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Anfang April 2020 startet mit der Zwieland-Saga eine neue Großcon-Reihe, in der die Spieler eine quasi unberührte Welt erkunden und bespielen können. Auf der Con Fernab bekannter Wege 3 – Die Insel zwischen den Welten hatten interessierte Spieler die Möglichkeit, sich bereit vor dem offiziellen Beginn der Reihe einen Weg in die Zwielande zu erspielen.

Alles Große fängt mal klein an: Die Zwieland-Saga soll zu einer vierten etablierten Großcon-Reihe in Deutschland werden. Aber bevor mehrmals jährlich hoffentlich unzählige Spieler in die Zwielande aufbrechen, um deren Geheimnisse zu entschlüsseln, Schätze zu finden, ihr Glück zu machen oder schlicht um das nackte Überleben zu kämpfen, musste zuerst ein Weg in diese neue Welt gefunden werden.

Denn so gut wie unberührte Wildnis gibt es nun mal nicht vor der eigenen Haustüre. Diesen Weg zu finden und gangbar zu machen, war daher die Geschichte, die auf der Münzquell-Con Fernab bekannter Wege 3 – Die Insel zwischen den Welten erzählt wurde.

Organisatorisches

Die Münzquell-Orga, eine Gruppe aus dem südwestdeutschen Raum, ist eigenständig und unabhängig von der Zwieland-Orga und brachte ihre eigene Hintergrundgeschichte und Spielwelt mit. Diese zu kennen, war allerdings keine notwendige Voraussetzung, um auf der Con Spaß zu haben. Denn die handlungsrelevanten Informationen wurden von Orgaseite und von den Spielern aus der Münzquellgruppe ausreichend bekanntgegeben.

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Da Münzquell- und Zwieland-Orga zwar unabhängig voneinander sind, sich aber dennoch kennen und daher gut vernetzt sind, war auf der Con auch jemand von letzterer anwesend. Außerdem wurden die NSC bereits nach der für die Zwielande vorgesehenen Art eingesetzt: Sie bekamen nur ihren Charakter und einen groben Rahmen vorgegeben und durften ansonsten genauso frei spielen wie die SC. Dies sorgte für einen dynamischeren und organischeren Converlauf, der weniger geskriptet wirkte als vergleichbare Veranstaltungen: Der berüchtigte 16-Uhr-Ork war hier genauso wenig vorzufinden wie die berühmt-berüchtigten Wellen-NSC.

Entgegen kam der Orga außerdem, dass die Spielerschaft aufgrund kurzfristiger Absagen etwas reduziert war, sodass die NSC am Ende den rund 40 SC zahlenmäßig beinahe ebenbürtig waren.

Das Gelände

Austragungsort der Con war das bei vielen LARPern bekannte Utopion Bexbach in Südwestdeutschland. Ausgelegt für Großcons, bot das weitläufige Gelände mit seinen Hügeln und Wäldern das perfekte Terrain, um eine unbekannte und nicht dauerhaft besiedelte Insel darzustellen. Zwar wurde nur ein kleiner Teil des Utopions aktiv bespielt, dennoch stand das komplette Gelände theoretisch zum Spiel offen und machte besonders Erkundungsoperationen zu einer echten Herausforderung.

Auch An- und Abreise verliefen so reibungslos, wie man es sich bei einem Congelände, das für die rund zwanzigfache Menge an Spielern ausgelegt ist, erwarten konnte. Während der Con standen sowohl für SC als auch für NSC zum Gelände gehörende Duschen und Toiletten in Bauwagencontainern bereit, die durch Sauberkeit und warmes Wasser überzeugen konnten. Hier gab es definitiv nichts zu kritisieren. Anreisetag war Donnerstag, der 3. Oktober. Time-In war Donnerstagabend. Von da an bis Samstagnachmittag wurde geplottet und gekämpft. Time-Out war Samstagnachmittag bzw -abend, je nachdem, wie sich die SC im Laufe der Handlung entschieden hatten.

Das Wetter

Lediglich das Wetter zeigte sich etwas ungnädig. Nachdem es donnerstags noch kalt, aber trocken war, änderte sich dies sehr bald in der Nacht auf Freitag. Von nun an war es kalt und nass. Keine Sonne und immer wiederkehrende Regenschauer standen etwas im Kontrast zu dem Gefühl der Heimat, das alle Spieler IT hergezogen hatte. Dennoch trübte das Wetter nicht die Motivation der Spieler, die Herausforderungen anzugehen, die sich ihnen entgegenstellten.

Ein plötzliches Con-Ende

Allerdings sorgte wohl auch das Wetter, besonders in Form der für Sonntagmorgen angekündigten Regenschauer, im Zusammenspiel mit dem relativ frühen Time-Out vieler Spieler nach dem Durchschreiten eines Portals dafür, dass für zahlreiche Spieler die Con bereits samstagnachmittags endete und rund die Hälfte aller Spieler schon samstags abreiste.

An dieser Stelle erwies es sich als etwas ungünstig, dass es aufgrund der kurzen Öffnungszeit des Portals für die Spieler keine Möglichkeit mehr gab, IT in ihr Lager zurückzukommen. Da ein wirkliches Spiel in den Zwielanden aber auch noch nicht möglich war, wurde ein Teil der Spielerschaft daher schneller als erwartet ins OT geworfen. Dies sorgte bei Vielen für ein etwas früheres Ende der Con, als eigentlich angedacht war. Hier hätte es sich eher angeboten, das Portal längere Zeit offen zu lassen, damit die Spieler erst am offiziellen Conende entscheiden müssen, ob sie auf die andere Seite wollen oder diesseits des Portals verweilen.

Der Plot: Kampf um das Portal

Wie im Vorfeld angekündigt spielte die Con nicht in den Zwielanden. Die Expedition der Spieler betrat lediglich eine Insel am gefühlten Rand der Welt. Angezogen hatte sie ein unbestimmtes, aber sehr starkes Gefühl von Heimat und Heimweh. Außerdem folgten sie einem Aufruf des Regenten von Münzquell, Falk Leomar Sigiswil von Grauwulfen-Wettersklamm und Rabenbrück.

Dieser suchte nach seinem verschollenen Freund Cho’wa, der losgezogen war, um eine neue Heimat für Münzquell zu suchen. Angekommen auf der scheinbar unbesiedelten Insel stießen die Spieler schnell auf ein verschlossenes magisches Portal, von dem das starke Gefühl der Heimat ausging. Das Bedürfnis, das Portal zu öffnen und auf die andere Seite zu gelangen, war daher bei allen Expeditionsteilnehmern groß. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass sie nicht die einzigen waren, die diesen Wunsch hatten. Bereits seit Monaten arbeitete ein Nekromant, unterstützt von seiner Schülerin und einer Horde Wiedergänger, daran, das Portal zu öffnen und die Welt dahinter in Besitz zu nehmen.

Ein Nekromant zudem, der, wie sich bald herausstellte, das Portal bereits einmal zusammen mit Cho’wa geöffnet hatte – nur um dann von Letzterem betrogen zu werden, der mit seinen Gefolgsleuten durch das Portal ging und es hinter sich wieder schloss. So stand den Spielern ein misstrauischer und rücksichtslos entschlossener Hexenmeister gegenüber und es entwickelte sich im Lauf der nächsten zwei Tage ein erbittertes Ringen darum, das Portal zu öffnen und zu kontrollieren. An dieser Stelle bewährte sich das Konzept von eigenständig agierenden NSC, die abgesehen von ihrem vorgegebenen Charakter frei entscheiden konnten, was sie tun und lassen wollen.

Nach zahlreichen Scharmützeln, explodierten Kristallen und weiteren Auseinandersetzungen gelang es letztendlich, die Schülerin des Nekromanten zum Überlaufen zu überreden und den Meister mit ihrer Hilfe zu Fall zu bringen. Nach weiteren Knobelaufgaben und einigen Fehlversuchen war das Ziel endlich erreicht: Das Portal öffnete sich und erlaubte einigen mutigen Pionieren, hindurch in die Zwielande zu schreiten. Noch während sie aber den Anblick der fremden und doch heimatlichen Welt genossen, stellte sich ihnen eine schwere Entscheidung. Das Portal begann, sich wieder zu schließen und würde sich, wie man zuvor herausgefunden hatte, erst in einigen Monaten wieder öffnen lassen. Die Frage war nun, wer in der neuen Welt bleiben wollte und wer die alte nicht drangeben mochte. Während ein Teil der Spielerschaft den Rückweg antrat, blieben 14 tapfere Seelen in den Zwielanden, um das Land urbar zu machen und eine erste Ansiedlung zu erbauen.

Auf der anderen Seite

Während die Spieler, die nicht in den Zwielanden geblieben waren, anschließend zurück in ihr Lager gingen und die Con IT ausklingen ließen, blieben die Spieler in den Zwielanden OT und erhielten eine ausführliche Besprechung über die bevorstehende Zwieland-Saga. Die Spielmechaniken und Regeln wurden näher erläutert und die Spieler konnten gemeinsam ihr weiteres Vorgehen planen. Hier warteten dann IT bereits die ersten unangenehmen Überraschungen und latenten Konflikte auf die Siedlergruppe. Magier stellten fest, dass ihre Magie in den Zwielanden nicht wirkt, was besonders einen Betroffenen zumindest vorübergehend zum Invaliden macht und womöglich mehrere mordgierige Geister auf den Rest der Gruppe losließ. Auch kamen gleich erste Meinungsverschiedenheiten über Herrschafts- und Besitzverhältnisse auf.

Preplay zum Auftakt

Diese und weitere Probleme oder Pläne der Spieler sollen bis zur Zwieland-Saga über ein dafür von der Zwieland-Orga eingerichtetes offizielles Forum weiterbespielt werden. Das Geschehen in den Zwielanden bleibt also nicht auf die Cons beschränkt, sondern soll durchgehend weiterlaufen.

Das hat in Verbindung mit dem sich nur periodisch öffnenden Portal zur Folge, dass Charaktere, die die Zwielande betreten haben, dort IT auch für längere Zeit bleiben müssen. Einen Zwieland-Charakter auf anderen Cons oder Tavernen zu spielen, ist daher offiziell nicht möglich. Zwar bestünde die Möglichkeit, nur für die Zeit der Cons die Zwielande zu bereisen. Allerdings würde dies verhindern, sich mit seinem Charakter langfristig in den Zwielanden etwas aufzubauen. Daher kommt für jeden Spieler früher oder später der Zeitpunkt, an dem er sich entscheiden muss, ob er diesen Charakter dauerhaft in den Zwielanden lassen will – oder eben nicht.

Fazit: Ein dreifaches Hurra auf die neue Welt

Trotz Kälte und Regen war Fernab bekannter Wege 3 eine kurzweilige und schöne Con mit guter sanitärer Versorgung, spielfreudigen NSC und einem einfachen, aber fordernden Plot.

Die Herausforderungen für die Spieler erstreckten sich relativ ausgewogen über die Bereiche Kampf, Magie, Diplomatie und Denksport, so dass für jeden ein Feld dabei war, auf dem er sich einbringen konnte. Dass verschiedene Möglichkeiten zum Ziel gegeben waren und es keine feststehende Lösung gab, die man auf eine bestimmte Weise erreichen musste, tat das Übrige.

Daher überwog gegenüber der Kälte, dem Regen und dem etwas verfrühten Conende bei den meisten Spielern die Vorfreude auf die neue Welt. Das gilt vor allem bei denen, die als Pioniere jetzt schon dorthin aufgebrochen sind und die nun auf die Cons im April und im September warten, auf denen sie die Zwielande endlich ausgiebig bespielen können.

Auch das freie NSC-Konzept kann man als gelungen betrachten. Auch wenn sich Wiedergänger natürlich optimal als Schlachtvieh einsetzen lassen und durch eine Reihe von Missgeschicken am Ende nur ein einziger NSC überlebte, so wirkte das Auftreten der NSC-Fraktion dennoch natürlich und nicht geskriptet. Sollte sich dieses Konzept auf der Zwieland-Saga ähnlich gut bewähren, dann kann es entscheidend zu einer lebendigen Spielwelt beitragen.

Für die Spieler, die sich im April aufmachen, die Zwielande richtig zu erkunden, brachte diese Con letztendlich mehrere Erkenntnisse mit sich: Zum Einen können sie von mindestens zwei Fraktionen ausgehen, die bereits in den Zwielanden vorhanden sind. Nämlich einerseits die Spieler, die auf der Münzquell-Con durch das Portal gegangen sind und andererseits der ehemalige Regent Münzquells und seine Anhänger, die bereits zuvor die Zwielande betreten haben und deren Intentionen noch vollkommen im Dunkeln liegen.

Zum Anderen und aus meiner Sicht wesentlich wichtiger ist aber eine fundamentale Mechanik der Spielwelt der Zwielande. Bei dieser handelt es sich definitiv um eine eigene Welt, die ausschließlich durch ein Portal betreten und wieder verlassen werden kann. Ein Portal zudem, das sich lediglich in langen Zeitabständen für eine kurze Zeit öffnen lässt. Will ein Spieler also mit seinem Charakter in den Zwielanden etwas Größeres aufbauen, so muss er ihn auch dauerhaft dort lassen. Ein Verlassen der Zwielande, um andere Cons zu besuchen, ist im Normalfall nicht möglich, will man seinen Charakter nicht für ein halbes Jahr aus den Zwielanden herausnehmen und am dortigen Spiel nicht mehr mitmischen lassen.

Auch wenn natürlich niemand dazu gezwungen wird, so dürfte laut Aussage der Zwieland-Orga für jeden SC in den Zwielanden irgendwann die Frage aufkommen, ob er dauerhaft bleibt oder die Welt verlässt. Spieler, die langfristig den Zwielandhintergrund bespielen wollen, sollten also bereits vorher überlegen, ob sie ihren Hauptcharakter dorthin schicken wollen oder ob sie sich einen Zweitcharakter speziell für die Zwielande erstellen.

Artikelbilder: Mit freundlicher Genehmigung der Zwieland-Saga-Orga

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