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Die meisten alten Kulturen haben ihre großen Feste an der Sonne und dem Mond orientiert. Auch heute sind viele dieser Feste noch bekannt und bieten im LARP schöne Ansätze für Rituale, Opferzeremonien und Stammesfeste aller Art.

Viele der Jahreskreisfeste sind dem ein oder anderen Spieler ein Begriff. Besonders für Spielergruppen, die Kelten oder ähnliche Kulturen darstellen, spielen sie eine große Rolle. Doch was hat es eigentlich mit diesen Festen auf sich? Warum haben so viele Völker ähnliche Feste und was wird da eigentlich gefeiert? Wir wollen die Ereignisse des Jahreskreises kurz zusammenfassen, um mögliche Ansätze für schönes Spiel aufzuzeigen.

Die folgenden Bilder zeigen Jahreskreisfeste bei den MacDaragh, einem LARP-Keltenclan aus dem fiktiven Königreich Daracha. Daracha entstand aus der Frage, was gewesen wäre, wenn sich im Mittelalter in Schottland ein unabhängiges Königreich hätte entwickeln können. Doch nun ist der Thron verwaist und nur der Getreuenpfad führt zur Krone. Mehr Infos zu den MacDaragh findet ihr auf ihrer Homepage oder Facebook.

Eine grobe Einordnung

Eine Übersicht
Eine Übersicht © moibalkon

Der Jahreskreis orientiert sich hauptsächlich an der Sonne. Die Ereignisse, die das Jahr in erster Linie prägen, sind die vier Sonnenfeste: Die Sommersonnenwende, die Wintersonnenwende und die beiden Tag- und Nachtgleichen. Dazwischen finden vier Mondfeste (jeweils an dem Vollmond, welcher der Mitte zwischen zwei Sonnenfesten am nächsten kommt) statt. Man könnte sagen, dass die Mondfeste den Übergang von einer Jahreszeit zur nächsten markieren, während die Sonnenfeste den jeweiligen Höhepunkt stellen. Nach diesem Muster begehen Kulturen auf der ganzen Welt ihre heiligen Feste. Heutzutage, auf unserem modernen Kalender, feiern wir diese Ereignisse eher an festen Tagen. Selbstverständlich können die Termine für das Ausspielen beim LARP abweichen. Da jedes Volk seine eigene Art und mythologische Begründung hat und diese früher teilweise sogar regional sehr unterschiedlich waren, geht es hier eher darum, den Grundgedanken hinter den Festen zu finden. Natürlich kann jede Gruppe und jeder Priester, Druide oder Schamane im LARP seinen eigenen Ritus zum Fest machen, aber der Kern der Sache sollte am besten erhalten bleiben.

Ostara

Das Ostarafest ist die erste der beiden Tag- und Nachtgleichen und findet im Frühling statt. Nach diesem Tag wird es länger hell als dunkel sein. Mittlerweile ist die Natur wieder erblüht und es beginnen die Planungen für einen hoffentlich fruchtbaren Sommer. Ein wichtiger Aspekt dieses Festes ist neben der Fruchtbarkeit die Wiedergeburt. Es wird gefeiert, dass die Natur wieder zu ihrer alten Pracht zurückgefunden hat. Da das Ei ein starkes Symbol für Geburt und Widergeburt ist, wird dieses Fest oft durch das Verstecken bunt bemalter Eier gefeiert. Vielerorts war es auch typisch, dass der Geist des Frühlings durch ein Kind mit einer Hasenmaske repräsentiert wird. Hier sind viele Parallelen zu unserem Osterfest deutlich erkennbar. Die christliche Feier der Wiederaufstehung Jesu entspricht ebenfalls dem ursprünglichen Prinzip des Ostara-Festes.

Beltane

Dieses Mondfest markiert den Anfang des Sommers. Das lädt zu einer Vielzahl von Jagd- und/oder Fruchtbarkeitsriten ein. Die Feste zwischen den Sonnenfesten stellen immer eine Art Schwelle oder Übergang von einer Jahreszeit in die nächste dar, in diesem Fall von Frühling zu Sommer. Dieses Fest Ende April ist oft auch als Walpurgisnacht bekannt. In der Walpurgisnacht kommen Hexen an heiligen (oder unheiligen) Orten zusammen, um gemeinsam Rituale und wilde Tänze aufzuführen. Ein wesentlicher Aspekt dieses Festes ist die Fruchtbarkeit. Beltane war ein beliebtes Datum für Hochzeiten und rituelle Vereinigungen. So werden häufig durch Wettbewerbe ein ritueller König und eine Königin gewählt, die sich dann feierlich zusammenfinden. Das mag sich auch darin begründen, dass Kinder, die an diesem Tag gezeugt wurden, im Frühling zur Welt kommen, wenn der Winter überstanden ist und es dem Kind in den ersten Lebensmonaten an nichts fehlt.

Litha

Die Sommersonnenwende ist der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres. Damit ist sie der Höhepunkt des Sommers. Nach diesem Tag werden die Tage wieder kürzer. In erster Linie wird hier der Sommer an sich gefeiert, die Sonne, die Wärme und das Leben. Die Felder, die im Frühling bestellt wurden, tragen jetzt Früchte und lassen auf ertragreiche Ernten im Herbst hoffen. Je nach Kultur sind Opferrituale an der Tagesordnung. Es wird dem Sommer geopfert, um seine Kraft noch etwas länger zu erhalten, und man bittet um einen milden Herbst. Auch wenn nach diesem Fest die Nächte wieder länger werden, konzentriert man sich stärker auf den Höhepunkt des Sommers als auf die aufkommende Dunkelheit.

Lammas

Zu diesem Mondfest wird die erste Ernte des Jahres eingeholt. Auch wenn der Sommer nun dem Herbst weichen muss, erfreuen sich die Menschen an den Früchten ihrer Arbeit. Gerade, weil die Tage wieder kürzer werden, werden die Stunden, an denen die Sonne scheint, fleißig genutzt. Da es auch langsam kälter wird, bekommen die Leute eine Ahnung vom nahenden Winter und sind umso dankbarer dafür, dass er noch nicht da ist. „Es ist noch nicht Winter und dank der eingebrachten Ernten fehlt es uns an noch nichts“. Das ist in etwa die Grundstimmung an diesem Fest. In gewisser Weise ist es also ein typisches Erntedankfest. Diese Feste haben in der heutigen Zeit, in der man fast alles ganzjährig im Supermarkt bekommen kann, stark an Bedeutung verloren.

Mabon

Die Tag- und Nachtgleiche des Herbstes ist in vielen Punkten eine gesteigerte Version von Lammas. Die Ernte ist nun zum größten Teil eingebracht. Man ist dankbar für die Ernte. Nach diesem Fest sind die Nächte länger als die Tage, und das Bewusstsein für den nahenden Winter wird immer größer. Lammas hat den Beginn des Herbstes eingeläutet. Mabon ist sein Höhepunkt. Es wird wehmütig auf den Sommer zurückgeblickt und man hofft auf einen milden Winter. Hier wird deutlich, dass der Herbst den Übergang vom Licht zur Dunkelheit darstellt. Es ist üblich, etwas von der eingebrachten Ernte zu opfern, um einen kurzen und nicht zu kalten Winter zu erbitten. In Anbetracht eben dieses nahenden Winters werden die Opfer umso kostbarer, da man diese Güter für die finstere Jahreszeit hätte gebrauchen können.

Samhain

Samhain ist wohl das düsterste Fest des Jahreskreises. Es läutet nicht nur den Beginn des Winters ein. An diesem Mondfest ist die Schwelle zur Geisterwelt angeblich extrem dünn. Man maskiert sich und feiert laute Feste, um sich vor bösen Geistern zu schützen, die in dieser Nacht auf „unsere“ Seite der Welt wechseln. Gleichzeitig wird diese Nacht auch gerne genutzt, um den Rat der Verstorbenen in Orakeln zu erbitten. Mit Halloween hat dieses Fest einen modernen Ableger, der noch an seine Ursprünge erinnert. Im LARP lädt dieses Fest zu Grusel- und Geisterplots aller Art ein. Die Spielmöglichkeiten sind so vielfältig, wie es die Vorstellungen vom Jenseits sind. Selbst ohne Geister und außerweltlichen Besuchern bietet es sich an, in Ritualen und Zeremonien um Beistand für den Winter zu bitten. Insgesamt lässt sich sagen, dass bei diesem Fest die Angst eine größere Rolle spielt als Hoffnung oder Dankbarkeit.

Jul

Neben Samhain und Beltane ist Jul sicherlich das bekannteste Jahreskreisfest. Die Wintersonnenwende ist zwar die längste Nacht des Jahres, läutet so aber auch gleichzeitig die Rückkehr des Lichtes ein. Die Tage werden langsam wieder länger und die erste Hälfte des Winters ist überstanden. Man blickt wieder der Zukunft entgegen, und man ist sich bewusst, dass der nächste Frühling mittlerweile näher ist als der vergangene. Viele Arten, dieses Fest zu feiern, beinhalten Licht und Feuer. Auch bei diesem Fest spielen die Widergeburt und das Leben eine große Rolle. In vielen alten Religionen geht es bei diesem Fest um das Wiedererwachen verschiedener Gottheiten, die mit dem Licht oder dem Frühling assoziiert werden. Es war üblich, sein Heim mit immergrünen Zweigen zu schmücken. Der Weihnachtsbaum und der Mistelzweig sind noch Überbleibsel dieses alten Brauches.

Imbolc

Das letzte Fest im Jahreskreis feiert den Beginn des Frühlings. Die Tiere erwachen langsam aus ihrem Winterschlaf und auch die ersten Pflanzen fangen wieder an zu erblühen. Der Schnee schmilzt und die Natur findet beständig wieder zu ihrer alten Pracht zurück. Da die Vorräte noch vom Winter in Anspruch genommen sind, wird dieses Fest nicht so ausladend gefeiert, wie es das vielleicht verdient. Nichtsdestotrotz wird der Frühling willkommen geheißen und man freut sich, den Winter gut überstanden zu haben. In vielen Punkten ist Imbolc Ostara relativ ähnlich, doch wo Ostara den Höhepunkt des Frühlings feiert, läutet Imbolc erstmal dessen Beginn und damit auch das Ende des Winters ein.

Ein paar Worte zum Schluss

Dieser Artikel will einen groben Überblick über die Jahreskreisfeste geben, erhebt aber keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wie anfangs erwähnt wurden viele dieser Feste unter den verschiedensten Namen auf der ganzen Welt verteilt gefeiert und das über einen enormen Zeitraum hinweg, in dem sich die Art der Rituale kontinuierlich langsam verändert hat. Wenn der eine oder andere Leser das Gefühl hat, noch etwas hinzufügen zu wollen, kann er dies sehr gerne in den Kommentaren tun. Ich würde mich sehr über einen angeregten Austausch oder auch Erfahrungen mit dem Ausspielen dieser Feste freuen. Mir war es in erster Linie wichtig, den Kern jedes Festes herauszuarbeiten, um mögliche Spielansätze für das LARP aufzuzeigen. Hier ist vorrangig die Kreativität der Spieler gefragt. Es ist gut möglich, dass in künftigen Artikeln noch ausführlicher auf einzelne Feste eingegangen wird und auch konkrete Spielvorschläge gemacht werden.

In diesem Sinne: Feiert die Feste, wie sie fallen, immerhin gibt es das ganze Jahr über Gründe, sich zusammenzufinden, um besorgt, hoffnungsvoll oder einfach glücklich und dankbar zu sein.

Artikelbilder: Depositphotos | © almir1968, MacDaragh Bilder von Daniel Schmitt

Über den Autor

Robert Hess studiert Ressortjournalismus in Ansbach und verbindet damit Hobby und Studium. Als leidenschaftlicher LARPer treibt er sich hauptsächlich in Süddeutschland auf diversen Cons rum. Über dieses phantastische Hobby schreibt er nun auch bei den Teilzeithelden und widmet sich dabei Praxistipps ebenso wie Bastelanleitungen.

 

 

 

7 Kommentare

  1. Ich bekomme eher Migräne wenn unter „Opferritus“ in allen möglichen Serien immer gleich Menschen geopfert werden, auch wenn das historisch Null akkurat ist. Aber Blut ist geil und bringt Zuschauer.

  2. Es handelt sich hier um die Jahreskreisfeste im Wicca, einer synkretisch, neuheidnischen Religion, die erst im 20. Jahrhundert entstand. Mit „alten Kulturen“, mit „Feste(n) (die) unter den verschiedensten Namen auf der ganzen Welt verteilt gefeiert“ werden oder gar mit dem „was gewesen wäre, wenn sich im Mittelalter in Schottland ein unabhängiges Königreich hätte entwickeln können“ hat das Ganze herzlich wenig zu tun.

    Da die Darstellung von Realreligionen im Larp von vielen, wenn nicht sogar den meisten abgelehnt wird, wäre ein Hinweis darauf, dass es sich hier um einen solchen Fall handelt, wichtig gewesen.

    Auch zu vielen anderen Punkten hätte man besser recherchieren können. (Stichworte: Ostara, Weihnachtsbaum…)

    • Man hätte bei jedem Punkt besser Recherchieren können und tiefer ins Detail gehen. Dan wäre das hier allerdings kein Artikel, sondern ein Buch geworden. Es war meine Absicht oberflächlich auf den „Geist“ dieser Feste einzugehen um Spielmöglichkeiten aufzuzeigen. Ich sage ja gar nicht das das „so und nicht anders“ sei. Mit Schottland hat das ganze nichts zu tun, aber das Sonnwenden und TagNachtgleichen weit verbreitet gefeiert wurden ist eine Tatsache. Wenn du das Gefühl hast Informationen beisteuern, oder Richtig stellen zu können würde ich mich wie erwähnt über einen Austausch freuen.

  3. An der stelle will ich gerne darauf hinweisen das der Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Ich habe bewusst nicht von Menschenopfer gesprochen. Ein Opferritus kann viel sein und was geopfert wird habe ich absichtlich offen gelassen. Was die ArcheologieMigräne betrifft würde ich mich freuen verbessert zu werden. Im Artikel fordere ich dazu auf, Anmerkungen in die Kommentare zu schreiben. Wäre an dieser Stelle neugirig was Historisch korrekt wäre.

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