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Nachdem Thor: The Dark World zu den weniger beliebten Filmen des MCU gehörte, gelang es Taika Waititi mit dem dritten Teil, der Reihe neues Leben einzuhauchen. Jetzt erscheint mit Love and Thunder der vierte Thor Film – wieder aus der Hand von Waititi. Kann er an seinen letzten Erfolg anknüpfen?

Der Humor von Taika Waititi (What we do in the Shadows, JoJo Rabbit) mag nicht den Geschmack aller treffen. Aber man muss ihm lassen, dass er mit seiner Neuausrichtung der Geschichten rund um den Donnergott aus Asgard den richtigen Ton für viele Fans getroffen zu haben scheint. Während Thor: The Dark World oftmals am unteren Ende von Rankings der MCU Filme zu finden ist, ist der von ihm inszenierte dritte Teil Thor: Ragnarok meist im oberen Drittel angesiedelt. Entsprechend lag es nahe, ihm auch für den vierten Solo-Film – Love and Thunder – wieder das Heft in die Hand zu drücken.

Bis auf die Nennung von Namen wird in allen Bereichen außer der Story auf Spoiler verzichtet. Aber auch dort achten wir darauf, keine wichtigen Dinge vorwegzunehmen. Wenn ihr aber auch diese geringfügigen Spoiler vermeiden wollt, springt am besten zum Bereich Darsteller*innen

Story

Gorr ist Priester auf einem kargen Wüstenplaneten und versucht dort mit seiner Tochter zu überleben. Seine anhaltenden Gebete um Regen bleiben jedoch unbeantwortet und so muss er mit ansehen, wie seine Tochter verdurstet.

Niedergeschlagen schleppt er selbst sich weiter und findet bald eine Oase, in der sein Gott wohnt und bester Laune zu sein scheint. Statt das Leid seines Priesters zu lindern, macht er sich über diesen lustig. So lernt Gorr, dass die Götter kein wirkliches Interesse an den Sterblichen und deren Schicksal haben. Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass das gerade praktischerweise dort herumliegende Necrosword ihn als neuen Träger auswählt. Er tötet seinen einstmaligen Gott und schwört, das Universum von allen Göttern zu befreien.

Anderswo ist Thor nach den Geschehnissen von Avengers: Endgame mit den Guardians of the Galaxy unterwegs und versucht herauszufinden, wer er eigentlich ist und was er mit seinem Leben anfangen soll. Nach einem epischen Kampf, bei dem er wie Team America unter anderem das zerstört, was eigentlich gerettet werden sollte, empfangen die Helden eine Nachricht von Lady Sif, die Thor um Hilfe bittet. Allerdings gibt es auch noch über 1000 weitere Notrufe, so dass sich die Wege trennen. Korg und Thor brechen auf, um Sif zu suchen und erfahren so von Gorr und seiner Mission. Das nächste Ziel des Gottschlächters: New Asgard auf der Erde…

Darsteller*innen

Chris Hemsworth macht als Thor wie immer eine gute Figur. Der Fettanzug (oder auch Fatsuit), den er im letzten Avengers-Film trug, ist schnell Geschichte und seine körperliche Fitness ist wirklich beeindruckend. Aber auch abgesehen von diesem Aspekt nimmt man ihm diese Rolle gut ab. Er hat emotionale Momente, aber oftmals ist er einfach ein relativ oberflächlicher Krieger.

Taika Waititi leiht erneut Korg seine Stimme und erzählt in mehreren Sequenzen sehr gekonnt die Geschichte des Space-Wikingers auf seine ganz besondere Art und Weise.

Mit Tessa Thompsons Valkyrie hat Thor wieder starke weibliche Begleitung. Diese hat sich im Vergleich zum letzten Film am deutlichsten weiterentwickelt und kann sowohl in der Rolle als King of Asgard als auch als exzellente Kriegerin überzeugen.

Als weitere Heldenfigur tritt, nach längerer Abstinenz, Natalie Portman als Jodie… äh Jane Foster auf. Wie schon in den Comics hat sie mit einem ganz eigenen Problem zu kämpfen, kann aber dabei auf bisher ungeahnte Kräfte zurückgreifen.

Auf der Gegenseite steht Christian Bale als Gorr the Godbutcher. Seine Motivation ist nachvollziehbar und so manche Aktionen von Nebenfiguren des Films verdeutlichen, dass er gar nicht Unrecht damit hat, dass die Götter selbstsüchtig und nutzlos sind. Er tritt allerdings in nicht allzu vielen Szenen direkt auf und bleibt daher bis zum Ende des Filmes etwas blass.

In weiteren Nebenrollen gibt es ein Wiedersehen mit ein paar bekannten Gesichtern vorheriger MCU Filme. Aber auch neue Gestalten wie der von Russel Crowe göttlich dargestellte Zeus.

Da die besuchte Vorstellung im Originalton gezeigt wurde, kann ich zur Leistung der Synchronsprecher*innen nichts sagen.

Inszenierung

Während die Schauspielleistungen alle adäquat sind, so ist doch wenig dabei, was wirklich begeistert. Ganz anders bei der Inszenierung. Thor: Love and Thunder spielt sehr bewusst mit einer teils gewaltigen Bildsprache. So manches Szenenbild könnte direkt als Albumcover für das eine oder andere Metal- oder Hard-Rock-Album dienen. Hard Rock allgemein spielt für den gesamten Film eine große Rolle. Viele der im Film verwendeten Songs sind diesem Genre zuzuordnen, in einigen Zimmern sieht man an den Wänden entsprechende Poster hängen, und ein Nebencharakter hat sogar seinen Namen geändert und heißt jetzt „Axl“ (nach Axl Rose von Guns n’ Roses).

Ein weiteres gut genutztes Stilmittel ist der krasse Unterschied zwischen den glühenden Farben der Stadt der Götter, die zeitweilig besucht wird, und dem Schwarz-Weiß der Heimat Gorrs.

Leider sind nicht alle Kämpfe gleich gut gelungen – Schattenkreaturen im Dunkel der Nacht zu bekämpfen hat schon bei der Schlacht um Winterfell für schwer erkennbare Action gesorgt.

Erzählstil

Bis auf sehr wenige Ausnahmen folgt Thor: Love and Thunder dem Donnergott und seiner Geschichte. Nur in ein paar wenigen Szenen werden Charaktere beziehungsweise deren derzeitige Situation in Thorlosen Szenen erklärt, bevor diese in die eigentliche Geschichte eingeführt werden.

Die Handlung ist nie sonderlich komplex und immer einfach zu verfolgen. Große Überraschungen sind dabei eher nicht vorhanden. Dafür aber viel Charm und Witz, der nach einigen bedrückenden und finsteren Szenen die Stimmung stets wieder aufzulockern vermag.

Was die Einbindung ins restliche MCU angeht steht Thor: Love and Thunder ziemlich auf eigenen Beinen. Zwar ist die Ausgangssituation, in der sich der titelgebende Charakter befindet, maßgeblich von den bisherigen Filmen beeinflusst, aber davon entwickelt es sich schnell fort. Die Geschichte kommt ohne große Verweise auf andere Werke des MCU aus. Anders als bei vielen Filmen und Serien der aktuellen Phase 4 gibt es hier auch kein Multiversum, das eine Rolle spielen würde. Stattdessen wird die kosmische Mythologie um Götter und noch höhere Wesen weiter ausgebaut.

Was mich etwas stutzig zurückließ: Es gibt eine Szene mit einem Dumpling-Gott, was vermuten lässt, dass sich der Film explizit auch an chinesisches Publikum richtet. Allerdings gibt es mehrere Szenen, in denen LGBTQ+ Themen angesprochen werden. Wenn diese nicht umsynchronisiert beziehungsweise komplett entfernt werden, wird der Film in China so leider nicht laufen dürfen.

Bonus/Downloadcontent

Natürlich gibt es auch zu Love and Thunder mehrere Trailer:

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Im Kino selbst dürfen die mittlerweile fast schon obligatorischen Mid- und Post-Credit-Szenen logischerweise auch nicht fehlen. Die erste davon führt mögliche weitere Konflikte für die Zukunft ein, während die zweite das weitere Schicksal einer Figur aus dem Film ein wenig beleuchtet. Letztere ist vermutlich für weitere Film wenig relevant und auch nicht wirklich überraschend, so dass bei Eile oder erhöhtem Blasendruck das Kino auch vorzeitig verlassen werden kann.

Fazit

Thor: Love and Thunder führt die Tradition von Thor: Ragnarok fort und verbindet teilweise harte und eigentlich eher finstere Szenen mit Taika Waititis besonderem Humor. Dies gelingt hier etwas feinfühliger als im Vorgänger und herzergreifende Szenen werden nicht sofort durch Humor zunichte gemacht. Es gibt aber auch wenige solcher Szenen.

Stattdessen bekommen Zuschauer*innen in den 119 Minuten Laufzeit viel Action geliefert, die oftmals wirklich faszinierend anzusehen ist. So manches Szenenbild wirkt, als sei es direkt von einem Metal- oder Hard Rock Album-Cover auf die große Leinwand übertragen worden. Dazu passend läuft dann auch entsprechende Musik im Hintergrund. Oder Vordergrund.

Zu viel Tiefe sollte von diesem Film auf keinen Fall erwartet werden. Es ist eben ein Blockbuster aus dem MCU und erweitert dieses um ein paar größere kosmische Aspekte.

Wer mit dem bisweilen unpassenden Humor umgehen und das eigene Hirn für knapp zwei Stunden ein Stück weit herunterfahren kann, wird von Love and Thunder mitgerissen auf eine wilde Fahrt in einem von zwei kreischenden Ziegen über eine Regenbogenbrücke durchs All gezogenes Wikingerschiff.

  • Fulminante Action
  • Großartige Musik (wenn man Hard Rock mag)
  • Großartige Bilder
 

  • Manche Actionszenen zu dunkel
  • Blasser Bösewicht
  • Manchmal unpassender Humor

 

Artikelbilder: © Disney | Marvel Studios
Layout und Satz: Roger Lewin
Lektorat: Nina Horbelt
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

 

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