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Die Fantastic Four sind noch versprengt. Doch vier fantastische Helden aus Stan Lees kreativster Phase bekommen nun beim Marvel Neustart neue Reihen. Thor, der Gott des Donners, muss das Jenseits verteidigen, das Ding und die Fackel gehen wieder zusammen auf Abenteuer und Iron Man baut sich ein neues Team auf.

Panini startet nun die ersten neuen Paperback-Serien mit einer #1-Ausgabe. Die Spider-Man-Autoren Dan Slott und Chip Zdarsky haben Iron Man bzw. die lebende Hälfte der Fantastic Four übernommen. Jason Aaron bleibt weiterhin der Autor von Thor und erzählt sein Epos um den Krieg der Welten weiter – nun aber wieder mit dem Odinsohn. Aber alles so, dass es für Neueinsteiger geeignet ist. Bei uns könnt ihr nachlesen, ob der Marvel Neustart gelungen ist oder er genauso verpufft wie die anderen Reboots der letzten Jahre.

Das Ding und die Fackel #1 – Fantastisches Duo

Der Grund für Marvels Erfolg waren die Fantastic Four. Als vor ein paar Jahren die letzte Ausgabe erschien, war es ein großer Abschied. Das Ding wurde Teil der Guardians ofthe Galaxy und die Fackel suchte sein Glück bei den Inhumans. Sue und Reed verließen mit ihren Kindern die Realität und stellten das Multiversum nach Secret Wars wieder her. Die klassischen Abenteuer, in denen neue Welten erforscht werden, waren Geschichte. Die erste Familie hatte keinen adäquaten Ersatz. Doch jetzt, zum Marvel Neustart, erscheint endlich die deutsche Veröffentlichung der Rückkehr der fröhlichen Sci-Fi-Geschichten.

Am Tag, als Reed Richards die Welt verlassen hat, hat er etwas zurückgelassen: das Multisect. Ein Artefakt, mit dem es möglich ist, das Multiversum zu bereisen. Victor van Doom ist es, der Ben Grimm auf die Spur dieses Artefakts bringt. Ben überredet Johnny Storm, der nur noch für den nächsten Adrenalin-Rausch lebt, auf die Suche danach und mit ihm wieder auf Abenteuertour zu gehen. Ihr erstes Abenteuer führt sie in eine alternative Realität, in der ihr berühmter Kampf gegen Galactus ein wenig anders gelaufen ist.

Während die beiden Helden in der ersten Hälfte des Comics versuchen, Reeds Spuren zu folgen, gibt es in der zweiten Hälfte eine waschechte Queste, bei der sie eine fremde Welt retten können und alternativen Versionen von Reed und Sue begegnen. Die erste Hälfte ist mir noch zu behäbig. Hier werden zu sehr die alten Zeiten zurückgeholt und Alles in Nostalgie getränkt. Dafür gefällt mir der folgende Teil wesentlich besser. Genau so sollte ein Abenteuer der Fantastic Four aussehen.

Als Zeichner wurde Jim Cheung mit seinem unverwechselbaren Stil geholt. Ich finde, dieser passt hervorragend zu der Abenteuergeschichte. Doch bei den mittleren Heften wurde auf einen anderen Zeichner zurückgegriffen, der im Vergleich zu einfach und langweilig wirkt. Es ist schade, dass Marvel hier nicht konsequenter ist.

Der Comic imponiert und macht Spaß. Humor, Soap-Opera-Elemente, Action und Erkundungsmissionen sind vorhanden. Dazu viele klassische Charaktere, die zu so einer Geschichte gehören. Schade, dass diese Reihe nur zwei Paperbacks hervorbringen und es dann mit einer neuen Fantastic Four-Reihe unter einem anderen Autor weitergehen wird. Zdarsky versteht es, die Super-Familie so darzustellen, wie sie am besten funktionieren. Wäre der Band am Anfang nicht zu behäbig und der Zeichnerwechsel nicht so drastisch, wäre ich versucht, die Höchstwertung zu geben. So reicht es nur für eine Leseempfehlung für alle, die auf klassische Abenteuergeschichten stehen.

Die harten Fakten

  • Autor: Chip Zdarsky
  • Zeichner(in): Jim Cheung, Valerio Schiti
  • Seitenanzahl: 140
  • Preis: 16,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Thor #1 – Die Rückkehr des Donnerers

Schon seit mehreren Jahren ist Jason Aaron der Hauptverantwortliche für die Entwicklung von Thor und dem Fortschreiten des Kriegs der Welten, bei der die zehn Welten nach und nach in einen Krieg gegen Malekith und seine Verbündeten geraten. Mit dem MarvelNeustart macht dieser Krieg keinen Halt, sondern greift auf das Jenseits über. In diesem Comic geht es um den Angriff Muspelheims auf Niflheim. Feuerriesen im Kampf gegen Verstorbene. Da Thor nicht will, dass die Toten auf die Seite des Feindes kommen, ist dies von großer Bedeutung.

Niflheim, die Hölle, ist eine gute Möglichkeit, verlorene oder vergessene Charaktere wie Tyr, Balder, Karnilla, Hela oder den Fenriswolf wieder auftauchen zu lassen. Jede der Figuren wird so eingeführt, dass auch Leser, die keine Berührungspunkte mit Thor-Geschichten hatten, verstehen können, welche Rollen die Figuren einnehmen. Damit ist der Comic eine interessante Verbindung zu den klassischen Sagas der Wikinger. Viel gemein mit den Sagenfiguren haben die Charaktere aber nicht. Doch Thors Geschichte ist längst ein eigener Mythos geworden, der hier nun erweitert wird.

Dieser Comic ist mit überraschend viel Humor geschrieben. Gerade der Hund Thori ist ein einziges Comic Relief und immer für einen lustigen Spruch gut. Teilweise verkommt die Story zu einer einzigen Thori-Show. Das wirkt aber nicht unpassend und spricht vermutlich auch Fans des dritten Thor-Films an. Wer aber mehr Interesse an einer epischen Heldensaga hat, könnte sich an diesem Humor stören.

Thor-Comics hatten schon häufiger besondere Zeichner wie Russell Dautermann oder Esad Ribic. Mit Mike Del Mundo kommt nun ein neuer ganz eigenwilliger Stil auf. Die Tuschebilder arbeiten viel mit dem Vorder- und dem Hintergrund. Dazu kommen Unschärfe-Effekte und ungewöhnliche Pastell-Töne. Es dauert ein wenig, bis man sich an diese Bildsprache gewöhnt. Mir persönlich ist sie etwas zu überladen und die Gesichter gefallen mir nicht. Da sagt mir die kurze Geschichte vom zukünftigen Thor, die von Christian Ward gezeichnet wurde, mehr zu. Dennoch kann ich mich den starken Bildern nur schwer entziehen.

Der Neustart von Thor führt die fortlaufende Handlung hervorragend weiter, schafft es dabei aber für Neueinsteiger zugänglich zu sein. Der ungewöhnliche Zeichenstil und der sehr prägnante Humor sorgen für einen leicht anderen Ton als bisher, wissen aber auch zu gefallen. Dazu kommen viele klassische Elemente aus der langen Mythologie des Donnergotts. Das Buch ist mit einem dickeren Einband ausgestattet als frühere Panini-Produkte. Die Handlung und die Zeichnungen sind mir fast schon ein wenig zu überladen, so dass es kleinere Abzüge in der Bewertung gibt. Dennoch ist der Band für jeden zu empfehlen, der gerne Superhelden-Comics mit spannenden Figuren, Action und Humor mag.

Die harten Fakten

  • Autor(en): Jason Aaron
  • Zeichner(in): Mike Del Mundo, Christian Ward
  • Seitenanzahl: 116
  • Preis: 13,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

 

Iron Man #1 – Die Rückkehr einer Legende

Andy Bhangist der Entwickler einer künstlichen Intelligenz, für die sich Tony Stark interessiert. So sehr, dass er persönlich vorbeikommt und ihn aus seiner Garage in seine Firma mitnimmt. Schon gleich merkt Andy, dass dieser neue Job nicht einfach nur eine Aufgabe, sondern ein echtes Abenteuer wird. Denn recht bald greift Fin Fang Foom die Stadt an. Doch da steckt noch wesentlich mehr hinter als es zunächst scheint.

Dan Slott erzählt einen Iron Man voller Action, technischer Spielereien und lustiger Sci-Fi Geschichten. Es geht um Virtuelle Realität, Online-Dating und Genmanipulation. Kein Thema wird aber wirklich tief behandelt, sondern dient nur als Aufhänger für ein paar Konflikte und ein Lächeln für den Leser. Wenn man so will, macht er da weiter, wo er bei seinemSpider-Man gerade aufgehört hat.

Als Figuren kommen einige Charaktere wie die Roboterfrau Jocasta zurück, von der man schon seit Jahren nichts mehr gehört hat. Dass Mary Jane Watson aus der Geschichte gestrichen wurde, ist etwas schade, aber bemerkt man auch nur, wenn man den vorherigen Run gelesen hat. Die Truppe funktioniert gut als Team und so wird hieraus mehr als eine One-Man-Show. Dass mit Andy Bhang eine komplett neue Figur eingeführt wird, macht diesen Comic besonders einsteigerfreundlich. Man lernt Tonys Welt durch seine Augen kennen.

Die Zeichnungen sind cartoonhaft und wild. Action wird so gut vermittelt. In ruhigeren Szenen kann der Stil nicht trumpfen. Es gibt aber kaum eine Seite, auf der nicht irgendwas oder irgendjemand in die Luft fliegt. Daher sind die Bilder passend zum Titel.

Im Groben und Ganzen macht dieser Comic Spaß. Dass nur mehrere Einzelepisoden erzählt werden und sowohl Handlung als auch Zeichnungen wenig Tiefe aufweisen, stört nur, wenn man der klassischen Herangehensweise an eine Superhelden-Geschichte wenig abgewinnen kann. Es werden genug Fäden ausgelegt, dass in zukünftigen Publikationen interessante Plots erzählt werden können. Viele Handlungen wirken etwas erzwungen, wie die Diskussion um KI-Rechte oder das intelligente Fleisch. Doch ich bin gespannt genug, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Die harten Fakten

  • Autor(en):Dan Slott
  • Zeichner(in): Valerio Schiti
  • Seitenanzahl: 124
  • Preis: 14,99 EUR
  • Bezugsquelle: Panini-Comics, Amazon

Artikelbild: Panini Comics, Bearbeitet von Jennifer Stramm
Diese Produkte wurden kostenlos zur Verfügung gestellt.

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