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Eine Con im Freien im Winter hat ihre ganz besonderen Herausforderungen. Kälte, Regen, Schnee und Schlamm können zum Alptraum werden, besonders wenn man unvorbereitet ist. Doch mit der richtigen Planung und den passenden Strategien meistert man als Spieler jedes Wetter.

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Nicht erst dank zahlreicher Möchtegernfeldherren wissen wir, dass außerhäusliche Aktivitäten im Winter etwas komplizierter sein können als im Sommer. Nicht umsonst finden die bekanntesten Großcons in Deutschland im Sommer statt, während sich Wintercons meistens auf beheizbare Gebäude beschränken. Doch nicht jede Veranstaltung ist eine behaglich warme Taverne mit prasselndem Kaminfeuer.

Auch im Winter kann eine Con im Freien einiges bieten, ja manche Charakterkonzepte und ihre Gewandungen sind geradezu für den Winter gemacht. Daher bietet es sich an, einen Blick darauf zu werfen, wie man ein LARP im Winter übersteht, ohne sich die Zehen abzufrieren. Das größte Problem ist selbstredend die Kälte. In vielfacher Hinsicht sorgt eisige, durch Mark und Bein gehende schneidende Winterkälte für Probleme. In den ersten Constunden wirken Minusgrade vielleicht noch erträglich. Man kann kämpfen, ohne gleich ins Schwitzen zu geraten, und sogar eine komplette Plattenpanzerung fühlt sich plötzlich fast erträglich an.

Doch im Laufe des Tages kühlt man aus, die Kälte kriecht unter die Kleidung und geht durch Haut und Knochen. Diesen schleichenden Prozess bemerkt man meistens erst dann, wenn man sich fast die Schuppen von der Rüstung zittert. Um dies zu verhindern, empfiehlt es sich daher, gut vorauszuplanen.

Bereits vor einiger Zeit hat sich Redakteur Henning Lechner mit der Thematik rund um Eis, Schnee, Kälte und dem Erhalt der Wärme im Zelt beschäftigt. Auch Kollege Markus Kastell hat sich bereits mit dem Thema „LARP und Winterkälte“ befasst.

Der LARPer im Winterkleid

Kleider machen Leute

Das wichtigste ist immer eine der Jahreszeit angepasste Gewandung. Generell gelten in dieser Hinsicht beim LARP dieselben Regeln wie im normalen Leben. Möglichst dicke Kleidung, wenig freiliegende Haut und besonders auf eine wärmende Kopfbedeckung achten, denn dort verliert man viel Wärme. Aber da die meisten Spieler nicht nur herumsitzen und nichts tun, ist wärmend leider nur eine Voraussetzung für eine wintergeeignete Gewandung.

Denn wer viel läuft oder gar kämpft, der gerät gerade in dicker Kleidung trotzdem ziemlich bald ins Schwitzen. Und was im Sommer schon störend sein kann, wird im Winter erst richtig unangenehm. Durch den Schweiß verliert man nämlich noch mehr Wärme, ganz besonders, wenn man nach dem Kampf klitschnass durchgeschwitzt an der doch etwas zu frischen Luft bleibt.

Manche Charakterkonzepte und ihre Gewandungen sind geradezu für den Winter gemacht – andere nicht.

Ein schneller Wechsel der Gewandung ist daher in solchen Situationen angebracht. Doch erstens hat nicht jeder genug Kleidung zum Durchwechseln dabei, und zweitens lässt die Situation dies nicht immer zu. Je nach Szenario oder Szene ist die nächste Umkleidemöglichkeit entweder einige Zeit entfernt oder erfordert Knappen und Packesel (gerne auch in einer Person), die Ersatzkleidung in Masse hinterhertragen.

Beides kann nicht immer unbedingt vorausgesetzt werden. Es empfiehlt sich demnach eine andere Lösung. Statt sich in fünf Lagen Bärenfell zu hüllen, orientiert sich der kluge Spieler gewandungstechnisch an Sportlern von Wintersportarten oder solchen, die auch im Winter draußen aktiv sind. Demnach sollte die Gewandung dick genug sein, um ein sofortiges Auskühlen zu verhindern. Zugleich muss sie aber luftig genug sein, um einen gewissen Temperaturausgleich zuzulassen und bei körperlicher Aktivität nicht zur Sauna zu werden.

Und zu guter Letzt empfiehlt sich als unterste Kleidungsschicht ein Material, das Schweiß aufsaugt, um unvermeidbares Schwitzen nicht zum Problem werden zu lassen. Abgerundet wird dies durch dicke Mäntel, Überwürfe oder ähnliches, die man gleich einem Fußballer bei der Einwechslung vor Kampfbeginn schnell ablegen kann. So bleibt man auch im Winter am Körper warm und trocken.

Alternativ besteht die Möglichkeit, professionelle Wintersportbekleidung zu tragen und durch leichte Gewandungsüberwürfe zu verbergen. Was genau man jetzt unter seiner Rüstung, einer langen Tunika und einem bodenlangen Mantel trägt, findet ohnehin höchstens ein übereifriger Heiler oder ein besonders ausgehungerter Ork heraus.

Von Kopf bis Fuß: Die Problemzonen

So wie bei Cons im Sommer dünne bis knappe Kleidung bei vielen Spielern enthüllt, dass sich ihr Charakterkonzept eher auf die Regeln von „Du kannst, was Du kannst“ als „Du kannst, was Du darstellen kannst“ verlässt, so gibt es auch im Winter ganz spezielle Gewandungsprobleme. Diese liegen jedoch eher in fast schon klassischen Sündenbereichen der Durchschnittsgewandung, nämlich beim Kopf und bei den Füßen. Wie bereits erwähnt, verliert man besonders viel Körperwärme über den Kopf, da hier eine Isolierung in Form einer wärmenden Kopfbedeckung häufig vergessen wird.

Auf die Körpermitte richtet sich die Aufmerksamkeit, doch wie steht’s um Kopf und Füße?

Andersherum machen kalte oder gar nasse Füße selbst die beste Con zum Alptraum. Eindeutig Trumpf sind deshalb wasserfeste und warme Schuhe oder Stiefel. Natürlich hat man als Premium-Larper extra für die kalten Cons eine komplette Garnitur an originalen IT-Winterstiefeln, von Leif Erikson persönlich getragen. Leider sind Schuhe aber ziemlich teuer und selbst im mittleren Preissegment qualitativ nicht immer mit OT-Schuhen gleichauf. Da sie zudem keinen absolut elementaren Bestandteil der Gewandung ausmachen, ist es durchaus nachvollziehbar, wenn jemand nicht IT-Schuhwerk für jede Jahreszeit hat.

Diesen Spielern, die dann vor der Wahl zwischen IT-Schuhen oder wetterfesten Winterstiefeln stehen, kann ich daher nur zu letzterem raten. Auf der Con selbst haben die meisten ohnehin keine Zeit, um auf fremde Schuhe zu achten. Und nur für eventuelle Confotos Frostbeulen zu sammeln, lohnt sich wirklich nicht. Zumal man auf den Bildern, die man dann hinterher daheim mit Fieber im Bett anschaut, ohnehin garantiert nur bis zu den Knien abgebildet ist. Daher gilt bei Cons im Winter im Zweifelsfall: Winterstiefel statt IT-Schuhwerk. Notwendigkeit schlägt eindeutig Optik. Nach diesem Motto wurden auf manchen Cons sogar schon Gummistiefel für IT-tauglich erklärt.

Am anderen Ende des Körpers wiederum haben viele Spieler sogar die Qual der Wahl, nämlich die Auswahl zwischen Helm oder Hut. Die militärische Variante ist ein Helm, der nicht nur vor Schlägen und Pfeilen, sondern auch vor Kälte schützt. Dieser wirft allerdings ein paar Probleme auf. Ist er nicht geschlossen genug und lässt etwa den Hinterkopf frei, so hilft er nicht gegen die Kälte. Ist er hingegen durchgehend geschlossen, eventuell sogar mit Visier, dann gleicht das Helminnere auch bei Minusgraden bald einem Dampfbad. Nimmt man den Helm dann ab, kühlt der Kopf dank verschwitzter Haare an der frischen Luft noch schneller aus. Helmträger brauchen daher das, was zivile Charaktere hoffentlich auch haben: eine nichtmilitärische Kopfbedeckung. Die ist zwar beim Kampf abseits des Lagers manchmal aufwendig mitzuführen, lohnt sich aber nicht nur zur Kälteisolation definitiv. Wenn der Helm groß genug ist, bietet es sich sogar an, eine Mütze unter den Helm anzuziehen. Dann dient die Mütze gleichzeitig als Kälteisolation und als Polster. Und gilt nicht im LARP ohnehin in den meisten Fällen: Je mehr Kopfbedeckungen, desto besser?

Frostbeulenlos durch die Nacht: Zelten im Schnee

Wie sich in den vorherigen Abschnitten gezeigt hat, stellt die kalte Jahreszeit an den gemeinen Larper zwar gewisse Anforderungen, diese sind in der aktiven Zeit allerdings alle zu bewältigen.

Etwas ernster wird es jedoch, wenn die Sonne sinkt und aus den Schatten die Dunkelheit über die Con hereinbricht. Nun fallen gerade auf offenem Feld die Temperaturen schneller als eine Gruppe pflichtbewusster NSC. Und während bei Tag ein gewisses Maß an körperlicher Aktivität den Durchschnittsspieler noch warmgehalten hat, sieht es mit nächtlichen Aktivitäten im Normalfall eher mau aus.

Denn selbst der entschlossenste Conteilnehmer möchte irgendwann auch einmal schlafen. Glücklich sind dann die Teile der Spielerschaft, die ein warmes Bett in einem festen Gebäude haben. Dazu zählen aber auf den meisten Cons nur die wenigsten, falls nicht das komplette Conszenario eine Burg oder ein Schloss bespielt. Doch glücklicherweise müssen die Übrigen auch nicht frieren. Die simpelste, aber grundlegend effektivste Maßnahme ist es, sich einfach in kompletter Gewandung schlafen zu legen. Anders als am Tag, wo zu viel Kleidung zum Schwitzen und zu mehr Kälte führt, gilt nachts im Zelt: Viel hilft viel.

Feuer im Zelt ist nicht jedermanns Sache.

Gerade wenn die Temperaturen gegen den Gefrierpunkt oder darüber hinaus gehen, kann man sich nachts nicht zu dick einpacken. Doch das ist nur der Anfang. Auch wenn ein Zelt mit Sicherheit nicht die Bestnote in Sachen Wärmedämmung verdient, so sorgen die richtigen Kniffe dafür, dass man es nachts warm hat. Hier helfen nun jeweils Dinge, die sich leider gegenseitig ausschließen, so dass man letztendlich den situativ besten Kompromiss finden muss.

Denn einmal empfiehlt es sich, möglichst viele Zeltgenossen zu haben. Der menschliche Körper erwärmt die Luft im Zelt, und je mehr Menschen im Zelt übernachten, desto wärmer wird es. Spinnen, Käfer, Mäuse und Ähnliches helfen leider nur bedingt, auch wenn ihre Anwesenheit dem frierenden Spieler tröstend bestätigt, dass es im Zelt wirklich wärmer ist als draußen.

Damit sich die Luft im Zelt schnellstmöglich aufheizt, sollte das Zelt selbst klein sein. Denn je kleiner das Zelt, desto weniger Luft muss erwärmt werden.

Besonders hohe Zelte oder solche mit nur schlecht verschließbaren Belüftungsklappen sind daher eher für den Sommer als für den Winter geeignet. Gleichzeitig haben kleinere Zelte aber das Problem, dass nicht so viele Menschen darin Platz finden, die Anzahl an verfügbaren Heizöfen ist demnach begrenzt. Und dann gibt es noch einen dritten Punkt. Wie wohl jeder zeltgeplagte Conbesucher bestätigen kann, verfügt ein Zelt über unterschiedlich komfortable Stellen. Je näher man an der Zeltwand ist, desto stärker spürt man die Kälte, die von draußen hereinkommt.

Verstärkt wird dieser Effekt noch, falls sich die Zeltwand nach innen wölbt und sich quasi an den Spieler ankuschelt. Der ideale Schlafplatz im Zelt ist im Winter demnach in der Zeltmitte. Also genau da, wo im Normalfall die Zeltstange steht. Dorthin kann zudem bei einem Gruppenzelt nicht jeder, weshalb man auch hier wieder abwägen muss, was einem wichtiger ist: Abstand von der nasskalten Zeltwand oder viele lebende Heizkörper.

An diesem Punkt wird Schnee übrigens zum absoluten Spielerfreund. Nichts isoliert so gut wie eine Schneedecke, die sich über das ganze Zelt legt. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem sie das Zelt unter sich begräbt.

Doch nicht nur die Zeltwand droht dem Spieler nachts seine wertvolle Wärme zu stehlen. Noch gefährlicher ist das, was unter ihm lauert. Auch durch den Zeltboden gehen enorme Mengen an Wärme verloren. Glücklicherweise ist man auch hier nicht chancenlos.

Erneut greift unsere Grundregel: Viel hilft viel. Je mehr Abstand und Material man zwischen sich und den Boden bringt, desto besser. Die beste Lösung ist dabei ein Feldbett. Damit hat man nicht nur einen guten halben Meter Abstand vom Boden, man kann im Bedarfsfall auch Koffer oder Kleidung unter dem Feldbett lagern, wodurch zusätzliche Schichten an Isolierung geschaffen werden.

Selbstverständlich hilft uns auch die gute alte Isomatte und eine herkömmliche Matratze weiter, am besten in Kombination mit einem Feldbett, denn je mehr man unter sich liegen hat, desto besser.

Wintercons sind trotz der Temperatur-Widrigkeiten nicht bei jedem unbeliebt.

Fazit

Eine Con im Winter mag auf den ersten Blick wie eine schlechte Idee klingen, da die Witterungsverhältnisse eher gegen Aktivitäten im Freien sprechen. Aber mit den richtigen Vorbereitungen besteht man als Spieler problemlos gegen Eis und Schnee. Festes Schuhwerk, warme Mütze und dicke Kleidung sind wie im normalen Alltag das Mittel der Wahl. Und selbst eine vermeintliche Sommerunterkunft wie ein Zelt lässt sich vergleichsweise leicht winterfest machen.

Wenn man all dies beachtet, bleibt man selbst auf der glaubhaftesten und wirklichkeitsgetreusten Game of Thrones-Con warm. Denkt man dann noch daran, sich einen Fußabtreter in den Zelteingang zu legen, um Matsch, Schlamm und Dreck draußen zu halten, kann die Wintercon kommen.

 

Artikelbilder: © SvetlanaFedoseeva, © alonesdj, © duha127 | depositphotos.com,  © LARP.net, Bearbeitung: Melanie Maria Mazur

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