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Der Marvel Neustart steht vor der Tür. Die echten Helden sind zurück. Doch was heißt das? Die drei Heftreihen bei Panini starten alle mit einer neuen Nummer 1. Wir haben uns Spider-Man, Deadpool und die Avengers angeschaut und sagen euch, wo sich der Einstieg lohnt.

Neues Jahr, neues Glück! Alle Reihen starten bei #1. Wir werden die nächsten Monate über die wichtigsten Neustarts berichten. Den Anfang machen die Heftreihen, die im Gegensatz zu den Paperbacks auch bei Panini monatlich erscheinen. Jede Reihe hat ein neues Autorenteam bekommen. Und auch wenn die Comics auf die bisherige Kontinuität aufbauen, so ist deutlich zu erkennen, dass die Autoren ganz eigene Wege gehen, um ihre Geschichten zu erzählen. Damit sind alle Reihen auch für Neuleser interessant. Obendrein kommt jede Ausgabe auch mit einem doppelseitigen Poster daher. Also, welchen Helden hätten’s denn gern?

Spider-Man #1

Peter Parker hat viel von dem zu verarbeiten, was in letzter Zeit mit ihm geschehen ist: Doc Octopus hatte seinen Körper übernommen und ihm eine erfolgreiche Firma und einen Doktorabschluss verschafft. Doch die Firma hat er verloren. Der Kingpin ist inzwischen Bürgermeister von New York. Die Beziehung mit M.J. ist schon lang nicht mehr, und auch die kurze Affäre mit Bobby Morse hatte nicht lange Bestand. So befindet sich unser Held nun auf Wohnungssuche. Dabei kommen ihm aber ein paar Schurken um Boomerang in die Quere.

In der zweiten Geschichte gibt es eine Alieninvasion, die niemand erklären kann, und Spider-Man muss sich damit auseinandersetzen, dass die anderen Helden der Stadt nicht gut auf ihn zu sprechen sind. Der Antagonist dieser Geschichte offenbart sich spät und bekommt dann auch seinen eigenen Handlungsfaden. Außerdem taucht eine bisher unbekannte Figur als Drahtzieher im Hintergrund auf.

Man merkt dem Comic an, dass sich Nick Spencer erstmal von Altlasten trennen will. Spider-Man verliert in diesem Heft einiges und setzt wieder alles auf Anfang. Das ist eine gute Möglichkeit, eine komplett eigene Handlung zu schreiben, damit sich etwas Neues entwickeln kann. In welche Richtung es dabei geht, ist nach einem Heft noch gar nicht abzusehen. Doch allein die Gegnerauswahl zeigt, dass ein leichtfüßiger und humorvoller Weg vor ihm liegt. Und genau so muss Spider-Man sein.

Es wird viel Zeit dafür aufgewendet, den Status Quo zu zeigen. Das ist auch gut, da es so für Neuleser besser geeignet ist, Zugang zu finden. Die neuen Fäden werden nur angerissen und vermutlich im nächsten Heft vertieft. Eine kleine Verschiebung des Fokus wäre der Spannung aber zuträglich gewesen. Wirklich mitreißend wird es erst gegen Ende, sobald der mysteriöse Drahtzieher auftaucht. Hier hätte man mehr rausholen können.

Bei den Zeichnungen macht man hier wenig falsch. Die Gesichter sehen sehr kantig und cartoonesk aus, aber das passt zum Stil der freundlichen Spinne von Nebenan. Ich hätte mir mehr Mut und detailliertere Hintergründe  gewünscht, aber die Bilder transportieren das, was sie sollen.

Im Großen und Ganzen kann man mit diesem Neustart zufrieden sein. Peter Parker ist wieder der fröhliche Sprücheklopfer, der gleichzeitig ein ziemlicher Versager ist. Nicht weil er die falschen Dinge tut, sondern weil er nicht immer das tut, was richtig ist. Es wird Potential für eine Charakterentwicklung gelassen und Handlungsfäden gesponnen, die man weiter verfolgen will. Teilweise ist der Comic aber zu sehr auf Neuleser ausgerichtet, so dass man sich fast schon unterfordert fühlt. Ich erwarte allerdings Besserung in den nächsten Ausgaben. Wer schon immer mal bei der Spinne einsteigen wollte, kann hier auf jeden Fall zugreifen.

Die harten Fakten

  • Autor: Nick Spencer
  • Zeichner(in): Ryan Ottley, Humberto Ramos
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Deadpool #1

Wade Wilson hat sein Gedächtnis gelöscht. Alles, was in den letzten Jahren mit ihm passiert ist, wurde zurückgesetzt. Er ist wieder der freundliche Söldner aus der Nachbarschaft. Naja ok, eigentlich ist er nicht freundlich und als Nachbarn will ihn sicher niemand haben. Aber er lässt sich dafür bezahlen, dass er Leute tötet und hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen. So startet dieses Heft im Kino und alles läuft etwas aus dem Ruder. Zum Schluss taucht ein bisher unbekannter Celestial auf: Groffon, der Würger. Und nur eine Person kann ihn stoppen.

Negasonic Teenage Warhead arbeitet inzwischen als eine Art Sekretärin in seinem Sölderbüro.  In einer recht unterhaltsamen Zweitgeschichte diskutiert Deadpool mit ihr, ob er sich nicht besser eine sympathischere Origin-Story zulegen sollte. Dabei werden diverse Geschichten bekannter Superhelden rezitiert.

Zusätzlich zum ersten Deadpool-Heft, hat sich Panini entschieden, Cable beizulegen. Dieser versucht einen Mord aufzuklären und rekrutiert dazu ein neues Team. Auch wenn Doop ein Teil der Geschichte ist, so ist diese doch ungleich ernster und düsterer als die typische Deadpool-Handlung. Man kann sich wirklich fragen, ob es eine gute Entscheidung ist, Geschichten für zwei getrennte Zielgruppen im selben Heft zu veröffentlichen.

Die Zeichnungen von Nic Klein gefallen mir ungewöhnlich gut. Die Kolorierung ist außergewöhnlich hübsch und die Linienführung klar. Es ist die Frage, ob diese Zeichnungen gut zum Söldner mit der großen Klappe passen, aber mich haben sie begeistert. Die Zeichnungen des Cable-Comics können von der Mimik nicht mithalten, sind aber dennoch schön koloriert.

Deadpool-Comics haben es bei mir immer schwer. Neben den tollen Zeichnungen und einer unterhaltsamen Zweitgeschichte um klischeehafte Origin-Stories ist bei mir von diesem Heft wenig hängen geblieben. Die Aussicht, dass sich Deadpool mit einem Celestial herumschlagen wird, sorgt bei mir nicht unbedingt für Freudensprünge. Die Cable-Geschichte, welche die zweite Hälfte des Heftes ausmacht, schlägt einen deutlich düstereren Ton an, schafft es aber genauso wenig, Spannung aufrecht zu erhalten. Außerdem funktioniert diese, im Gegensatz zu Deadpool, nur leidlich als Anfängerstory. Zu viele Figuren tauchen auf, die man nur als langjähriger X-Force-Fan kennt. In der Summe haben wir in diesem Heft von allem ein wenig, aber nichts wirklich Herausragendes. Deadpool-Fans können hineinschauen, sollten aber nur zum Geldbeutel greifen, wenn sie sich gleichzeitig auch für Cable und seine X-Force begeistern können.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Skottie Young, Ed Brisson, Robbie Thompson
  • Zeichner(in): Nic Klein, Jon Malin
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Avengers #1

Die echten Helden sind zurück! Bei den Avengers heißt das, dass nun Captain America, Thor und Iron Man wieder den Grundpfeiler des Teams ausmachen. Mit dem Ghost Rider oder She-Hulk gibt es aber auch ein paar spannende Ergänzungen. Alles über die einzelnen Teammitglieder könnt ihr in folgendem Artikel nachlesen.

Jason Aaron, der bisher hauptsächlich für Thor verantwortlich war, greift in diesem Comic die Handlungen aus dem Legacy Special (das wir hier rezensiert haben) wieder auf. So startet die Geschichte mit Odin, der Black Panther von den Avengers erzählt, die er vor einer Millionen Jahren im Kampf gegen die Celestials anführte. Dies passiert nicht ohne Grund, denn die Celestials scheinen wieder ein wichtiger Handlungsschwerpunkt zu werden. Ebenso wie Loki, der irgendetwas im Schilde führt.

Überall auf der Welt forschen die Helden, die vermutlich im Laufe der Handlung zu den Avengers werden, nach Phänomenen, die auf eine drohende Gefahr hindeuten. Einzig She-Hulk scheint bisher noch außen vor zu sein. Es ist aber mustergültig, wie wunderbar sich die Handlung verdichtet und am Ende in dem Spruch endet, den jeder Fan erwartet: „Avengers, Sammeln!“

Die Zeichnungen wirken teilweise ein wenig überladen, durchbrechen aber regelmäßig die gewohnte Struktur. Dadurch ist es spannend, die Bilder zu betrachten, und man bleibt im Fluss. Es gibt immer wieder gute Ideen, wie das Aufeinandertreffen der großen Drei, das durch eine Zeichnung ihrer Drinks eingeleitet wird. Würde sich Ed McGuinness mehr Raum nehmen, könnte die Story noch zusätzliche Epik entfalten.

Die Story um Loki und die Celestials hat großes Potential und wird hier auch so aufgearbeitet, dass man es ohne Vorkenntnisse verstehen kann. Dieses Heft kann man als Prolog betrachten, so dass noch schwer zu sagen ist, wie sich die Serie danach entwickeln wird. Für sich genommen gibt es hier aber nur wenig zu verbessern. Die Handlung folgt einer klaren Linie und die Figuren haben genug Raum sich zu entfalten. Ich bin gespannt, wo das hinführen wird und gebe dem Heft eine Leseempfehlung.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Jason Aaron
  • Zeichner(in): Ed McGuinness, Sara Pichelli
  • Seitenanzahl: 68
  • Preis: 4,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics

 

Fazit des Monats

Der Neustart ist gut geglückt. Wer sich schon länger gefragt hat, wie er in die Marvel-Comics einsteigen kann, hat jetzt die perfekte Gelegenheit dazu. Um die Altleser nicht zu verärgern, bauen die Geschichten natürlich auf bestehende Handlungen auf, aber ich denke nicht, dass eine Vorlektüre benötigt wird. Fans der verschiedenen Reihen finden das, was sie erwarten. Deadpool ist wie so häufig eher durchwachsen, was auch daran liegt, dass die Blödeleien fortlaufender Handlung entgegenstehen. Wie Humor und Action sinnvoll vermischt werden, macht wie immer Spider-Man vor. Die Avengers stehen wieder vor einer Bedrohung kosmischen Ausmaßes. Für die stringente Handlung gibt es hier aber eine klare Leseempfehlung. Schaut auch nächsten Monat rein, wenn wir die neuen #1-Ausgaben einiger Paperback-Reihen vorstellen.

Artikelbild: © Panini Comics, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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