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Würfel gehören zum Brettspiel seit langem dazu. Drafting ist ebenfalls mittlerweile oft genug verwendet worden. Aber beides in Kombination? Das ist dann doch eher selten. Grund genug für Holger, sich den Hingucker von CGE von der Spiel 2017 einmal genauer anzusehen.

Würfel schienen auf der Spiel 2017 eine Renaissance zu erleben. Sagrada, Rajas of the Ganges, Dice Force und eben auch Pulsar 2849. Eine ganze Reihe neuer Spiele, die die Urform des Zufallselements auf neue Arten und Weisen nutzen. Pulsar 2849 reduziert den Zufallsfaktor hier durch das Drafting, also das fortlaufende Auswählen aus einem gemeinsamen Pool, versehen mit unterschiedlichen „Kosten“, je nach Höhe des Würfels. Zufall ist damit immer noch ein wichtiges Element, aber es ist kein unkontrollierter Faktor, sondern nur ein Element, das in den Strategien der Spieler bedacht werden will.

Spielablauf

Pulsar 2849 benötigt einen recht großen Tisch zum Spielen, macht dafür aber auch optisch einiges her.

Die zwei bis vier Spieler von Pulsar 2849 übernehmen jeweils die Kontrolle über eine Farbe. Jeder erhält, außer in der ersten Partie, ein persönliches Hauptquartier, ein Schiff sowie die Markierungssteine seiner Farbe. Ein Startspieler wird ausgelost und das Spielmaterial aufgebaut. Da es eine Menge Material ist, kann das eine Weile dauern. Aber dann kann das Spiel beginnen.

Gespielt wird Pulsar 2849 in acht Runden. Zu Beginn jeder Runde wird ein Würfel mehr gewürfelt als das Doppelte der Spielerzahl. Bei drei Spielern also zum Beispiel 7 Würfel. Diese Würfel werden auf die entsprechenden Felder des Würfelbretts verteilt, dann wird der Median gesucht, also das Feld, bei dem möglichst gleich viele Würfel größer wie kleiner sind. Geht das genau auf, kommt der Medianmarker exakt an das Feld. Geht es nicht genau auf, wird er leicht seitlich versetzt.

Im vorliegenden Fall war der Median exakt bei 3.

In Spielreihenfolge nehmen sich die Spieler nun jeweils einen dieser Würfel, dann in umgekehrter Spielreihenfolge noch einen. Dabei gilt, dass jeder Spieler einen seiner Marker auf den beiden Leisten des Würfelbretts (Initiative- und Ingenieursleiste) versetzen muss. Und zwar um ein Feld für jedes Würfelergebnis, um das der genommene Würfel vom Medianmarker entfernt ist. Dabei gilt, dass die höheren Würfel meist auch die wertvolleren Aktionen erlauben, so dass sie sowohl gefragter, aber auch teurer sind.

Jeder Spieler bekommt, außer in der allerersten Partie, ein persönliches Tableau mit eigenen Aktionsmöglichkeiten.

Haben alle Spieler ihre zwei Würfel, wird in Spielreihenfolge die Runde abgehandelt.

Wer am Zug ist, setzt dabei seine beiden Würfel für Aktionen ein. Mit jedem Würfel kann man dabei sein Schiff um eine entsprechende Anzahl Felder bewegen. Passiert oder endet man auf einem unentdeckten Sonnensystem, wird dieses aufgedeckt. Auch darf man einen seiner Marker auf einen Planeten setzen, wann immer man ein Sonnensystem passiert, oder dort den Zug beendet. Die bewohnbaren, blauen Planeten darf man dabei nur wählen, wenn man die Bewegung exakt dort beendet. Die braunen Planeten auch im Vorbeiflug. Markiert man so einen blauen Planeten, bekommt man außerdem den Bonus des Sonnensystems, oder, falls man diesen nicht haben will, einen zufällig gezogenen anderen Bonus. Die braunen Planeten bringen erst einmal gar nichts, sind aber am Spielende wichtig für die Punktewertung.

Neben Planeten gibt es aber auch die titelgebenden Pulsare, die man ebenfalls in Beschlag nehmen kann. Dafür muss man seinen Zug auf ihnen beenden, und darf sie dann mit einem seiner Pulsarringe markieren. Hat man bereits ein Gyrodine in seinem Vorrat, darf man es auch sofort auf dem Pulsar platzieren.

Erhalten kann man diese Gyrodines auch für bestimmte Würfelzahlen. Und einmal platziert kann man sie mit wieder anderen Würfelzahlen aktivieren. Ist das erfolgt, geben sie jede Runde Siegpunkte.

Aber nicht nur auf der Karte gibt es Dinge zu erledigen. Auch abseits davon gibt es mannigfaltige Möglichkeiten, seine Würfel einzusetzen. So kann man Technologien entwickeln, die Vorteile für bestimmte Aktionen oder sofortige Boni geben. Dazu gehören zum Beispiel die Teleportation des eigenen Schiffes oder das Übernehmen der Kontrolle über einen der unerreichbaren Pulsare ohne Verbindungslinie.

Man kann auch Transmitter bauen, die sofortige Boni oder Punkte, oder ein stetes Einkommen an Punkten oder Ingenieurswürfeln, liefern. Außerdem kann man die Transmitter zu Würfeln zusammensetzen. Und da Würfel in diesem Spiel Aktionen darstellen, ist ein weiterer Würfel eine weitere Aktion. Bei gerade einmal zwei Aktionen, die man üblicherweise pro Runde hat, ist eine weitere ein erheblicher Vorteil. Aber es gibt nur einen roten Zusatzwürfel, was symbolisiert, dass man nur eine solche Zusatzaktion pro Runde erhalten kann, egal aus welcher Quelle.

Die Transmitter können einmalige oder wiederkehrende Boni liefern. Wenn man zwei von ihnen fertigstellt, kann man daraus auch Zusatzwürfel bauen.

Denn natürlich gibt es auch neben den Transmittern noch andere Möglichkeiten, an diesen Würfel zu kommen. Dazu gehören die Ingenieurswürfel. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass ein Würfel mehr gewürfelt wurde als an die Spieler verteilt wurde? Dieser Würfel stellt den Wert dar, den sich jeder Spieler für vier Ingenieurswürfel kaufen kann. Aber auch Sonnensysteme oder Technologien können einen Zusatzwürfel liefern. Ebenso die Projekte im eigenen Hauptquartier.

Nachdem alle Spieler ihre Würfel eingesetzt haben, wird die Zugreihenfolge für die nächste Runde bestimmt. Dazu ist die eine der beiden Leisten auf dem Würfelbrett ausschlaggebend. Wer dort weiter vorne steht, wird in der kommenden Runde auch eher am Zug sein.

Die andere Leiste sorgt direkt im Anschluss dafür, dass Ingenieurswürfel an die Spieler verteilt werden. Auch hier gilt: Wer weiter links steht, bekommt auch mehr.

Danach werden die durch aktive Gyrodines und Transmitter generierten Ressourcen verteilt.

Zu guter Letzt wird dann der Rundenmarker um eine Reihe nach oben geschoben, wodurch sowohl der Zeitverlauf angezeigt, als auch neue Technologien aktiviert werden. Und dann kann schon die nächste Runde beginnen.

Nach acht Runden endet das Spiel, und es erfolgt die Schlusswertung. Bei dieser zählen nicht nur die während des Spiels gesammelten Punkte, es gibt auch noch Zusatzpunkte für die Anzahl der kontrollierten Planeten, sowie Zusatzpunkte für das Erfüllen bestimmter Bedingungen, die in jeder Partie anders sind. Erfüllt man bei diesen die erste Stufe, kann man für Ingenieurswürfel noch weitere Punkte freischalten. Außerdem gibt es ein paar Technologien, die ebenfalls Punkte verleihen.

Nachdem alles zusammengerechnet wurde, gewinnt, wer hätte das gedacht, der Spieler mit den meisten Punkten.

Die Vielzahl der Aktionsmöglichkeiten sowie die große Menge unterschiedlicher Quellen für Siegpunkte lässt es schon vermuten: Pulsar 2849 ist kein leichtes Spiel. Weder ist es leicht zu erklären, noch leicht zu lernen, und schon gar nicht leicht zu meistern. Es ist nicht nur auf dem Tisch ein echter Brocken.

Die Regeln sind an ein paar Stellen etwas ungewöhnlich. So zum Beispiel, dass nicht jeder Spieler immer eine Aktion macht und dann der nächste am Zug ist, sondern ein Spieler jeweils alle seine Aktionen durchführt. Das kann dazu führen, dass im schlimmsten Fall neun Aktionen vor den eigenen stattfinden, und somit nur noch wenig von dem, was man vorhatte, möglich ist. Eine genaue Planung ist dadurch schwer, aber dennoch enorm wichtig. Denn gerade einmal 16-24 Aktionen hat jeder einzelne Spieler, und so muss jede einzelne davon genau überlegt sein.

Und da sowohl die Technologien, als auch die Sonderpunkte bei Spielende in jeder Partie unterschiedlich sind, kann man sich auch nicht auf die Strategien verlassen, die bei den letzten Malen funktioniert haben. So ist jedes Spiel aufs Neue spannend und erfordert erneutes Analysieren und das Durchdenken der Möglichkeiten. Dadurch entsteht ein abwechslungsreiches, aber auch relativ langes Spiel.

Ausstattung

Die Schachtel von Pulsar 2849 ist bis zur Oberkante gefüllt. Es gibt kein Inlay, aber das hätte ohnehin keinen Platz mehr in der Kiste gefunden.

Voller könnte die Schachtel von Pulsar 2849 kaum sein.

Das Spielmaterial ist von ordentlicher Qualität. Die Schiffe sind niedlich, die Marker wirken hingegen ein wenig wie Weingummi-Drops. Die Würfel sind aus Holz und lackiert. Die allermeisten anderen Komponenten sind aus robuster Pappe. Einzig die Spielhilfen sind aus Hochglanzpapier. Hier hätte ich mir ebenfalls Pappe gewünscht, da sie gerade in den ersten Partien öfter gewendet werden müssen, und so eine höhere Festigkeit schön gewesen wäre.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Czech Games Edition
  • Autor(en): Vladimír Suchý
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Englisch
  • Format: 30 x 30 x 7 cm
  • ISBN/EAN: B0761KWHM1
  • Preis: ca. 50 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Homepage des Herstellers gibt es die englischen Regeln zum Download. Auf der Spiel 2017 wurden uns auch deutsche Regeln angekündigt, aber bisher sind diese noch nirgendwo aufgetaucht. Auch die von Asmodee angekündigte deutsche Version lässt leider auf sich warten. Da das Spielmaterial aber komplett sprachneutral ist, ist das nicht so tragisch.

Fazit

In Pulsar 2849 würfeln sich die zwei bis vier Spieler durch einen bunten Punktesalat. Jeder Zug ist dabei eine neue Herausforderung, denn es gibt eine schier endlose Menge an Dingen, die man gerne tun würde, aber nur zwei oder vielleicht drei Aktionen pro Spieler und Runde. Und von den Runden gibt es auch nur acht. Durch diese Knappheit an Aktionen entsteht ein hoher Druck, denn jede verschwendete Aktion hat einen enormen Einfluss auf das Endergebnis. Dieser Umstand sorgt für ein hochkomplexes Spiel, das unter einer gehörigen Portion Analyse-Paralyse ein wenig erstickt werden kann. Wenn man aber die richtige Runde hat, kann man durch die Variabilität der Technologien und Zusatzpunkte viele Partien damit zubringen, die jeweils beste Strategie zu finden, sich gegenüber seinen Mitspielern durchzusetzen. Sicherlich kein Familienspiel, aber für Enthusiasten mit einem großen Tisch – denn der ist zwingend notwendig, um das Spiel überhaupt aufbauen zu können – ein durchaus solides Eurogame vor einer Science-Fiction Kulisse. Und was ein Median ist, lernt man nebenbei auch noch.

 

Artikelbild: © Czech Games Edition, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur, Fotografien: Holger Christiansen
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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