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PAN, hinter dieser Abkürzung verbirgt sich das Phantastik-Autoren-Netzwerk e.V., ein Verband, der die Interessen von Phantastik-Autoren vertritt. Gegründet wurde er im November 2015 und wir hatten damals schnell die Gelegenheit genutzt, um ein Gründerinnen-Interview zu führen.

Am 21. und 22. April gab es das erste Treffen nach der Gründungsversammlung, das erste PAN-Branchentreffen. Zeit für die Romanredakteurinnen der Teilzeithelden, Notizblöcke, Charme und Bibliophilie einzupacken und daran teilzunehmen. Aufgrund verschiedener Verpflichtungen abseits der Teilzeithelden war es uns nur möglich, einen von zwei Tagen teilzunehmen, aber der hat sich gelohnt.

Vielseitige Phantastik

Das Treffen fand im Odysseum statt, dem Abenteuermuseum in Köln, von dem mir verschiedentlich Teilnehmerinnen berichteten, es von unterschiedlichen Ausstellungen zu kennen. Allerdings gab es keine Zeit für Museumsbesuche, da das Treffen mit einem vollgepackten Programm aufzuwarten wusste.

Vorträge wechselten sich darin mit Diskussionsrunden ab, das Publikum stellte eifrig Fragen und diskutierte so engagiert mit, dass mehrfach die eigentlich für einen Programmpunkt geplante Zeit überschritten wurde. An einigen Ecken wurde auch ausgiebig getwittert (unsere Tweets lassen sich nachlesen), was Lena Falkenhagen – Autorin und Mitorganisatorin – irgendwann dazu veranlasste, einmal kurz allen zu erklären, dass einige Leute im Publikum nicht aus Unhöflichkeit auf ihre Handys starren, sondern sich wichtiger Öffentlichkeitsarbeit widmen.

Die Teilnehmer des Branchentreffens deckten eine große Bandbreite ab. Bekannte wie Unbekannte, grauhaarige Herrschaften in gesetztem Alter ebenso wie sehr junge, die noch zur Uni gehen, Leute aus den Verlagsplatzhirschen ebenso wie Kleinverleger, berühmte und unbekannte Autoren und dazwischen Blogger und Menschen von Buchportalen.

Programmthemen

Diskussionsrunde - muss mehr deutsche Phantastik ins Feuilleton?
Diskussionsrunde – muss mehr deutsche Phantastik ins Feuilleton?

Auf eine ähnlich große Bandbreite war das Programm ausgelegt. So ging es von einem überaus informativen Vortrag über Urheberrecht, dessen Nutzung und Verletzung bis zur Vorstellung der Phantastischen Bibliothek in Wetzlar und einer abendlichen Lesung.

Dazwischen zog sich ein Thema jedoch mehr oder weniger ungeplant durch: Immer wieder kam die Rede auf den Unterschied zwischen ernster und unterhaltender Kunst, E-Literatur und U-Literatur, und damit auf den Wert von Phantastik. Viele Phantastikautoren fühlen sich im deutschsprachigen Raum nicht richtig wertgeschätzt, immer wieder wird abgewunken, es sei ja „nur“ Fantasy, nichts Ernstzunehmendes. Umgekehrt bestehen prominente Autoren darauf, dass ihre Bücher keine Phantastik seien, obwohl sie es sind.

Den Grundstein hatte dafür sicher der erste Vortrag mitgelegt, in dem Lektor und Literaturscout Dr. Frank Weinreich den Wert von phantastischer Literatur in und für die Gesellschaft beleuchtete. Mit zahlreichen Zitaten ging er dabei ausgiebig und sehr wissenschaftlich der Frage nach, was Phantastik leistet und wie sehr sie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen in einem anderen Gewand bearbeitet (Vorsicht, Spoiler: sehr viel).

Umso dringender stellen natürlich viele die Frage, welchen Wert wir Phantastik aktuell in unserer Gesellschaft beimessen und damit auch, welche Wertschätzung wir entsprechende Autoren, Verlegern, Lektoren und allen anderen, die entsprechende Bücher machen, zukommen lassen.

Zu erwarten war dieses Thema sicherlich in der Diskussionsrunde zu dem Thema „Muss mehr deutsche Phantastik ins Feuilleton?“, wo zwischendurch mit hochkochenden Emotionen und verbaler Vehemenz über die Bedeutung des Feuilletons gestritten wurde.

Anders dagegen in der Debatte über die Frage, ob jeder schreiben könne. Dort hätte ich nicht erwartet, dass sich dieses Thema hineinschmuggelt, aber da auch Vorurteile zur Sprache kamen, dass Phantastik schreiben nicht schwer sei, es sei ja keine hohe Literatur, fanden sich die Diskutierenden plötzlich wieder bei dem Wert von Phantastik wieder.

Häufig war allgemein nur von Phantastik die Rede, bei vielen Fragen ging es zwar primär um Bücher, aber andere Medien wurden nie per se ausgeschlossen, sondern hatten ihren selbstverständlichen Wert als Teil von Phantastik als solcher.

Fazit und Wünsche

Kay Meyer und Laura Zinn
Kay Meyer und Laura Zinn

Der Tag hat sehr viel Spaß gemacht. Es gab tolle Diskussionen zu spannenden, für alle Phantastikfreunde wichtigen Themen. Wir hatten die Möglichkeit einige Menschen, die wir bisher ausschließlich über digitale Kommunikation kannten, endlich einmal real kennenzulernen. Dazu gesellten sich einige Möglichkeiten und Ideen für neue Artikel und Themen, zu denen es hier in Zukunft sicher noch das eine oder andere zu lesen geben wird.

Wünschen würde ich mir für zukünftige Treffen ein etwas weniger straffes Programm, damit eine kurze Überziehung nicht sofort den ganzen Plan nach hinten verschiebt. Außerdem hätte mir etwas wie Speeddating in den Pausen gutgefallen, vier einander Unbekannte zum Gespräch an einen Stehtisch stellen, damit sich diese kennenlernen. Denn trotz aller Offenheit klebten doch immer wieder die Leute zusammen, die sich bereits kannten. Eine Alternative wären auch längere Pausen, denn in der Mittagspause boten sich die meisten Möglichkeiten, mit bis dato Unbekannten ins Gespräch zu kommen.

Auf der Rückfahrt gab es für mich noch eine sehr persönliche, positive Überraschung: Das Pressepaket enthielt auch das Herbstprogramm des Verlags Fischer Tor und in diesem erwartete mich eine Leseprobe zu einer neuen Übersetzung von Ursula K. Le Guins The Dispossessed. Zu wissen, dass eines meiner Lieblingsbücher erneut den Weg über den Atlantik geschafft hat, war ein würdiger Abschluss für diesen Tag.

Artikelbilder: http://phantastik-autoren.net/

 

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