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Nach der Schlacht von Yavin hat sich Han Solo von der Rebellion verabschiedet. Zusammen mit seinem Co‑Piloten Chewbacca wandte er sich erneut dem Schmugglergeschäft zu. Doch etwas veränderte sich in Solo. Immer öfter hat er bei Aufträgen ein ganz mieses Gefühl, bis ein nicht ganz freiwilliges Angebot seinen Ehrgeiz weckt.

Am 24. Mai feiert Solo: A Star Wars Story seine deutsche Kinopremiere. Mit Alden Ehrenreich als junger Han Solo werden wir mehr über die Vergangenheit und die Handlungsmotivationen des Schmugglers und selbsternannten besten Piloten der Galaxis erfahren. Mit dem Comic-Sonderband Han Solo widmete Marvel Comics dem bekannten Schmuggler und Piloten des Millennium Falken eine eigens auf ihn fokussierte Geschichte, die mehr vom Innenleben des weltbekannten Gauners offenlegt.

Handlung

Die Schlacht von Yavin war geschlagen, der Todesstern vernichtet. Doch Han Solo hielt es nicht lange in den Reihen der Rebellion. Gemeinsam mit Chewbacca zog es ihn zurück in die dunklen Winkel der Galaxis, um dem Geschäft nachzugehen, in dem er, seiner eigenen Ansicht nach, der Beste war, das Schmuggeln. Aber es lief nicht mehr so, wie es Solo gewohnt war. Immer wieder sagte ihm sein Bauchgefühl, dass etwas an den Geschäften faul war, die man ihm anbot. Er verlor Schmuggelware, schlug Geschäftsangebote aus, mied Routen. An zu vielen Stellen vermutete er Betrug und Hinterhalte. Dies schlägt sich nun so langsam in seinen Kreisen nieder. Während Han Solo sich selbst gegenüber immer wieder betont, dass er nur vorsichtig agiert, droht ihm der Ruf eines Feiglings anzuhaften.

Solos Ruf leidet unter seinem Misstrauen neuen Auftraggebern gegenüber.

Gerade nachdem der Pilot des Millennium Falken eine weitere Jobofferte ausgeschlagen hatte, bemerkt er, dass mindestens eine Person ihn bereits seit geraumer Zeit verfolgt. Nach einem erfolglosen Fluchtversuch muss Solo feststellen, dass Chewbacca seine Verfolger zu kennen scheint. Selbige entpuppen sich als Agenten der Rebellion, entsandt von Prinzessin Leia Organa, die nicht ihn selbst erneut rekrutieren möchte, sondern Bedarf an seinem heißgeliebten Schiff anmeldet.

Den Falken um nichts in der Welt einem anderen Piloten überlassend, fügt sich Solo widerwillig und trifft sich erneut mit Organa an Bord eines Schiffes der Rebellenflotte. Auch die Rebellion ist nicht begeistert davon, sich erneut an den selbstverliebten Schmuggler wenden zu müssen, doch scheint der Millennium Falke das einzige Schiff zu sein, das für eine Mission von höchster Wichtigkeit in Frage kommt. Der Rebellion gelang es, ein Netzwerk von Informanten innerhalb des Galaktischen Imperiums zu etablieren, doch werden diese nach und nach ausgeschaltet. Es scheint sicher, dass ein Maulwurf die Spione einen nach dem anderen verrät. General Airen Cracken, der Sicherheits- und Aufklärungschef der Rebellion, und Prinzessin Leia Organa beschlossen, dass ein externer Pilot an Bord des Falken die beste Wahl sei, um die letzten drei überlebenden Informanten zu exfiltrieren. Während Cracken von Solo wenig begeistert ist, hält Organa noch große Stücke auf die Fähigkeiten Solos. Sie überzeugt den General, Solo für diese Mission anzuheuern.

Nach einem erfolglosen Fluchtversuch muss Solo feststellen, dass Chewbacca seine Verfolger zu kennen scheint.

Han Solo selbst ist, ebenso wie Cracken, von seiner Wahl als vermeintlicher Laufbursche der Rebellion wenig begeistert. Allein die Umstände der Mission sind es, die ihn einwilligen lassen. So soll er am sogenannten Drachenlochrennen, dem ältesten und gefährlichsten Rennen der Galaxis, teilnehmen und bei drei Zwischenstopps seine lebendige Fracht aufsammeln.

Solo, der einst auszog, der beste Pilot der Galaxis zu werden, sieht die Möglichkeit sein Können zu beweisen und elitäre, von Sponsoren finanzierte Berufspiloten auf ihre Plätze zu verweisen. Gleichzeitig sieht er sich mit existenziellen Fragen in Bezug auf sein eigenes Leben und seine eigenen Motive konfrontiert.

Das Tempo der Handlung wechselt abwechslungsreich zwischen kurzen Atempausen, in denen Solo, und damit auch der Leser, mit seinen eigenen Handlungsmotiven und schnellen actiongeladenen Sequenzen konfrontiert wird. Der Handlungsverlauf ist klar strukturiert und weiß durch Plottwists zu überraschen. Am Ende sehen wir einen Han Solo, den die Teilnahme am Rennen durchaus in Teilen veränderte.

Charaktere

Han Solo ist von seiner Wahl als vermeintlicher Laufbursche der Rebellion wenig begeistert.

Den größten Raum im Comic nimmt, wie es zu erwarten war, die namensgebende Figur des Han Solo ein. Er selbst präsentiert sich als durchaus ambivalenter Charakter. Während er selbst überzeugt davon ist, dass es keine Person in der Galaxis gibt, die ihm wichtiger ist, als er selbst, er niemanden brauche und auch für niemanden da sein wolle, widersprechen seine Handlungen immer wieder diesem persönlichen Kodex. Ehrgeiz treibt ihn an, doch bemerkt er selbst, dass da noch mehr ist, für das er sich begeistern kann, als nur die Suche nach Credits und Ruhm.

Obschon Solo in diesem Comic-Sonderband immer wieder mit seinem nach außen dargestellten Stereotyp des egozentrischen Schmugglers bricht, kippt sein Charakter nicht plötzlich um. Statt vom Egomanen zum Altruisten zu werden, bleibt Han Solo vielschichtig und oftmals auch in sich widersprüchlich. So treibt ihn sein Ehrgeiz im Rennen, das er eigentlich nur zum Schein bestreiten soll, dazu seine Mission mitunter vollständig zu gefährden, während er in einer anderen Sekunde beinahe vom Rennen disqualifiziert wird, als er auf einen der Informanten der Rebellion wartet.

Das Tempo der Handlung wechselt abwechslungsreich zwischen kurzen Atempausen und schnellen actiongeladenen Sequenzen.

Die meisten anderen Charaktere, darunter auch Chewbacca, bleiben Nebencharaktere, über deren Handlungsmotive der Leser ebenso wenig erfährt wie über ihre Vergangenheit. Eine Ausnahme bildet hier die Pilotin Loo Re Anno. Sie wird als die älteste, weiseste und respektabelste Pilotin im Starterfeld beschrieben. Ihre Großmutter war eines der Gründungsmitglieder des Drachenlochrennens, was ihr immenses Alter unterstreicht, da dieses Rennen seit nunmehr Jahrtausenden bestritten wird. Als letzte ihrer Rasse pflegt sie die Philosophie, die einst hinter dem Rennen stand: Die Piloten sollten nicht nur gegeneinander antreten, sondern respektvoll miteinander streiten. Der Pantoraner Delan Vook sowie die beiden Twi’lek Pilotinnen Sotna und Nowk komplettieren die Reihe der dargestellten Piloten.

Prinzessin Leia Organa und General Airen Cracken, der das erste Mal in Episode VI – Die Rückkehr der Jedi Ritter auftauchte, bleiben Nebencharaktere mit kurzem Fokus, auch wenn die sich später anbahnende Romanze zwischen Organa und Solo angedeutet wird.

Zeichenstil

Mark Brooks zeichnete diesen Comic-Sonderband. Brooks ist unter den Marvel-Zeichnern kein unbekanntes oder neues Gesicht, er nahm bereits für diverse Avengers- und Spider-Man-Bände die Zeichenfeder in die Hand. Brooks zeichnet angenehm klar und brilliert durch Liebe zu Details, die gerade in den schnell geschnittenen Raumschlachten hervorstechen. Auch Gestik und Mimik weiß er gekonnt darzustellen. Eine Besonderheit bei der Darstellung Han Solos ist hier besonders erwähnenswert. So wirkt Solo oftmals unverkennbar wie seine Vorlage Harrison Ford. Mitunter sticht jedoch auch die Gesichtsgeometrie Alden Ehrenreichs durch, der in Solo: A Star Wars Story den Part des jungen Han Solo übernehmen wird.

Die verantwortliche preisgekrönte Autorin Marjorie Liu ist ebenfalls in Comic-Kreisen nicht unbekannt und schrieb mit Han Solo eine konsistente und spannende Geschichte. Sie schaffte es, das Herz der bereits bekannten Charaktere einzufangen und gleichzeitig gerade dem Protagonisten neue Tiefe zu verleihen.

Erscheinungsbild

An der Qualität des Sonderbandes gibt es absolut nichts zu beanstanden. Er liest sich auch mit starkem Sonneneinfall hervorragend und liegt gut in der Hand. Selbst schnelles oder unachtsames zur Seite legen, weil mitten im Lesen mal wieder die Tür oder das Handy klingelt, lässt ihn nicht verknittern.

Das Cover ziert eine Star Wars typische Darstellung mit Han Solo als Fokus, umrahmt von Chewbacca, dem Gesicht Leia Organas und einer Raumschlachtszene um den Millennium Falken.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Panini Comics
  • Autor(en): Marjorie Liu
  • Zeichner(in): Mark Brooks
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Softcover, broschiert
  • Seitenanzahl: 128
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini Comics

 

Bonus/Downloadcontent

Fünf Variantcover zum Ende des Sonderbandes bilden das einzige Bonusmaterial.

Fazit

Monate verbrachte dieser Comic zu Unrecht ungelesen in meinem Bücherregal. Seit der Ankündigung von Solo: A Star Wars Story konnte ich mich für eigene Geschichten um Han Solo nicht mehr wirklich begeistern und so wurde auch dieser Comic-Sonderband von mir sehr stiefmütterlich behandelt. Zu groß war die Sorge, dass dieser Film diesen liebgewonnen Gauner nachhaltig schädigen könnte. Aber was hat dieser Comic mit dem Film zu tun? Diese Frage stellte ich mir unlängst, griff dann doch endlich zu und las ihn.

Am Ende bereute ich meine Entscheidung keineswegs. Im Gegenteil. Nun gräme ich mich, dass ich diesen Comic nicht viel früher las, stellte er doch meine Befürchtungen zum oben genannten, in knapp zwei Monaten in den Kinos anlaufenden Film auf null zurück. Mittlerweile freue ich mich beinahe auf diesen Film, begründet durch eben diesen Sonderband, der Themen anspricht, die auch der letzte Trailer von Solo aufgriff.

Im Rahmen aller Star Wars-Publikationen hat der Sonderband Han Solo absolut seine Berechtigung. Er visualisiert einen Meilenstein in der Charakterentwicklung, die Solo einstmals von einem egozentrischen Schmuggler zum Rebellengeneral und dem späteren Ehemann Leia Organas werden ließ. Und er zeigt Han Solo in seinem Element: der Fliegerei in einem Rennen, das an die alten 80er-Jahre-Filme wie The Cannonball Run erinnert. So erklärt sich durch Solos Teilnahme am Drachenlochrennen in diesem Comic sogar seine spätere Trainertätigkeit für junge Piloten im Fünf-Schwerter-Rennen, nach der Geburt seines Sohnes 28 Jahre in der Zukunft, wie sie im Roman Blutlinie erwähnt wird.

Insgesamt macht der Comic Spaß. Die Handlung ist nicht geradlinig und weiß den Leser zu überraschen und zu fesseln. Wer ihn jetzt erst in die Hände bekommt, wird ihn mit gewecktem Interesse auf den kommenden Kinofilm abschließen, so dieses noch nicht vorhanden war.

 


Artikelbilder: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

Dieser Artikel wurde privat finanziert.

 

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