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Es ist ein ganz normaler Tag für Haruomi. Plötzlich verändert sich alles und er findet sich inmitten einer Zombie-Apokalypse wieder. Als der Elitesoldat Kazuma ihm das Leben rettet, wollen sie gemeinsam der Sache auf den Grund gehen. Zombie Hide Sex hält, was es verspricht: Untote, Action und viele heiße Momente.

Der neue BL-Manga bzw. Boys-Love-Manga der bekannten Mangaka Yodogawa Yuo sorgt für Spannung, aber mehr noch liegt der Fokus zumindest im ersten Band auf der Entwicklung der Beziehung zweier Männer, die sich in einem Endzeit-Szenario wiederfinden und gemeinsam ums Überleben kämpfen. Fans von expliziten BL-Manga kommen hier auf ihre Kosten, denn neben Blut und (Un-)Toten gibt es viele explizite Sexszenen, die auch in anderen Werken der Mangaka zu finden sind. 

Handlung

Haruomi arbeitet wie gewöhnlich seine Schicht im Supermarkt ab, als er plötzlich lautes Geschrei hört. Er muss mitansehen, wie sein Kollege von einem scheinbar wild gewordenen Kunden angegriffen und gebissen wird. Panik bricht aus und ohne zu wissen, was überhaupt passiert, sieht sich Haruomi gezwungen, erst einmal in Deckung zu gehen und den Supermarkt zu verlassen, wenn die Luft rein ist. Als er dies versucht, wird er von seinem kürzlich infizierten Kollegen überrascht, der nicht mehr wiederzuerkennen ist. Gerade rechtzeitig taucht der Soldat Kazuma auf und rettet ihm das Leben. Er hat sein Team verloren und zu der Basis keinen Kontakt mehr. Er geht davon aus, dass inzwischen alle tot sind und ein Pharmakonzern für den Ausbruch der Seuche verantwortlich ist.

Zombie Hide Sex Seite 2Haruomi sorgt sich um seine Eltern und Kazuma erklärt sich bereit, ihn nach Hause zu begleiten. Aber zuerst müssen sie einen sicheren Weg hinaus finden. Die beiden schaffen es bis zu einem Love-Hotel, wo Haruomi auffällt, dass Kazuma erregt zu sein scheint. Nachdem er erklärt, dass dies eine Erschöpfungserscheinung ist, überredet er Haruomi, ihm zu helfen. So kommt es zu ihrem ersten intimen Kontakt.

Nachdem die beiden Haruomis Eltern zuhause nicht antreffen, beschließen sie, sich auf dem Weg zum Pharmakonzern zu machen, um etwas über die Situation herauszufinden. Im Laufe ihrer Reise kommen die beiden sich näher und was als ein rein körperlicher Akt beginnt, verändert sich zunehmend in etwas Gefühlvolleres.

Charaktere und Erscheinungsbild

Die Hauptcharaktere Haruomi und Kazuma weisen typische Merkmale der Darstellung von Männern in BL-Manga auf. Wie oft so üblich handelt es sich bei Haruomi und Kazuma um typische Darstellungen von Seme (abgeleitet von angreifen) und Uke (abgeleitet von empfangen), eine Dynamik, die Charaktereigenschaften beider Geschlechter enthält. Kazuma (Seme) ist größer und stärker und spielt den Beschützer. Er wird dargestellt mit dunklem Haar und schmale Augen, was einen Gegensatz zu Haruomi (Uke) bildet, der helles Haar und große, ausdrucksstarke Augen hat.

Eine weitere Eigenschaft, die sich in vielen BL- oder auch Yaoi-Manga wiederfindet, ist die Figur des „schönen Jungen“ (bishônen), welcher hier verkörpert wird durch Haruomi. Er hat einen fragilen, zierlichen Körper. Im Gegensatz zu Kazuma ist Haruomi – zumindest im ersten Band – schwach und hilflos. Bereits auf dem Cover kann die Dynamik der beiden Charaktere erschlossen werden. Kazuma hat seinen Arm schützend um Haruomi gelegt, der sich an ihm festhält.

Schon beim Aufschlagen der ersten Seite werden Leser*innen mit einer Sexszene zwischen den beiden Männern konfrontiert. Der Sex – wie der Titel des Mangas suggeriert – ist ein wichtiger Bestandteil der Handlung, wie auch bei vielen anderen BL-Manga. Dabei kann Haruomi eher mit einer androgynen Figur verglichen werden – nicht nur durch sein Aussehen, sondern auch durch sein Empfinden. Wenn es um intime und sexuelle Handlungen geht, wird er als unschuldig dargestellt. In BL-Manga kommt es vor, dass junge Männer als Opfer in sexuellen Interaktionen dargestellt werden. Dies trifft auch auf Haruomi zu, denn anfangs wird er von Kazuma gedrängt, ihm bei seiner Erleichterung behilflich zu sein. Zu Beginn wehrt sich Haruomi gegen die Empfindungen und stellt sich aus Dankbarkeit dem anderen zur Verfügung.

Zombies in der japanischen Popkultur

Der japanische Anime- und Manga-Markt hat in den letzten Jahrzehnten damit begonnen, lebende Tote in seine Produktionen aufzunehmen. Während einige populäre Medien ein flexibles und vielfältiges Porträt und eine Neu-Interpretation der Figur des Zombies präsentieren, stimmt in Zombie Hide Sex das Bild der Zombies mit den modernen apokalyptischen Produktionen der Vereinigten Staaten überein.

Während Zombies ihre ursprüngliche Herkunft nicht in der japanischen Kultur haben, lassen sich Gemeinsamkeiten bestimmter Eigenschaften zwischen Zombies, beispielsweise so wie sie George A. Romero 1968 im Film Night of the Living Dead darstellt, und den japanischen Yôkai (Ungeheuer) finden.

Die Figur des Gaki hat die Eigenschaft des unersättlichen Hungers mit Zombies gemein. Gaki sind gierige Menschen, die nach dem Tod zu unersättlichen Geistern werden, die sich von Leichen und Exkrementen ernähren. Sie können keine normale Nahrung zu sich nehmen, da sie sonst zu Asche zerfallen würden.

Der Gashadokuro ist ein riesiges Skelett, das aus den Knochen von Menschen besteht, die verhungert sind. Die Kreaturen sind von Natur aus gewalttätig, jagen Menschen und beißen ihnen den Kopf ab. Diese Eigenschaft erinnert an die tödliche Natur der Zombies.

Katabiragatsuji ist der Geist einer verwesenden Frau, die von Hunden und Krähen gefressen wurde. Das entblößte und verwesende Fleisch entspricht der Darstellung der lebenden Toten.

Yakubyo-gami teilen mit den Zombies die Fähigkeit, eine bestimmte Krankheit durch Ansteckung zu verbreiten. Yakubyo-gami sind Geister, die Krankheiten und Epidemien in der Bevölkerung verursachen.[1]

Dies lässt schlussfolgern, dass es in der japanischen Mythologie keine Kreaturen gibt, die den modernen lebenden Toten in allen Eigenschaften ähneln. Es ist erwähnenswert, dass trotz des Fehlens von Zombies in der japanischen Folklore die lebenden Toten in der Medienproduktion der Pop-Kultur verbreitet sind, insbesondere in den Bereichen Videospiele, Anime und Manga. In diesem Sinne könnte der moderne Zombie eine Kreatur darstellen, die sich einer rein lokalen und geografischen Verwurzelung entzieht und als universelles Symbol für eine ultimative Degeneration des Menschen oder als Angst davor verstanden werden kann.[2] 

Die harten Fakten:

ZHS Produktbild

  • Verlag: Carlsen Verlag / Hayabusa
  • Autor: Yuo Yodogawa
  • Erscheinungsjahr: 2022
  • Sprache: Deutsch
  • Format: Taschenbuch 180mm (Höhe) x 125mm (Breite)
  • Seitenanzahl: 178
  • Preis: 8,00 EUR
  • Bezugsquelle: Fachhandel, Amazon, idealo, Carlsen

 

Fazit 

Zombie Hide Sex ist genau das, was man erwartet: Zombies, vor denen man sich versteckt, und eine Menge Sex. Zwar lässt ein solcher Titel erahnen, dass die Geschichte etwas klischeebehaftet ist und wenig Innovation aufweist, dennoch muss leider erwähnt werden, dass, nach dem Lesen des ersten Bandes, der Eindruck aufkommt, es handle sich eher um ein Manga der Kategorie „Porn without Plot“.

Die Art und Weise, wie die Charaktere sich näherkommen, ist unglaubwürdig, da sie schnell voranschreitet und erinnert stellenweise an Trash-Movies mit schlechtem Schnitt. Die Tatsache, dass es sich bei Kazumas Erektion um eine vermeintliche Erschöpfungserscheinung handelt, deutet darauf hin, dass die Handlung hier nicht besonders ernst zu nehmen ist. Nur so lässt sich erklären, dass in einer solchen Endzeit-Apokalypse der Gedanke an Sex immer noch allgegenwärtig ist.

  • Actionreiche und zügige Erzählweise
  • Sympathische Charaktere
  • Viele pikante Szenen
 

  • Unglaubhafte Beziehung zwischen den Charakteren
  • Viele Klischees
  • 08/15 Handlung

Fußnoten:
[1] Freeman, Richard (2010): The Great Yokai Encyclopaedia. CFZ Press.
[2] Adiletta, Sara (2016): The Zombie in Japanese Popular Culture. Waseda University.

Artikelbilder: © Carlsen Manga
Layout und Satz: Milanko Doroski
Lektorat: Jessica Albert
Dieses Produkt wurde kostenlos zur Verfügung gestellt.

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