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Shams Jorjani, Vizepräsident der Geschäftsfeldentwicklung von Paradox Interactive, gab am Abend des 16.11. bekannt, dass White Wolf Publishing mit sofortiger Wirkung komplett in die Strukturen seines Unternehmens integriert wird. Außerdem wurde der Vorverkauf der Vampire-Quellenbücher zur Camarilla und den Anarchen gestoppt.

Hintergrund für den Verkaufsstopp ist, dass ein Kapitel im Buch zur Camarilla geändert, beziehungsweise entfernt werden soll. Dies betrifft sowohl die digitale, als auch die gedruckte Version. Die Änderungen sollen laut Jorjani etwa drei Wochen in Anspruch nehmen.

Der betreffende Abschnitt bezieht sich auf die real stattfindende Verfolgung von Homosexuellen in der zur Russischen Föderation gehörenden Republik Tschetschenien. In der Spielwelt von Vampire handelt es sich dabei um von Vampiren inszenierte Manöver, die damit von ihrer Existenz ablenken wollen. Dieses erzählerische Element sorgte bei vielen Fans für Empörung und führte bereits vor einer Woche zu einem Statement von White Wolf auf Facebook, in dem personelle Veränderungen angekündigt wurden.

White Wolf wird zum Lizenzverwalter

Durch die von Jorjani verkündeten Änderungen wird White Wolf keinen kreativen Anteil mehr an der Entwicklung weiterer Vampire-Produkte haben. Die verbliebenen Mitarbeiter werden eine Abteilung bei Paradox Interactive bilden, die sich in Zukunft ausschließlich um den Kontakt mit Lizenznehmern kümmern und lediglich beratende Eigenschaften haben wird. Die kreative Gestaltung von Vampire-Veröffentlichungen wird damit in Zukunft von externen Entwicklern übernommen.

Für das Rollenspiel Vampire, in dem die Spieler Vampire in einer fiktionalen Version unserer realen Welt verkörpern, war vor wenigen Monaten die neueste Regeledition V5 erschienen. Die Quellenbücher zur Camarilla und den Anarchen sollen die beiden wichtigsten Machtgruppen in der Welt der Vampire näher beleuchten. Bereits vor einigen Monaten war es zu Unstimmigkeiten über die Verwendung realer Konflikte in der Spielwelt gekommen. Damals ging es um die Darstellung von Aktivisten der Alt-Right-Bewegung als beispielhaftes Charakterkonzept für Vampire aus dem Clan Brujah.

Paradox Interactive ist ein Publisher, der bereits im Jahr 2015 White Wolf Publishing mitsamt aller Marken der World of Darkness übernommen hatte. Laut Jorjani war es schon länger geplant, dass die nun angekündigten Änderungen durchgeführt werden. Die Kontroverse um die Abschnitte zu Tschetschenien hätten diese Entwicklung nun beschleunigt.

Seine Mitteilung im Wortlaut findet sich auf dem Newsblog von White Wolf Publishing.

Artikelbild: white-wolf.com

6 Kommentare

    • Homosexuelle werden in Tschetschenien in geheime Lager verschleppt, gefoltert und dort oder woanders ermordet. Morde an Homosexuellen werden, genauso wie sogenannte Ehrenmorde von der Regierung offiziell gebilligt. Bisweilen ruft die Regierung auch zum Mord an Homosexuellen auf.

      WhiteWolf hatte in der fiktionalen Welt des PenandPaper-Rollenspiels Vampire die Geschehnisse folgendermaßen erklärt: Tschetschenien wäre das einzige Land, in dem Vampire offen eine faschistische Terrorherrschaft ausüben. Ein tschetschenischer Vampirclan würde die Verfolgung Homosexueller aber absichtlich überdramatisieren, um gleichzeitig in seinem verborgenen Kampf gegen einen russischen Vampirclan erfolgreicher sein zu können.

      Aus der LGBT-Community gab es daraufhin Protest. Es verharmlose die Gewalt, wenn sie in einer Phantasiewelt als Täuschung einer Verschwörung dargestellt wird. Die tschetschenische Regierung hat hingegen jetzt erklärt, dass hinter WhiteWolf eine Verschwörung der LGBT-Community steckt, hinter der wieder andere Kräfte stecken, die versuchen Russland und Tschetschenien auseinander zu bringen.

      Ramsan Kadyrow bleibt ein beeindruckend verrückter Kerl. WhiteWolf hat aber auch was andere Sachen angeht sich einfach ungeschickt verhalten und in letzter Zeit zu viel vermasselt.

  1. Ehe das hier jetzt wieder losgeht: Versucht euch doch, ehe ihr beurteilt, zu informieren, was genau Sache ist. Und sich vielleicht selbst daraufhin nicht auf ein Urteil einzuschießen, sondern differenziert zu betrachten.

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