wir uns begeben. Welche Werte vertritt der Charakter, zu dem wir werden? Wo gibt es Gemeinsamkeiten und Diskrepanzen? Mit uns als Spieler oder mit anderen Charakteren? Darüber nachzudenken und es konsequent zu nutzen, hilft nicht nur einem selbst, sondern allen Beteiligten.

Dazu macht es einen keinesfalls zu einem schlechten Menschen, wenn man sich traut, etwas Neues, Radikaleres auszutesten. Mit der Entscheidung, zu einer Veranstaltung zu gehen, entscheidet man sich aktiv für das Angebot – mit allen Inhalten. Je nach Organisatoren werden für uns zur heutigen Zeit besonders schwierige Themen oft mit bestimmten Spielmechaniken, Safewords und Ähnlichem abgesteckt, so dass man sich dem aussetzen kann, ohne groß moralische Bedenken zu haben. Kommunikation und das Miteinander sind das A und O. Das gilt sowohl für die Schaffung von Moralen, ihre Einhaltung und manchmal eben auch das Ausbrechen aus dem festgelegten Normensystem.

Als letzter Punkt, den man sich grundsätzlich im LARP des Öfteren wieder ins Gedächtnis rufen sollte, sind Handlungen und Personen InTime und OutTime getrennt zu betrachten. Es passiert nicht selten, dass die ruppige Gangart eines Charakters auf den Spieler selbst projiziert wird und ganze Gruppen in Verruf geraten, weil dieses wichtige Detail unseres Hobbys in Vergessenheit gerät.

Ganz oder gar nicht.

 “Either you embrace it or let it go. There’s no watering this down.” He’s like, “Do I have to say this this many times? And do I have to say ‘nigger’ like—” and I said, “Yeah, you do.” And he’d say, “Well, is there a way—” “No you can’t.” Samuel L. Jackson in einem Interview über den Dreh von Django Unchained.

LARP lebt von der Interaktion. Wir spielen nicht für uns, sondern für alle anderen, die im gleichen Zuge auch für uns spielen. So, dass wir eine lebendige, glaubhafte Welt haben, in die wir abtauchen können. Diese Welt braucht ihre Schönheiten und ihre Makel. Wenn man sich darauf einlässt, sollte man sich seiner Pflichten bewusst sein, die man gegenüber Mitspielern, Organisatoren und letzendlich auch sich selbst hat. Klar muss jedoch bei allen Handlungen sein, dass es gegen den Charakter und zu keinem Zeitpunkt gegen den Spieler dahinter zielt. Die Grenze zieht dann hier sehr wohl wieder die Moral eines aufgeklärten 21. Jahrhunderts. Im Zweifel sollte man dies also im Vornherein abklären oder zumindest im Nachgang klären, ob es hier zu einer OT unangenehmen Situation kam.  Es sei denn, es ist explizit Bestandteil des kommunizierten Spieldesigns mit entsprechenden Spielmechaniken. Dann hat aber auch jeder die Möglichkeit, nicht teilzunehmen.

 

Artikelbild: Ralf Hüls/HoEx, sonstige: Wyvern e.K./Nabil Hanano

78 Kommentare

  1. Das ist alles nicht ganz so einfach, vor allem wenn Spieler im Spiel für die selben Dinge diskriminiert werden, wie im wahren Leben. Wenn also ein Dunkelhäutiger im echten Leben schon mit Rassismus zu kämpfen hatte, dann kann ich es verstehen, wenn man im Larp aus der Rolle fällt, wenn man auch noch im Spiel auf Rassisten trifft. Und Orks zu diskriminieren ist daher was anderes, als jm. wegen seiner Hautfarbe zu diskriminieren. Die Moral der echten, aufgeklärten Welt sollte im Larp nicht gänzlich ausgeklammert werden. Das hielte ich für einen Fehler. Ganz was anderes ist es natürlich, wenn solch ein Spiel vorher dementsprechend kommuniziert wird, wie in dem Beispiel mit der Magd.

  2. Das Problem ist nicht das LARP-Setting, das Problem sind die Moralvorstellungen des 21. Jahrhunderts. Die können aus jeder noch so harmlosen Alltagssituation schlimmsten Rassismus/Sexismus/sonst was für Mus konstruieren, übertreiben maßlos, sind ohne Ende mimosenhaft und sprechen Menschen die Fähigkeit ab, sich gegen unangemessenes Verhalten zur Wehr zu setzen und Grenzen zu setzen. Da ist dann schon klar, dass die Leute Schnappatmung bekommen, wenn Menschen so dargestellt werden, wie es eher ihrer durch Selbstbehauptung mitgeprägten evolutionären Natur entspricht. Wir sind da ja auf dem besten Weg in die Demolition Man-Gesellschaft mit all ihren Problemen.

  3. Ein heikles Thema, aber gut dargestellt!
    Ich kann die Leute verstehen, die sagen, sie wollen keine allzu radikale Meinung bespielen, um anderen nicht weh zu tun. Immerhin gibt es leider immer noch Spieler, die einen IT-Angriff auf den bespielten Charakter nicht ganz von der OT-Person treffen können, gerade, wenn man den anderen nur flüchtig kennt. Allerdings sollte man davon nicht grundsätzlich ausgehen, da es das Spiel eigentlich behindert.

    Das die moderne Moral oder Wissen ein Problem darstellt, habe ich selber bereits erfahren. Ich spiele auf dem HoEx (Harry Potter Setting, erster Krieg gegen Voldemort 1980) einen sehr radikalen Charakter, der die rassistischen und altmodischen Vorstellungen der Todesser vertritt, wodurch der Charakter sich sehr für Konfliktspiel eignet. OT gesprochen weiß ich natürlich, wie verdammt sinnlos und verwerflich diese Ansichten sind, aber dieses Wissen kann ich gut beiseite schieben und muss dies auch, um Spaß an dem Spiel zu haben. Leider kommt es in diesem Setting sehr oft vor, dass Leute ihr OT-Wissen über die Welt von Harry Potter zu sehr im Kopf haben und dadurch auf Bedrohungen so gelassen und teilweise aufmüpfig reagieren, weil man einfach weiß, dass Voldemort fallen wird (zumindest in der Originalstory, die offenbar oft vorausgesetzt wird). Natürlich soll jeder so spielen, wie es ihm Spaß macht und ich will auch keinem vorschreiben, wie er oder sie den eigenen Charakter zu bespielen hat, aber etwas mehr Immerson in die Welt und die da vorherschenden Werte würde ich mir doch bisweilen wünschen.

  4. Erstmal besten Dank an Laura für diesen wichtigen Artikel!
    Im LARP sollte man generel erstmal davon ausgehen, dass das was dargestellt ist Spiel ist. Wenn jemand einen Sexisten, Rassisten, Anti-Magie oder religiösen Phanatiker spielt, dann ist das bitte alles erstmal Spiel. ABER klar gibt es vereinzelte Dinge, die ich nicht im LARP brauch bzw. wo ich ein gewissen Fingerspitzengefühl voraussetze. Ich würde zB einen korpulenten Mitspieler im Spiel bei einer Beschimpfung nicht irgendwie „Fette Sau“ oder etwas dergleichen nennen, sondern mir eine andere (wenn möglich lustige) Beschimpfung aussuchen. Genauso wenig würde ich das bei einem andersfarbigen Mitspieler mit seiner Hautfarbe machen. Wenn ich als Beispiel einen Schwarzen habe, der einen Wikinger/Barbaren spielt dann werd ich eher auf das Primitive Barbarentum und nicht auf seine Hautfarbe hinhacken. Dies gilt jetzt mal für mich für LARP allgemein. Allerdings gibt es da durchaus auch Ausnahmen wie Einladungsspiele wo sich die Spielerschaft kennt und entsprechend alle gebrieft sind. Da kann durchaus mal härterer Tobak gefahren werden.
    Generell gilt aber, wenn man seine Beschimpfungen schön IT verpackt dann sollte auch ein „Das ist wieder einmal ganz bezeichnet für eine so strunzdumme Dirne, wie dich! Pack dich aus meinen Augen du dummes Geweybe“ etc. kein Problem sein und es wird einem wohl nicht als Machogehabe oder Sexismus ausgelegt werden. Ich denke in den allermeisten Fällen ist das Problem tatsächlich der Mitspieler, der im Spiel zu sehr in seinen OT Moralvorstellungen denkt. Ich mag im LARP Stände, Vorurteile, Rassismus und andere völlig absurde antiquierte Verhaltens und Denkweisen. Wenn ich jetzt zB eine Hochzeit zwischen Elf und Mensch sehe, dann würde ich zwar Worte wie „Rassenschande“ tunlichst vermeiden aber meinen Unmut über die Frucht, die aus solch einer Verbindung entspringt entsprechend verdeutlichen (es sei denn es passt ins Setting wie zB zu Mittelerde). Ich kann auch diese mordern angelegten „Gerichtsverhandlungen“ absolut nicht leiden. Es werden alle Zeugen einvernommen, alle haben quasi die selbe Gültigkeit und am Ende gibt es ein mordern gerechtes Urteil. Brrrr! Da wird der Bauer nicht lange gefragt ob es gerecht war, dass ihm der Ritter eine gewimst hat. Du bist ein scheiß Knecht und es wird schon seinen Grund gehabt haben, dass du eine gelangt bekommen hast. Scheiß dich ned an, das ist so in einer feudalen Gesellschaft (und das sage ich als jemand der echt ungern Adelspielt). Generell diesese (basis)demokratische das mir immer wieder begegnet ist mir im LARP echt ein Dorn im Auge. „Was macht denn den Adeligen erst dazu? Ist nicht auch sein Blut rot?“ etc. ist mMn nur dann gut, wenn danach ein fackeltragender Bauernmob besagten Charakter vor die Tore der Stadt treibt (so er Glück hat) für seine Blasphemie gegen die göttliche Ordnung.

  5. Sanesio Sallador Ich gebe dir absolut recht.

    Ich finde den Artikel etwas unglücklich aufgebaut, weil er sehr zwischen den Themen „Moral im Allgemeinen“ und „Sei ein konsequenter Spieler“ springt. Vor allem kommt es mir beim ersten Lesen vor, als wären nur Charaktere mit nicht-modernen Moralvorstellungen konsequente und daher gute Charakterkonzepte.

    Rassismus im Sinne der realweltlichen Diskriminierung aufgrund von z.B. Hautfarbe darf und sollte meiner Meinung nach niemals im LARP gespiegelt werden! Wenn jemand eine Fremdrasse oder untergeordnete Rolle bespielt, (Orks bzw. Sklaven oder Mägde) – was auch immer – dann ist das eine aktive Entscheidung, die Spiel generieren will. Bei realen Gegebenheiten des Spielers als Mensch ist das etwas anderes.

    Ja, Larp lebt von konsequentem Charakterspiel, es braucht Ceriden und Chaoten, Hochelfen und Orks, verwurzelte Feindseligkeiten, Aberglaube und Fanatismus, das hat der Artikel auf den Kopf getroffen.
    Aber wir sollten niemals unsere über Jahrhunderte erkämpften und erarbeiteten moralischen Werte lachend über Bord schmeißen, weil wir nun mal nicht nur Charaktere sondern Menschen sind. Würden wir so vermeintlich „konsequent“ spielen, wie der Artikel es verlangt, würde uns auch nichts davon abhalten, Spieler mit Behinderungen, Sprachfehlern oder generell irgendwie anderem Aussehen auszulachen und sie von „uns Bessermenschen“ auszuschließen.
    Natürlich ist diese Aussage überspitzt, aber wo wird denn die Grenze gezogen?

    Die Autorin hätte hier spezifischer werden sollen, welche Situationen für Sie im Larp okay wären und welche nicht. So gehe ich jetzt erst einmal von oben genanntem Beispiel aus… und dagegen muss ich vehement mein Veto aussprechen.

    • Die Grenze ist der gesunde Menschenverstand, würde ich mal behaupten. Wenn ich als Spieler sehe, dass ein anderer Spieler eine Behinderung hat, thematisiere ich sie nicht. Ich thematisiere die Dinge, die seine Rolle betreffen, nicht den Menschen dahinter. Wenn ich als Adliger einen Knecht zusammenfalte, dann mache ich das nicht, weil der Spieler dahinter schielt, im Rollstuhl sitzt, einen Sprachfehler hat oder sonstiges. Ich falte ihn, weil er ein Knecht ist und ich als Adliger etwas besseres als er. Ich bin IT als Mensch wertvoller als 10 dieser Knechte! Die Moral ist meiner Ansicht nach nicht das Problem, es ist eher die Frage, was ich sage, was ich tue und was ich wie thematisiere. Das definiert mir der gesunde Menschenverstand. Armin hat das prima ausgeführt.

    • Da hast du natürlich vollkommen Recht, man sollte so viel gesunden Menschenverstand von jedem erwarten können – mir persönlich ist auch noch nie etwas Gegenteiliges im LARP untergekommen.

      Aber ich beziehe mich hier auf den Artikel – dieser bewertet es nämlich negativ, dass bei vielen Spielern bei rassistischen Kommentaren der OT Moralkompass anspringt. Dann Frage ich mich, wo soll laut dem Artikel dann die Grenze liegen, an dem mein OT Moralkompass anspringen darf und wo nicht. Das wird nämlich meines Erachtens nicht gut genug ausgeführt.

    • Einen Spieler mit Behinderung auszuschließen/sich lustig zu machen geht gar nicht…wenn es aber der Charakter ist,warum nicht…dabei ist es unwichtig ob der Spieler behindert ist oder nicht…wenn ein humpelnder Charakter (nicht Spieler ;) ) ein Wettrennen vorschlägt darf er ausgelacht werden (als Beispiel)

    • Unsere erkämpften Werte über Bord werfen? Klar doch! Im Spiel mach ic hdas mit lachendem Gesicht, weil es eben ein SPIEL ist und mitnichten die real Welt wiederspiegelt. Ich kann vermutlich sogar mehr aus dem Spiel für meinen Alltag mitnehmen, wenn ich gewillt bin in so eine Welt einzutauchen, in der es unsere modernen Werte nicht gibt. Aber ich seh bei deinem Post genau das selbe was du Laura in ihrem Artikel vorwirfst: Du vermischst hier Dinge.

    • tatsächlich meine ich ConSettings, die z.B. USA in den 40er Jahren bespielen, wo Diskriminierung und Rassentrennung gang und gäbe war. Wenn man solch ein Setting auf einer con bespielen möchte, dann willigt man ja sozusagen in die diskriminierende spielweise als „Ambiente“ mit ein. Dort dann dies nicht zu tun, halte ich für falsch (man muss ja nicht zu dieser con gehen).

      Hätte ich ggf. definitiv anhand eines Beispieles besser hervorheben sollen :)

    • Milli Gerstenlauer, auch hier ist die Antwort: Der gesunde Menschenverstand.

      Wenn ich meinem Gegenüber einen Grund gebe, sich als Spieler rassistisch angegriffen zu fühlen, ist die Chance hoch, dass er es auch tut und der Fehler liegt bei mir. Wenn ich auf IT Ebene bleibe und IT Rassismus darstelle und zwar so, dass der andere es IT wahrnehmen kann und auch sollte, wenn er sich nicht bewusst anders entscheidet, habe ich die Grenze definiert. Wie solche Dinge wahrgenommen werden, wird ganz extrem durch das, was und wie ich etwas sage und tue, wahrgenommen. Je mehr ich mich IT ausdrücke desto eher wird meine Aussage auch IT verstanden.

      Eine gewisse Bereitschaft von allen Seiten, diese Dinge grundsätzlich zuzulassen, ist dafür allerdings Voraussetzung. Wenn ich alles persönlich nehme und erwarte, dass die Fantasywelt meiner moralischen Vorstellung entspricht, wird es immer scheitern. Unabhängig davon, wer, wie, was spielt. Moral ist eine Empfindung die geprägt ist von dem, was wir erleben. Eine Welt, die anders aufgebaut ist, eine Gesellschaft, in der andere Werte gelten, MUSS auch eine andere Moral haben. Ansonsten geht die Immersion zwangsläufig flöten. Eine hierarchische Gesellschaft kann nicht dargestellt werden, wenn man demokratische Moralvorstellungen verkörpert. Ich halte mich nicht für etwas besseres oder andere für weniger Wert, wenn ich nicht eine Welt belebe, in der genau das moralischer Usus ist. Der Bauer ist einfach weniger wert und ein schlechterer Mensch als der Adlige und das ist gesellschaftlich absolut verankert. Alles andere als eine grundsätzliche Andersartigkeit im Sinne von höherer Wertigkeit des Adligen wäre an der Stelle IT moralisch völlig daneben.

    • Kisa Birnbaum Absolut richtig, da bin ich ja auch ganz bei dir – ist ja auch das selbe wie bei dem Magd und Ritter Beispiel. Wenn man aktiv so eine Rolle bespielt (ich sage nur die farbigen Sklaven-Spieler auf dem EE) dann ist das auch absolut in Ordnung und ich bin die letzte die dagegen etwas sagt. Mein wirklich zentraler Kritikpunkt ist, dass der Artikel leider was Rassismus angeht nicht zwischen Spieler(mensch) und Charakter unterscheidet.

      Und Armin Bastler, „Unsere erkämpften Werte über Bord werfen? Klar doch! Im Spiel mach ic hdas mit lachendem Gesicht, weil es eben ein SPIEL ist und mitnichten die real Welt wiederspiegelt.“
      Ich hab OT ne Freundin, aber ich hab ja nur IT mit der süßen Schankmaid geschlafen – is ja dann auch ok, oder? ;)

    • Ja das ist wieder ein Punkt der ein Problem bei Weltenhopperspielen ist, wo alles auf alles treffen kann. In geschlossenen Settings hast du diese Probleme weitaus weniger. Wie Kisa schon sagt, wenn ich mich auf ein 40er Spiel einlasse, oder auf ein Victorianisches oder Rokoko oder Western oder generell geschlossene Fantasy Settings in denen konkrete Regeln gelten, dann kann ich als Spieler von Anfang an davon ausgehen, dass es gewisse Dinge da gibt bzw. nicht gibt. in einem HdR Setting wäre eine Heirat zwischen Elb und Mensch eine seltene aber tolle Sache. Wenn du das Im Witcher Setting machst wirst du vermutlich von beiden Rassen ausgestoßen. Wenn ich im Rokoko Frauen als Püppchen behandle ist das was anderes als die Walkyre im Fantasy Wikinger Setting.

    • Das ist genau das was ich meine, du vermischst hier DInge. Wenn ich mit der Dirne im Spiel schlafe, dann muss ich das natürlich nicht wirklich machen, sondern kann es „spielen“ indem die beiden zB in ein Zimmer gehen und dann lauthals stöhnen ohne wirklich miteinander zu schlafen. ;)

    • Armin Bastler Das stimmt, es gibt halt eine IT Lösung für den IT Liebesakt – eine ausgesprochene Beleidigung ob der (OT!)Hautfarbe ist halt keine IT Lösung für eine IT Befindlichkeit, sondern eine Halb-T Aussage über eine OT Befindlichkeit. (Um bei meinem Beispiel zu bleiben)
      Aber ich bin hier schon sehr überspitzt und lege natürlich Worte in eine bestimmt Richtung aus – im Großen und Ganzen sind wir hier uns einiger als es den Anschein hat. (y)

    • Milli, natürlich ist es vollkommen ok, wenn ich IT gespielt mit der Schankmaid geschlafen habe. Wichtig ist doch, was ich tue und wie ich etwas tue. Wie Armin schon sagt. Solche Dinge sind eine Sache des Tellings und der Darstellung. Das ist noch immer keine Frage der Moral. In einer Welt, in der politische Ehen geschlossen werden, ist es, gerade unter Adligen, absolut nichts moralisch verwerfliches, Mätressen zu haben oder Bordelle zu besuchen. Die Frage ist hier also absolut keine moralische. Moralisch verwerflich wird es dann, wenn ich Dinge tue, bei denen IT und OT nicht zu trennen sind.

    • Ja Milli das denke ich auch, allerdings sind hier eben einige Punkte nicht klar von einander getrennt. In meinem langen Post zu dem Artikel hab ich ja auch ganz klar gemacht, dass ich OT körperliche Dinge (mit Ausnahme des Geschlechts) nicht in eine IT Beleidigung einfließen lasse. Wenn ich jetzt aber einen Spieler hab, der IT am Stock geht, kann ich den durchaus Krüppel schimpfen oder Dreibein oder was dergleichen. ICh gehe hier auf eine Eigenschaft ein, die sich der Spieler offenbar ausgesucht hat. Wenn ich weiß, dass der Spieler OT am Stock geht, dann würd ich das natürlich nicht machen und im Zweifel generell eher in eine andere Richtung beleidigen. Wenn ich einen Spieler hab, der sich dunkel schminkt oder generell eine Außenseiterrolle wählt, die zB mit einer anderen Hautfarbe einhergeht (ein Beispiel wäre Indianer im Western LARP) dann hab ich mit Rassismus und Vorurteilen auch kein Problem. Ich würd mich aber im Western LARP bei einem OT schwarzen Buttler unwohl fühlen ihn Nigger zu nennen. In der Situation würd ich den Spieler einfach mal OT zur Seite nehmen und offen fragen wie er das halten möchte. Generell halte ich es für eine gute Idee bei Unsicherheit dem anderen mal kurz und unbemerkt zufragen ob er sich mit XY wohl fühlt (macht man ja bei Folterszenen zB auch). Und in dem Fall sage ich, wenn der Spieler damit kein Problem hat Nigger genannt zu werden, dann darf sich jeder andere Spieler unwohl fühlen, aber hat mMn kein Recht den anderen diesen Rassismus zu verbieten. In dem konkreten Fall muss der einzelne dieses Ding mit sich selbst auskaspern. Ich hab sogar mal von einem Duo gehört, die bewusst so gespielt haben, eben kolonialistischer Lord und schwarzer Buttler. Letzterer wurde von einem Schwarzen gespielt, der seinen Herrn immer mit „yes masta, of course masta“ angespielt hat. War offenbar für manche Spieler eine schwierige Sache, da einerseits ihr OT Moralkompass angeworfen wurde, aber gleichzeitig der Umstand eben bestand, dass sich ein schwarzer bewusst so eine Rolle ausgesucht hat.

  6. Was Sanesio sagt. „Einfach mal mehr diskriminieren“ ist bei dem Thema leider zu kurz gegriffen. Ja, manchmal wäre es schön, wenn stärker auf solche Spielangebote eingegangen würde. Wenn Landeshintergründe, z.B. wer die herrschende Klasse ist, konsequenter bespielt und durchgesetzt werden würden.
    Andererseits gibt es aber auch genügend Situationen, in denen vermeintlich „reales“, „historisches“ Spiel vorgeschoben wird, um das eigene Weltbild ungehindert ausleben zu können und dabei nicht, wie im echten Leben, korrekterweise hinterfragt zu werden.
    Im Fantasy-Spiel ist das ganze noch ein wenig einfacher als in historischen Settings – z.B. bei den 20ern Homophobie, massiver Rassismus, Kriegsverherrlichung, Nazis. Da muss man sich schon mal Gedanken drüber machen und im Zweifel auf die Spieler genauer drauf schauen und hinterfragen, weshalb sie so einen Charakter spielen wollen.
    Deshalb plädiere ich immer für ein bewusstes Design. Eine Orga sollte moralische Regeln in ihrem Spiel bewusst aufstellen und wissen, weshalb sie das tut und was sie damit erreichen, transportieren will. Dann macht man sich nämlich auch automatisch Gedanken darüber, welche Auswirkungen das haben kann, wie man damit umgeht, wo die Grenze ist usw. – und kann das entsprechend kommunizieren.
    Und wenn Moralvorstellungen aus dem letzten Jahrhundert ins Spiel gebracht werden, dann finde ich die Frage „Welchem Zweck soll das dienen?“ absolut angebracht. Denn einfach nur „weil wir wollen“ kann man schon machen, dann ist es aber halt oft einfach kacke.

    • Ich will nicht leugnen, dass das vereinzelt passiert, aber deshalb wprd ich nicht bei allen Spielern gleich davon ausgehen und zweitens würde ich aufgrund der Chance, dass jemand das Spiel nutzt um seine eigenen antiquierten Vorstellungen auszuleben nicht allen Spielern genau so ein Spiel verbieten. Klar gibt es die Chance, dass ein Depp seine Machogehabe im Spiel auslebt, aber grundsätzlich möchte ich im LARP davon ausgehen, dass es Spiel ist. Und wenn ich damit ein Problem habe, sollte ich an mir arbeiten und nicht anderen ihr Spiel verbieten. „Zu welchem Zweck soll es dienen“ ist ein nicht unberechtigte Frage, die aber nur mit dem Satz „weil es Spiel ist und dazu beiträgt“ beantwortet werden.
      Der von Michael angesprochene Konsens ist das ein Richtwert.

    • Ich habe mich explizit gegen das Pauschalisieren ausgesprochen – ich schrieb, bei jedem Spieler genau hinsehen, der sich mit einem solchen Konzept anmelden will.
      Wenn mir was nicht gefällt, muss ich nicht zwangsweise an mir arbeiten. Ich kann mich auch entscheiden, dass die Veranstaltung nichts für mich ist. Aber dazu gehört Kommunikation. Und die Begründung „weil wir es im Spiel haben wollen“ wird halt meist von Menschen gebracht, die sich nicht genügend Gedanken darüber gemacht haben, was sie eigentlich erreichen wollen. Was für mich bisher immer ein verlässlicher Indikator dafür war, dass sich auch über andere (nicht Moral-abhängige) Aspekte der Veranstaltung nicht genügend Gedanken gemacht wurde und die Veranstaltung mir daher sowieso nicht gefallen wird.

    • Dann steht es dir ja auch sehr frei daheim zu bleiben und deine Schubladisierung von Leuten weiter zu betreiben :D Weil so eine VOrverurteilung wie ich sie hier rauslese kann ich nicht vertragen und da ist es mir lieber ein etwas sensiblerer Spieler bleibt zu Hause, als dass er auf der Veranstaltungen den Leuten ihr spiel madig macht, weil er ein Problem hat, dass er dann zum Problem von anderen macht.

  7. Seit langem mal wieder ein Artikel der mir gut gefällt! Bissig, überspitzt an einigen Punkten, lädt er zur Diskussion ein, ohne allzu überkanditelt zu sein. Ein schwieriges Thema, bei dem ich gern zu härteren Bandagen greife, dabei aber stehts mit meinem eigenen Codex in Konflikt gerate.

  8. Die wichtigsten Punkte wurden schon angesprochen, aber um einen wurde etwas herumgeeiert: Wenn wir uns einig sind, dass es nicht okay ist einen dunkelhäutigen Spieler „IT“ für seine Dunkelhäutigkeit anzufeinden (außerhalb von eher ungewöhnlichen Settings jedenfalls ) dann sollte auch klar sein, dass es nicht Okay ist Frauen für ihr Frau-sein auszugrenzen. Ich kenne genug Spielerinnen die das ach so tolle Spielangebot den Alltagssexismus mal im Kettenhemd zu erleben nicht unbedingt prickelnd finden und daher inzwischen fast automatisch einen Bogen z.B. Um pseudo-A Nordmänner machen.

  9. Interessanter Artikel. Tatsächlich kommt es auch ein wenig auf das Setting an. In einem historischen non-fantasy Setting dürften die moralischen Probleme aufgrund von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit durchaus geringer sein als in einem Fantasy LARP.

    Wie die Autorin gut ausgearbeitet hat ist es ein Unterschied, ob man in einem historischen LARP jemanden wegen seiner Hautfarbe oder Religion diskriminiert oder sich beim Fantasy LARP mit Blackfacing oder Homophobie präsentiert. Ersteres steigert die Glaubwürdigkeit des Settings, letzteres den Idiotenfaktor des Spielers.

    Ich meine, dass immer dann, wenn tatsächliche realweltliche Bezüge ins Spiel kommen, quasi „alles“ erlaubt ist und erlaubt sein muss. Wenn ein Masquerade-Vampircharakter im Ingame-Jahr 2017 seine Arschlochattitüde durch Rassismus gegenüber Franzosen auslebt, weil er 1806 von Napoleon auf den Sack gekriegt hat, dann ist das immersionsfördernd und auch erwünscht.
    In unserer Vampire Live Runde haben wir lediglich ein absolutes No go bei dieser Art Rollen:
    Kein Spieler darf einen Chara aus der Zeit des Nationalsozialismus spielen. (Also explizit aus der Zeit. Natürlich haben viele Vampire vor und während der Zeit gelebt und sie erlebt und durchlebt.)
    Wir haben in anderen Chroniken (beispielsweise der „Katharsis“) echte „Nazivampire“ erlebt; darunter einen KZ-Aufseher; und wir finden, sowas muss einfach nicht sein.

    Anders ist es mit Fantasywelten. Wer in einer Fantasywelt gegen andere Spezies hetzt (Menschen gegen Orks, Zwerge gegen Elfen), der wandelt letztlich auf den Spuren von Warhammer und Warcraft, bzw. Legolas und Gimli.
    Wer hingegen in einer Fantasywelt innerhalb der eigenen Spezies nach Hautfarbe Unterschiede macht (weißer Mensch gegen schwarzer Mensch), dem sollte SL-seitig ein anderes Charakterkonzept oder generell ein anderes Spiel ans Herz gelegt werden.

    Letztlich müssen Charakterkonzepte und Figuren diskutiert und abgeklärt werden, bevor sie ins Spiel gelangen. Wenn sie aber zugelassen wurden, sollen sie auch das Privileg des freien Handelns genießen. Der mägdezüchtende Adlige gehört dann einfach dazu und es liegt im Ermessen von Spieler und Spielerin, inwiefern sie sich beim Ausspielen wohlfühlen.

  10. Ich bin kein LARPER, aber kenne genau das Problem aus dem Pen&Paper-Bereich. Wobei es in kleinen Tischrunden bestimmt viel einfacher ist das Problem zu lösen (einfach mal in der Gruppe miteinander reden), als bei großen LARP-Veranstaltungen.

  11. Ich würde hier mal eine ganz unschuldige und überhaupt nicht böse gemeinte Frage stellen.

    Alle reden von möglichem Rassismus, der im LARP nichts verloren hat, was ich natürlich auch so sehe.

    Wenn ich aber einen Spieler treffe, der offensichtlich völlig anders aussieht als mein Charakter (zum Beispiel durch die Hautfarbe), würde die schiere Nachfrage nach seiner Herkunft bei euch schon als „Rassismus“ deklariert?

  12. „Dazu macht es einen keinesfalls zu einem schlechten Menschen, wenn man sich traut, etwas Neues, Radikaleres auszutesten.“

    das kommt aber bitte extrem darauf an, ob man das mit seinen mitspielern abgesprochen hat. hat die dame in der anektdote z.b. zugestimmt geschlagen zu werden? und wenn ja, wie fest? oder hat der (potenziell wildfremde) mann einfach ausgeholt und ihr eine geschallert? (steht alles nicht im artikel; „[…] denn sie hatten diese Rollen gewählt.“ reicht definitiv nicht als rechtfertigung aus.) man kann sich nämlich auch IT erkundigen, ob die angespielte person so einem spiel auch zustimmt – und im zweifelsfall kann man alternativen finden, z.b. nicht schlagen sondern redeverbot/eine woche kein abendessen/whatever, oder man kann die züchtigung tatsächlich nur spielen/schauspielern.

    „Wir sind heute so sehr darauf trainiert, bei moralisch fragwürdigen Vorkommnissen sofort auf den Tisch zu springen, ohne vorher nachzufragen, ob es überhaupt einen gibt.“

    da hat aber jemand probleme mit momentanen politischen ereignissen… als ob es etwas schlechtes wäre, sich vorsichtig und rücksichtsvoll zu verhalten. und wenn die vorkommnisse schon moralisch fragwürdig sind – nichtmal nur scheinbar, sondern tatsächlich, jedenfalls wie das im artikel formuliert ist – dann soll man lieber nicht dazwischen gehen, nur wegen der heiligen immersion? ich kann mir 147 situationen denken, in denen diese handlungsweise (grob) fahrlässig wäre. egal ob beim larp, oder bei einem festival, oder sonstwo.

    kurz zusammengefasst: solche artikel (und die zugehörigen kommentare) sind der grund dafür, dass ich schon seit jahren mit der rollenspielcommunity wenig bis nichts mehr zu tun haben will, und dass ich sehr wenig lust verspüre auf irgendeine con zu fahren. am ende denkt irgendjemand, er darf mich zwecks „immersion“ antatschen/in sein zelt zerren/über die schulter werden und mitnehmen, weil „das ja früher für frauen so war“. nein danke.

    • naja so wie in dem artikel gegen die böse, spielverderberische „moral des 21. jahrhunderts“ gewettert wird (schreibt doch gleich „SJW“, dann weiß man wenigstens, was man liest und von wem), wäre ich nicht überrascht, wenn auch echte schläge irgendwie weg-erklärt werden könnten. „war ja nur der immersion zuliebe!“

      und selbst, wenn alles nur gespielt war (was aus der beschreibung nicht klar hervorgeht), hätte es immer noch sein können, dass die entsprechende spielerin mit dieser art von ausspielen nicht einverstanden war. nur, weil sie einen bestimmten charakter spielt, heißt das nicht automatisch, dass sie einer bestimmten art von spiel zustimmt.

      leute sind komplex, und haben vielleicht schlechte erfahrungen/traumata, die sie für besondere arten von spiel sehr sensibel machen. „einfach mal radikaler sein“ ist einfach rücksichtslos. genauso findet eine POC vielleicht rassismus in einem 20er jahre setting okay, eine andere POC aber nicht. ich kann nicht allen auf gleiche weise rassistische begriffe um die ohren ballern, ohne vorher herauszukriegen, welche wunden ich damit evtl. aufreiße.

      klar kann man sagen „dann kommt halt nicht“ – aber so hält „die szene“ seit ewigkeiten minderheiten, menschen mit psychischen krankheiten, traumatisierte menschen, menschen mit behinderungen, etc. fern. das schadet nicht nur auf dauer der langlebigkeit der (sub)kultur, sondern hält sie auch klein und undivers. und gerade fantasy lebt von unterschiedlichen perspektiven und diversität. aber das ist dann sowieso eher ein generelles problem.

      p.s.: IT und OT kann man nichtmal beim pen&paper ordentlich trennen. wie will jemand denn „nur meinen charakter“ über die schulter werfen und mitnehmen? das bin im zweifelsfall immer noch ich – ich, die ein problem mit sowas hat, und ich, die „wegen der immersion“ nicht gefragt werden soll, ich, die „gleich auf den tisch springt“, wenn jemand meine persönlichen grenzen überschreitet.

  13. Mir hat mal einer vorgeworfen ich hätte „veraltete“ Vorstellungen von Geschlechterrollen. „Veraltet“? Es ging um eine D&D Diskussion, und er warf mir vor ich wäre altmodisch bzw. veraltet, bei einem Spiel das sich am Mittelalter orientiert? ;-)

    • ja, aber Fantasy, orientiert sich am Mittelalter. Oder in welcher Zeit würdest du sonst ein Ritterturnier oder Burgen ansiedeln? Waffen wie Armbrüste, Morgensterne, Streitäxte usw.? Das ist Mittelalter. Und wer damit nicht klar kommt, sollte stattdessen Star Trek spielen. Star Trek ist voll modern.

    • D&D hatte von Anfang an in allen Regelwerken drin, dass in den Spielwelten Frauen als „Heldinnen“ präsent sind und nicht aus der Rolle fallen oder ihr Vorhandensein übermäßig erklären müssen, es sei denn, ihre Beackgroundstory legt Wert drauf. Wer das seltsam findet, spielt vielleicht in der falschen sand box. D&D war schon immer mittelalterlicher Held, Actionfigur, Hipster, Emo, oder worauf die Leute auch immer grade Bock hatten. Und wenn man dann die „historische Glaubwürdigkeit“ rausholt, obwohl man, wie oben schon erwähnt, mit Magie, Drachen, Wesen und Götteron ohne Ende kein Problem hat… na ja, das sind schon ungleichmäßig verteilte Prioritäten. Aber klar, wer es aus irgendeinem Grund historisch korrekt halten möchte, trotz der Fantasy, der sollte dann vielleicht auch einen Dorfbewohner spielen, der 90% seine wachen Zeit auf dem Feld verbringt und Widerstandswürfe gegen Missernten und Schädlingsbefall zu werfen… sind ja schließlich nicht zum Spaß hier. :)

    • Aber gab es denn Elfen und Magie und sichtbare Wunder vieler Götter im Mittelalter? Wohl kaum. Da kommt man schnell drauf: Larp ist in den meisten Fallen nur ganz grob am Mittelalter orientiert, vieles ist aber anders als im Mittelalter (um nicht zu sagen: Fast alles ist anders). Da ist eine gleichberechtigte Frau viel weniger störend als „real“ existierende Magie, Orks und Zwerge.

    • D&D spielt auf dem Planeten Toril, auf Kontinenten wie Faerûn, beherbergt dutzende intelligenter Spezies, beinhaltet verschiedene Formen der Magie, hat Tore zu anderen Dimensionen… komm mir nicht mit Realismus und wenn du es tust finde die Stelle im Regelbuch in der steht „Helden sind nur die Männer, da die Frauen nicht aus der Küche dürfen.“ Aber ich mach es dir leicht und zitiere mal zum Thema Geschlecht aus dem neuen Regelwerk:

      „You can play as a male or female character without gaining any special benefits or hindrances. Think about how your character does or does not conform to the broader culture’s expectations of sex, gender and sexual behavior. For example, a male drow cleric defies the traditional gender divisions of drow society, which could be a reason for your character to leave that society and come to the surface.“

      https://am23.akamaized.net/tms/cnt/uploads/2014/07/Screen-Shot-2014-07-04-at-10.25.48-AM.png

      und

      „You don’t need to be confined to binary notions of sex and gender. The elf god Corellon Larethian is often seen as androgynous or hermaphroditic, for example, and some elves in the multiverse are made in Corellon’s image. You could also play a female character who presents herself as a man, a man who feels trapped in a female body, or a bearded female dwarf who hates being mistaken for a male. Likewise, your character’s sexual orientation is for you to decide.”

      https://am23.akamaized.net/tms/cnt/uploads/2014/07/Screen-Shot-2014-07-04-at-10.35.36-AM.png

      So stehen die Herausgeber von D&D jedenfalls zu dem Thema.

    • Elfen, Zwerge, Magie usw. passen aber gut ins mittelalterliche Bild. Ich finde man sollte nicht versuchen Fantasy unbedingt modern zu machen. Sonst hat man es nicht mehr mit Königen und Rittern zu tun, sondern mit einer Bundeskanzlerin und ihren Beamten.

    • Und an all die Schlaumeier: Ich habe mich bisher noch gar nicht gegen „Gleichberechtigung“ ausgesprochen. Ich hab doch gar nichts gegen mutige Heldinnen. Aber warum geht es nur um die Gleichberechtigung von Mann und Frau? Ihr habt ja auch nichts dagegen daß es in Süd-Aventurien Sklaven gibt, oder Leibeigene .. Wenn euch das Mittelalter-Gedöns so auf den Sack geht, dann spielt halt Star Trek oder Star Wars.

    • „Frauen sind fantastischer als Drachen“ ist halt ein echter Klassiker, und die kleine Schwester davon, „aber im Mittelalter“, angewandt auf Spielwelten die wirklich sonst auch nicht nach mediävistischen Vorlagen arbeiten, wohl auch. (DMs und Historiker gruseln sich hier gemeinsam.) „Spielt doch woanders“ (nö, wieso? grad D&D ist die sand box, in die alle reindürfen…) ist denn auch kein so origineller Schluss, sorry.

    • So ok. Ihr wollt also unbedingt so eine Art modernes Mittelalter. Frauen sollen gleichberechtigt sein. Hab ich kein Problem damit. Aber warum akzeptiert ihr dann beispielsweise die feudalistische Gesellschaftsordnung, oder mittelalterliche Folterkeller, und das ganze Zeug? Ihr akzeptiert doch auch daß es im LARP einen König gibt, und nicht eine demokratisch gewählte Bundeskanzlerin. Wenn die Gleichberechtigung so wichtig ist, sollte man im LARP auch die moderne Demokratie einführen, oder zumindest den Kommunismus.

    • Auch was geschlechtergleichberechtigung angeht finde ich sollten sich Mitspieler die Mühe machn zu erkennen welche Rolle da gespielt wird und nicht wer spielt. Also ich als Spielerin möchte gern die Möglichkeit haben in einem ans Mittelalter angelehnte Setting (also das typisch low fantasy) eine Rolle zu spielen in der ich nicht in erster Linie untergebuttert werde nur weil ich eine Frau bin. Genau deshalb mache ich kein Reeinactment!
      Natürlich wird diese Rolle keine Magd oder Dirne sein. Aber ich erwarte, dass wenn ich als Kämpferin angezogen auftauche, auch daraufhin angespielt zu werden nicht als Frau. Dann kann mich ein Mitspieler gern verhönen weil ich vielleicht kleiner oder langsamer oder ungeschickter bin als er oder sie. Aber lieber auf Basis meiner Darstellung als auf Basis dessen was ich halt auch beim in eine Rolle schlüpfen nicht ändern kann.
      Bisher funktioniert das auch ganz gut, ganz allgemein kann ich auch bestätigen dass Leute in x-beliebigen Situationen anzugraben auch einfach kein gutes Spielangebot ist. Natürlich sind hier Tavernenabende und Bordellbesuche ausgeschlossen ;)

  14. Ich würde gerne etwas abseits des Kernthemas des Artikels anmerken.

    Ich finde es schwierig, Polygamie in unserer Zeit auf eine Stufe mit „Mord, Raub, Rassismus, Diskriminierung etc“ zu stellen. Den anderen Sachen ist allen gemein, dass sie Verbrechen mit Opfern sind; Polygamie (in dem Sinne, mehrere Ehepartner zu haben) hingegen… nicht? Das Wissen und Einverständnis aller Beteiligten vorausgesetzt natürlich. Zu „Mord, Raub, Rassismus, Diskriminierung etc.“ hingegen kann ich der Wortbedeutung nach kein (bedeutsames) Einverständnis geben.

  15. Was ich sehr wichtig finde und gar nicht in den Artikel vorkommt: Nach dem Spiel zu den Mitspieler gehen die der Spieler mit seinen Charakter diskriminiert oder gemoppt hat, ihn darauf an sprechen ob dies so in Ordnung war und das Gespräch suchen und gegeben falls, wenn eine Grenze überschritten wurde, sich Entschuldigen. Klar ist es ein Spiel aber nichts ist schlimmer als jemanden anzutriggern mit einen Thema oder Erlebnisse und dies nicht aufzuklären das dies im Spiel ist und Alleine zu lassen. So kann echter Frust entstehen. Manchmal ist es sehr schwer zu trennen und Hand aufs Herz wer ist nicht schon mal über eine Grenze im Spiel gelaufen oder im Alltag.

  16. Wow, was für ein Artikel. Völlig falsche Richtung.

    Nicht „Ganz oder gar nicht“, sondern individuell abgestimmt, damit das Hobby inklusiv ist. Ich mache nicht mit jedem Infight, aber manchmal will ich das.

    Nicht „Die potentiellen Opfer sollten vorher schauen, ob das was für sie ist.“, sondern „Wir nehmen Rücksicht auf jeden, gerade weil wir inklusiv sein sollten und nur mit vorheriger Absprache spielen wir Dinge aus, die mit unseren modernen Gefühlen aneinenader geraten.“ Häusliche Gewalt? Nur auf Absprache. Sklavenspiel? Nur auf Absprache. Ausgespielte Folter? Nur auf Absprache.

    Nein, ich brauche keinen echten Rassissmus im LARP. Wenn du einen Rassissten spielen willst, gibt es genügend Fantasyrassen, gegenüber denen man in Ruhe rassisstisch sein kann. Elfen, Zwerge, Menschen, alles ok.
    Wenn du Machtgefälle spielen willst, kläre das vorher mit der Person, eine kurze Frage reicht.

    KEINE Immersion der Welt ist es wert, jemanden in eine Situation zu bringen, in der ihm/ihr/ihnen das Spiel zum Leid wird.

    Ich bin enttäuscht, Teilzeithelden. Wenn dieser Artikel das erste wäre, was eine renomierte Zeitung über unser Hobby liest oder ein interessierter Neuling, dann würde ich rot vor Scham werden.

  17. Ich möchte bitte noch eines ganz klar festhalten: Ich halte die LARP Szene allgemein für eine sehr sehr weltoffene, inkludierende/inklusive, pluralistische, tolerante und zwischenmenschlich weit entwickelte Szene. Klar gibt es Ausnahmen, aber die gibt es immer. Allgemein ist mein Eindruck nach bald 12 Jahren LARP einfach die oben beschriebene. Wenn ich hier lese, was hier anderen Mitspielern unterstellt wird, dann frage ich mich, was mit der Wahrnehmung bzw wessen Warhnehmung verkehrt läuft.

  18. Das ist ein wirklich schräger Wunschvorstellungsartikel; die allermeisten Plots sind sehr auf eine Lösung nach modernen Moralvorstellung ausgelegt und gerade im klassischen Fantasy LARP mit Einflüssen aus allen möglichen, in der Regel nur eingeschränkt pseudohistorisch, Bereichen / Vorlagen, kommt man ohne eine moderne Weltsicht überhaupt nicht aus. Ebenso ist diese Forderung von Rassismus und moralisch fragwürdigen (hier als „altmodisch / historisch“ benannt) Verhalten als Selbstzweck welches generell akzeptiert werden muss – weil es eben einfach dazu gehören sollte – zeigt in erster Linie die Wunschvorstellung des Autors; wie richtig beschrieben wurde eckt solches Verhalten eben regelmässig an oder – was dem Autor auch nicht zu schmecken scheint – wird in der Interaktion mit anderen Spielern als InTime Konfliktpunkt aufgenommen und ausgespielt. Natürlich kann man sich entscheiden Rollen zu wählen die in Richtung Arschloch gehen, gerne auch basierend auf einem pseudohistorischen Weltverständnisses; aber die Forderung dass andere Spieler in einem so vielfältigen und uneinheitlichen Umfeld wie einem LARP das in genau dieser Weltsicht betrachten sollen ist lebensfern.

  19. Was ich in dem Artikel vermisse ist die Differenzierung nach Setting, Spielergruppe und Kommunikationsverhalten der SL, die in solchen Fällen moderieren MUSS.

    Ich würde als Faustregel sagen: je weniger ich meine Mitspieler kenne, und je weniger diese Themen vor dem eigentlichen Spiel von der SL öffentlich thematisiert und mit Spielregeln versehen wurden, desto weniger hat der Realität nachgeahmtes Diskriminierungverhalten im Spiel zu suchen (Rassismus, Sexismus, Homophobie, Ableismus, etc gegen Menschen).

    Wenn jemand ein Mittelalter Setting authentisch als LARP anbieten will, dann thematisiert die damals existierenden Diskriminierungsformen. Welche sollen im Spiel vorkommen? Wie kann man diese so darstellen, dass es für Mitspieler angenehm bleibt.
    Ich habe z.B. mal bei einem Horrorcon mit Nazis mitgespielt. Da wurde vorher klar diskutiert und festgelegt, welche Diskriminierungsformen wie vorkommen, und wie diese ausgespielt werden können. Für den Hitlergruß gab es eine Ersatzgeste, die dann jeder kannte. Denn bei aller Immersion wollte keiner von uns einen echten Hitlergruß hinlegen.
    Weil es vorher ausführliche Briefings und Verknüpfungen gab, konnte man auch Grenzen der Darstellung, vorher mit Mitspielern besprechen.

    Der Grund weshalb das alles gut geklappt hat, war dass die Spieler von der SL entsprechend ausgesucht wurden, die Themen vor und nach dem Con besprochen wurden, und alle auch einfach mit den schwierigen Themen wie besprochen umgegangen sind.
    Sowas ist in einem 1000 Leute Con, in dem sich jeder anmelden kann, unmöglich, und entsprechend, würde ich als Spieler auf die Darstellung von real-historischer Darstellung verzichten.

  20. Ich habe noch nie gelarpt, ich habe mit 12 angefangen D&D zu zocken und sicherlich kann man das nicht vergleichen, aber…

    In den meisten Fällen erlaube ich z.B. keine bösen Charaktere. Ist halt von der Gruppe und dem Abenteuer abhängig ob das passt.

    So wie das klingt ist im LARP dann alles erlaubt wenn es nur in die Welt passt? Kann ja gut sein, aber im RPG habe ich ja immer einen gewissen Fokus. In ner crime Serie erwarte ich jetzt keinen Astronauten, in ner Comedy Serie keinen Mord. Und ich erwarte dass die Charaktere alle in der Geschichte bleiben, anders als in der echten Welt wo ich einfach den Kontakt abbreche.

    Wenn ich den Fokus auf düstere Welt wie z.B. Witcher oder Mittelalter lege: völlig okay Diskriminierung in den Fokus zu rücken. Nur dann muss im Vorfeld auch die Moral der Welt klar sein.

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