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Die älteste Tischrollenspiel- und Phantastik-Convention Deutschlands feiert ihr Jubiläum: 30 Jahre Feencon heißt es vom 20. bis 21. Juli in der Bonner Stadthalle Bad Godesberg. Ein guter Anlass, um den langjährigen Haupt-Orga und Schatzmeister der Gilde der Fantasy Rollenspieler e.V., Willi Schumacher, ins Interview zu bitten!

Der sympathische Szene-Aktive aus Wesseling bei Köln, Baujahr 1974, ist dabei seit 10 Jahren als Hauptorga dabei – feiert also auch sein persönliches Orga-Jubiläum. Daneben ist er ebenso lange auch als Vorstand in der Gilde der Fantasy-Rollenspieler e.V. (GFR) in Verantwortung, wo er bereits seit 1992 Mitglied ist.

Zur Feencon

Teilzeithelden: 30 Jahre Feencon – die älteste Convention der Szene. Wie hat sich die Fee über die Zeit verändert?

Willi: Nun ja, die Fee hat sich eigentlich kaum verändert. Das ist auch eines unserer Hauptmerkmale, und die Besucher schätzen genau das. Sie wissen, dass wir unsere familiäre Atmosphäre haben, dass sie überall – drinnen und draußen – spielen können und dass gefühlt jeder jeden kennt. Auch wenn natürlich immer wieder neue Leute dazu kommen, als Besucher als auch als Aussteller. Im Großen und Ganzen haben wir aber einen üppigen Stamm an Gästen, die immer wieder zu uns kommen und die Feencon zu dem machen was sie ist.

Teilzeithelden: Habt ihr denn hinsichtlich des Jubiläums etwas Besonderes geplant?

Willi: Da haben wir durchaus etwas. Zum Beispiel zwei Music Acts aus der Region, oder ein Warhammer 40.000-Turnier mit 140 Teilnehmern. Auch unsere beiden Feuershows werden dieses Jahr größer und gigantischer als üblich sein, und wir werden erstmals einen Tätowierer haben.

Willi Schuhmacher, unser Gesprächspartner
Willi Schuhmacher, unser Gesprächspartner

Teilzeithelden: Wie sieht es mit etwas Nostalgischem aus, wie einer Bilderwand oder einem Erinnerungsbuch?

Willi: Zum 25. hatten wir schon eine Fotowand. Diesmal versuchen wir alle Flyer aus den 30 Jahren zusammen zu bekommen. Etwas Gedrucktes gibt es aber tatsächlich auch – „unsere“ Autoren und Künstler gestalten ein sogenanntes Kurzgeschichtenheft. Darin finden sich 12 oder 13 Geschichten und einige Illustratoren. Alles von denen, die schon seit vielen Jahren als Gäste zu uns kommen. Das Heft wird übrigens gratis an alle Besucher verschenkt!

Die Feencon 2019 beginnt am 20. Juli um 10 Uhr, und läuft durchgehend bis zum 21. Juli um 18 Uhr. Wer einen Schlafsack mitbringt kann damit auch vor Ort nächtigen. Der Eintritt kostet für beide Tage zusammen 10 EUR, der Sonntag alleine 6 EUR. Mitglieder der GFR, befreundete Vereine und Gewandete zahlen nur 6 beziehungsweise 4 EUR. Das Programmheft gibt es online als PDF.
Die Spielrunden draußen finden in Zelten statt
Die Spielrunden draußen finden in Zelten statt

Teilzeithelden: Die Feencon ist ja inzwischen weit mehr als nur Rollenspiel und umfasst ja ebenso auch Themen wie Romane, Tabletop, Brett- und Kartenspiel oder Sciene Fiction-Filme. Ein großer Teil der „Phantastik-Jugend“ ist ja heute vor allem im noch immer boomenden Bereich Manga, Anime und Cosplay zu finden. Gibt es Bestrebungen, diese Themen auch in die Fee zu integrieren?

Willi: Ja, wir haben da mal drüber nachgedacht. Wir hatten früher auch schon mal Manga-Zeichnerinnen da. Es wurde aber kaum angenommen. Wir sind einfach keine RPC/CCXP mit 30.-40.000 Besuchern, wo ein entsprechend breites Angebot in diverse Richtungen Platz fand. Wir haben rund 2.000 Besucher über das Wochenende, und für die wird ja schon einiges getan und geboten.

Inzwischen ein fester Bestandteil: die Jugger Spieler
Inzwischen ein fester Bestandteil: die Jugger-Spiele

Was wir aber haben ist eine Kinderbetreuung – viele unserer Besucher haben ja inzwischen auch Kinder. Beispielsweise haben wir eigene Spiele für die Kleinen, Kinderschminken oder eine Hüpfburg.

Spezielle Angebote in die Richtung Manga, Anime oder Cosplay haben wir aber nicht. Wobei ich sagen möchte, dass ich Cosplay sehr gerne bei uns hätte. Da muss man aber natürlich schauen, dass entsprechende Kontakte aufgebaut werden – wer möchte ganz sich da gerne melden, und wir schauen dann mal was man machen könnte.

Teilzeithelden: Ein unangenehmeres Thema ist sicher die Helfer-Problematik, von der viele Cons betroffen sind. Wie sieht es da bei euch aus?

Willi: Das Problem haben wir leider auch, jedes Jahr aufs Neue. Vor allem nicht nur auf der Con sondern schon im Vorfeld. Wenn wir zum Beispiel den LKW beladen und auf der Con wieder ausladen oder generell beim Auf- und Abbau. Da fehlen uns wirklich massiv Helfer, auf der Con selbst geht es dagegen.

Teilzeithelden: Mal ganz dumm gefragt – warum sollte man als Außenstehender oder Besucher Zeit aufwenden und bei euch umsonst arbeiten?

Im großen Saal finden sich viele Verlage, Künstler und Autoren
Im großen Saal finden sich viele Verlage, Künstler und Autoren

Willi: Ganz einfach: Man arbeitet ja nicht umsonst. Wir haben zum einen kleine Goodies die wir den Helfern geben – beispielsweise freier Eintritt, Verpflegung oder teilweise auch bevorzugte Behandlung bei einigen Specials.

Zum anderen ist die Feencon ja gemeinnützig. Wir verfolgen keine finanziellen Aspekte und machen das alle in unserer Freizeit, um ein schönes Erlebnis für alle zu schaffen. Da wäre es schön, wenn mehr Leute mithelfen und Teil des Teams werden, denn nur so kann die Fee funktionieren.

Zu ihm selbst

Teilzeithelden: Du hast ja selbst auch als Helfer angefangen – würdest Du sagen, es macht auch Spaß?

Willi: Mir macht es sehr viel Spaß! Und auch den Helfern mit denen ich spreche macht es immer Spaß. Es gibt zwar immer was zu tun, aber man ist ja nun auch keine 24 Stunden eingespannt oder müsste 8 Stunden lang Kram schleppen. Es ist ein großes Team, man unterhält sich oder spielt miteinander, und es sind dabei auch schon viele Freundschaften entstanden. Das macht dann auch einfach Spaß.

Tabletop-Turniere gehören schon lange zur Feencon dazu
Tabletop-Turniere gehören schon lange zur Feencon dazu

Teilzeithelden: Mittlerweile bist Du dabei so sehr mit der Orga verschmolzen, dass Du den Titel „Feenconorga“ in deinem Facebook-Namen hast, oder?

Willi: Ach, das liegt an Facebook selber. Wir durften das Profil „Feenconorga“ damals nicht machen, da es einen Vor- und Nachnamen brauchte. Wir mussten also etwas angeben. Eigentlich wollte ich „Feencon“ als Vor- und „Orga“ als Nachname, aber das wollte Facebook nicht. Und da ich die Gesamtleitung übernommen hatte steht da nun „Willi Feenconorga Schumacher“.

Teilzeithelden: Und was waren für dich persönlich die Höhepunkte in deiner aktiven Orga-Zeit?

Willi: Dass ich Wolfgang Hohlbein, meinen absoluten Lieblingsautor, persönlich kennen lernen durfte. Das war definitiv ein Highlight. Generell die vielen Leute die man kennen lernt, andere Veranstaltungen wo man eingeladen wird, Möglichkeiten die sich auftun – es gibt sehr vieles. Aber ganz persönlich für mich war es mit Wolfgang Hohlbein ins Gespräch zu kommen.

Teilzeithelden: Auf der Gegenseite – gab es etwas, was für dich besonders frustrierend oder deprimierend war?

Willi: Ja. Wir haben in einem Jahr den kompletten Aufbau mit nur fünf Helfern bewerkstelligen müssen. Das geht natürlich an die Substanz, und man fragt sich ob es sich überhaupt noch lohnt seine Freizeit zu investieren. Wenn man dann alles macht und am Ende noch angemeckert wird. Das frustriert natürlich ungemein. Aber insgesamt überwiegen die positiven Seiten das auf jeden Fall.

Zur GFR

Jedes Jahr gibt es neue Tassen mit neuem Motiv
Jedes Jahr gibt es neue Tassen mit neuem Motiv

Teilzeithelden: Organisiert wird die Feencon von der Gilde der Fantasy-Rollenspieler e.V. (GFR), dem ältesten deutschen Rollenspielverein. Seit wann gibt es euch eigentlich schon?

Willi: Seit 1988. Dort wurde die GFR gegründet und im darauffolgenden Jahr die erste Feencon veranstaltet. Die damals noch Phancon – für Phantastik Con – hieß.

Teilzeithelden: Im Verein selbst bist Du auch aktiv, oder?

Willi: Genau. Dort bin ich seit mittlerweile ebenfalls zehn Jahren im Vorstand tätig und habe alle Posten einmal durchlaufen. Derer haben wir vier: 1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender, Schatzmeister und Chronist alias Schriftführer. Ich selbst bin derzeit Schatzmeister, seit drei Jahren um genau zu sein.

Teilzeithelden: Was macht für dich den Reiz aus, dort aktiv zu sein?

Willi: Die ganze Orga- und Vereinsarbeit gefällt mir. Zum Beispiel die Kontakte zu diversen Leuten, neue Mitglieder anzusprechen oder zu gewinnen. Die ganzen Sachen für die Con auch, wie neue Aussteller gewinnen, Verhandlungen zu führen oder neue Ideen einzubringen. Diese ganze Organisationsarbeit macht für mich den Reiz aus. Vor allem der direkte Kontakt mit den Menschen gefällt mir, da dieser durch die sozialen Medien heutzutage immer weiter untergeht. Bei uns ist es noch viel traditioneller: Wir treffen die Leute, wir reden mit ihnen und beschäftigen uns auch wirklich mit ihnen.

Eine Feencon ohne Feuershow ist heutzutage undenkbar
Eine Feencon ohne Feuershow ist heutzutage undenkbar

Teilzeithelden: Apropos soziale Medien – durch sie und das Internet allgemein hat sich ja die Art, wie wir heute kommunizieren, neue Leute kennen lernen und uns informieren gehörig verändert. Wie wirkt sich das auf die Gilde aus?

Willi: Das hat sich insofern ausgewirkt, dass wir den Windgeflüster, unser Fanzine, nicht mehr herausbringen können. Wir würden zwar gerne, aber wir finden keine Leute die sich um alles kümmern würden, also Berichte schreiben, Layouten und so weiter.

Die Infos, was alles an Neuheiten kommt, findet man eben online viel schneller. Dagegen ist ein Printmagazin immer rund drei, vier Wochen hinterher. Bis zum Erscheinen gibt es dann schon wieder so viel Neues, dass es bei Veröffentlichung schon nicht mehr aktuell ist.

Durch das Internet hat sich auch die Szene an sich sehr gewandelt. Das Aufkommen von Online-Runden und die Möglichkeit über die ganze Welt verteilt zu sein und zusammen zu spielen ist da ein Beispiel für. Und das ist ja durchaus ein Vorteil.

Unser Fokus liegt aber immer noch darauf, dass wir Conventions veranstalten wo die Leute hinfahren um sich zu begegnen. Das tun sie ja auch, sie kommen zu uns aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und weiteren Nachbarländern wie Belgien oder Luxemburg. Allesamt Leute, die sich freuen sich mit anderen zusammen zu setzen und neue Freundschaften zu schließen.

Was soll ich nur nach der Fee tun - der Flyertisch bietet viele Antworten
Was soll ich nur nach der Fee tun? – der Flyertisch bietet viele Antworten.

Teilzeithelden: Was sind in Zeiten sozialer Medien, schneller Informationsgewinnung und weltweiter Vernetzung die Motivationen in einen traditionellen Verein wie die GFR einzutreten?

Willi: Die Arbeit miteinander. Unser Vereinszweck ist ja auch Rollenspieler zusammen zu bringen. Man kann zum Beispiel über unsere Foren Spieler oder Mitfahrgelegenheiten finden. Man kann auch versuchen, den Verein weiter nach vorne zu bringen. Da haben wir nun beispielsweise ein paar Mitglieder, die das Hobby Rollenspiel gerne aktiv in die Schulen bringen wollen. Man kann beim Rollenspiel ja auch viel lernen.

Teilzeithelden: Abschließend: Wie siehst Du die Zukunft der Feencon, als auch der GFR?

Auch im Innenhof kann gespielt werden
Auch im Innenhof kann gespielt werden

Willi: Ich erwarte, dass die Feencon weiter existiert – entgegen einiger Gerüchte. Die Stadthalle Bad Godesberg steht noch bis mindestens 2022 zur Verfügung, und bis dahin haben wir auch schon die Termine vereinbart. Für uns gehört die Fee auch dorthin – in der Stadthalle ist sie angekommen, groß geworden und auch wieder zurückgekehrt, nachdem sie zwei Jahre in Herne war.

In Zukunft würde ich mir noch mehr Spielrunden wünschen und alles noch größer aufziehen – da haben wir aber natürlich einen Platzmangel, wir wollen ja, dass auch weiterhin genug Platz zum Spielen vorhanden ist.

Teilzeithelden: Und als letzte Worte?

Willi: Spielt mehr! Kommt auf die Feencon, geht auf andere Cons, und spielt einfach mehr, trefft euch mehr und macht nicht alles im Internet.

Fotografien: Michael Fuchs, Bearbeitet von Verena Bach

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