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Im aktuellen Guardians of the Galaxy Run tauchten die Infinity Steine wieder auf. Diese Story gipfelt bald im Infinity Wars Event. Als Vorbereitung dieses Großereignisses gibt es nun mit Infinity Countdown ein Event, das den Prolog dazu darstellt. Wir haben uns beide Paperbacks und den Megaband angeschaut.

Bei Marvel ist es üblich, dass passend zu aktuellen Filmveröffentlichungen in den Comics neue Geschichten erzählt werden, die Filmzuschauer als Comicleser abgreifen sollen. Zeitgleich zum großen Endgame wird das Event Infinity Wars erscheinen, bei dem die Infinity Steine möglicherweise wieder zusammengesetzt werden. Doch bis es soweit ist, werden die Schachfiguren platziert. Wer schnappt sich welchen Stein, wer wird der große Antagonist und wie soll man als Leser bei so vielen Spielern noch den Überblick behalten? Das alles im kosmischen Prolog Infinity Countdown.

Infinity Countdown #1: Die Steine der Macht

Die Guardians of the Galaxy haben einen riesigen Infinity Stein gefunden. Zusammen mit dem Nova-Corps versuchen sie diesen Stein vor den Raptoren zu verteidigen. Diese hatten zuvor das Corps unterwandert. Zusätzlich ist Groot immer noch als Baby-Groot unterwegs und ein Kampf gegen den Gardener steht an, da dieser Groot daran hindert, wieder größer zu werden. Doch auch weitere Spieler wie Adam Warlock, Ultron und Kang stehen bereit und haben ein Interesse an den Infinity Steinen.

© Marvel
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Man merkt an dieser Beschreibung schon: Für Einsteiger ist dieser Band nicht geeignet. Auch wenn sich viel Zeit gelassen wird die Rückkehr von Adam Warlock zu zeigen, so sind andere Figuren eher stiefmütterlich behandelt und man sollte sowohl Ultrons Zorn als auch Guardians of the Galaxy #8 gelesen haben, um ansatzweise zu verstehen, was hier passiert. Positiv anzumerken ist, dass Panini dem Band umfangreiches Material beigelegt hat, in dem alles über die Infinity Steine erzählt wird, was man wissen muss.

Die Zeichnungen stammen von ein paar der begabtesten Zeichnern bei Marvel, die alle jeweils ihren eigenen unverkennbaren Stil haben. Es wirkt zeitweise chaotisch, da diese Stile nicht jedermanns Geschmack sind und sie sich immer wieder abwechseln. Da hier aber unterschiedlichste Handlungsfäden zusammen gesponnen werden, ist es passend, dass diese sehr unterschiedlich dargestellt werden.

Insgesamt wirkt dieser Paperback irgendwie unfertig. Er ist als direkte Fortsetzung von Guardians of the Galaxy zu sehen, aber dabei nicht eigenständig genug, um für sich zu funktionieren. Wirklich interessant fand ich auch nur die Handlung um Adam Warlock und Kang, die einen eigenen Spannungsbogen hat und keinerlei Berührungspunkte zu den restlichen Handlungen aufweist. Es hätte dem Band gut getan, wenn Gerry Duggan vorher die losen Enden der Guardians abgeschlossen hätte und dann erst in dieses Event gegangen wäre. So ist dieses Paperback nichts Halbes und nichts Ganzes.

Die harten Fakten

  • Autor: Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Mike Deodato Jr., Aaron Kuder, Mike Allred
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Infinity Countdown #2: Der Krieg um die Infinity Steine

Ultron hat einen der Infinity Steine erobert. Adam Warlock und der Silver Surfer versuchen zusammen ihn von seinen Weltbeherrschungsplänen abzuhalten. Parallel dazu gibt es immer noch den Kampf um den Stein der Macht, in den inzwischen auch die Chitauri eingreifen. Die anderen Steine haben für die Handlung keine große Bedeutung, doch Doctor Strange versucht am Ende Kontakt zu den Trägern der Steine aufzubauen.

Dieser Band hat den großen Vorteil, dass es nur noch zwei von einander unabhängige Haupthandlungen gibt. Dass beide Geschichten zusammen als ein Event bezeichnet werden, will sich mir noch nicht erschließen. Der Kampf gegen Ultron ist wirklich spannend aufgebaut, auch wenn ich enttäuscht bin, dass der Silver Surfer so leichtfertig einen zweifelhaften Weg einschreitet. Der Kampf um den Stein der Macht ist ganz im Stile der Guardians ein wenig albern und überladen.

Die Zeichnungen sind okay, wenn auch nichts Besonderes. Die Kolorierung ist mir teilweise zu einfarbig und wenig kontrastreich.

© Marvel
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Wirklich gelungen ist, dass nicht vorhersehbar ist, bei wem nun welcher Stein landet und in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. Schade ist, dass die Zusammenführung der Handlungsfäden auf das nächste Event vertröstet wird. Da bleibt die Frage, warum man die Erzählungen nicht besser aufgeteilt hat. Es hätte sehr gut funktioniert, die beiden Hauptgeschichten in zwei voneinander unabhängigen Comics zu erzählen. Dadurch, dass die Geschichte hin und her springt, entsteht kein Mehrwert.

Ich fand dieses Paperback unterhaltsam und spannend zu lesen. Die Struktur der Handlung war besser zu erkennen und die Erwähnung des Namens Requiem sorgt dafür, dass man gespannt bleibt, wer sich hinter diesem Namen verbirgt und somit wohl der große Antagonist in den Infinity Wars sein wird. Ich bin nicht mit allen Charakterentscheidungen einverstanden, aber das kann ich ignorieren. Zurück bleibt ein gut zu lesender Comic aus den Weiten des Marvel Kosmos.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan
  • Zeichner(in): Aaron Kuder, Mike Hawthorne
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Infinity Countdown Megaband: Die Macht von Thanos

Auch wenn der Titel des Buches wirkt, als ob Thanos eine übergeordnete Rolle spielen würde, so ist er nur in einer der Kurzgeschichten dieses Bandes zu finden. In dieser reisen die Champions ins All und wollen dessen Pläne vereiteln. In der längsten Geschichte geht es um den hier eher unbekannten Helden Darkhawk, der durch seine Verbindung zu den Raptoren nur am Rande mit den anderen Geschichten des Infinity Countdowns zu tun hat. Zusammen mit Nova ergründet er seine Macht und die Absichten der Bruderschaft der Raptoren.

© Marvel
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Daneben trifft Daredevil auf Turk Barrett, dem der Stein des Geistes in die Finger gefallen ist. Captain Marvel ergründet mit dem Stein der Realität das Multiversum und Black Widow stellt sich mit Hilfe des Raum-Steins Jamie Braddock entgegen. Diese drei kurzen Episoden haben einen guten Mehrwert und haben mich gut unterhalten.

Da alle Geschichten hier nur lose verbunden sind, ist es schwer eine Gesamtbewertung zu finden. Das liegt auch daran, dass die Geschichte um Darkhawk so viel Raum einnimmt und gleichzeitig nicht viel mehr zu bieten hat als eine Folge der Power Rangers oder Dragonball Z. Böse Feinde tauchen auf und nach ein wenig hin und her, bekommt jeder Akteur ein Level-Up. Schlussendlich besiegt am Ende der Held die Feinde, wenn er selbst auf dem maximalen Power-Level angekommen ist. Das mag als fröhliche Nachmittagsunterhaltung funktionieren, ist aber mit ein wenig Anspruch nicht zu ertragen.

Wer ein wenig über die anderen Infinity Steine herausfinden will, ist mit dem Band gut bedient. Doch durch die miese Darkhawk-Geschichte und die durchschnittliche Episode über den Kampf Champions gegen Thanos ist als Gesamtwertung nicht mehr als ein „Ganz okay“ drin. Hier hätte man wesentlich mehr herausholen können und es bleibt der fade Beigeschmack, dass man hier nur eine Reihe von Prologen zu etwas viel Größerem gelesen hat, das einem aber noch verschlossen bleibt.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Gerry Duggan, Jim Zub
  • Zeichner(in): Chris Sprouse, Chris Sprouse, Gang Hyuk Lim
  • Seitenanzahl: 220
  • Preis: 22 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Fazit

Der Infinity Countdown als Ganzes wirkt wie der zweite Teil einer Trilogie. Er startet mitten in der Handlung und endet ohne wirklichen Abschluss. Es soll die Handlung von Infinity Wars einleiten, schafft es aber leider nicht, für sich allein zu stehen. Wie bei den meisten kosmischen Events von Marvel gibt es hier sehr viele Protagonisten und Antagonisten und es fällt schwer den Überblick zu behalten. Die Handlung verdichtet sich nicht und so fühlt sich alles zusammen irgendwie unfertig an. Wer sehr viel Spaß an kosmischen Events von Marvel hat, der kann hier beherzt zugreifen. Auch als Vorbereitung für Infinity Wars werden die Bände dringend empfohlen. Zum momentanen Zeitpunkt würde ich aber nicht sagen, dass man die Comics gelesen haben muss.

Artikelbild: Panini Comics, Bearbeitet von Verena Bach
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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