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Untote neben Lebenden, düstere Gassen und ein Ritual der Unsterblichkeit. Eine Regierung zum Fürchten mit einem König der Fliegen, einem König des Fleisches und einem König der Knochen. Esmoda ist ein unwirtlicher Ort und dennoch einen Blick wert. Begebt Euch bei Splittermond zur Zitadelle der Unsterblichkeit.

Eine Stadt voller Untoter, die ihr Schicksal frei gewählt haben. Ein Moloch voller Nekromanten. Eine ummauerte Enklave der Dunkelheit. Esmoda kann so vieles sein und ist doch nichts. Es ist ein wirklich seltsamer Ort, an dem es von Gefahren und Geheimnissen nur so wimmelt. Selbst Drachlinge meiden ihn. Willkommen in der Zitadelle der Unsterblichkeit. Willkommen in Esmoda.

Der Moloch der Verwesung

Esmoda liegt am Fuße der Schattenwand, ganz am südwestlichen Ende Zhoujiangs. Viermal im Jahr wird dort das Ritual der letzten Rast durchgeführt, welches Auserwählten das Leben nimmt und ihnen ein untotes Dasein beschert. Die nun an die Stadt Gebundenen können diese nur noch für wenige Tage am Stück verlassen, spüren keinen Hunger, keine Kälte und brauchen keinen Schlaf; Gefühle sind für sie nur eine ferne Erinnerung. So ist es nicht verwunderlich, dass der größte Teil der Einwohner untot ist. Sie werden in verschiedene Kasten unterteilt: In die Krieger-, Beamten-, Händler-, Handwerker- und Arbeiterkaste. Hintergrund ist, dass die Untoten nur durch Verbannung, Freitod oder Vernichtung aus der Bevölkerung verschwinden und die Obersten daher sehr genau auswählen, wen sie aufnehmen.

Unter den untoten Bewohnern findet man auch Meister ihrer Klasse aus den Bereichen Handwerk und Wissen sowie Spezialisten aller Art. Weitere Bewohner sind die Wartenden, die todkrank auf die Unsterblichkeit hoffen, ohne zu wissen, wie das Auswahlverfahren für das Ritual aussieht. Die Lebenden sind meist Händler, die versuchen, etwas Farbe in das alles durchdringende Grau zu bringen, was aber nur minder erfolgreich gelingt. So ist die Stadt von Verfall geprägt (der durch Magie, die die Gebäude schützt, aber nie bis zum Äußersten reicht) und kein sehr wohnlicher Ort.

Glaube, Gesetz und Drogen

Die Untoten sprechen in rund 60 Tempeln, Schreinen und Altären zu den verschiedensten Göttern Lorakis’ und beten für Wiedergeburt (welche Ironie), dafür die Zitadelle verlassen zu können oder für die Verbindung ihrer Unsterblichkeit mit den Genüssen, die die Lebenden genießen dürfen.

Während viele Lebende Straftaten begehen, um beispielsweise ihren Hunger zu stillen, verüben Untote eher in einer letzten Gefühlexplosion Verbrechen, die auf Gram oder Zorn beruhen. Die Stadtwache untersteht dem König der Fliegen. Sie ermittelt, bis der wahre Täter und gegebenenfalls seine Hintermänner gefunden wurden, und findet sich nicht mit oberflächlicher Recherche ab.

Die weit verbreitete Droge Teng (auch Der Rausch der 10.000 Lichter) verspricht den Untoten die scheinbare Wahrnehmung von Gefühlen oder lebensähnlichen Sinneswahrnehmungen wie Riechen und Schmecken. Einst von einem Lebenden eingeschleust, mausert sich die Droge in Esmoda zu einer weit verbreiteten Ware.

Die Mächte in der Stadt

Die drei Könige der Stadt unterscheiden sich in Funktion und Auftreten. Der König der Fliegen steht in der Öffentlichkeit, kümmert sich um Handel und den Empfang der Gesandtschaften anderer Länder und ist für die Söldner und Spione zuständig. Der König des Fleisches hat Beamte und Verwalter unter sich und ist für Gericht und Polizei verantwortlich. Der König der Knochen schließlich führt das Ritual der letzten Rast durch und hat die magische Sicherheit Esmodas in seiner Hand.

Noch zu nennen ist der Orden des niemals sterbenden Wissens, der ein Register mit denjenigen (unsterblichen) Bewohnern Lorakis führt, die wichtiges Wissen in sich tragen. Denn statt in eine Bibliothek zu spazieren und etwas nachzuschlagen, muss man in Esmoda den jeweiligen Spezialisten aufsuchen, der durchaus mehrere hundert Jahre alt sein kann.

Erze, wie das berühmte Totenerz, Kristallsand, alchemistische Zutaten und Edelsteine werden in der Stadt gehandelt. Nahrungsmittel werden hingegen kaum benötigt. Als teures und begehrtes Gut gilt auch Wissen (meist Spezialwissen oder zur Perfektion gereifte Erfahrung), das von den Kasten verwaltet wird.

Esmoda

Esmoda ist eine auf achteckigem Grund stehende Festung, umgeben von zehn Meter hohen Mauern mit nur zehn Eingängen. Das Herz der Zitadelle, das mit drei mehr als fünfzig Meter hohen Türmen aufwartet, steht genau in der Mitte der Metropole. Jeder dieser Türme ist einem König zugeordnet und beherbergt die jeweiligen Unterstellten, die privaten Räume und diverse Geheimnisse.

Esmoda verfügt weiterhin über einen Markt im Hoheviertel, der als Zentrum des Handels gilt, ein Theaterviertel, in dem sich Lebende wie Untote dem darstellenden Spiel widmen, ein Palastviertel, in dem reiche und mächtige Einwohner ihre Wohnsitze haben, das Rattenviertel, in dem die ganz Armen ihr klägliches Dasein fristen, und das Tempelviertel, in dem Gebete an der Tagesordnung stehen.

Für Spieler und Spielleiter

Das obligatorische Kapitel mit wichtigen Informationen für Spielleiter und Spieler darf auch in diesem Regionalband nicht fehlen. Sinnsprüche („Bleib beieinander!“ als Abschiedsgruß), Ausbildungsvarianten („Reiter der Schlaflosen“ als Überbringer und ausführende Kraft außerhalb der Stadt der Untoten) und neue Ressourcen, Waffen, Rüstungen und besondere Materialien werden hier aufgelistet. Dem Spielleiter werden der regeltechnische Umgang mit den Untoten und die Geheimnisse der Stadt aufgedröselt, so dass er bestens ausgerüstet in eine Kampagne starten kann.

Ersteindruck: Letzter Wille

Dem Band liegt ein Abenteuer aus der Feder von Michael Kusternig bei, in dem die Spieler ein „            verlorengegangenes“ Testament wiederbeschaffen müssen, das in Esmoda vermutet wird. Der Auftraggeber soll ein Handelshaus erben, was wegen des fehlenden Papiers nicht bewiesen werden kann. Der Spielleiter hat hier alle Möglichkeiten, für seine Gruppe cthulhueske Spannung aufzubauen. Das Abenteuer ist für Gruppen aller Art geeignet, hält es doch sowohl investigative Momente als auch Herausforderungen für Kämpfer und Schleicher parat. Durch das Studium des Quellenteils dieses Bandes hat außerdem jeder so viele Informationen zur Hand, dass einem düsteren, spannenden und gruseligen Abenteuer nichts mehr im Wege steht. Die Atmosphäre der Stadt, gemixt mit einer guten Story und vielen Gegnergruppen, verspricht ein bis drei Abende voller Spaß.

Erscheinungsbild

Die Mini-Regionalspielhilfe ist, wie alle Uhrwerk-Verlag-Veröffentlichungen, von sehr guter Qualität. Vollfarbig gedruckt, mit gestochen scharfer Schrift, vielen passenden und schönen Illustrationen und einer anhängenden Stadtkarte, ist der Band sehr hochwertig.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Uhrwerk Verlag
  • Autor(en): Oliver Baeck, Isabella von Neissenau, u. a.
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: DIN A4 Softcover
  • Seitenanzahl: 64 Seiten
  • ISBN: 978-3-95867-114-0
  • Preis: 14,95 EUR
  • Bezugsquelle: Amazon, Sphärenmeister

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Splittermond-Website kann man sich die Stadtkarte Esmodas kostenlos herunterladen.

Fazit

Dieser Mini-Regionalband bietet tiefgehende Informationen zur Stadt der Untoten Esmoda. Rituale zur Unsterblichkeit, die irdische Bedürfnisse und Gefühle vernichten, gepaart mit einer abstrus wirkenden Regierung machen diesen Ort zu einem der unwirklichsten auf ganz Lorakis. Der Uhrwerk Verlag begibt sich mit diesem Splittermond-Band in dunkle und gruselige Gefilde und stellt passende und sehr ausführliche Details für Spielleiter und Spieler bereit. Esmoda – Die Zitadelle der Unsterblichkeit ist ein Quell des Horrors, makaber, faszinierend und definitiv eine Reise wert.

Das zugehörige Abenteuer bringt die Chance, diesen Moloch auch gleich zu besuchen, und verspricht düstere Abende am Spieltisch. Eine etwas andere, aber durchaus gelungene Erweiterung des Pen&Paper-Systems Splittermond.

Artikelbilder: Uhrwerk Verlag
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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