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Golems können mächtige Werkzeuge oder Waffen sein. Aber bevor der geneigte Magier sie aussenden kann, um seine Feinde zu vernichten oder Felder zu bestellen, müssen sie erst einmal gebaut werden. Genau darum geht es in dem Spiel, das wir euch heute vorstellen wollen.

Century ist der Name einer geplanten Spielereihe von Plan B Games, deren erstes Spiel Century: Die Gewürzstraße Es geht in dem Spiel darum, Gewürze zu sammeln und mit diesen dann Handelsaufträge zu erfüllen. Oder viel mehr darum, bunte Steinchen zu sammeln bis man eine der Kombinationen auf den ausliegenden Aufträgen erfüllen kann. Dieses Prinzip ist derart abstrakt, dass es sich problemlos auf andere Themen übertragen lässt. Und genau das ist in der Golem Edition geschehen. An Stelle von Gewürzen, repräsentiert durch kleine Holzwürfel, sammelt man hier Kristalle, repräsentiert durch durchsichtige Plastikkristalle. Und statt Handelsaufträgen erfüllt man die Voraussetzungen zum Bau von Golems. Abgesehen vom Thema und damit auch der Optik handelt es sich um zwei Versionen des gleichen Spiels.

Spielablauf

Schauen wir uns doch einmal an, wie dieses Spiel überhaupt funktioniert. In diesem Artikel werden dabei die Begrifflichkeiten und Farben der Golem Edition verwendet. Aber diese lassen sich sehr einfach auch auf die Gewürzstraße übertragen.

Der Startaufbau bei zwei Spielern

Jeder der zwei bis fünf Spieler hat zu Spielbeginn zwei Handkarten, einen Karren mit Platz für zehn Kristalle, sowie je nach Spielreihenfolge eine bestimmte Menge an Kristallen in seinem Wagen. Des Weiteren liegen in der Tischmitte fünf Punktekarten (Baupläne für Golems) sowie sechs Handelskarten aus, mit denen man weitere Kristalle erlangen kann.

Gespielt wird immer reih um, und wer am Zug ist, muss genau eine der folgenden Aktionen ausführen:

  • Eine Karte von der Hand spielen und damit neue Kristalle bekommen oder Kristalle umtauschen wie auf der gespielten Karte angegeben. Handelt es sich dabei um einen Tausch, darf dieser beliebig oft wiederholt werden.
  • Eine der in der Tischmitte ausliegenden Handelskarten auf die Hand nehmen. Ist es die Karte ganz links, darf man sie einfach so nehmen, bei jeder anderen muss man auf jede Karte links von der genommenen einen beliebigen Kristall legen, der danach mit den entsprechenden Karten genommen werden kann.
  • Alle bereits gespielten Handelskarten wieder auf die Hand nehmen
  • Eine der Punktekarten nehmen indem die dafür benötigten Kristalle in den Vorrat zurückgelegt werden

 

Handelskarten können weniger wertige Kristalle gegen bessere tauschen oder wenige hochwertige gegen viele niedrigwertige. Auch geben sie manchmal direkt bestimmte Kristalle oder erlauben Aufwertungen (grau)

Wird eine Karte aus der Tischmitte entfernt, wird sie sofort nachgelegt, so dass wieder fünf Punktekarten und sechs Handelskarten dort liegen. Dabei werden stets alle noch liegenden Karten nach links verschoben, um Lücken zu füllen, und die neue Karte kommt ganz rechts an die Reihe. Das ist deshalb wichtig, da es bei Erfüllung einer Punktekarte ganz links einen Bonus in Form einer Kupfermünze gibt, die am Spielende drei Punkte wert ist. Die Karte rechts davon gibt immerhin noch eine Silbermünze im Wert von einem Punkt. Beide Arten von Münzen sind begrenzt auf die doppelte Spieleranzahl. Sollten die Kupfermünzen dabei vor den Silbermünzen ausgehen, werden die verbliebenen Silbermünzen ab dann für die ganz linke Punktekarte verteilt.

Bei den Handelskarten ist das Nehmen von Karten weiter rechts teurer, wie oben bereits angegeben.

Zum Erfüllen der Punktekarten braucht man stets eine bestimmte Kombination aus Kristallen

Das Spiel endet, sobald ein Spieler fünf (bei vier oder fünf Spielern) oder sechs (bei zwei oder drei Spielern) Punktekarten ergattert hat. Die laufende Runde wird dabei stets noch zu Ende gespielt, so dass am Ende jeder Spieler gleich oft am Zug war. Dann werden die Siegpunkt der Punktekarten zusammengezählt und wer auch immer die meisten Punkte hat, gewinnt die Partie.

Und das waren auch schon die Regeln. Nicht wie so oft in gekürzter Form, sondern komplett. Die Regeln sind auch im Spiel auf einem doppelseitig bedruckten Bogen enthalten. Mehr braucht es nicht.

So einfach die Regeln auch sind, das Spiel selbst beinhaltet dadurch nicht weniger interessante Entscheidungen. Kann man es sich leisten, eine Karte zu nehmen, die auf lange Sicht gut ist, oder sollte man sofort mit denen weiter Kristalle produzieren, die man noch auf der Hand hat? Spekuliert man auf die großen Punktekarten oder versucht man, das Spiel möglichst schnell mit kleinen Aufträgen zu beenden? Ist eine besonders starke Karte es wert, fünf Kristalle auszugeben oder nimmt man doch lieber die kostenlose Karte ganz links? Es gibt Phasen im Spiel, in denen der Weg klar ist und man nicht überlegen muss, aber auch genug Stellen, an denen wichtige Entscheidungen getroffen werden müssen.

Wie bei abstrakten Spielen üblich ist der Glücksfaktor dabei relativ gering. Lediglich die auftauchenden Karten sind ein Zufallselement, alles andere ist planbar.

Diese Planung ist bei einer geringeren Spieleranzahl erheblich besser möglich, so dass das Spiel mit sinkender Spielerzahl immer strategischer wird. Funktionieren tut es mit fünf Spielern auch noch ganz ordentlich, aber der Einfluss des eben genannten Zufallsfaktors steigt enorm, wenn zwischen zwei eigenen Zügen jeweils vier andere Spieler an der Reihe sind. Die Testspiele haben mit zwei bis vier Spielern am meisten Spaß gemacht, wobei auch hier schon eine deutliche Verschiebung von Strategie zu Taktik spürbar war.

Ausstattung

Dies ist der Punkt, an dem sich die beiden Versionen des Spiels am meisten unterscheiden. Da uns zur Rezension die Golem Edition vorlag, bewerten wir hier auch nur diese.

In der relativ kleinen Schachtel findet sich ein ordentliches Inlay mit Platz für die vier Kristallbehälter, die Münzen und die Karten. Das Inlay ist dabei etwas zu klein um alle Karten nach ein paar Spielen noch gut unterbringen zu können, so dass diese dazu neigen, zu verrutschen.

Das Spielmaterial selbst ist von sehr guter Qualität. Die Plastikedelsteine haben zwar alle die gleiche Form, diese ist jedoch unregelmäßig genug, dass dies erst bei sehr genauem Hinsehen auffällt. Die Karten sind übergroß, was das Mischen etwas erschwert, und aus sehr festem Karton. Die Münzen sind aus Metall und fühlen sich sehr wertig an.

Zusätzlich zu dem normalen Spiel kann man auch noch eine Playmat erwerben. Diese ist zum Spielen nicht notwendig, verschönert das Spiel auf dem Tisch aber noch einmal ein ganzes Stück. Das größte Manko an der Matte ist, dass sie nach dem Auspacken wirklich erbärmlich stinkt. Man sollte sie also erst einmal einen Tag oder mehr auf dem Balkon lüften lassen. Außerdem findet sich für die Matte kein Platz im Karton des Spiels, so dass stets zwei Kartons mitgenommen oder verstaut werden müssen.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Plan B Games / Abacus Spiele
  • Autor(en): Emerson Matsuuchi
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch / Englisch
  • Format: 27,3 x 19,1 x 7 cm
  • ISBN/EAN: B01MZD6DP8
  • Preis: ca. 30 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon (In der Version Gewürzsstraße – Die Golem Edition ist momentan nirgendwo verfügbar)

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Seite von Abacus, die die deutsche Version der Gewürzstraße, nicht jedoch der Golem Edition, vertreiben, finden sich die Regeln des Spiels zum Download.

Fazit

Century ist ein abstraktes Spiel. So abstrakt, dass es das gleiche Spiel gleich mit zwei Themen gibt, die sich spielerisch nicht im Geringsten unterscheiden. Zum einen als Spiel um Gewürze, zum anderen als Spiel, in dem man Golems baut. Uns lag zur Rezension die Golem Edition vor, die dem Fokus der Teilzeithelden auch eher entspricht. Da diese momentan aber nicht im Handel erhältlich ist, müssen etwaige Interessenten mit der Gewürzstraße vorliebnehmen. Das hat auch den Vorteil, dass zukünftige Erweiterungen eher auf diesem Thema aufbauen werden, da es international wohl besser ankommt, wie uns der Verlag auf der Spiel 2017 mitteilte. Aus unserer Sicht ist das etwas schade.

Egal in welcher Version man Century aber spielt, das Spiel selbst kann durchweg überzeugen. Der Zufallsfaktor steigert sich mit zunehmender Spieleranzahl etwas, aber so lange man bei bis zu vier Spielern bleibt, ist das Spiel hinreichend strategisch und macht Spaß.

Wenn man ein eher entspanntes Spiel mit einem interessanten Handbau-Mechanismus und schönem Spielmaterial sucht, wird man hier fündig. Der Preis ist mehr als angemessen, die Spieldauer erfreulich kurz, und die zu treffenden Entscheidungen schwierig genug, um Vielspielern Spaß zu machen. Gleichzeitig sind die Regeln aber auch einfach genug, dass man das Spiel mit den eigenen Kindern oder Leuten spielen kann, die sonst nicht viele Brettspiele kennen.

Das einzige Manko, das die Bestwertung knapp verhindert, ist, dass es keinerlei Interaktion zwischen den Spielern gibt. Einzig über die Punkte- und Handelskarten kann man sich gegenseitig etwas streitig machen. Abgesehen davon spielt im Grunde jeder für sich alleine.

Mit Tendenz nach Oben

Artikelbild: Plan B Games
Fotografien: Holger Christiansen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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