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Mit Malmsturm können RollenspielerInnen in ein archaisches Sword & Sorcery-Setting mit Fate Core Regelwerk abtauchen. In den wilden Norden oder in die von ruchlosen Feudalherren beherrschte Waismark? Der Abenteuerband Stätten der Verdammnis bietet drei unterschiedliche Abenteuer, und ob die Auswahl und Präsentation gelungen ist, erfahrt ihr in diesem spoilerfreien Kurzcheck.

Jeder Spielleiter / jede Spielleiterin wird es gelegentlich genießen, eine Rollenspielkampagne ins Leben zu rufen. Eine Kampagne mit eigenen Storyideen zu ersinnen, die Welt zu bauen und tolle Figuren als NSC zu präsentieren. Hierfür ist allerdings ein gewisses Maß an Erfahrung ebenso notwendig wie schlichtweg Zeit für die Vorbereitung. Auch wer gerne selbst geschriebene Abenteuer leitet, wird von Zeit zu Zeit zu einem Kaufabenteuer greifen wollen. Mit Malmsturm – Stätten der Verdammnis bekommt man ein Buch mit drei Kurzabenteuern, die nicht nur in verschiedene Regionen der Malmsturm-Welt führen, sondern auch einen unterschiedlichen Aufbau und infolgedessen eine jeweils andere Spielstruktur besitzen. Für das Verwenden von Malmsturm – Stätten der Verdammnis werden sowohl Malmsturm – Die Fundamente als auch die Fate Core Regeln benötigt.

Der Inhalt

Nach einer Kapitelübersicht am Anfang folgt zunächst eine Einleitung, die einen Überblick über die drei enthaltenen Abenteuer „Das scharlachrote Hexagon“, „Tentakelfinger“ und „Der kosmische Krater“ beinhaltet. Man bekommt eine Art Klappentext der Abenteuer und auch mitgeteilt, wo sie spielen und um welche Abenteuerart es sich handelt. Bis zu diesem Punkt können auch alle lesen, die möglicherweise SpielerIn sein werden, da alles spoilerfrei gehalten ist. Zum Abschluss gibt es sogar noch eine Entscheidungshilfe, für welche Spielabsicht welches Abenteuer gewählt werden sollte.

„Das scharlachrote Hexagon“ findet im Norden des Landes statt und eignet sich für den Start einer neuen Kampagne mit einer selbst erstellten Gruppe. In den Weiten des Nebelmeers ragt ein sagenhafter Berg aus den Fluten hervor und wird zum Schauplatz eines blutigen Wettstreits …

Um einen rachsüchtigen Geist in der alten Hafenstadt Phanagor in die Waismark geht es in „Tentakelfinger“. Doch in diesem Jahr scheint das mörderische Wesen besonders blutdurstig zu sein und ganze Stadtteile könnten vernichtet werden – es sei denn, eine Handvoll unfreiwilliger Zeugen des Beginns der Mordserie können das vielleicht verhindern … Wer Lust auf eine atmosphärische Kriminalgeschichte mit vorgefertigten Charakteren hat, wird hier fündig werden.

Irgendwo in der Ödnis des Kernlandes trifft ein bunt gemischter Haufen Reisender – einige frisch eingetroffen, einige schon seit längerem in der verschlafenen Karawanserei gestrandet – auf die Anhänger einer neuen Sekte und eine Bande erfahrener Wüstenräuber. An ein Fortkommen ist nicht zu denken, also bleibt nicht viel anderes, als sich der Sache anzunehmen … „Der kosmische Krater“ eignet sich zum Spieltest von Malmsturm und/oder für eine Spielrunde, die noch keine Idee für eine Gruppe bzw. Charaktere hat.

Abenteueraufbau und Präsentation

Alle Abenteuer besitzen in etwa denselben Seitenumfang, was allerdings nichts über die Spieldauer aussagt. Sie werden von sehr gelungenen Schwarzweißzeichnungen und „Stimmen aus der Spielwelt“ unterstützt. Alle Abenteuer haben eine gute Grundidee und können diverse Ergebnistabellen wie Landmarken, Gefahren oder Schätze sind ebenso vorweisen wie Kreaturen und Nichtspielercharaktere. Als Fate Core Spiel steht die freie Erzählung als Spielmechanik im Vordergrund, demzufolge gibt es keine vorformulierten Texte zum Vorlesen, wohl aber je nach Abenteuer vollständig ausgefüllte Charakterbögen.

Die Abenteuer sind tendenziell kurz, was AnfängerInnen hinsichtlich des Spielleitens eher entgegenkommt, allerdings bleiben die Inhalte und Abläufe abgesehen von ausgearbeiteten NSC eher fragmentarisch und undetailliert. Eine verlängerte Vorbereitungszeit ist daher vonnöten, oder Freude und Befähigung zur Improvisation. Der unterschiedliche Aufbau der Abenteuer ermöglicht ein Ausprobieren und Kennenlernen von Abenteuermodi (sandboxing vs railroading). Karten der jeweiligen Örtlichkeiten sind nicht vorhanden. Den Abschluss bildet ein kurzes Bestiarium sowie eine Stuntübersicht.

Erscheinungsbild

Das Buch ist wie das Grundregelwerk im DIN-A5-Format und Hardcover. Es hat 190 Seiten und ein Lesezeichenbändchen in schwarz. Die Buchbindung ist einwandfrei, wirkt stabil und vermittelt ein hochwertiges Gefühl. Das Papier hat eine angenehme Stärke und bildet sowohl Zeichnungen als auch Text ohne Einschränkungen gut ab. Bei den Illustrationen wird der passende und sehr gelungene Stil vom Grundregelwerk weitergeführt. Positiv fällt auf, dass hier nicht gespart wurde, sondern oft sogar ganze Doppelseiten für Bilder verwendet werden. Es gibt sowohl eine Kapitelübersicht als auch ein Personen- und Monsterverzeichnis, was zur Funktionalität des Werkes beiträgt.

Beim Coverbild wird derselbe Malmsturm-Schriftzug wie beim Grundregelwerk verwendet und besitzt somit leider auch dieselbe Problematik hinsichtlich der Lesbarkeit der Buchstaben. Anders hingegen das Malmsturmsymbol im unteren Bereich. Im Gegensatz zum Grundregelwerk wurde hier stellenweise helleres Rot verwendet und Highlights heben das Symbol viel deutlicher hervor. Ähnlich wurde mit den umgebenden Nebelschleiern verfahren, was das Malmsturmsymbol insgesamt nicht nur klarer erkennbar macht, sondern auch aufwertet.

Das Textlayout ist gut strukturiert, betont Passagen und gliedert den Inhalt sehr gut. Auch hinsichtlich des Layouts ist eine Verbesserung im Vergleich mit dem Grundregelwerk festzustellen: Wurden dort die Farben Rot, Gold und Schwarz verwendet, bleibt man bei Malmsturm – Stätten der Verdammnis bei schwarz und weiß, was die Problematik der erschwerten Lesbarkeit von Text in Rot und Gold auf schwarzem Grund eliminiert. Offenbar wurde dies erkannt und in dieser Veröffentlichung besser gemacht.

Die harten Fakten:

  • Verlag: Uhrwerk Verlag
  • Autor(en): Sebastian Pleis, Helge Willkowei, Werner H. Hartmann, Bjorn Beckert, Dominik Pielarski
  • Erscheinungsjahr: 2017
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Print, PDF
  • Seitenanzahl: 190
  • ISBN: 978-3-95867-120-1
  • Preis: EUR 29,95 Print, EUR 17,99 PDF
  • Bezugsquelle: Amazon (Print), Shop des Uhrwerk-Verlags (PDF)

 

Bonus/Downloadcontent

Auf der Malmsturm-Homepage gibt es einige Downloads wie Charakterbögen und Zauber. Dazu braucht man dann die die Fate-Core-Regeln zum kostenlosen Download als PDF.

Fazit

Mit Malmsturm – Stätten der Verdammnis bekommt man drei thematisch unterschiedliche Abenteuer für die Malmsturm-Rollenspielwelt. Eine Entscheidungshilfe am Anfang des Buches unterstützt bei der Auswahl des Abenteuers. Der Hardcoverband ist hochwertig und weist Verbesserungen hinsichtlich des Textlayouts und dem Malmsturmsymbol auf dem Cover auf.

Die Abenteuer können zwar gut ausgearbeitete Nichtspielercharaktere, Kreaturen und vorgefertigte Spielercharaktere vorweisen, bleiben aber sonst in weiten Teilen fragmentarisch und erfordern vom Spielleiter / der Spielleiterin zusätzliche Vorbereitungszeit. Deshalb ist der Preis in dieser Höhe insbesondere für die PDF-Ausgabe nicht ganz gerechtfertigt. Zum Spielen wird sowohl Malmsturm – Die Fundamente sowie eine Ausgabe von Fate Core benötigt.

Artikelbilder: © Uhrwerk Verlag und Björn Lensig , faterpg.de, Bearbeitung: Roger Lewin
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Über den Autor

Kilian Braun ist seit vielen Jahren Phantastikfan und leidenschaftlicher Spiele-Spieler. Über DSA kam er zum Tischrollenspiel und probiert mittlerweile gern unterschiedliche Systeme aus. Er ist Autor von Romanen und Kurzgeschichten im Bereich Fantasy und Science-Fiction.

 

 

 

 

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