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Von scheuen Blicken bis zu heißen Begegnungen gibt es in den Cosplay-Vorlagen alles, was das romantische Herz begehrt. Eine Paarkonstellation im Cosplay abzubilden ist reizvoll; wir haben uns ein paar Gedanken zur Umsetzung gemacht. Wie setzt man eine Beziehung richtig in Szene?

In nahezu allen Geschichten begegnet uns das Motiv der Liebe zwischen zwei Menschen: Die romantische Paarbeziehung ist das wohl häufigste Thema in allen erzählenden Medien. Klar, dass es da auch reizt, die zweisame Vorlage im Cosplay umzusetzen!

Über Pärchen

Romantische Storylines finden sich in so ziemlich jedem modernen Film, Buch oder Comic. Selbst wenn sie außerhalb des Romance-Genres nicht der Kern der Handlung sein mögen, sind sie doch omnipräsent. Liebe ist eine der häufigsten Motivationen für Charaktere, stößt die Handlung an und ist nicht selten auch das ultimative Ziel: Schnapp dir den Typen! Erobere die Prinzessin!

Cosplay spielt mit dem, was vorhanden ist – natürlich auch mit Pärchen. Alleine cosplayen ist manchmal etwas einsam, mit einem Partner oder einer Gruppe aus der gleichen Serie hat man schnell Anschluss und zudem mehr Möglichkeiten für Fotos. Während die Arbeit an einem Cosplay, die detailgenaue Umsetzung einer Vorlage, oftmals eine einsame Tätigkeit im eigenen Heim ist, kann man durch ein Partnercosplay nicht nur ein soziales Element für das fertige Cosplay einbringen, sondern auch die Möglichkeit mit jemandem gemeinsam an der Fertigung zu arbeiten.

Liebe finden

Wo es für den modernen Menschen (mit Smartphone) Tinder gibt, um „passende“ Partner zu finden, ist es für den Cosplayer manchmal einfach, manchmal schwerer, einen Cosplaypartner zu finden. Hat man gute Freunde im Fandom, so ergeben sich manche Konstellationen von selbst. Manche Freundin, die die Serie mag, wird sich vielleicht auch dazu überreden lassen, den passenden Charakter zum eigenen Wunschcosplay zu machen. Und es bleiben die Cosplay-Gruppen und Twitter-Aufrufe, um Cosplay-Partner zu finden. Dort findet sich tendenziell schneller eine Einzelperson, als dass sich eine komplette (umfangreiche) Gruppe gründen lässt. Bei den Cosplay-Power-Couples, also realen Paaren, die viel und gerne zusammen cosplayen, wird oft schon beim schauen der neuen Serie ausgemacht, wer welchen Charakter machen will.

Liebe nähen

Anfertigung des Cosplays ist zweisam oftmals auch etwas angenehmer als alleine. Arbeitsteilung kann auch ein großer Vorteil sein – nicht jeder ist mit endloser Geduld für Feinarbeiten an Perücken gesegnet oder hat alle Kniffe an der Nähmaschine raus. Und ansonsten ist geteiltes Leid halbes Leid, und man hat zumindest einen Freund dabei, um sich bei Laune zu halten, wenn die Arbeit nicht so will, wie sie soll.

Ähnlich wie in größeren Gruppen ist es aber auch oft so, dass man nicht die Zeit oder räumlichen Möglichkeiten (u.a. wegen Entfernung) hat, um gemeinsam an den Kostümen zu arbeiten. Sind die Kleidungsstücke aber aus demselben Stoff oder haben einheitliche Schnitte, ist es für den besseren Gesamteindruck sinnvoll, gemeinsam Materialien zu bestellen, oder zumindest genau abzusprechen, wo und was bestellt wird.

Liebe zeigen

Der besondere Reiz, ein Liebespaar gemeinsam zu cosplayen, liegt darin, die Beziehung der beiden Charaktere dann auch darzustellen – was regelmäßig in Fotos am Besten gelingt. Dabei ist die Möglichkeit der Darstellung in Fotos erheblich vielseitiger, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Denn Liebespaar ist nicht gleich Liebespaar, und man kann in einem einzigen Bild eine ganze Geschichte der beiden erzählen, die weit mehr aussagt, als nur, dass hier zwei Charaktere zusammen auf einem Bild sind. Mit ein paar Kniffen und einer genaueren Vorstellung davon, welche Geschichte man erzählen will, kann man ganz besondere Momente erschaffen.

Kleine Gesten, scheue Blicke

Der Holzhammer ist regelmäßig die schlechteste Methode, um etwas zu vermitteln. Die Liebesgeschichte zwischen den Charakteren beginnt oft mit einer leisen, sanften Annäherung. Scheue Blicke, die man einander zuwirft, wenn man meint, der andere würde nicht hinsehen. Kleine Gesten, die Freundschaft sein könnten… Oder eben doch mehr.

Diese Momente eignen sich auch sehr gut als Fotomotive. Wichtig ist dabei, zu zeigen, dass es hier noch um ein eher frühes Stadium in der Beziehung der Charaktere geht. Das kann man einerseits durch räumliche Distanz der Charaktere zueinander zeigen. Die Charaktere stehen nicht eng beieinander, berühren sich oftmals gar nicht, die Verbindung wird über Blicke aufrechterhalten.

Sehr wichtig ist hier die Mimik. Das Gesicht muss die Emotion, die man ausdrücken möchte, tragen, und zwar sichtbar. Nur die Emotion abrufen ist dabei manchmal nicht genug. Es gibt viele Menschen, deren Mimik nicht immer eindeutige Gefühle zeigt. Wer zu diesen gehört, braucht auch das Feedback von anderen, wonach der aktuelle Gesichtsausdruck aussieht. Übungen vor dem Spiegel sind eine Option sich zu verbessern, Spielereien mit der Selfiecam oder dem Selbstauslöser eine andere. Man kann durchaus lernen, bestimmte Gesichtsausdrücke zu zeigen, das hilft dann in der Situation des Fotoshootings auch, schnell umzuschalten.

Der Hintergrund des Fotos ist ebenfalls entscheidend. Die scheuen Blicke werden wohl kaum in einem Schlafzimmer ausgetauscht, oder wenn die Charaktere gemeinsam auf einem Sofa sitzen – all diese Umgebungen deuten auf eine schon deutlich größere Intimität hin. Öffentliche Plätze, also im Freien, oder in einer Umgebung wie einem Klassenzimmer, einem Restaurant oder öffentlichen Verkehrsmitteln zeigen besser, dass hier noch eine größere Distanz existiert.

Dass die Charaktere sich einander erst annähern, kann man auch ganz wörtlich umsetzen. Mit einem Schritt aufeinander zu, einer ausgestreckten Hand, der Anbahnung einer Berührung, die sich aber noch nicht verwirklicht hat. Das schafft Dynamik in den Bildern, nimmt ihnen die Statik und kann auch etwas davon entlasten, die Geschichte allein über die Mimik erzählen zu müssen.

Die kleinen Gesten können auch typische symbolische Gesten der Zuneigung sein – die Übergabe eines Geschenks oder Hilfe bei einer Tätigkeit wären typische Beispiele. In diesen Konstellationen spielen dann auch Kulissen in den Fotos eine Rolle, da die entsprechende Tätigkeit über die Kulissen im Foto gezeigt werden muss. Aber eine Blume am Wegesrand zu pflücken und sie zu verschenken, ist gegebenenfalls eine der schönsten Möglichkeiten und kann auch ganz spontan passieren.

Power-Couples

Haben zwei Charaktere eine etabliere Beziehung, so verbringen sie viel Zeit miteinander – und in dieser Zeit arbeiten sie oft gemeinsam. Gerade in actionlastigen Vorlagen kämpfen Pärchen gemeinsam, in friedlicheren Settings werden andere Aktivitäten geteilt. Wichtig ist bei dieser Art der Darstellung einer Beziehung, zu zeigen, dass die Gefühle beiderseitig bestehen, und die Charaktere miteinander vertraut sind und sich auch gegenseitig vertrauen.

Im Gegensatz zur Annäherungsphase sollten sich die Charaktere hier auch räumlich nahe sein – also beieinander stehen oder sich berühren. Berührungen zeigen auch gut, welcher Grad der Nähe zwischen zwei Menschen besteht. Je nachdem, wo eine Berührung stattfindet, drückt das bereits etwas aus, das kann man auch selber ausprobieren. Welche Art von Berührung würdet ihr von einem Fremden ungebührlich finden, aber in der Öffentlichkeit von einem Partner willkommen heißen? Dieses Level von Intimität ist hier das richtige. Es geht noch nicht um das Knistern der Erotik, sondern eher um die Nähe, die ein Paar in der Öffentlichkeit zeigen würde.

Ebenfalls gute Darstellungsmöglichkeiten für Vertrautheit ergeben sich bei actionlastigen Vorlagen in den schon angesprochenen Kampfszenen. Hier braucht es die nötigen Requisiten, insbesondere Waffen, und ein bisschen mehr Konzentration auf das Arrangement des Bildes als Ganzes. Zunächst müssen beide Charaktere dynamisch als Kampfteilnehmer in Szene gesetzt werden, und darauf aufsetzend muss noch ein Element hinzutreten, dass die gegenseitige Vertrautheit illustriert, wie man sich gegenseitig unterstützt und verteidigt. Gerade der Kampf „Rücken an Rücken“ ist dafür natürlich eine schöne Option.

Abseits von kämpferischen Charakteren kann man aber fast jede Tätigkeit so in Szene setzen, dass klar wird, dass hier ein Paar gemeinsam agiert, das sich gut kennt. Dabei kann man gerade durch fehlenden Blickkontakt die Vertrautheit zeigen – die Partner wissen auch ohne hinzusehen, was der jeweils andere braucht. Liebevolle Blicke unterstützen aber natürlich auch hier das Gesamtbild, glückliche Gesichter bringen mehr Romantik. Ein ablehnender Gesichtsausdruck kann ein Bild vielmehr ins Gegenteil verkehren – die Berührung wird unerwünscht, und damit aufdringlich statt romantisch.

Erotische Momente

Kurz vor dem Kuss - Cosplayer: Timeskipcosplay | Fotografie: Seahorse with Crown
Kurz vor dem Kuss – Cosplayer: Timeskipcosplay | Fotografie: Seahorse with Crown

Der letzte Schritt in der Darstellung der Beziehung ist dann der in die Intimsphäre. Und dabei hat man wieder eine Welt an Möglichkeiten, denn die Geschichte der sexuellen Beziehung zwischen zwei Menschen kann man fantastisch erzählen, ohne auch nur ein bisschen Haut zu zeigen.

Die erste Grundregel, die man verinnerlichen sollte, ist, dass Erotik und erotische Darstellung nicht mit Nacktheit und erst recht nicht mit Pornografie einhergeht. Erotik beginnt dort, wo die Beziehung der Charaktere eine oberflächliche oder alltägliche Ebene verlässt und in das sexuelle eintaucht. Der Übergang von der Vertrautheit zur Sexualität der Charaktere kann fließend sein. Gerade wenn die Charaktere komplett angezogen sind, kommt es auf die Qualität der gezeigten Berührung an, und natürlich auf die in der Mimik und Gestik gezeigte Reaktion. Ein Grinsen statt einem Lächeln kann einen himmelweiten Unterschied machen.

Auch hier ist der Holzhammer absolut unnötig. Der Betrachter hat immer genug Fantasie, um sich ein paar weitere Schritte hinzuzudenken. Die Andeutung dessen, was kommt, ist dadurch oft umso reizvoller. Statt einer halb heruntergelassenen Hose reicht es absolut aus, die erste Bewegung beim Öffnen eines Gürtels zu zeigen, um dem Betrachter das Gefühl zu geben, dass er jetzt mitten in der Aktion steckt.

Auch bei Küssen ist es erheblich reizvoller, den Moment direkt bevor sich die Lippen berühren, einzufangen, als einen tiefen Zungenkuss abzulichten. Die intensive Nähe der Charaktere wirkt hier schon vollständig, dass hier jetzt intime Zärtlichkeiten ausgetauscht werden ist absolut offensichtlich, dafür muss man nicht jedes Bewegungsdetail einfangen.

Berührungen in die Intimzone sind regelmäßig schon so sexuell aufgeladen, dass sie wohldosiert verwendet werden sollten. Ein Griff an die Brüste, den Hintern oder in den Schritt wirkt oft eher vulgär als erotisch. Der Hals, die Hüfte oder die Beine sind dagegen Körperzonen, die außerhalb eines sexuellen Kontextes ebenfalls kaum berührt werden, daher also Intimität zeigen, ohne gleich vulgäre Assoziationen hervorzurufen.

Wenn die Hüllen fallen, ist dann noch mehr darauf zu achten, was man zeigt. Auch hier kann und sollte man mit der Vorstellung des Betrachters spielen, anstatt alles gleich zu entblößen. Ein offenes Hemd, eine freie Schulter, eine Hand die andeutet, wie Kleidung geöffnet oder beiseite geschoben wird, all das sind fantastische Komponenten, um viel erotisches Knistern zu erzeugen. Bei erotischen Bildern kann und darf man auch mehr mit der Perspektive und dem Bildausschnitt spielen, der Fokus geht dann mehr auf die Körper selbst und weg von Hintergrund und Kulissen. Der Fokus auf eine einzige Bewegung kann dann höchst suggestiv werden.

Komplette Nacktheit ist meist übertrieben und birgt auch die Gefahr, durch eine ungünstige Kameraperspektive doch mehr zu zeigen, als man zeigen wollte. Im gesamten Kontext erotisch aufgeladener Bilder sollte man auch immer bedenken: Digitale Bilder sind selten wirklich sicher gespeichert. Fotografen und Cosplayer, die bei der Entstehung beteiligt waren und die Dateien rechtmäßig haben, können noch so zuverlässig sein, gegen Sicherheitslücken in Betriebssystemen etc. sind auch sie nicht gefeit. Bilder, die existieren, können verloren gehen oder gestohlen werden und dann auch an unerwünschten Orten wieder auftauchen. Bilder, die es nicht gibt, können hingegen nie auf solche Abwege geraten. Wer zum Beispiel einen sensiblen Job anstrebt, sollte sich diese Gedanken vor einem geplanten Erotikshoot zumindest kurz machen, um abzuwägen, welche Einblicke man persönlich vertretbar findet.

Ist man eher ein Fan von leiser, wenig entblößender Erotik, so kann man auch mit dem Hintergrund und Kulissen spielen. Der Klassiker ist dabei natürlich das Schlafzimmer, das Bett als Zentrum. Allein seine Anwesenheit und Sichtbarkeit macht viele weitere Details überflüssig, die sonst zeigen würden, dass es jetzt um Sex geht. Von diesem Klassiker weg, und hin zu anderen Räumen oder Umgebungen, erreicht man schnell auch etwas anrüchigere Konnotationen der Bilder – sieht man eine Küche im Hintergrund, vermittelt der Griff unter das T-Shirt sofort eine etwas andere Stimmung.

Requisiten wie Tücher, Decken und Kissen können gut dazu genutzt werden, zu verdecken, was man nicht entblößen möchte. Andere Hilfsmittel können die Bilder humoristisch aufladen, gerade wenn sie so gar nicht zur ansonsten transportierten Grundstimmung passen. In die andere Richtung kann man von der reinen Sexualität zum Kink übergehen, wenn Fesseln oder Peitschen auch nur als Dekoration am Rand des Bildes liegen.

Die Charakterkonstellation in den Bildern widerzuspiegeln, ist regelmäßig gewünschtes Ziel – hier ist aber aufgrund der unglaublichen Variation von Charakteren eine pauschale Empfehlung schwer. Wenn ein Machtgefälle zwischen den Charakteren besteht, das sich gerade in der sexuellen Beziehung widerspiegelt, gibt es einige typische Darstellungsmöglichkeiten. Das können einerseits Gesten sein, die Dominanz und Unterwerfung ausdrücken, aber auch Dinge wie die Menge an Kleidung, die getragen wird.

Fazit

Wie immer, wenn man besondere Fotos haben möchte, helfen ein paar mehr Gedanken darüber, was man wie zeigen möchte, ganz entscheidend weiter. Gerade wenn man von eher harmlosen Pärchenbildern in die erotische Ecke will, sollte man nicht nur zwischen den Cosplayern absprechen, was man sich vorstellt, sondern auch abklären, womit sich der Fotograf noch wohl fühlt. Da Erotik auch nicht erst beginnt, wenn die Hüllen fallen, ist auch häufiger ein entsprechender Bedarf nach Absprache vorhanden, als man zunächst meinen würde. Mit den fertigen Bildern lässt sich dann auch der Valentinstag gut überstehen – man hat ja ein furchtbar kitschiges Liebespaar im Fotoordner!

Artikelbild: „Scheue Blicke“ Cosplayer: Timeskipcosplay – Fotografie: Kenren

 

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